Читать книгу Psychologie für Schiedsrichter - Hilko Paulsen - Страница 10

1.2.1 Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Beeinflussen – Aufgaben der Psychologie

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Die Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten hat vier Aufgaben. Sie beschreibt das Erleben und Verhalten, erklärt dieses, trifft Vorhersagen und entwickelt Ansätze, um das Erleben und Verhalten zu beeinflussen. Dies erfolgt dabei immer auf bestimmte Themen bezogen. Es gibt also nicht eine Psychologie, die den Menschen, sein Erleben und sein Verhalten in der Gesamtheit umfasst, sondern eine Vielzahl an Theorien und Modellen und dazugehörigen Befunden.

Es ist ein wenig so, dass es für unterschiedliche Aspekte des menschlichen Erlebens und Verhaltens unterschiedliche Brillen gibt. Eine Brille kann mehr oder wenig geeignet sein, einen Sachverhalt besonders gut zu erfassen. Manchmal hilft es aber, einen Sachverhalt durch verschiedene Brillen zu betrachten, um ein umfassenderes Bild zu gewinnen.

So beschäftigt sich beispielsweise die Psychologie damit, Aggressionen in unterschiedlichen Formen zu beschreiben, zu erklären, wieso Menschen Aggressionen erleben und Aggressionen zeigen, sie sagt vorher, unter welchen Bedingungen Aggressionen auftreten und zeigt Maßnahmen auf, um das Auftreten von Aggressionen zu reduzieren (Anderson & Bushman, 2002).

Exkurs 1.2: Aufgaben der Psychologie

Die wissenschaftliche Psychologie umfasst ein strukturiertes Vorgehen bei der Auseinandersetzung mit einem Gegenstand (Ulich & Bösel, 2005):

Beschreiben: Hier geht es darum, Erleben und Verhaltensweisen zu benennen und zu kategorisieren. Von Interesse sind auch Auftretenshäufigkeit und Verbreitung von Erleben und Verhalten, z. B. aggressivem Verhalten und das Erleben von Aggression.

Erklären: Es geht darum, Antworten auf Fragen nach dem Warum? zu geben. Es werden Ursachen ermittelt, die bestimmtes Erleben und Verhalten begünstigen. Zudem begünstigen Ursachen nur das Auftreten von Erleben und Verhalten. Es ist also nicht in jedem Einzelfall, bei dem Ursachen vorliegen, so, dass dann das zu erklärende Erleben oder Verhalten auftritt. Bei einer Vielzahl von Fällen ist es jedoch häufig der Fall. Menschliches Erleben und Verhalten lässt sich dabei nicht auf eine einzige Ursache zurückführen. Zumeist kommt eine Vielzahl an Ursachen zusammen.

Vorhersagen: Rückblickend lassen sich zumeist Erklärungen finden. Diese Erklärungen erlauben Vorhersagen. In der Wissenschaft werden dazu sorgfältig geplante Studien durchgeführt, die es erlauben, die gemachten Vorhersagen zu überprüfen.

Beeinflussen: Um gewünschtes Erleben und Verhalten zu fördern und unerwünschtes Erleben und Verhalten zu minimieren, zielt die Psychologie darauf, Interventionen zu entwickeln. Dies sind zum Beispiel Trainingskonzepte. Darüber ergeben sich aus Forschungsbefunden Hinweise, was man anders machen kann, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen.

Konkret bezogen auf Fußballschiedsrichter hat sich die Psychologie beispielsweise mit dem Treffen von Entscheidungen beschäftigt, diese beschrieben und erklärt. Aufbauend auf diesen Erklärungen, wurden dann Vorhersagen getroffen, die in Studien überprüft wurden. Auch wurden Maßnahmen, z. B. Videotrainingseinheiten, entwickelt, um das Entscheidungsverhalten zu optimieren.

Es gibt viele weitere Theorien, Modelle und Befunde, die für Fußballschiedsrichter interessant sind. Zum einen sind es direkte Forschungsarbeiten, die sich mit (Fußball-)Schiedsrichtern beschäftigt haben, zum anderen sind dies allgemeinere Theorien.

Für dieses Buch habe ich wichtige und interessante Arbeiten zusammengestellt. Die Idee ist, dass du mit verschiedenen Brillen auf Geschehnisse auf dem Fußballplatz gucken kannst und dir so ein möglichst scharfes Bild von diesen machen kannst, sodass du in deiner Rolle als Psychologe auf dem Platz noch besser vorbereitet bist.

Psychologie für Schiedsrichter

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