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OTTONISCHE ARCHITEKTUR

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Die unsicheren Zeiten während der Herrschaft der Ottonen haben die Architektur sichtbar geprägt. Um das Reich vor Feinden zu schützen, ließ Heinrich I. die Siedlungen eingrenzen (mit Palisadenzäunen und gelegentlich schon mit Steinmauern) und Fluchtburgen errichten, doch ist von diesen Profanbauten kaum etwas erhalten. Anders stellt sich die Situation bei den Sakralbauten dar, deren Grundrisstypen sich an den karolingischen Vorgängerbauten orientieren. Neben den einfachen Saalbauten (einschiffig und ohne Stützen), wie sie etwa in St. Cyriacus in Camburg, ursprünglich auch in St. Johann in Müstair, realisiert wurden, ist für Kirchen mit höherem Anspruch der Typus der dreischiffigen, meist nach Osten ausgerichteten Basilika mit Eingangsportal im Westen charakteristisch. Die Wertigkeit des Baus konnte durch Errichtung eines Querhauses oder eines Westwerks gesteigert werden, wobei auch einfache Saalkirchen solche Querhäuser besaßen und häufig nach und nach zu Basiliken umgestaltet wurden (St. Marien, Walbeck). Zahlreiche Bischofs- und Klosterkirchen haben daher entweder im Westen, meist aber im Osten ein Querhaus – so wie es bereits erstmals in der Krönungskirche Pippins in Saint-Denis (Weihe 775) vorgebildet ist.

Das Westwerk, ein vor dem Langhaus aufragender mächtiger Bau, war bereits ein Erbe der Karolinger, obwohl nur eines aus dieser Zeit, nämlich an der ehemaligen Abteikirche in Corvey (Weihe 844), erhalten ist; es wurde zwischen 873 und 885 im Zuge einer durch einen Kirchenbrand bedingten Erneuerungskampagne errichtet. Das Westwerk der Klosterkirche Corvey an der Weser besteht heute aus einem massiven Querbau mit zwei flankierenden Türmen, die dem Bau einen auch für ottonische Gotteshäuser typischen burgähnlichen Charakter verleihen. Die Funktion des Westwerks war allerdings sehr vielfältig und ist zum Teil noch immer unklar. Gelegentlich diente das Erdgeschoss des Westwerks wie in Corvey als Eingangshalle, gelegentlich war es in die Liturgie eingebunden, so wahrscheinlich in der Frauenstiftskirche St. Bonifatius in Freckenhorst. Weitere Westwerke aus ottonischer Zeit sind in Werden an der Ruhr, ehemalige Klosterkirche (Westwerk 943), in Köln, St. Pantaleon (Westwerk Ende 10./Anfang 11. Jh.) oder am Essener Münster erhalten, das sich an der Aachener Pfalzkapelle orientierte.

Mit der Übernahme des Typus der römischen Basilika verbreitete sich bereits in karolingischer Zeit eine weitere, für ottonische Sakralbauten charakteristische Bauform: die Krypta. Besonders als Ringkrypta fand sie große Verbreitung und war als solche bereits in der Kirche Alt-St.-Peter in Rom um 590 und in der Krönungskirche Pippins in Saint-Denis, aber auch schon in Ravenna und in St. Emmeram in Regensburg vorgebildet worden. Krypten, also Grüfte, wurden meist direkt unter dem Chor gebaut, um ein Heiligengrab oder die Reliquien eines Märtyrers, dem Namensgeber der Kirche, für die Gläubigen zugänglich zu machen. Mit der Zeit entwickelten sich ganze Hallenkrypten, die selbst mehrschiffig und mit Säulen gegliedert waren und teilweise bis unter das Querhaus reichten; hier waren nicht nur die Gräber der Heiligen, sondern auch die weltlicher Würdenträger und häufig jene der Kirchengründer untergebracht. Krypten bleiben die gesamte Romanik hindurch ein wichtiger Bestandteil des Kirchenbaus. Danach verloren sie an Bedeutung, als vom Kirchenbau separierte Grabkapellen errichtet und die Reliquien zunehmend nicht mehr unter der Kirche, sondern in der Kirche selbst präsentiert wurden.

Als Sonderform im Kirchenbau entstand zusätzlich zu Saalkirchen und Basiliken der Typus der Hallenkirche, der nur in der Bartholomäuskapelle (1017) in Paderborn noch erhalten ist. Im Unterschied zu den Basiliken sind die drei Schiffe der Hallenkirche von (beinahe) identischer Höhe. Als Besonderheit – denn ottonische Kirchen sind flach gedeckt – ist die Halle der Bartholomäuskapelle von vier gebusten (zur Mitte steigenden) Hängekuppeln überwölbt. Sie gilt als erste vollständig gewölbte Kirche Deutschlands, die sich vielleicht auf unbekannte byzantinische Vorbilder bezogen hat.

Eine weitere Sonderform stellen die Zentralbauten dar, die meist auf die Grabeskirche in Jerusalem rekurrieren, wie etwa die Würzburger Marienkapelle (spätes 10./Mitte 11. Jh.). Das Essener Münster lässt sich dagegen auf den anderen berühmten Zentralbau, die Aachener Pfalzkapelle (vgl. Abb. 1) mit ihrem Westwerk (1000 oder 1050), zurückführen.

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