Читать книгу Das Törtchen-Team packt die Koffer - Honora Holler - Страница 6

Brot und Salz

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„Was wird die nächste Überraschung sein?“, gluckste Onta als sie die Treppe zu dem Klassenzimmer der neunten Klasse hinaufgingen. Hoffentlich keine weiteren schlechten Nachrichten, dachte Suki und versuchte das schlechte Gefühl, das in ihr aufkeimte zu ersticken. „Hat Aimee oder deine Eltern noch irgendwelche Briefe von der Schule bekommen?“, wollte Sophie von ihren beiden Freundinnen wissen. Beide schüttelten den Kopf. Das war gut, denn normalerweise kündigte die Friedrich-Stein-Schule die Überraschungen des Schuljahrs zumindest bei den Eltern an. „Na, dann gibt es vielleicht diesmal keine Studienreise oder ähnliche Überraschungen dieses Jahr“, meinte sie zuversichtlich, als sie durch die Tür zum Klassenzimmer traten.

„Oh, wir sind ja die letzten“, bemerkte Onta überrascht und grüßte die anderen schnell, während sie zu ihren Tischen huschten. Tatsächlich, alle anderen waren schon da, selbst Lulu und Alba. Und sogar Natalia saß schon neben Ines und plauderte angeregt mit ihr. Sie sah ein bisschen blass um die Nase aus und hatte deutlich an Gewicht verloren, fiel Sophie auf. Sie mochte Natalia zwar nicht, doch wünschte sie ihr nicht wirklich eine schlimme Krankheit an den Hals - nur, manchmal eben. „Ups, sieht die aber blass aus“, raunte Onta und schaute zu der Russin hinüber. „Wer weiß, was sie hat“, murmelte Alba. Doch bevor sie weitere Mutmaßungen anstellen konnte, betrat Herr Kaslow das Zimmer. „Einen wunderschönen Guten Morgen!“, begrüßte er seine Schüler, voller Elan und machte eine Handbewegung, dass sie aufstehen sollten. „Ihr werdet in der Mensa erwartet“, fügte er hinzu.

Im Gänsemarsch gingen sie zu der Mittelstufenmensa. Doch zu ihrer Überraschung begrüßte sie dort nicht Herr Oberreut, sondern die neue Direktorin. Gespannt setzten sie sich auf die Stühle und warteten, bis auch die Parallelklassen anwesend waren. Insgesamt waren sie in dieser Klassenstufe dreißig Schüler und Schülerinnen, was ein absoluter Rekord war, wenn Sophie sich richtig erinnerte.

„Willkommen im neuen Schuljahr“, begrüßte Frau Sturmvoll die Anwesenden. Heute waren ihre Haare offen und sie trug auch nicht so konservative Kleider wie bei der Schulversammlung. Lächelnd musterte sie die Schüler. „Die meisten von euch kennen mich sicherlich und für die anderen möchte ich mich kurz vorstellen: Ich werde Direktor Grün bis zum Ende des Schuljahrs vertreten. Ich freue mich sehr diese spannende und herausfordernde Aufgabe übernehmen zu dürfen.“ Höflicher Beifall wurde von den Schülern gespendet. „Dieses Schuljahr ist etwas Besonders“, sie machte eine kunstvolle Pause und wippte kurz mit ihrem Körper auf und ab. „Nächstes Jahr steht ihr vor der großen Prüfung, was bedeutet, dass ihr dann keine Zeit für große Aktivitäten haben werdet. Doch dieses Jahr habt ihr die Zeit, neue Erfahrungen zu machen, die euch kein Schulstoff vermitteln kann“, sagte sie bedeutungsvoll.

Was meinte sie damit? Unverständlich schauten sich die Freundinnen an. Klar sie mussten noch zwei Praktika absolvieren, doch so bedeutend, wie ihre Interimsdirektorin dies darstellte, war dies auch nicht. Nachdem sich das Raunen und Murmeln wieder beruhigt hatte, fuhr Frau Sturmvoll mit ihrer Ansprache fort. „Ihr werdet die Schule verlassen!“, ließ sie die Nachricht platzen.

