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Kap.4 Schelm

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Nach einer kurzen Nacht, begann der Bitttag.

Sir Richel hatte diesen Tag, am Zehnten jeden Monats, eingeführt um armen Bürgern die Möglichkeit zu geben, direkt beim Fürsten ihre Anliegen vorzutragen.

Gabriel kam etwas zu spät.

Er musste sich vor der Versammlung noch die Stallgerüche abwaschen und frische Kleidung anziehen.

Bevor die Bürger eingelassen wurden fand im Rittersaal die tägliche Besprechung mit den Hauptmännern der Truppen statt.

Zusätzlich zu den Soldatenführern waren auch Sir Richel und zwei Elitewachen anwesend. Auch Ambrosius Amboss war eingeladen. Doch hatte der noch einiges in der Werkstatt fertigzustellen und war für diesen Morgen entschuldigt.

Die Befehlshaber interessierten sich zu aller erst für die spontane Aufstockung der Wachen und die erhöhte Bereitschaft der Einsatzkräfte.

Zu Gabriels Überraschung übernahm Sir Richel das Wort. Er sprach von Warnungen vor einer unbekannten Gefahr, die durch eine sichere Quelle übermittelt wurde. Die Garneks hatten davon Wind bekommen und hatten sich deshalb zurückgezogen. Nicht wegen der Streitigkeiten mit den Slarnom! Mit Blick auf seinen Sohn versprach er, dass die Verbindungen zu den Garneks aufrecht erhalten würden.

Gabriel war seinem Vater wieder einmal dankbar. Hatte er noch so große Differenzen mit ihm, nach außen signalisierte dieser immer Übereinstimmung mit seinem Sohn. Doch hatte der Fürstenvater gleich den zweiten Diskussionspunkt der Runde angesprochen.

Die Slarnom.

Der Anführer der Stadtwache forderte mehr Soldaten für die Streifen. Sie könnten nicht überall gleichzeitig sein und mit der jetzigen Besatzung wäre die Aufrechterhaltung der Sicherheit in der Stadt nicht gewährleistet.

An dieser Stelle übernahm Sir Gabriel das Wort und versprach, dass er noch heute ein Gespräch mit dem Anführer der Slarnom haben werde und er fest davon ausgehe, dass eine Besserung ihres Verhaltens eintreten würde.

Mit diesen Aussagen mussten sich die Truppenführer begnügen. Die Sitzung der Hauptleute wurde für beendet erklärt und die ersten Bürger wurden eingelassen. Wie erwartet ging es bei deren Problemen meist um die Streitigkeiten mit den Slarnom. Die Truppenführer versprachen, an den gefährlichen Stellen die Patrouillen zu erhöhen. Des Weiteren wurden die Aussagen wiederholt, die Sir Gabriel und Sir Richel auch den Hauptmännern gegenüber gemacht hatten.

Natürlich wurde bei diesem Anlaß auch um Almosen gebeten, die nach einer Überprüfung gewährt oder abgelehnt wurden.

Einer dieser Bittsteller war sonderbar. Obwohl er schon zeitig anwesend war, ließ er alle anderen an sich vorbei und wartete bis jeder seine Sorgen kund getan hatte. Erst dann trat er vor den Fürsten.

Der junge Mann trug einfache Kleidung, ohne irgendwelche Abnutzungserscheinungen. Er hatte einen Ledergürtel umgebunden, an dem eine schlichte Schwertscheide hing. Das Schwert hatte der Mann, wie alle Bittsteller, bei der Eingangswache zurück gelassen. An seinem Äußeren konnte der Berufsstand des Mannes nicht erkannt werden. Bei genauem Hinsehen jedoch konnte man erkennen, dass auf die Scheide seines Schwertes ein weiterer länglicher Holster aufgenäht war. Aus diesem Holster schaute ein schwer zu erkennender, kristallin glänzender Stab heraus.

„Ich weiß dass es anstrengend ist so lange Zeit zuzuhören.“ begann er. „Die Dringlichkeit erfordert allerdings noch einmal die allerhöchste Aufmerksamkeit von jedem von euch! Ich werde mich kurz fassen um euch nicht zu sehr zu strapazieren.

Mein Name ist Aaronimus. Ich komme aus Mittenland und muss euch warnen.

