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Die moderne Sinn-Leere

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Vielleicht kommt man damit auch schon dem Rätsel auf die Spur, warum gerade in der hochentwickelten, satten und vor äußerlichen Gefahren vergleichsweise sicheren Welt des Westens die Zahl der Depressionen ins Unermessliche zu steigen scheint. Wenn alle wesentlichen Bedürfnisse gedeckt sind, keine wahrhaften Herausforderungen mehr erkannt werden, fällt es vielen schwer, klare und tragende Ziele zu definieren.

Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) verdeutlicht diesen Sachverhalt anhand eines Modells. Es ist das berühmte Modell der Bedürfnispyramide. Demnach haben Menschen zunächst das besonders ausgeprägte Bedürfnis, die notwendigsten Grundlagen ihres Lebens abzudecken. Hierzu gehören Schlaf, Essen und Trinken. Ist diese Bedürfnisebene nachhaltig gedeckt, will die nächste Bedürfnisstufe erreicht werden. Der Mensch strebt auf dieser zweiten Stufe nach Geborgenheit und einer Grundsicherheit (vor wahrhaft lebensbedrohender Gefahr). Sind auch diese Bedürfnisse gedeckt, stellen sich soziale Bedürfnisse ein wie Freundschaften und Zugehörigkeitsgefühle. Auf der nächsten, der vierten Stufe, strebt der Mensch nach Anerkennung und Status. Hat er schließlich auch diese Bedürfnisse abgedeckt, möchte er sich auf der letzten Stufe selbst verwirklichen.

Natürlich ist es auf eine unmittelbare Art leichter und zugleich erfüllender, die notwendigen Grundbedürfnisse der ersten Stufen jener Pyramide abzudecken. Diese sind konkret. Wer Hunger hat und sein mühsam verdientes Abendbrot genießen kann, hat ein direktes und wohl begründetes Glücksempfinden. Wenn es schwer ist, an Nahrung zu kommen, wird dessen Beschaffung zum großen, immer wieder antreibenden Lebensziel. Wenn Lebensmittel hingegen in grandiosem Überfluss vorhanden sind und einen selbstverständlichen Teil der Lebenswirklichkeit darstellen, ist ihre Beschaffung banal und kann kein großes, tragfähiges Ziel mehr darstellen.

Viele Menschen der westlichen Moderne haben nun aber alle wesentlichen Bedürfnisse abgedeckt. Es bleibt einzig das abstrakte Gut der individuellen Selbstverwirklichung. Dieses ist jedoch kaum zu fassen. Es ist ein diffuses Streben nach möglichst viel von möglichst allem. Unfähig, sich konkrete Ziele zu setzen, fügen sich daher immer mehr Menschen in vorgegebene Muster ein und lenken sich mit einfachen Kurzzeitgenüssen ab. Sie jagen billiger Unterhaltung und hochgepriesenen Konsumgütern hinterher. Sie werden zu Süchtigen des schnellen Gefühlskicks. Doch existentielle Leere lässt sich damit nicht füllen.

Diese Leere stellt zunehmend nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Menschheit als Solche eine Gefahr dar. Die Flucht in verquere, irrationale, aber gerade in ihrer Schrägheit auch große Ziele, die von außen, von Demagogen oder Gurus verschiedenster Couleur vorgegeben werden, kann diese innere Leere schließlich jederzeit gut ausfüllen. Aus der inneren Erfüllung wird jedoch nur allzu oft eine äußere Gefahr. Je größer das vorgegebene Ziel, desto sinnstiftender. Im Namen eines übermenschlichen, z.B. religiösen oder völkischen Ziels, wurden und werden auch deshalb immer wieder Terrorakte verübt oder Kriege geführt.

Wie man glücklich wird und dabei die Welt rettet

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