Sophie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete und sie leicht würgen musste. Suki hustet stark und auch Onta wurde blass. „Was soll das heißen“, rief jemand in die entstehende Unruhe hinein. „Aber, aber“, versuchte Frau Sturmvoll zu beruhigen. „Ich versteht mich falsch. Die Friedrich-Stein-Schule hat ein Austauschprogramm gestartet, bei dem ihr drei Monate ein Internat im Ausland besuchen werdet.“ „Wissen unsere Eltern schon davon“, wollte Finn mit besorgter Miene wissen. „Ja, genau“, rief jemand laut. Frau Sturmvoll hob ihre Hände. „Nein, die Briefe werden in dieser Woche noch verschickt, da Frau Grün leider nicht mehr dazugekommen ist“, erklärte sie mit ruhiger Stimme. Die Mädchen schauten sich mit großen Augen an. Ein Internat? Für drei Monate? „Könnten Sie uns kurz schildern, wie das Schuljahr ablaufen soll?“, fragte Matthias und versuchte so wenig wie möglich seine Stimme schwanken zu lassen. „Dazu wäre ich gleich gekommen“, erwiderte die neue Direktorin mit einem verschmitzten Lächeln. „Doch der Reihe nach: Also zuerst einmal der Herbstball im Oktober fällt dieses Jahr aus.“ Na wenigsten etwas, dachte Sophie mit einer gewissen Erleichterung. „Ende Oktober, findet eine Informationsveranstaltung der unterschiedlichen Internate statt mit denen wir zusammenarbeiten. Bis Ende November müssen ihr und eure Eltern euch entschieden haben, wo es hingehen soll“, erklärte sie ruhig. „Ja? Josi?“ Die adrette gekleidete junge Frau stand auf, räusperte sich und fragte mit hektischen Flecken auf den Wangen: „Ist der Aufenthalt in diesen Internaten durch unsere Schulgebühr gedeckt, oder müssen unsere Eltern dafür extra zahlen?“ Eine gute Frage. Sophie und Onta nickten mit den Köpfen, wie viele auch. „Eine gute Frage“, gab Frau Sturmvoll zu. „Dies war ein Punkt, der zwischen Direktor Grün und dem Stiftungsrat sehr diskutiert wurde, als Herr Grün das Programm vorgestellt hat“, erklärte sie. „Dennoch, bei Euch – da ihr die Versuchsgruppe seid – werden die Kosten durch die Schule getragen. Einzig die Schuluniformen, sollte es welche geben, müsst ihr selbst bezahlen. Aber diese Details werden auf der Informationsveranstaltung erläutert werden.“ Die meisten Schüler nickten zufrieden mit den Köpfen. „Der Aufenthalt wird von Mitte Januar bis Mitte April durchgeführt, danach habt ihr Zeit für eure letzten beiden Praktika und die Klassenarbeiten, die natürlich auch geschrieben werden müssen. Ihr könnt schließlich die neunte Klasse nicht ohne Zeugnisse beenden“, kommentierte sie das Raunen der Schüler.

„Ein ganz schöner Hammer“, meinte Onta, als sie sich später wieder in ihr Klassenzimmer begaben. Grüblerisch und in Gedanken versunken stimmten ihr die anderen zu. „Ah, schön, dass ihr wieder da seid“, begrüßte Frau McFinn die Jugendlichen. Nachdem sich alle wieder gesetzt hatten, eröffnete die korpulente Englischlehrerin, dass sie dieses Jahr das Amt des Klassenlehrers übernommen hatte. Mit gekräuselter Nase studierte Sophie den Klassenplan, der ausgeteilt worden war. Vertieft, gingen die Freundinnen in die Mensa. Keine neuen Fächer! Na zumindest etwas, dachte jede von ihnen mit einer gewissen Portion Galgenhumor. Der Unterricht von Madame Fine und Herrn Fröbes würde im Wechsel ein Mal pro Woche stattfinden, was Sophie und Onta mehr als recht war. Fröhlich und fast schon ausgelassen betonte Onta mehrmals auf dem Weg zur Mensa, wie sehr ihr der Unterricht bei Madame Fine fehlen würde. „Also wirklich Onta, wenn dir Etikettenunterricht so viel bedeutet, dann können wir bei mir üben“, bot Lulu freundlich an. „Nur, wenn ich dir Schwimmunterricht geben darf, liebste Lulu“, antwortete Onta zuckersüß zurück. Alba lehnte sich zurück und seufzte: „Leute ich glaube, das wird das entspannendes Schuljahr was wir bisher hier hatten.“ „Naja, bis auf die Tatsache, dass der eigentliche Direktor in Untersuchungshaft sitzt“, raunte Onta zu Suki, die zustimmend nickte. Versonnen blickte Suki auf ihren Plan. Kleine Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Madame Feng, hatte sie für den Kurs Komposition eingetragen und diesen betreute nicht sie, sondern Herr Weyz.

