Читать книгу Der Schwarze Stier II - Holger Steiner - Страница 6

Оглавление

*

Diese Aussage untermauerte er, indem er in den nachfolgenden Tagen, regelmäßig in die Stadt ging und sich dabei das Flüchtlingslager ganz genau anschaute.

Dieses hatte sich zu einem Ort im Ort entwickelt. Dort wo vor einigen Jahren noch der Westlandmarkt abgehalten wurde, hatte sich eine richtige kleine Stadt aus Zelten, Planwagen, einfachen Hütten und sogar Mischmasch aus alledem entwickelt. Die verschiedensten Völker hatten sich hier angesiedelt. Alle waren in irgendeiner Weise auf der Flucht vor jemandem oder etwas. Die meisten wollten sich innerhalb der Stadtmauern vor dem sogenannten Schwarzen Stier und seinen Handlangern schützen. Durch das Leid, dass sie alle verband, hatte sich schnell eine Gemeinschaft entwickelt.

Da gab es die Marlanen, eine Gruppe von Pflanzenwesen. Sie wuchsen und ernährten sich wie die hiesige Flora. Nur waren diese Geschöpfe nicht an Örtlichkeiten gebunden. Sie krochen mehr, als das sie gingen. Sie hatten auch keinen Anführer. Sprach man ein Marlanen an, wussten innerhalb von Sekunden alle Wesensgleichen Bescheid. Sie waren ein Kollektiv und irgendwie konnten sie Informationen auf einem Weg austauschen der Gabriel verborgen blieb.

Oder die Budlats. Eine breitschultrige, kurzbeinige Arbeiterrasse mit schaufelartigen Unterarmen und nicht ganz so hoher Intelligenz. Sie brachten sich in das Stadtleben ein, indem sie den Bauern bei der Feldarbeit zur Hand gingen.

Die Rampiger, eine menschenähnliche kleinwüchsige Rasse halfen beim Steinbruch und bauten für Feenelfen kleine Wohnhöhlen.

Die revanchierten sich mit etwas Licht und guter Unterhaltung bei der Arbeit.

Sie waren Miniaturmenschen mit libellenartigen Flügeln und einem je nach Stimmung und Erfordernis leuchtenden Körper. Eine Rasse mit äußerst wenig männlichen Angehörigen. Manche glaubten gar es gäbe keine Elflinger. Einige waren der Meinung sie besäßen dafür magische Kräfte.

Alle diese Flüchtlinge hatten in Steinfall Zuflucht gefunden und unterstützten und halfen sich in ihrer Not.

Außer die Slarnom! Die hatten keine Verbindungen zu den anderen Völkern aufbauen wollen. Ganz im Gegenteil. Peinlichst achteten sie darauf freundschaftliche Kontakte zu vermeiden. Es war nicht verwunderlich, dass die Slarnom ein Außenseiterdasein im Lager hatten. Ein Lager im Lager war entstanden in dem sich die Zuwanderer beinahe abriegelten. Ihre Wagen und Hütten hatten sie so aufgestellt, dass es nur einen einzigen Eingang in ihren Teil gab. Der Fürst wäre nicht verwundert gewesen wenn sie dort auch noch Wachen aufgestellt hätten.

Das war bei seinen Besuchen aber nicht der Fall.

Beim Betreten des Lagers hatte er mit Ablehnung gerechnet, sogar mit heimlichen Attacken. Er hatte deshalb Silberstern vorsorglich im Stall gelassen.

Doch passierte nichts dergleichen. Die Slarnom waren zwar kurzangebunden aber nicht unhöflich. Nachdem er sich an einigen Tagen im Lager umgesehen hatte, erkundigte er sich nach dem Aufenthaltsort der Anführerfamilie.

Einer der Slarnom bot an ihn durch das Wirrwarr der Wege zwischen den Zelten, Planwagen und behelfsmäßig errichteten Hütten zu führen. Er nahm dankend an.

Kurze Zeit später standen sie vor dem Bau des Anführers.

