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1.2 Ausgangslage
ОглавлениеWie kommt man zu Energie und Klima? Es fing mit einem Problem an, das jeder Hochschullehrer kennt. Vielen Studenten fällt es schwer, vorzutragen. Zur Behebung dieses Defizits bot ich die freiwillige Zusatzveranstaltung Präsentation an. Von jedem Teilnehmer wurde an Samstagvormittagen zu einem frei gewählten technischen Thema ein 30-minütiger Vortrag gehalten und danach gemeinsam analysiert. Freie Rede, Bild- und Textgestaltung der Präsentation am Beamer und korrektes Zitieren von Bild- und Faktenquellen waren gefordert. Bei dieser Veranstaltung wurden damals schon von den Teilnehmern oft Themen zu Energie und Klimawandel gewählt. Insbesondere beim Klimawandel war das Fehlen ordentlicher Quellenangaben auffällig. Es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Extremwetter infolge ansteigender CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken, Industrie und landwirtschaftlicher Nutzung zugenommen hätten. Meine neugierige Nachfrage nach den Quellen, denn ich war damals der gleichen Annahme wie meine Studenten, ergab jedes Mal Fehlanzeige. Seltsam! Daher begann die eigene Suche, mit dem Ergebnis, dass keine wissenschaftlich fundierten Nachweise für zunehmende Extremwetter aufzufinden waren. Die gesamte meteorologische Fachliteratur und die Berichte der UN-Klimaabteilung (IPCC) belegten dies.
Historische Hochwassermarken an der alten Brücke meiner Heimatstadt Heidelberg lieferten weitere Hinweise. Touristen bleiben hier oft nachdenklich beim Lesen der in Stein geprägten Pegelmarken stehen (Bild 1).
Bild 1:
Alte Brücke in Heidelberg mit Hochwassermarken am ersten südwestlichen Brückenpfeiler. Die Pegelwerte sind in der Maßeinheit „badischer Fuß" eingraviert.
Die Heidelberger Pegelmarken zeigen, dass die stärksten Überschwemmungen weit über hundert Jahre zurückliegen. Damals gab es noch keine nennenswerten menschgemachten CO2-Emissionen. Die stärksten Überschwemmungen gab es in den Jahren 1784 und 1824 und nicht in jüngerer Zeit. Die Überschwemmungsjahre, nach Maximalhöhen geordnet, sind 1784, 1824, 1789, 1817, 1947, 1882, 1845, 1993, 1780, 1956, 1970. Zwischen dem absoluten Höchstpegel im Jahre 1784 und dem ersten Höchstpegel aus jüngerer Zeit im Jahr 1947, liegen stolze 3,5 Meter. Meine Internetsuche führte schließlich zu Seiten, die Photographien historischer Flusspegelwände aus ganz Europa zeigen. Sie bestätigen den Heidelberger Befund (s. unter 2.2).
Bereits leicht zugängliche Fakten zeigten somit an, dass die Grundlagen der Klimafurcht fragwürdig sind. Über problemlos Nachprüfbares, wie Überschwemmungshöhen von Flüssen und Extremwetter-Statistiken, besteht weitgehende Unkenntnis in der Öffentlichkeit und den Redaktionsstuben der Medien. Wie sieht es aber dann erst bei komplexeren Sachverhalten aus? Ist menschgemachtes CO2 wirklich klimaschädlich? Beantworten wir diese Frage einmal hilfsweise mit „Ja“. Dann schließt sich die Folgefrage an, ob Deutschlands kostspielige CO2-Vermeidungsmaßnahmen überhaupt global spürbar sein können. Unser Weltanteil von etwa 2 % aller menschgemachten CO2-Emissionen ist vernachlässigbar, und von den maßgebenden Verursachern, wie beispielsweise China hört man außer wohlfeilen politischen Beteuerungen nichts Substantielles über CO2-Vermeidungsmaßnahmen. Und weiter: Kann man das sich naturgesetzlich stets wandelnde Klima überhaupt schützen? Welche Klimazone von polar bis tropisch bedarf des stärksten Schutzes? Was sagen unabhängige Klimafachleute dazu? Gibt es hier einen ähnlichen Konsens über die Klimaschädlichkeit des menschgemachten CO2 wie in Politik und Öffentlichkeit?