„Also kommt, wir müssen zu Frau Heide, in den Kunstsaal. Mal sehen, was wir dieses Jahr bei ihr machen“, trommelte Sophie ihre Freundinnen nach der Pause zusammen. Gut gelaunt, schlenderten sie durch die Gänge der Schule in Richtung Kunstsaal. „Wie sieht es denn hier aus?“, murmelte Suki, als sie den großen Raum mit den hohen Fenstern betraten. Eine Projektionswand war auf der Kopfseite aufgebaut. Ihr gegenüber prangte auf einer großen Leinwand ein übergroßes Graffiti. Auf den Tischen der Stirnseite lagen Comichefte und Plastikfiguren. Stirnrunzelnd betrachtete Suki die Hefte und Figuren. „Das sind ja Mangas und Animedolls“, hauchte sie verblüfft. „He, super! Endlich mal ein Fach, wo man Comics lesen darf“, hörten sie Tobias hinter sich jubeln. Vor allen die Jungs waren begeistert von der Auswahl an Heften, Figuren und dem Graffiti, wie die Freundinnen amüsiert feststellten. Gerade als sie ihre Plätze eingenommen hatten, betrat die Kunstlehrerin den Saal. „Einen wunderschönen Tag, zusammen“, begrüßte sie ihre Schüler. „Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit moderner Kunst.“ Sie deutet auf die Leinwand und ließ ein Video starten, dass ein wilder Mix aus real Szenen und Zeichentrickfilmen war. „Und moderner Zeichentrickkunst“, erklärte sie unter spontanem Beifall der Jungs. Der größtenteils der weiblichen Schüler hingegen sah, nicht so erfreut aus, wie Sophie mit einem kurzen Rundumblick feststellte. Selbst Lulu und Alba sahen alles andere als begeistert aus. „Wir werden beim nächsten Mal eine Ausstellung besuchen, die sich explizit mit diesen Formen der modernen Kunst beschäftigt“, erläuterte die, wie immer schwarz gekleidete, Lehrerin fröhlich. „Heute dürft ihr euch, als Einstieg mit den ausgelegten Medien beschäftigen. Auf den Schulrechner habe ich eine Dokumentation bereitgestellt, die euch eine Einführung bieten soll. Wer will, kann sie sich in der Stunden ansehen, oder als Hausaufgabe später“, fügte Frau Heide hinzu. Die Jungs stoben größtenteils auf die ausgelegten Comics zu. Unschlüssig sahen sich die Freundinnen an. „Wie wäre es Suki gibt uns einen kurze Einführung zu den Mangas und Animedolls“, schlug Alba vor. Alle schauten zu ihrer japanischen Freundin. „Natürlich, das mache ich sehr gerne“, erwiderte Suki höflich. Während Suki mit ihrer leisen Stimme einer kurze Zusammenfassung über Mangas und deren Kultur in Japan gab, beobachtete Sophie wie Josi, als einziges Mädchen, sehr interessiert vor dem Graffiti verweilte. „Ich wette Josi wird auf der Übungswand im Garten die erste sein, die eine Dose in die Hand nimmt und loslegt“, kommentierte Onta Josis offenkundiges Interesse. Lulu kicherte: „Bestimmt sehr zum Entsetzten von Madame Fine.“ „Stimmt“, fielen alle lachend mit ein.

Selbige begrüßte die Schülerinnen der neunten Klasse stilvoll in ihrem Salon priveé zwei Tage später. „Einen wunderschönen guten Tag meine jungen Damen“, flötete sie zur Begrüßung auf Französisch. Mit einem wohlwollenden Nicken quittiere die Lehrerin das gepflegte Erscheinungsbild ihrer Schülerinnen und bat sie Platz zu nehmen. Nachdem Natalia und Beatrice den Tee gereicht hatten, erklärte sie den Anwesenden, dass der Schwerpunkt ihres Unterrichts in diesem Jahr in der leichten Plauderei lag. „Ich möchte nicht, dass Sie sich blamieren, wenn Sie die internationalen Internate besuchen, weshalb ich Sie auch in den spezifischen Konventionen ihrer Gastländer einführen werde“, erklärte sie zum Schluss der Stunde. „Small Talk bis zu umfallen“, stöhnte Onta, als sie die Treppenstufen hinunter gingen. „Naja, besser als die ganze Zeit einen eleganten Gang oder Kleiderordnungen zu lernen“, kommentierte Alba Ontas Jammern und blinzelte sie schalkhaft an. Alle um sie herum grinsten.