Das Quartier des Slarnomchefs bestand aus mehreren großen Ochsenwagen, die mit Holzlatten und weiteren Planen zu einem großen Wohnraum ausgebaut waren. Stall typischer Geruch schlug dem Fürsten beim Betreten entgegen. Umso überraschter war er, wie sauber und aufgeräumt es im Wohnbereich aussah. Der Slarnomanführer wirkte komplett fehl am Platz. Er saß auf einem der einfachen Stühle, die um eine Tafel aufgestellt waren und schaukelte damit, während er seine Beine auf den Tisch gelegt hatte. Ein schön geschnitzter Lehnstuhl mit Flammenmotiven stand am Kopfende des Tisches. Auf der Tafel, stand ein kleines quaderförmiges Gebilde, welches durch ein dünnes Stofftuch abgedeckt war. Die Ladefläche eines Ochsenwagens, war zur Schlafstätte umfunktioniert worden und konnte von mehreren Personen gleichzeitig als Ruheplatz genutzt werden. Ein dunkler schwerer Vorhang trennte den Bereich vom Rest der Wohnstätte. Der gleiche Stoff verhüllte auch ein übermannshohes Gebilde. Vermutlich ein Schrank.

Gabriel bedankte sich bei dem Mann der ihm den Weg zeigte und ging direkt auf den Anführer zu, welcher dem Begleiter Gabriels gestikulierte, er könne wieder gehen. Mit einer knappen Verbeugung zog sich dieser zurück. Ohne auch nur die Beine vom Tisch zu nehmen, fragte der Oberslarnom den Fürsten: „Was wollt ihr hier?“ Doch bevor Gabriel antworten konnte, kletterte die Schwester des Anführers aus dem Schlafbereich und lächelte ihn an. Sie ging zu ihrem Bruder und schlug ihm die flache Hand auf die Beine. Augenblicklich nahm er eine ordentliche Sitzhaltung ein.

„Geh ein bisschen Anführer spielen!“ befahl die Slarnom dem angeblichen Chef. Widerwillig folgte der Mann und ging nach draußen. Gabriel fragte sich ob es tatsächlich die gleiche Frau war, die vor kurzem bei ihm Gnade erfleht hatte.

„Ich habe versäumt mich bei unserem ersten Treffen vorzustellen.

Mein Name ist Ilse Pompilse. Ich bin, sozusagen, die Beraterin von Milso, dem Anführer. Aber bitte, setzt euch. Ihr habt sicher einen Grund uns hier zu besuchen?“ begann die Frau das Gespräch.

„Die Gefahren die ihr angesprochen hattet. Ich hoffte von euch Näheres zu erfahren.“ antwortete Gabriel ehrlich, während er sich auf einem der Stühle niederließ. Ilse tat es ihm gleich.

„Ihr wart schon lange nicht mehr im Kugratwald, sonst würdet ihr diese Frage nicht stellen.“ vermutete sie. Tatsächlich hatte er den Wald schon seit einiger Zeit nicht mehr besucht.

„Was stimmt nicht mit dem Wald?“

„Nordländer sind gekommen. Sie haben am nordöstlichen Waldrand ein Lager ausgehoben. Keiner weiß was sie dort wollen.

Sir Gabriel, ihr wisst wie Nordländer mit Wesen die nicht Ihresgleichen sind umgehen!“

Er wusste es. Er hatte sich allerdings noch nie Gedanken über die Fellmenschen gemacht. Er dachte sie wären für immer vertrieben. Er hatte sie nicht mehr als Gefahr gesehen.

„Ich kann euch zeigen was dort oben passiert!“ platzte Ilse in seine Gedanken.

„Nicht nötig. Ich werde morgen in den Kugratwald reiten und mir selbst ein Bild machen.“ lehnte er freundlich ab.

Sir Gabriel war misstrauisch.

Vor wenigen Tagen hätte er die Slarnom am liebsten aus der Stadt getrieben. Auslöser für die meisten Differenzen zwischen Stadtbewohnern und Flüchtlingen waren die Slarnom. Diese plötzliche Freundlichkeit passte nicht zu dem Wesen dieses Volkes. Als hätte die Frau seine Gedanken gelesen, sagte sie: „Sir Gabriel, ihr gabt uns eine zweite Chance, habt uns die Sicherheit der Stadtmauern geschenkt, trotz unserer Verfehlungen. Wir stehen in eurer Schuld und wollen uns bei euch bedanken. Doch zuerst, was möchtet ihr trinken?“ „Nichts! Danke! Ich wollte mich eben wieder auf den Weg machen.“ antwortete der Fürst.

„Seid ihr sicher, dass ihr schon gehen wollt?“

Ilse schaute ihm direkt in die Augen. Gebannt blickte der junge Mann in das Grün der ihren. Er musste plötzlich überlegen, warum er eigentlich so schnell gehen wollte. Es fiel ihm nicht ein.