Solche häretischen Fragen lassen sich gleichermaßen auch zur deutschen Energiewende stellen. Sie fand ihre Begründung zunächst in der Forderung nach CO2-Vermeidung zum Zweck des Klimaschutzes. Später wurde das Klimaargument durch die als unabdingbar propagierte und überstürzte Aufgabe der Kernenergie komplettiert. Keine Nation der Erde kopiert unsere Energie- und Klima-Agenda. Wie ist sie dann sachlich zu rechtfertigen? Kann irgendein Nutzen für unsere Volkswirtschaft oder unsere Umwelt aus der Energiewende abgeleitet werden? Diese Fragen sind keineswegs akademisch! Sie berühren maßgeblich die Position Deutschlands im globalen Wettbewerb, die Stromrechnung jedes Privathaushalts, die Sicherheit unserer Energieversorgung, die energieverbrauchende Industrie und insbesondere den Schutz unserer Natur. Die lawinenartig zugenommenen Bürgerproteste gegen Windradinstallationen demonstrieren es.
Inzwischen im Ruhestand, hatte ich Zeit, mich wieder frei von Lehrverpflichtungen oder finanziellen Interessen der physikalischen Forschung zuzuwenden, jetzt einem Spezialgebiet der Klimaforschung. Aus den Resultaten dieser Bemühungen sind, zusammen mit Mitautoren, Publikationen in begutachteten wissenschaftlichen Fachjournalen entstanden. Zusammen mit befreundeten Forschern an ausländischen Universitäten laufen weitere Projekte. Die hier gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse, die sich mit denen vieler Klimaforscher weltweit decken, widersprechen (unbeabsichtigt) in maßgebenden Punkten den deutschen Medienberichten und der deutschen Klima-Politik. Kritische Autoren von Klimasachbüchern haben ebenfalls schon solche Widersprüche bemerkt, die leider auch das ansonsten gut informierende Wikipedia betreffen. Man informiert sich dabei vorwiegend im Internet, denn die Klima-Berichte der deutschen Medien sind nicht objektiv. Ohne verlässliche Information ist aber kein vernünftiges Urteilen möglich. Diskussionen, die sich an meine Vorträge anschließen, zeigen einen zunehmenden Bedarf von ehemals Ahnungslosen an fachlich einwandfreier Sachinformation. An die Gruppe dieser Interessierten, die selber nachdenken und es nicht beim „Das steht doch in der Zeitung“ belassen, richtet sich das Buch.
Die dritte Auflage des Buchs ist nun vergriffen. Außer der Beseitigung unvermeidbarer Fehler musste der Buchinhalt wieder den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen angepasst werden. Diese sind aktuell durch drei Phänomene bestimmt, wobei die Zukunft der sich stetig zuspitzenden Entwicklung mit Sicherheit entscheidende Umwälzungen mit sich bringen wird.