Als sie bei ihren Fahrrädern ankamen, schoss Angelika auf ihrem himmelblaues Mofa knatternd um die Ecke. Sehnsüchtig starrte Onta ihrer Klassenkameradin nach und seufzte leise. Ein kleiner Roller, das wäre es, dachte sie sehnsüchtig und schloss ihr Fahrradschloss auf. „Bevor ihr Losfahrt möchte ich noch eine Ankündigung machen“, verkündete Alba mit fester Stimme, als alle auf ihren Rädern saßen. Interessiert schauten ihre Freundinnen sie an. „Ich möchte euch am nächsten Samstagnachmittag zu unserer Wohnungseinweihung einladen“, sprach Alba und strahlte sie an. „Prima!“, jubelten alle. „Um wie viel Uhr soll es losgehen?“, wollte Suki wissen. „Also meine Mutter plant ein Essen am Abend mit recht vielen Erwachsenen, deshalb würde ich vorschlagen, dass wir am Nachmittag feiern: Mit Törtchen und Tee“, schlug Alba vor und schaute Lulu an, die grüblerisch ihre Stirn runzelte. „Und was machst du am Abend?“, wollte Onta neugierig wissen. Alba seufzte tief. „Also entweder feiere ich mit den Freunden meiner Mutter mit, oder ich gehe ins Kino“, erklärte sie, während sie langsam durch den Garten der Schule fuhren. „Kino hört sich super an“, meinte Onta enthusiastisch und trat in die Pedale. „Was kommt denn?“, fragte Sophie und ließ ihren Blick über die zum größten Teil abgeernteten Gemüsefelder schweifen. „Also es gibt einen Schnulzen-Hollywood-Blockbuster, einen Zeichentrickfilm und was mich interessieren würde eine 3D-Dokumentation über Australien beziehungsweise Neuseeland“, erklärte Alba und ließ ihr Rad langsam über den Kies rollen. „Mich würde auch die Dokumentation interessieren“, meinte Suki. Onta schaute fragend zu Sophie, die neben ihr fuhr. „Uns auch“, entschied Sophie und ergötzte sich an dem gequälten Ausdruck in Ontas Augen. „Na, dann gehen wir alle in die Dokumentation“, meinte Alba, als sie sah, dass auch Lulu zustimmend mit dem Kopf nickte. Vic war mit seiner Mutter auf einer Leistungsschau und würde dieses Wochenende sowieso nicht auf dem Gestüt sein. Da kam ihr ein Mädelswochenende gerade recht, dachte sie und trat energisch in die Pedale.

„Hast du alles?“, wollte Aimee wissen und schaute ihre kleine Schwester mit großen Augen an. „Ja“, antworte Onta gequält und verdrehte die Augen himmelwärts. Sie war doch nicht blöd, Himmel noch mal! Aimee kontrollierte die Schachteln: Zitronentörtchen, Eclairs, Minifruchttartletts und eine kleine Auswahl aber feine Auswahl aus dem Pralinensortiment des Zuckerstückchens. Albas Mutter hatte sich die Zusammenstellung von ihrer Tochter für das Dessert empfehlen lassen und Onta würde sie mitbringen. „Und was werdet ihr essen?“, fragte Aimee, nachdem sie alles zu ihrer Zufriedenstellung kontrolliert hatte. „Keine Ahnung“, erwiderte Onta Achselzuckend. Tee und Törtchen, hatte Alba gesagt. Aber aus dem Zuckerstückchen hatte sie keine für sich bestellt, sinnierte Onta nachdenklich als sie das frischgebacken Brot und das kleine Salzfässchen einpackte. Es hupte aus der Einfahrt. „Ich komme“, rief Onta nach draußen zu Richard, der im Auto wartete. „Hab´ viel Spaß und sei um zehn heute Abend zurück“, ermahnte ihre ältere Schwester sie beim Abschied. „Natürlich Schwesterherz“, kicherte Onta und gab ihrer kleinen Nichte einen Kuss auf die Stirn, nachdem alles eingeladen war. Suki, Sophie und selbst Lulu standen schon vor dem Altbau und warteten auf Onta. „Na endlich!“, begrüßten sie ihre Freundin. „Sorry, das Brot hat ein bisschen länger im Ofen bleiben müssen“, entschuldigte sich Onta und hob den duftenden Laib in die Höhe. „Könntet ihr bitte mit anpacken“, bat Richard und blickte mit leidgeprüfter Miene in den Kofferraum. „Selbstverständlich“, erwiderten die jungen Frauen vergnügt und entluden die Schachteln aus dem Kofferraum des Wagens. Mit einem „Danke und viel Spaß“, verabschiedete sich Lulus ältere Bruder und machte mit einem Gefühl der Erleichterung die Feuerwehreinfahrt wieder frei.