Eine Gefahr, die größer ist als alles was heute genannt wurde, größer als die Meisten von euch kennen, ist in Westland eingedrungen. Die Geschichten beschreiben ihn als den Schwarzen Stier, sein wahrer Name ist Sodemar. Er ist auf der Suche nach einem magischen Artefakt, der Klinge Cires. Er vermutet, dass das Stück in Westland, wahrscheinlich sogar in Steinfall verborgen liegt. Ich habe ihn bis in euer Land verfolgt und dann seine Spur verloren. Ich erbitte eure Hilfe um ihn zu finden und hoffe, dass ihr eure Bevölkerung entsprechend vor ihm schützt.“

Mit einer angedeuteten Verbeugung schloss der Mann seine Bitte.

Die Anwesenden schauten sich fragend an.

Dann begannen sie schallend zu lachen.

Sir Richel befahl mit Blick zu den Wachen: „Werft diesen Schelm hinaus! Er hat uns lange genug von unserem wohl verdienten Mittagsschmaus abgehalten.“ Und an Aaronimus gewandt: „Bursche, sagt den Slarnom sie sollen sich etwas Besseres einfallen lassen um uns zu erschrecken.“

Die zwei Wachen am Eingang des Rittersaals wollten den Mann gerade packen, als sie in eine sich rasch aufbauende, wabernde Wasserwand liefen. Sie schloss die beiden ein und beförderte sie auf ihre Ausgangsplätze zurück.

Aaronimus zielte nun mit seinem reich verzierten, diamantenen Stab aus dem Holster, direkt auf den jungen Fürsten, sah ihm in die blauen Augen und fragte: „Was muss ich tun, damit ihr und euer Gefolge mich ernst nehmt?“ und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich kenne die Gefahren des Schwarzen Stiers und ich werde alles tun, dass nicht noch mehr seinem Machthunger zum Opfer fallen!“

Im Rittersaal lachte niemand mehr. Die Hauptmänner waren erstarrt vor Schreck. Sie konnten nicht fassen, wie einfach der Magier die Elitewachen ausgeschaltet hatte. Gabriel fragte sich, wie und woher der Zauberstab so schnell in die Hand des jungen Mannes kam

Einzig Sir Richel hatte die Fassung sehr schnell wieder gewonnen.

„Die Geschichte sagt, dass der Bezwinger des Sodemar in Mittenland ein weiser Zauberer mit einem besonderen Reittier war.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Hokus Pokus wie du, weiß von was ich rede.“

Im gleichen Moment kam außerhalb des Herrenhauses Unruhe auf. Befehle wurden gebrüllt. Bogenschützen gingen in Position.

„Entschuldigt mich eine Sekunde“, bat Aaronimus den Fürsten beinahe freundschaftlich, als er den Zauberstab kurz gen Himmel hob und einen Zauberspruch formulierte.

Dann zielte er wieder auf die Nase des Sir Gabriel.

*

Draußen wurde der Aufruhr lauter und hektischer. Die Bogenschützen schossen ohne Unterlass. Auch Ambrosius hatte dies in seiner Schmiede mitbekommen. Er schnappte sich seinen Kampfhammer und rannte auf den Innenhof der Festung. Über ihm schwebte ein riesiger Adler in einer glasartigen Wolke, an der die Geschosse abprallten.

Die Soldaten ließen Pfeil um Pfeil auf das Tier regnen, das jetzt langsam Kurs auf das Herrenhaus mit dem Rittersaal nahm. Als es nur noch wenige Meter vom Eingang weg war, erkannte Ambrosius, dass sich hier kein Adler sondern ein goldbrauner Fluglöwe niederließ.

Er hatte zwei große, prall gefüllte Satteltaschen auf dem Rücken.

Aus einer der beiden Taschen schaute der Griff eines Zwei-Hand- Schwertes heraus. Eine eingerollte Decke und allerlei Plunder waren außen an den Taschen befestigt.

Nachdem die Wachen schon begonnen hatten auf den Schutz um den Löwen einzuprügeln, schloss sich Ambrosius an und donnerte auf die Sicherung, die den Fluglöwen umgab. Die ersten Schwerter splitterten am harten Schutzschild des Tieres. Geruhsam und würdevoll, einem Fluglöwen entsprechend, setzte das Fabeltier unbeeindruckt seinen Weg in den Rittersaal fort. Während die Soldaten schon aufgegeben hatten, ließ Ambrosius nicht locker. Jetzt war es der Ehrgeiz, der ihn trieb. Es gab kein Material, welches er nicht irgendwann mit seinem Hammer durchbrechen konnte.