Zum einen sind es die vorwiegend nur in der westlichen Welt bekannten Bewegungen „Fridays for Future“ (FFF) und ihre noch abgehobenere Version „Extinction Rebellion“ (XR). Sie lassen an mittelalterliche Geißler denken, wobei die FFF- und XR-Jugendlichen sich natürlich nicht selber geißeln, sondern dies nur von den anderen erwarten. Das zweite Phänomen ist das unübersehbare Scheitern der Energiewende, die gemäß Expertise aller neutralen Fachleute niemals funktionieren kann. Es entstand das Dilemma der deutschen Politik, infolge des Abschaltens von CO2-freien Kernkraftwerken die gesetzlichen Bestimmungen der EU über CO2-Einsparungen nicht mehr erfüllen zu können und hohe Strafzahlungen der EU zu gewärtigen. Dass diese Politik gleichzeitig „Klimaschutz“ zur Chefsache erklärt, erschwert die Problemlösung zusätzlich. Als Drittes wird in dieser Auflage zum ersten Mal auch über die Hintergründe des Klima-Hype berichtet. Dies hat einen einfachen Grund. Inzwischen werden diese Hintergründe von den Verursachern erstaunlich offen publiziert und kommuniziert. Dies war noch vor wenigen Jahren undenkbar. Es geht ihnen, das sei schon einmal vorausgeschickt, nicht um Klimaschutz, sondern um die sozialistische Umgestaltung unserer Gesellschaft hin zu einem planwirtschaftlichen Ökostaat. Die jüngsten Ereignisse lassen wenig Gutes erwarten. Die neue EU-Präsidentin, Frau von der Leyen, will mit dem „Green Deal“ Geschichte schreiben, die uns alle teuer zu stehen kommen wird. Zum gleichen Zeitpunkt hat England mit dem Brexit die Freiheit für alle Optionen wiedergewonnen.
Der Autor ist durch die vorangegangenen Auflagen dieses Buchs, eine Reihe von begutachteten Klima-Fachveröffentlichungen2, zahlreiche Artikel in EIKE11 und schließlich Vorträge bekannt geworden. Eine Bundestagsanhörung des Autors zum Thema CO2-Vermeidung3 und drei weitere themennahe parlamentarische Anhörungen des Düsseldorfer Landtags waren fast schon logische Folgen. Maßgebende Änderungen der Bundespolitik, inklusive aller Landespolitiken, welche unsere Natur, Volkswirtschaft und Energiesicherheit schwer schädigen, bewirken solche Anhörungen natürlich nicht. Die Eigenschaft, aus Fehlern zu lernen und diese so früh wie möglich abzustellen, fehlt anscheinend in den Genen deutscher Politiker. Unter den aktuell obwaltenden Bedingungen einer bewusst herbeigeführten Energie-Mangelwirtschaft, die von den meisten deutschen Medien auch noch beifällig befürwortet wird, hat es ein Buch mit rationaler Sichtweise schwer. Kritik an Energiewende und „Klimaschutz“ ist im heutigen Deutschland unerwünscht, ja sogar anstößig geworden. Und dies, obwohl der weltweite Wissenschaftsskandal im Jahre 2007, besser bekannt unter „Climategate“ (s. unter 3.5.4), jedem nachdenkenden Beobachter die Augen hätte öffnen müssen. Inzwischen ist Climategate wieder fast in Vergessenheit geraten.
Immerhin hat das damalige Vorstandsmitglied der Deutschen physikalischen Gesellschaft (DPG), Prof. Konrad Kleinknecht, eine positive Kritik des vorliegenden Buchs im DPG-Physik-Journal veröffentlicht4. Es gab auch eine ganze Reihe weiterer positiver Kritiken der vorangegangenen drei Buchauflagen5. Das tönende Schweigen von SPIEGEL, FAZ, ZEIT, Süddeutscher Zeitung etc. spricht dagegen eine beredte Sprache. Das Buch ist unerwünscht, und man kann daher konstatieren: Das komplette Ignorieren von kritischen Fachstimmen zu „Klimaschutz“ und Energiewende seitens der großen deutschen Medien ist undemokratische Überwachung und hat mit gutem Journalismus als „berichten, was ist“ nicht mehr viel zu tun. Von dieser Art Überwachung sind natürlich nicht nur dieses Buch, sondern gleichermaßen alle kritischen Publikationen und Stimmen zur Energiewende und zum „Klimaschutz“ betroffen. Der bekannte Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn, der einen an Deutlichkeit kaum noch zu überbietenden Vortrag gegen die deutsche Energiewende an der Ludwigs-Maximilian-Universität München bei Anwesenheit hoher politischer Prominenz hielt6, wurde von den Medien ebenfalls mit Nichtbeachtung gestraft. Angesichts dieser Zustände wundert man sich nicht mehr, dass die großen Printmedien ein stetig zunehmendes Abwandern ihrer Leser ins besser informierende Internet beklagen.