„Möchtet ihr etwas trinken?“ fragte die Slarnom erneut. Diesmal bejahte er ohne darüber nachzudenken und nachdem Ilse ihnen etwas eingeschenkt hatte, erkundigte sie sich: „Sicher habt ihr Interesse, zu sehen was im Kugratwald passiert?“ Und auch bei dieser Frage konnte Gabriel nicht mehr nachvollziehen warum er diese nette Geste abgelehnt hatte und antwortete mit einem deutlichen:

„Klar!“.

Ilse Pompilse hob das Stofftuch von einem würfelförmigen Gegenstand auf dem Tisch. Ein gläserner Kubus kam zum Vorschein. Der Körper sah aus, als wäre er von innen geschliffen und in tausende Kristalle aufgeteilt. Er brach das Licht unendlich oft in die Spektralfarben. Über dem quaderförmigen Körper entstand ein Bild. Gabriel sah Nordländer, die im Kugratwald Holz schlugen. Sie bauten etwas Undefinierbares. Kam ein Fabelwesen, schlugen und traten sie es.

Das Bild verschwamm. Sofort wollte er wieder in die Augen der Frau schauen. Als sein Blick über ihr Gesicht huschte, bemerkte er unter dem ganzen Dreck ihr doch schönes Gesicht.

„Seht ihr! Jetzt habe ich euch einen Ritt in den Kugratwald erspart. Kommt morgen wieder und wir werden sehen, was sich getan hat. Bereitet euch vor! Ich glaube nicht, dass die Nordländer eine Befestigung aus Spaß am Bauen errichten!“ hörte er Ilse sagen.

„Gerne!“ freute sich Gabriel. Er konnte sich Schlimmeres vorstellen, als mit einer jungen und wie er jetzt feststellte, hübschen Frau zusammen zu sitzen, um aus sicherer Distanz die Pläne seiner Feinde auszuspionieren.

Ilse deckte den Würfel wieder mit dem Stofftuch ab und führte ihn zum Ausgang. Erst dort nahm sie den Blick von seinen Augen. Gabriel konnte gerade mal ein: „Bis morgen!“ heraus bringen, als sie sich verabschiedeten. Die Frau winkte ihm nach.

*

Benommen wankte der junge Fürst den Weg entlang, den er gekommen war. Mehrmals rempelte er versehentlich Leute an. Erst als er schon einige Meter vom Anführerquartier weg war, wurden seine Sinne klarer. Er hatte die Slarnom unterschätzt. Gabriel hatte sie bisher immer als Bedrohung gesehen. Wahrscheinlich waren sie ja auch ein wenig rau. Keinesfalls aber waren sie Feinde. Warum hätte ihm Ilse Pompilse sonst die Nordländer zeigen wollen?

Beim Schlendern aus dem Lager fiel ihm sein Hunger wieder ein. Er hatte den ganzen Vormittag nichts gegessen und wollte sich bei einem der Bauern ein wenig Obst für den Heimweg kaufen. Er freute sich auch auf ein frisches Glas Honigmet, was ihn anspornte nicht zu spät den neuen Handelsplatz zu erreichen. Dort angekommen ließ er sich vom Strom der Marktbesucher leiten. Alle paar Meter stiegen ihm neue Gerüche in die Nase. Manche angenehm, manche nicht so sehr. Aus allen Ecken kamen Rufe, welche die allerbesten Sachen ankündigten. Die verschiedensten Handwerker zeigten, direkt am Platz, wie sie ihre Waren herstellten. Überall wurde gefeilscht und gehandelt, geprüft und gewogen. Es herrschte reges Treiben.

Bei einem der Stände kaufte Gabriel sich einige Äpfel und Trauben. Den Met trank er dann beim Stand eines Imkers, der jedwede Honigwaren feil bot.

Nachdem er es genossen hatte, begab er sich wieder in die Menge, die ihn zu den Ständen der Garneks führte.

Ihm wäre beinahe der Apfel aus der Hand gefallen. Er hörte auf zu kauen. Zwar waren die Stände der Garneks geöffnet. An jedem Stand befanden sich aber mindestens zwei Wachen in schwerer Kampfrüstung.

Er kannte diese Rüstungen bisher nur aus festlichen Veranstaltungen oder Umzügen, bei denen die Meeresbewohner ihre prächtige Kampfbekleidung vorführten. Noch nie gab es in seinem Leben einen Tag, bei der in Steinfall Kriegsbewaffnung getragen werden musste.