Er merkte nicht, dass der Fluglöwe aufgehört hatte zu gehen. Er merkte auch nicht, dass er inzwischen, wild hämmernd, im Rittersaal stand und von allen Anwesenden angestarrt wurde. Erst als Aaronimus ihm mit einem Zauber den Hammer aus der Hand fegte, blickte der verschwitzte Handwerker auf. Er spürte wie sein Gesicht roter und immer roter wurde. Vor lauter Peinlichkeit ging er einige Schritte rückwärts und stellte sich verschämt zu den noch immer vom Wasser umschlungenen Wachen.

Aaronimus nahm den Schutzzauber von seinem Fluglöwen, blickte in die Runde und fragte verschmitzt: „Braucht irgendjemand noch irgendwelche Beweise, bevor wir uns um die wirklich wichtigen Dinge kümmern können?“

„Also mich hat er überzeugt!“ sagte Gabriel schnell, in der Hoffnung, endlich den Zauberstab von seiner Nase weg zu bekommen. Auch die anderen Anwesenden schienen sich langsam aus ihrer Starre zu lösen. Gabriel bat, mit Blick auf den Zauberstab vor seinem Gesicht, den jungen Magier an der großen Tafel Platz zu nehmen und seine Ausführungen bezüglich des Schwarzen Stiers fortzusetzen. Aaronimus nahm das Angebot des Fürsten an, hob den Wasserbann mit dem er die Wachen gefangen hielt auf und packte seinen Zauberstab in den Holster zurück.

Artus, der Fluglöwe, legte sich neben seinen Freund. Ambrosius hingegen wollte für seinen Auftritt in den Erdboden versinken. Da dies aus seiner Sicht ein recht schwer zu erfüllendes Vorhaben war, entschied er sich einfach so schnell wie möglich aus der Halle zu kommen. Er entschuldigte sich bei den Anwesenden, verbeugte sich und verließ, nachdem er seinen Hammer wieder aufgenommen hatte, den Rittersaal. Gabriel würde ihm, die wesentlichen Inhalte später sowieso erzählen.

Für Aaronimus konnte endlich ein sinnvolles Gespräch begonnen werden. Er machte die im Rittersaal Verbliebenen auf Hinweise aufmerksam, die auf die Anwesenheit des Schwarzen Stiers schließen ließen und warnte gleichzeitig vor unbedachten Angriffen, da jeder noch so gut ausgebildete Soldat gegen die dunkle Magie des Sodemar nicht lange bestehen konnte.

Mit dem Einverständnis von Sir Gabriel wies er die Hauptmänner an, auf dunkel gekleidete Personen zu achten, die lange Stöcke oder Stäbe mit sich trugen. Sodemar und seine Gefolgsleute tarnen ihre magische Macht gerne durch ein verletzliches, hilfloses Äußeres. Er bat aber gleichzeitig deshalb nicht jeden Alten als Verdächtigen anzusehen.

Um eine Panik oder Hetzjagd auf Greise zu vermeiden, schlug er vor, dass die wahren Gründe der Überwachung geheim bleiben sollten.

Einverständnis bekundend, nickten die Soldatenführer. Sir Richel brachte im weiteren Verlauf die Sprache auch auf die Slarnom. Ihm erschien es, als würde das Völkchen absichtlich Unruhe stiften wollen. Er hatte die Befürchtung, dass sie etwas im Schilde führten. Dies würde doch gut zu den Machenschaften eines Hexers passen, vermutete er. Gabriel wiedersprach vehement und bat darum, die Flüchtlinge nicht vorzuverurteilen nur weil einige Raufbolde darunter waren. Der Hauptmann der Stadtwache warf ein, dass eine Wachverstärkung nötig sei, so viele Raufbolde hatten die Slarnom schon hervorgebracht. Gabriel und der Hauptmann gerieten ob des Themas in Streit, in den sich bald alle Anwesenden einbrachten. Aaronimus versuchte mit beschwichtigenden Gesten zu beruhigen und rief schließendlich doch in voller Lautstärke um Ruhe. Tatsächlich stockte das Gezeter und die inzwischen Aufgesprungenen nahmen wieder ihre Plätze ein. „Solange er nicht siegesgewiss ist, versucht der Schwarze Stier die Aufmerksamkeit von sich zu lenken. Er erlaubt seinen Anhängern nicht, das Interesse auf ihn zu lenken.

Ihr lasst die Slarnom doch beobachten?

Das wäre mit Sicherheit nicht im Sinne Sodemars!

Gibt es denn sonstige Anhaltspunkte für Sodemars Anwesenheit?“

„Der Kugratwald!“ rief Gabriel.