Fröhlich lachend trippelten die vier Freundinnen durch die Einfahrt über den weinumrankten Hof, das großzügige Treppenhaus empor und klopften im vierten Stock mit dem goldglänzenden Löwenkopf an die cremefarbene Tür. Kaum war das Klopfgeräusch verstummt, hörte man durch die geschlossen Tür, dass Trappeln von Füßen und ein: „Ich komme, ich komme“, von Alba. Mit einem rot Gesicht und einer umgebunden karierten Schürze riss die blonde Norwegerin die Tür auf. „Glück im Heim ….“, riefen ihre Freundinnen und überreichten Alba das frischgebackene Brot und das Salzfass. „Dankeschön, kommt doch bitte rein“, bat Alba erhitzt. Einzelnen Strähnchen ihrer Haare, schauten unter dem Tuch, das sie sich um den Kopf gebunden hatte, heraus. „Tschuldigt bitte, aber ich habe meiner Mutter noch in der Küche geholfen“, erklärte Alba und dirigierte ihre Freundinnen in die Küche, wo ihre Mutter dabei war, kleine Amuse-Gueule auf großen Löffeln anzurichten. „Hallo ihr Lieben“, begrüßte sie die Freundinnen ihrer Tochter. Als sie die Schachteln sah, leuchtete ihr Gesicht förmlich auf. „Na wenigsten etwas hat geklappt“, meinte sie leicht frustriert und nahm die Schachteln von Sophie, Suki und Lulu in Empfang. „Können wir helfen?“, wollte Suki wissen, während die anderen nickten. „Das wäre lieb von euch“, sagte Frau von Ott erleichtert und band sich ihre Schürze ab. Sie gab ihrer Tochter eine Kuss und verabschiedete sich aus der Küche mit den Worten: „Ich glaube, ihr könnt das besser als ich.“ Verblüfft schauten sich die Freundinnen an. Nachdem sich der erste Überraschungsmoment gelegt hatte, schnappte sich Onta die Schürze und fragte: „Was können wir tun?“ Alba schluckte ihre spontanste Antwort: „Den Pizzaservice anrufen“, herunter und erklärte mit ruhiger Stimme, dass es am besten wäre, wenn Suki mit Sophie das Amuse-Gueule anrichten würden. Lulu und Onta sollten den Nudelteig ausrollen, damit sie die Mezzelune fertig machen konnte.

