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6. Kapitel

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18. Juli, 08:27 Uhr, Manhattan Beach

Das Glas schlug mit einem schrillen Klirren auf dem Küchenboden auf. Dutzende Scherben verteilten sich in alle Richtungen und lugten wie kristallene Inseln aus einem weißen Miniatur-Meer heraus. Was eben noch meine geliebte morgendliche Milch war, verwandelte sich binnen Sekunden in eine blöde Putzarbeit. Ein Dröhnen an meiner Tür hatte mich erschreckt und aus meinem Körper ein unkoordiniertes Ding gemacht, das mit einer schreckhaften Drehung das Malheur verursacht hatte.

"Mist", fluchte ich und trappelte mit nackten Füßen um das Ärgernis herum.

Es klingelte erneut. Ich hasste diesen Ton. Warum geben Wohnungsklingeln nur immer so hässliche Laute von sich, dachte ich und lief ins Schlafzimmer. Dort riss ich mir den Morgenmantel vom müden Leib, schob mir eine Jeans über die Hüften und zog mir ein T-Shirt an. Ich vermutete einen verkaterten Kolberg vor der Tür, der sich für sein Verhalten entschuldigen möchte. Ich hatte keine Lust, mich erneut seinem Blick auszusetzen.

Die Klingel dröhnte ein drittes Mal, gefolgt von einem leichten Hämmern.

"Ist ja gut, ich komm ja schon", rief ich genervt.

Ein Blick auf den Wecker verriet, es war erst 08:27 Uhr am Morgen. Definitiv nicht meine Zeit. Ich war wütend. Wütend wegen der Milch, die gerade in die Fugen meiner Küchendielen sickerte und bald furchtbar stinken würde, wütend, weil ich kaum geschlafen hatte und wütend auf Kolberg, der mit seinem freischwingenden Genital auf meiner Wanne den Badezimmer-Thor mimte.

Es klingelte ein viertes Mal.

Vorbereitet auf einen Schwall an Entschuldigungen und schäbigen Ausreden riss ich die Tür auf.

"Was ist?", fauchte ich in den Treppenaufgang.

Doch anstelle von Kolberg blickten mich zwei wässrige von verschmierter Wimperntusche umrandete Augen mich an.

"Amber, du?", sagte ich erschrocken.

Amber krallte sich wimmernd am Türrahmen fest. Der Nagellack an ihren Händen war noch immer abgeplatzt, einige Nägel waren abgebrochen. Sie wirkte zerbrechlich, zitterte.

"Juliet … ich ... ich …", schluchzte sie und sackte vor mir zusammen.

Ohne nachzudenken, machte ich einen Schritt nach vorn, packte sie an den Schultern und drückte sie fest an mich. Ihr Körper fiel wie ein schlaffer Sack in meine Arme. Ihre Locken glitten um mein Gesicht. Sie legte ihre Hände um meine Taille und krallte sich an den Gürtelschlaufen meiner Jeans fest. Sie war so nah an mir dran, dass ich ihre Brüste fühlen konnte. Unweigerlich wurden meine Nippel hart, was mich verstörte. Keine zwei Minuten allein mit ihr und mein Puls begann schon wieder zu rasen. Ich musste auf andere Gedanken kommen. Schnell.

Die Milch, schoss es mir in den Kopf, denk an die Milch und an das zerbrochene Glas auf dem Küchenboden. Denk an irgendwas, lenk dich ab. Doch ich konnte mich gegen diese unheimliche Erregung nicht wehren. Wie ein Liebespärchen drückten wir uns aneinander, während Amber immer mehr zu weinen begann. Sie keuchte und schluchzte an meinem Hals. Ihre Tränen tropften in die Kuhle über meinem Schlüsselbein. Ich fühlte mich furchtbar, denn während sie weinte, dachte ich nur daran, sie überall zu berühren.

"Ich hab dich, komm, komm rein", versuchte ich sie zu beruhigen.

Wimmernd folgte sie mir. Ich stützte sie mit der einen Hand und schloss mit der anderen die Tür. Amber löste ihr Gesicht von meiner Schulter und sah mich mit verquollenen Augen an. Erst jetzt bemerkte ich ihre gerötete Wange und einen bläulich-grünen Streifen, der sich bis zu ihrer Schläfe hochzog. Ich erschrak.

"Hat dich jemand geschlagen?", fragte ich entsetzt, wobei ich meine durchaus vorhandene Empörung noch etwas steigern musste, denn ich fühlte, dass die Situation, so schrecklich sie auch war, mich erregte.

Amber löste sich aus meiner Umarmung, ließ ihre Lederjacke von ihren Schultern gleiten und griff mir an den Unterarm.

"Ich hab immer nein gesagt, aber er …, er hat", stammelte sie.

"Wurdest du …?", ängstlich eine Antwort zu erhalten, brach ich den Satz ab.

Zu meiner Erleichterung schüttelte sie heftig mit dem Kopf.

"Aber wurdest du geschlagen?", fragte ich erneut.

Amber kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Sie trug perfekt sitzende Jeans, die nicht einmal bis zur Mitte ihrer schönen Beine reichte sowie ein kleines Hemdchen und darunter nichts, wie deutlich erkennbar war. Ihr Haar war zu einem Dutt zusammengesteckt. Ich fand, dass sie hinreißend aussah. Trotz ihrer gekrümmten Haltung und ihres zerschundenen Gesichtes strahlte sie Stolz aus. Das Gemisch aus Tränen und Wimperntusche lief in dunklen Rinnsalen über ihr Gesicht. Die Verletzung an ihrer Wange begann anzuschwellen. Ohne auf meine Frage einzugehen, fragte sie fast schüchtern: "Kann ich heute bei dir bleiben?"

Meine Handflächen schwitzten. Ich versuchte entspannt zu wirken.

"Ja", sagte ich sofort, ohne nachzudenken.

Amber lächelte und streichelte meinen Arm. Ihre Berührung löste einen Schwall an ängstlichen und freudigen Emotionen in mir aus. "Du ziehst doch nächsten Monat ohnehin hier ein", fügte ich hinzu, obwohl uns beiden klar war, dass sie nicht erst in einem Monat, sondern ab sofort bei mir wohnen würde.

Aluminium-Mädchen

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