„Der hat hiermit gar nichts zu tun!“, warf Sir Richel ein. „Wohl hat es was mit der Sache zu tun! Der Magier fragte nach Außergewöhnlichem. Und es ist außergewöhnlich, dass sich die Nordländer soweit im Süden aufhalten!“ behauptete der Fürst.

Die älteren Hauptmänner am Tisch wurden blass. Nur zu gut erinnerten sie sich an die Schlacht, die sie mit Sir Richel gegen die Nordländer geführt hatten. Keiner sollte zweimal in so einen Kampf ziehen müssen.

„Nun kennen wir den wahren Grund für die erhöhte Wachbereitschaft!“ brachte einer der Soldaten hervor. „Das ist das Gewäsch dieser Slarnom-Hexe! Die Aussagen dieses Weibes können frei erfunden sein! Niemand hat in Wirklichkeit“ Sir Richel betonte das letzte Wort übermäßig stark, „auch nur einen der Fellmenschen gesehen.“

„Halte dich im Zaum! Ich erlaube nicht, dass du so von Ilse sprichst!“ tobte sein Sohn. Er war aufgesprungen und hatte ihn am Kragen gepackt. Wieder schritt Aaronimus ein um die Gemüter abzukühlen.

„Sir Gabriel beruhigt euch! Ich glaube, euer Vater wünscht sich nur, möglichst schnell eine Bestätigung der Aussage dieser Ilse.“ Während er sprach, war er aufgestanden und auf die beiden von Steinfall zugegangen. Er löste sachte Gabriels Hände von Sir Richels Kragen.

An die Hauptmänner gewandt, erklärte er die Besprechung für beendet.

Der Fürst würde die Soldatenführer informieren sobald es Erkenntnisse zum weiteren Vorgehen gab. Anschließend bat er noch um Verschwiegenheit zu den Ereignissen diesen Vormittages. Als wäre der junge Zauberer ihr Anführer, bestätigten die Hauptmänner seine Bitte und verließen den Rittersaal.

Die Saalwachen folgten ihnen, nachdem sie ihm sein Schwert zurückgegeben hatten.

Es waren nur noch Artus, Aaronimus, Sir Gabriel und Sir Richel im Raum.

„Ich würde vorschlagen, wir reiten in den Kugratwald und schauen uns an was die Nordländer so bauen.“ begann Aaronimus.

Sir Richel zweifelte: „Sie werden uns nicht einfach in ihr Lager reiten lassen! Sollte es eines geben!“

„Wenn wir uns ein paar Ziegenfelle an die freiliegenden Stellen binden und eine Rüstung darüber tragen, werden sie uns vielleicht für Ihresgleichen halten.“ schlug Gabriel vor. Er hatte sich langsam wieder beruhigt, sah er doch das Ilses Warnungen bedacht wurden.

„Wir können die Stadt nicht alleine lassen! Es wäre schließlich auch möglich, dass im Kugratwald gar nichts ist. Und dann wäre Steinfall für Sodemar noch einfacher zu nehmen!“ gab Sir Richel zu bedenken.

„ Wir haben eine starke Armee und fähige Anführer!“ entgegnete Gabriel.

„Sir Richel hat recht!“ Aaronimus übernahm wieder das Wort.

„Bei einem direkten Angriff muss jemand die Koordination der Stadtverteidigung übernehmen. Ich schlage vor, Sir Richel bleibt hier. Er ist der strategisch Erfahrenste von uns und hat schon zusammen mit einigen Anführern der Streitkräfte gemeinsam Schlachten geschlagen.“ Der Fürst brauchte eine kurze Bedenkzeit, stimmte dann aber zu.

„Wir reiten morgen! Nach der Besprechung mit den Hauptleuten.

Und gleich nach dem Mittagsmahl, zu dem ich euch herzlich einlade, werde ich den Slarnomanführer besuchen und ihm und seinen Leuten ein Ausgangsverbot aussprechen. Das wird hoffentlich genügen um seine Meute zumindest kurzfristig im Zaum zu halten.

Zusätzlich lasse ich das Slarnomlager bewachen.

Den Besuch bei König Somalesch werde ich gleich nach unserer Rückkehr aus dem Kugratwald vornehmen. Sollte die Gefahr tatsächlich so groß sein wie ihr darstellt, sind wir auf jede Hilfe angewiesen.“

Nach einer kurzen Pause, fügte er hinzu: „Natürlich müsst ihr, Aaronimus von Mittenland, euer Quartier in der Festung beziehen.“

Dankend nahm dieser die Einladung an, ergriff die schweren Satteltaschen des Fluglöwen und zog sich mit den beiden anderen Menschen in den Speisesaal zurück.

