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4. Kapitel

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Hauptkommissar Petersen sitzt hinter seinem Schreibtisch, liest die Zeitung und beißt gerade in ein Wurstbrötchen, als Bramme schwungvoll zur Tür hereinkommt. Im Vorbeigehen schmeißt er einen Aktenordner auf Petersens Schreibtisch.

„Moin! Moin!“

Petersen, ein blonder, schlaksig wirkender Hüne, trägt drei Ringe am Ohrläppchen und hat die langen Haare im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Statt den Gruß seines Kollegen zu erwidern, fährt er sich mit der Hand über den Mund.

„Na?! War wohl nichts los am Wochenende?“, will er wissen.

„Von wegen nichts los!“, blafft Bramme zurück, „ein schwerer Autounfall hat sich im Handumdrehen als heimtückischer Mord entpuppt.“

Petersen schluckt den Rest seines Brötchens hinunter und zeigt auf die vor ihm liegende Zeitung. „Meinst du etwa den Unfall mit dem Sportwagen auf der Alten Landstraße?“

Bramme wirft einen Blick auf die Zeitung. „Genau der. Die Kollegen von der Verkehrspolizei gehen zwar davon aus, dass der Fahrer mit Karacho an einen Baum geknallt ist, aber mein Freund Warnow behauptet steif und fest, dass die Straße mit einer Ölschicht überzogen war, die dem Fahrer dann zum Verhängnis geworden ist. Obwohl der Regen fast alles weggespült hat, habe ich am Straßenrand tatsächlich eine handvoll Moos und ein paar Grashalme gefunden, die nach Öl stinken. Ich habe die Probe zusammen mit der ölverschmierten Hose meines Freundes ins Labor gebracht. Sei doch so gut, ruf bei denen mal an und frag nach, ob sie schon etwas sagen können.“

Petersen streut sich derweil etwas Schnupftabak auf den Handrücken und zieht diesen mit einem kräftigen Atemzug die Nase hoch. Bramme verdreht genervt die Augen. Solange er Petersen kennt, hat dieser den Tick mit dem Schnupftabak. Noch stressiger wird es, wenn er mal keine Prise zur Hand hat.

Nachdem Petersen zweimal laut geniest hat, tippt er die Nummer des Labors ins Telefon. „Moin!“, hört ihn Bramme in den Hörer sagen, „Petersen, Kripo Kiel. Habt ihr schon mal an dem Moos und an der Hose gerochen, was euch Hauptkommissar Bramme am Samstag höchstpersönlich gebracht hat?“

Eine Weile hört Petersen in den Hörer hinein. Dann verabschiedet er sich und legt auf.

„Die haben tatsächlich Öl gefunden. Stinknormales Motoröl!“

„Also doch!“, entfährt es Bramme.

Ein Bote kommt herein und bringt das Unfall-Protokoll. Petersen scheint in der Zwischenzeit Blut geleckt zu haben. Er reißt dem Boten das Protokoll förmlich aus der Hand und vertieft sich sogleich darin.

„Aha!“, verkündet er, „bei dem Toten handelt es sich um Doktor David Dorn, 36 Jahre alt, wohnhaft in Kiel, Pharmakologe von Beruf.“

„Pharmakologe! Womöglich von der Firma Pharma-Welt?“, fragt Bramme.

„Warum, kennst du die?“

„Kennen ist zuviel gesagt. Ich habe gehört, dass das ein ganz toller Betrieb sein soll. Die haben ein Serum gegen Malaria auf den Markt gebracht und machen doch dauernd mit ihrem Herzmittel in allen Medien Reklame.“

„Ich brauche zum Glück keine Medikamente. Ich trinke lieber einen Doppelkorn. Der bringt meinen Kreislauf im Handumdrehen wieder auf Touren.“

Bramme hört seinem Kollegen gar nicht zu.

„Wir müssen herausfinden, wohin Dr. Dorn wollte. Vielleicht bringt uns das weiter. Fahr du doch mal zu seinen Angehörigen, die wissen das vielleicht. Und vergiss nicht, die fünf „F“ abzuklopfen: Familie, Firma, Frauen, Freunde und Feinde.“

Petersen kommt in Rage.

„Mensch Bramme! Man könnte meinen, ich mache das zum ersten Mal.“

„Ich gehe in der Zwischenzeit zum Chef und informiere ihn über den neuesten Stand. Oder willst du das machen?“

„Ne, lassʼ mal. Gehe nicht zu deinem Fürst...“

Habibi

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