Kichernd und quatschten verbrachten die jungen Frauen die nächsten zwei Stunden in der Küche und richteten unter Albas strenger Regie die Sachen an. „Danke, ihr seid einfach großartig“, seufzte sie schließlich, als alles fertig war. „Aber Hilfe für heute Abend braucht ihr nicht oder?“, wollte Sophie wissen und schaute sich in der Küche um: Auf der Anrichte stapelten sich fünf Platten mit vorbereiteten Mezzulene, das Amuse-Gueule bevölkerte den amerikanischen Kühlschrank und die kleinen Suppentassen mit den Blätterteighauben warten im Backofen auf das Eintreffen der Gäste. Alba schaute sich langsam um und blickte auf die Uhr. „Nein, in einer Stunde kommt unsere Hilfe, die meine Mutter über den Abend retten wird. Hoffe ich“, erklärte Alba. „Kommt, gehen wir endlich feiern“, meinte sie erleichtert und zog ihre Schürze aus. Grinsend deutete Onta auf Albas Kopf. „Und das willst du anlassen?“ „Nein, du unmögliches Mädchen“, lachte Alba und zog mit einem Ruck das Kopftuch ab. Kichernd führte Alba sie durch die modern eingerichtet Altbauwohnung. „Hier ist mein Reich“, verkündete sie stolz und öffnete eine hohe cremefarbene Tür. Unter „Ahs“ und „Ohs“, kommentierten ihre Freundinnen ihr neues Refugium. Im Gegensatz zu den modern eingerichteten Räumen ihrer Mutter, war die Auswahl an Möbeln zwar elegant aber auch bequem. „Oh, du hast es rahmen lassen“, meinte Suki hocherfreut als sie ihre Zeichnung über dem breiten pistaziengrünem Sofa sah. Auf dem großen Beistelltisch, standen das Teeservice und mehreren Etageren mit Törtchen und Sandwichs. „Leider ist das Teewasser schon etwas kalt“, entschuldigte sich Alba, während sie die Kanne nahm und kurz verschwand. „Hast du die selbst gebacken?“, wollte Onta wissen als Alba kurz darauf mit einer frischen Kanne heißem Wasser wieder zurückkam. Sichtlich stolz nickte sie. „Ja, ich habe beim Auspacken unsere Sachen, das Kochbuch meiner Großmutter gefunden. Und quasi als Reminiszenz wollte ich euch mal Törtchen aus meiner Heimat servieren“, erklärte sie und reichte das goldglänzenden Gebäck rum. „Lecker“, murmelte Onta und versuchte mit einem entschuldigenden Blick die Krümel von ihrer Bluse zu wischen. Sophie ließ ihren Blick schweifen: die helle, freundliche Farben, spiegelten sich in dem Parkett, der graue Wandton machte das Zimmer nicht dunkler, sondern angenehmer für die Augen. Sukis großflächige Zeichnung hob sich in seinem rot lackierten Rahmen sehr schön von der Umgebung ab und strahlte auf dem taubengrauen Hintergrund etwas Erhabenes aus. „Du hast es hier sehr schön“, machte sie Alba ein Kompliment. „Dankeschön Sophie“, strahlte sie die weißblonde Norwegerin an. „Nachher zeigte ich euch noch die anderen Zimmer“, bot sie freudestrahlend an. „Mhm“, räusperte sich Lulu und schaute auf ihre zierliche Armbanduhr. „Vielleicht sollten wir uns damit beeilen oder wir lassen den Film sausen“, schlug sie mit einem leicht amüsierten Blick vor. „Oh, stimmt“, hauchte Suki und Alba gleichzeitig. Verstohlen sah Sophie aufs Lulus Uhr, tatsächlich, schon so spät. „Also gut, wir nehmen uns ein paar Teilchen mit und essen sie im Kino, statt des Popcorns“, schlug Alba vor und stellte ihre Teetasse ab. Im Schnellverfahren zeigte sie ihre Freundinnen die anderen beiden Zimmer, die sie bewohnte, bevor sie zum Kino aufbrachen. „Und wer kümmert sich um dich, wenn deine Mutter nicht da ist?“, wollte Onta wissen als sie durch den Treppenhaus nach unten gingen. Alba zuckte mit den Achseln. „Meine Mutter hat eine Haushälterin angestellt, die sich um alles kümmert und da ich ja dieses Jahr schon sechzehn werde, ist das auch mit der Schule kein Problem mehr“, erklärte sie mit leichter Stimme. Stimmt, dachte Onta sehnsuchtsvoll, mit sechzehn brauchte kein Erziehungsberechtigter mehr Klassenarbeiten und Zeugnisse unterschreiben. Wie viel Ärger man sich da doch ersparen kann. Und Entschuldigungen durfte man auch selbst ausstellen, seufzte sie innerlich.

„Das machen wir nächstes Mal wieder“, sagte Lulu als sie das Kino verließen. „Deine Teilchen, waren viel besser als das olle Popcorn“, lobte sie Alba. „Und wer hätte gedacht, dass eine Dokumentation so interessant sein könnte“, meinte Onta ehrlich. „Stimmt“, pflichtete ihr Lulu bei. „Ich wusste gar nicht, das Neuseeland so schön ist“, sagte Sophie. „Ja, und vor allem mit weniger giftigen Tieren als Australien“, murmelte Suki. Allein der Gedanke an die giftigen Spinnen verursachte ihr eine Gänsehaut.

„Und was machen wir am nächsten Wochenende?“, wollte Onta wissen, als sie vor Albas Haus standen. „Da bin ich auf einem Turnier“, erklärte Lulu schnell mit einem Hauch von Bedauern in der Stimme. „Oh, schade“, erwiderte Onta leicht enttäuscht. „Aber am nächsten habe ich nichts vor“, meinte Lulu schnell. „Auch nicht mit Vic-Schätzchen?“, hakte Onta grinsend nach, was ihr einen leichten Knuff in die Seite eintrug. „Also in zwei Woche, da seid ihr bei mir – Geburtstag feiern“, erklärte Suki mit fester Stimme. „Stimmt, in der Woche wirst du ja fünfzehn“, sagte Sophie und lächelte die anderen an. Schließlich hatten sie schon etwas vorbereitet, doch davon brauchte Suki ja nichts wissen.

Das Törtchen-Team packt die Koffer

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