Artus trottete Richtung Innenhof.

Die Hauptmänner hatten beim Verlassen des Herrenhauses Entwarnung gegeben und die vorläufigen Befehle aus der Besprechung erteilt. Er musste sich also keine Sorgen mehr wegen eines Pfeilregens machen. Die Soldaten hielten dennoch respektvoll Abstand zu der riesigen Katze. Sie hatten zwar schon einige Fabeltiere gesehen. So nahe wie hier waren sie einem solchen Tier allerdings noch nie.

Im Innenhof der Festung streckte sich der Fluglöwe, spreizte seine Flügel und mit wenigen Schwingenschlägen erhob er sich in die Luft. Er würde sich etwas zu Fressen fangen und danach am Brunnen der Festung etwas ausruhen. Er war müde nach der anstrengenden Reise von Mittenland hierher. So wie sein Freund. Auch der war froh über die Aussicht bald schlafen zu dürfen, in einem richtigen Bett sogar.

Auf ihrer Reise hatten sie einige Nächte im Freien zubringen müssen. Umso größer war jetzt die Vorfreude auf ein ordentliches Nachtlager.

Schnell war das Zimmer bezogen, dass ihm von einem Knappen gezeigt wurde, doch musste er vor der verdienten Ruhe erst zu Sir Richel zurück um mit ihm die Vorbereitungen für die morgige Reise zu treffen.

Die Hauptthemen waren zügig abgehandelt. Der Vater des Fürsten war ein erfahrener Mann. Aaronimus ein guter Zuhörer.

Bald schon konnte der Fürst das Essen im Speisesaal auftragen lassen.

Der Zauberer hatte noch nie an einem fürstlichen Mahl teilgenommen.

Blinki, eine Feenelfe, seine beste Freundin und weise Lehrerin, hatte ihm zwar viel über höfische Sitten beigebracht, doch war alleine die Menge an Besteck eine Herausforderung für ihn. Immer wieder spickte er zu seinen Gastgebern um zu sehen, zu welchen Bestecken sie griffen.

Auch Lady Helega hatte sich dazugesellt und stellte sich als angenehme Gesprächspartnerin heraus. Während Sir Richel und Gabriel meist schwiegen unterhielt die Fürstin ihn mit angenehmer, anspruchsvoller Konversation, stark interessiert an seinen Kenntnissen von magischem Wissen.

*

Gleich nach dem Dessert machte sich der Fürst dann auf den Weg zu dem Wandervolk.

Die drei Übrigen plauderten noch ein wenig über Garneks und Slarnom, Nordländer und Sodemar bevor Lady Helega sich zurückzog und die Männer sich in den Rittersaal begaben. Dort eingetroffen wartete schon der Schmied. Als er den Zauberer sah, stieg erneut die Röte in sein Gesicht. Zu peinlich war sein Auftreten am heutigen Morgen.

„Ihr seid nicht der einzige, der die Kraft eines Quellzaubers unterschätzt“, meinte Aaronimus „doch musste ich mich wesentlich stärker auf den Zauber konzentrieren als ihr meinen Schutz bearbeitet habt.“ Er sagte dies nur, um dem Schmied ein wenig von seiner Verlegenheit zu nehmen. In Wirklichkeit war die Situation keine Herausforderung für ihn. Ambrosius dankte ihm mit einem beschämten Lächeln. Sir Richel begann mit der Beauftragung an den Eisenhauer.

„Ihr müsst uns zwei Rüstungen schmieden, die denen der Nordländer gleichen! Die Helme müssen so viel wie möglich vom Gesicht verdecken! Stellt auch zwei Pferde bereit und verwendet Sattelzeug welches nicht auf Steinfall deutet!“

„Mein Herr, erlaubt mir die Frage bis wann ich die Vorbereitungen abgeschlossen haben soll?“ erkundigte sich Ambrosius.

„Bereitet alles für die frühen Stunden des morgigen Tages vor! Der Weg ist lang und ich will meinen Sohn vor Einbruch der Dunkelheit wieder aus dem Kugratwald heraus haben. Auch ohne die Nordländer birgt der Wald bei Nacht große Gefahren!“ erklärte er. Einem anderen hätte der Fürstenvater nicht gewagt, solch enge Termine zu stecken, doch wusste er um die Fähigkeiten des Handwerkers.

„Ich werde mich gleich ans Werk machen. Morgen früh werden die Sachen für euch bereit stehen.“ versprach der Schmied.

Der Schwarze Stier II

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