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Die Kunst der Vorromanik

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Von 800 nach Christus bis 2014 reicht die Kleine Kunstgeschichte Deutschlands, von Karl dem Großen bis zur Biennale in Venedig. Sie beginnt damit in einer Zeit, als Deutschland noch gar nicht existierte und sich die Grenzen der fränkischen, salischen und staufischen Herrschaftsgebiete so häufig verschoben, wie die Kaiser ihren Wohnort wechselten. Erst um 1500 erscheint das Adjektiv deutsch im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, aber als „Deutsche“ verstanden sich auch die Bürger Danzigs und Berns, des Baltikums oder Siebenbürgens, Straßburgs oder Böhmens. Unter dem Titel der Vorromanik – übrigens keine in der Kunstgeschichte gängige, aber eine praktikable Epochenbezeichnung – wird die frühmittelalterliche Kunst zwischen 800 und 1050 betrachtet. Es hat sich eingebürgert, diesen Zeitraum in zwei Phasen zu unterteilen und sie nach den jeweiligen Herrscherdynastien zu benennen: in karolingische und ottonische Kunst. Doch sind diese Bezeichnungen nicht so zu verstehen, dass das Kunstschaffen in dieser Zeit alleine auf die Herrscher zurückzuführen ist, es sind vielmehr Hilfsbegriffe, die eine zeitliche Einordnung der Bildwerke vereinfachen sollen. Dabei ist es durchaus problematisch, die Kunst vom späten 8. Jahrhundert bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts tatsächlich als „deutsch“ zu bezeichnen. Weder die Herrscher noch die Bevölkerung verstanden sich damals als „Deutsche“: Es gab weder eine deutsche Sprache, noch entsprach das Herrschaftsgebiet der Karolinger und Salier den heutigen Grenzen Deutschlands. Mit der Spaltung des Frankenreichs in ein ost- und ein westfränkisches Reich im Jahr 843 ist jedoch der Ursprung für die deutsche und französische Nation geschaffen. Als genuin „deutsch“ ist das Kunstschaffen zwischen 800 und 1050 also nicht zu verstehen, und dennoch hat sich hier etwas Neues und Eigenständiges entwickelt, das die Basis für die Anfänge der „deutschen Kunst“ bildet.


Kleine Kunstgeschichte Deutschlands

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