Er ging auf Qualesch, den Leiter der Marktstände zu. Auch der hatte seine Rüstung angelegt.

Der Helm war ein Meisterwerk der Schmiedekunst. Stirn und Seiten waren mit herrlichen Motiven aus dem Meer verziert. Im Nacken nahmen Muster und Gliederung des Helms die Form des Rückenpanzers auf. Eine Gliederkette die mittig darüber führte, verband den Helm mit dem Schutz der Schwanzflosse. Die Flossenrüstung bestand aus vielen Plättchen, die genug Bewegungsfreiheit für die Aufgaben im Wasser ließen. Die beiden Brustplatten der Rüstung waren ebenfalls mit Meeresmotiven geschmückt. Unterhalb der großen Brustplatten wiederholte sich die Gliederung der Schwanzflosse. Neun symmetrische Reihen der münzgroßen Medaillen führten, beginnend an der Gliederkette, um den Bauch.

Die Arme und Beine des Garnek waren nur wenig geschützt um ihre Bewegungsfreiheit nicht einzuschränken.

Die gesamte Rüstung war in einem regenbogenfarbig, glänzenden Weiß gehalten. Ähnlich dem Inneren einer Muschel.

Gabriel kannte auch die Gefahr der Medaillenreihen um den Bauch von Qualesch. An jeder dieser mehreren Dutzend Plättchen war eine kurze Klinge angebracht, die von dem darunter liegenden Plättchen verborgen wurde. Ein trainierter Garnek konnte mit seinen vier Armen innerhalb von Sekunden, ein Dutzend dieser getarnten Wurfmesser auf sein Ziel schleudern.

„Qualesch, warum tragt ihr eure Rüstungen? Es ist Markt und nicht Krieg.“ fragte Gabriel verwundert. „Wer weiß wie lange das noch so ist.“ gab der Garnek zurück.

„Ihr seid in der sichersten Stadt Westlands. Unsere Stadtmauern sind gut besetzt. Unsere Wachen gut ausgebildet. Ich denke nicht, dass uns hier jemand etwas zu Leide tun kann.“ wollte der junge Fürst beruhigen. Qualesch erwiderte: „Von außerhalb droht uns keine Gefahr, Sir Gabriel, das will ich euch glauben. Aber die Slarnom treiben sich immer noch in der Stadt herum und pöbeln.“

„Das ist nicht wahr!“ fiel er dem Garnek ins Wort. Fast freundschaftlich entgegnete dieser: „Ich weiß, ihr müsst dies behaupten. Ihr hattet uns versprochen, die Slarnom der Stadt zu verweisen. Stattdessen habt ihr euch die letzten Tage immer wieder zu ihrem Lager begeben und wenn es stimmt was man so hört, wurdet ihr heute sogar in ihr Anführerquartier eingeladen.“ Gabriel wusste, dass sich Nachrichten in der Stadt schnell verbreiten. Hier wurde allerdings nachgeholfen. Er verzichtete auf Förmlichkeit und sprach seinen Verdacht direkt an.

„Lasst ihr mir nachspionieren, mein Freund?“

Der Garnek grinste ihn an.

„Die Wege meiner Leute und euch kreuzen sich zurzeit etwas öfter. Entschuldigt, wenn sie sich nicht bemerkbar gemacht haben, als sie euch sahen.“

„Haben euch eure Leute auch erzählt, dass Ilse Pompilse mich auf eine direkte Bedrohung vor unseren Toren aufmerksam gemacht hat? Die Nordländer stehen vor der Stadt! Sie sammeln sich am Kugratwald und heben dort ein Lager aus!“

Gabriel konnte die Überraschung in Qualeschs Augen lesen, als er ihm die Neuigkeit mitteilte. Noch größer war die Überraschung bei ihm, als anstatt versöhnlicher Worte weitere Warnungen von dem Meeresbewohner ausgesprochen wurden.

„Ihr dürft dieser Hexe nicht glauben! Sie war es, die ihren Bruder zu der Körperverletzung an unserem Händler angestiftet hat. Sie sucht nicht den Frieden. Diese schlampige Bosheit sucht die Zerstörung. Sie will von ihren eigenen Missetaten ablenken!“ Flehend hielt der Garnek ihn an den Schultern fest um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

„Ich habe die Nordländer mit eigenen Augen in ihrem magischen Würfel gesehen! Glaubt mir, sie spricht die Wahrheit. Und außerdem ist sie weder hässlich noch schlampig.“ versuchte Gabriel noch die Slarnom zu verteidigen. Der Garnek hielt ihn weiterhin an den Schultern.

