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7. Kapitel

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Ein großer Strauß dunkelroter Rosen stand auf dem Frühstückstisch der Geschwister Hoofnagel. Die Blumen dufteten nicht nur herrlich und brachten etwas Glanz in die Wohnung, sondern wirkten sich auch auf Amelies und Garys Gemütslage positiv aus.

Während sich Amelie Kaffee einschenkte, ließ sie die Rosen nicht einen Augenblick aus den Augen, und die Tasse in ihrer Hand wäre um ein Haar übergelaufen. Gary, der in die Zeitung vertieft war, tat indessen so, als bemerkte er das nicht. Schließlich blickte er auf, schaute erst den Rosenstrauß an und dann seine Schwester.

„Nun sag schon, von wem sind denn die Rosen?“, fragte er verschmitzt lächelnd.

„Dreimal darfst du raten“, antwortete Amelie und nippte an der Tasse.

„Da kommt doch nur Mister Simon in Frage. Auf den musst du gestern Abend einen gewaltigen Eindruck gemacht haben.“

„Sieht fast so aus.“

„Das wäre der richtige Mann für dich!“, stellte Gary breit grinsend fest und beobachtete seine Schwester dabei aufmerksam.

„Wenn der Mann ein Viertel weniger wiegen würde, könnte er mir tatsächlich gefallen.“

„Sag doch gleich, dass du in ihn verknallt bist. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.“

Amelie tat so, als habe sie das gar nicht gehört.

„Was hast du heute vor?“, fragte sie ihn stattdessen.

„Heute gehe ich mit Sheriff Stevenson zur Howie-Shipping-Company und schaue mir endlich den beschädigten Frachter an.“

„Dieses Problem hätte ich längst auf eine andere Art und Weise gelöst“, bemerkte Amelie und warf ihm einen kessen Blick zu.

„Wie denn?“ Gary hob fragend die Augenbrauen.

„Ich wäre da nachts mal über den Zaun geklettert“, sagte sie achselzuckend.

„Spinnst du?“, konterte ihr Bruder und bestrich nebenbei eine Scheibe Toastbrot mit Marmelade, „du willst wohl, dass ich die Wasserleichenstatistik von Sheriff Stevenson bereichere?!“

„Nein, das will ich auf keinen Fall“, sagte sie lachend, „du hättest dich ja auch mit einem Werft-Arbeiter anfreunden können. Der hätte dir gegen ein Honorar bestimmt ein paar Fotos von dem Frachter besorgt.“

„Schon besser! Ein wirklich kluger Vorschlag! Zum Glück bin ich jetzt nicht mehr darauf angewiesen.“

Eine Stunde später fuhr Sheriff Stevenson mit dem Streifenwagen bis zu der geschlossenen Schranke, die zum Werksgelände der Howie-Shipping-Company führte. Gary Hoofnagel, der neben ihm saß, freute sich unbändig, dass er endlich Zutritt zu dem havarierten Frachter bekam. Die Schranke blieb jedoch verschlossen, und der Pförtner in Uniform schob nur die Scheibe seines Häuschens zur Seite.

„Zu wem wollen Sie?“, fragte er, ohne sich die Mühe einer Begrüßung zu machen.

„Zu dem Frachtschiff Caribbean Dreams“, rief Hoofnagel ihm zu.

„Da kommen Sie leider zu spät, meine Herren!“, bemerkte der Mann und war schon im Begriff, die Scheibe wieder zu schließen.

Gary Hoofnagel hatte wirklich die Gene eines Wadenbeißers und ließ sich nicht so einfach abwimmeln.

„Was soll das heißen?“, fragte er grimmig.

„Das soll heißen, dass die Caribbean Dreams heute Nacht wieder in Dienst gestellt worden ist!“

Hoofnagel fiel aus allen Wolken.

„Wie bitte??“

„Sie haben richtig gehört. Ein Schiff verdient kein Geld, wenn es im Hafen herumliegt.“

„Das weiß ich auch!“, fauchte Hoofnagel ihn an. „Wo ist der Frachter jetzt?“

Der Pförtner sah missgelaunt drein und kaute auf einem erkalteten Zigarettenstummel herum. Erst als Stevenson keine Anstalten machte, den Rückwärtsgang einzulegen, griff er im Zeitlupentempo zum Telefon.

„Warten Sie, ich rufe mal Mister Taylor. Fahren Sie rechts ran und kommen Sie herein.“

Es dauerte nur ein paar Minuten bis Mister Taylor, ein Hüne von Gestalt und mit der Visage eines Preisboxers, das Pförtnerhaus betrat. Man konnte ihm schon vom weitem ansehen, dass er über den Besuch ganz und gar nicht erfreut war.

„Sie wünschen?“ fragte er knapp von oben herab und verzichtete auf ein einladendes Lächeln.

Hoofnagel schreckte das nicht ab. Er zückte eine Visitenkarte und hielt sie ihm unter die Nase.

„Ich versuche seit Tagen, den Schaden an der havarierten Caribbean Dreams aufzunehmen, und nun höre ich, dass das Schiff ausgelaufen ist.“ Aus dem Tonfall war der unterschwellige Ärger deutlich herauszuhören.

„So ist es.“

Taylors aufreizende Gelassenheit brachte zum Ausdruck, dass er von einem aufgeblasenen Versicherungsagenten nicht aus der Ruhe zu bringen ist.

„Und wie soll ich nun den Schaden abrechnen?“

„Wir haben alle Stunden aufgeschrieben und alle Materialscheine gesammelt.“

„Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“, Hoofnagel musste sich zusammenreißen, um nicht auszurasten. „Sie stellen mich vor vollendete Tatsachen! Das ist ja unglaublich!“

„Was Sie davon halten, interessiert mich nicht! Ich hatte den Auftrag, den Frachter so schnell wie möglich wieder flott zu machen und Schluss!“

Taylor erhob sich und machte Anstalten zu gehen, während Stevenson an der Tür stand, nervös von einem Fuß auf den anderen trat und sich dabei den Schweiß von der Stirn wischte.

Hoofnagel sprang auf und stellte sich Taylor entschlossen in den Weg.

„Der Frachter hätte doch auch abgenommen werden müssen, bevor er wieder in See sticht. Das wissen Sie so gut wie ich!“

„Sie haben von unserem Geschäft nicht die geringste Ahnung, Mister. Unsere Gesellschaft hat Termine einzuhalten. Wenn Sie das nicht schafft, werden hohe Konventionalstrafen fällig. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“

Hoofnagel ließ die Schultern hängen, auf seinem Gesicht machte sich Resignation breit. Er starrte Taylor missmutig an, seufzte dabei und raffte sich zu der letzten Frage auf: „Wann kann ich die Belege haben?“

Taylor war schon unter der Tür, als er über die Schulter zurückblickte und etwas wie „Ende der Woche, oder so..“, murmelte.

Stevenson und Hoofnagel tauschten Blicke, aus denen pure Hilflosigkeit sprach.

Caribbean Dreams

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