„Diese Frau kann euch täuschen, ohne dass ihr es merkt! Macht euch ein eigenes Bild! Reitet in den Kugratwald und überzeugt euch von der Wahrheit! Glaubt der Hexe nicht!“

Gabriel wurde es zu bunt.

Er schüttelte die Hände des Garneks von seinen Schultern und sagte: „Ich werde tun, was ich für richtig halte und jetzt Schluss damit! Denkt darüber nach, was ihr empfinden würdet, wenn ich mit meinen Leuten, waffenstrotzend, Garnesia betreten würde. Ich denke ihr übertreibt mit euren Sicherheitsmaßnahmen und deshalb wünsche ich, dass ihr in Zukunft wieder, wie alle anderen Händler hier erscheint. In Steinfall sorgt die Stadtwache für Ordnung, nicht jede Rasse für sich!“

„Es ist eure Stadt. Ich werde aber nicht zulassen, dass einer meiner Gefährten sich beim Verkauf von Waren in Gefahr begibt. Wir können auch mit den Inselbewohnern und den Grundneks handeln. Wir sind auf Steinfall nicht angewiesen.

Hoffentlich behaltet ihr recht, Sir Gabriel, und die Slarnoms sind wirklich Freunde.“

Mit diesen Worten drehte sich der Garnek um und befahl seinen Leuten, die Stände zu schließen und in ihre Unterwasserstadt zurück zu kehren.

Der ganze Markt schien still zustehen, als sie zum Hafen aufbrachen. Das Meervolk war das erste Fabelvolk mit denen die Steinfaller Handel trieben. Gabriels Vater und König Somalesch, das Oberhaupt der Garneks, waren gut befreundet. Sein Vater war der einzige Nicht-Garnek der seine Rüstung mit Perlmutt überzogen bekam. Eine Anerkennung für seine Fähigkeiten in einer früheren Schlacht. Jetzt waren die Muschelschnitzer die Ersten die gingen. Gabriel konnte die vermeintliche Überreaktion nicht nachvollziehen. Er war enttäuscht, dass Qualesch ihm nicht mehr vertraute. Resigniert warf er die Reste seines Apfels in die Straßenrinne und setzte seinen Weg durch den Markt fort. Die Bevölkerung bildete eine Gasse um ihm Platz zu machen. Sie flüsterten und tuschelten als er an ihnen vorbeiging. Gabriel fasste Sätze auf, die sich anhörten wie: Ist die Stadt noch sicher? Wenn sogar die Garneks gehen? Was passiert mit Fabelwesen die sich nicht in eine eigene Stadt flüchten können? Dem jungen Fürsten gingen die Tuscheleien bald schon mächtig gegen den Strich. Er sprang auf eine große Kiste, die sich neben einem Marktstand befand und rief den Leuten zu: „Hört, ihr Bewohner von Steinfall, es gibt kein Grund zur Sorge! Ich habe es denen gesagt und ich sage es euch: Die Stadt ist sicher! Sie ist stark befestigt und wir haben gut ausgebildete Soldaten. Treibt euren Handel wie bisher! Es gibt keinen Grund Gefahren herauf zu beschwören die es nicht gibt.“

Absichtlich verschwieg er, die von Ilse Pompilse genannte Bedrohung. Er wollte die Leute beruhigen, nicht aufregen. Doch erste Stimmen aus dem Volk riefen: „Mit den Slarnom hat jeder Probleme! Warum lasst ihr die guten Garnek ziehen und erlaubt denen weiter ihr Unwesen zu treiben?“

„Die Slarnom sind gute Leute und unterstützen die Stadt immens!“ verteidigte sich Gabriel. Andere auf dem Platz stimmten in die Anti-Slarnom-Rufe ein und bald schon riefen und grölten alle durcheinander. Das Volk grölt, das Volk grölt immer, dachte er sich. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen dass eine Gruppe, die von Ilse Pompilse geführt wird, böse ist. Versteckt zwischen einigen Marktständen hielten sich einige Slarnom auf. Darunter auch Milso der Anführer. Er grinste und schlug seine flache Hand der Reihe nach in die erhobenen Hände seiner Gefährten. Es funktionierte. Sir Gabriel war im Bann seiner Schwester gefangen.

Der Schwarze Stier II

Подняться наверх