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2.7.2 Vorsicht
ОглавлениеVorsichtiges Verhalten basiert auf der menschlichen Fähigkeit, die Folgen seiner Aktion oder seiner Aussage zu bedenken, z. B. bei Geldgeschäften, im Straßenverkehr, an einer Bahnsteigkante, an einem Abgrund, beim Umgang mit Glas oder bei frisch gestrichenen Gegenständen. Vorsichtiges Verhalten ist mit Besonnenheit und Behutsamkeit verbunden. Mangelnde Vorsicht kann zu Leichtsinn werden. Das ist dann gegeben, wenn sich Menschen unvorsichtig verhalten. Übertriebene Vorsicht kann zu Ängstlichkeit, Unentschlossenheit und zu Wankelmut führen. Aber: „Die Gefahr lässt sich nicht auslernen“ (J.W. von Goethe). Auch die Vorsicht hat zwei ganz verschiedene Seiten.
► Thesen: Wer Menschen sollten uns im Leben grundsätzlich besonnen verhalten, denn: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ (Sprichwort). Wenn schwierige Situationen zu bewältigen sind, dann gilt: „Schwierigkeiten heilt man nicht mit Gewalt und Kalamitäten, nicht mit Beschlüssen, sondern mit Klugheit und Vorsicht (C. Spitteler). Und: „Gut ist Bedachtsamkeit und weise die Vorsicht (Krösus). „Wer eine Sache mit Abstand betrachtet, kommt ihr häufig näher“ (H. Fleitmann). Dazu passt folgender Reim: „Stets äußert sich der Weise leise, vorsichtig und bedingungsweise“ (W. Busch). Auch im Krieg wird die Tapferkeit nicht immer belohnt: „Der bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht“ (W. Shakespeare). Weitere Stellungnahmen zum Thema Vorsicht:
▪ „Tanze nicht, wenn du einen Korb mit Eiern trägst“ (Sprichwort).
▪ „Wenn der Affe zuschaut, pflanze ich keine Erdnüsse“ (aus Afrika).
▪ „Rede nicht in den Wind, wenn du dessen Richtung nicht kennst“ (W. Brudzinsky).
▪ „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“ (Sprichwort).
▪ „Wenn alles still ist, geschieht am meisten“ (S. Kierkegaard).
▪ „Vorsicht ist die preiswerteste Lebensversicherung“ (E.H. Bellermann).
▪ „Alte Fische schnuppern mehr als einmal am Haken, bevor sie ihn schlucken“ (aus Schweden).
▪ „Scherben soll man noch am Abend wegräumen, damit man sich am Morgen nicht mehr daran schneiden kann“ (unbekannt).
▪ „Die Vorsicht stellt der List sich klug entgegen“ (J.W. von Goethe).
▪ „Vorsicht ist eine Bürgermeistertugend“ (unbekannt).
▪ „Schweigen ist der beste Ausweg für den, der seiner Sache nicht sicher ist“ (F. de La Rochefoucauld).
► Antithesen: Allzu große Vorsicht kann im Leben falsch sein: „Wenn Gefahr im Verzug ist, dann muss schnell gehandelt werden“ (Praxisweisheit). Beispielsweise dann, wenn es heftig zu brennen beginnt oder wenn große Bäume morsch sind und umzufallen drohen. Der englische Sprachforscher S. Johnson meint darüber hinaus: „Vorsicht ist die Einstellung, die das Leben sicherer macht, aber selten glücklich.“ Manchmal muss man eben etwas riskieren, wenn man etwas erreichen möchte. Zum Nachdenken: „Vorsicht und Misstrauen sind gute Dinge, nur sind auch ihnen gegenüber Vorsicht und Misstrauen nötig“ (Ch. Morgenstern). Oscar Wilde ist kein Freund allzu großer Vorsicht: „Vorsicht ist das, was man bei anderen Feigheit nennt.“ Zum Schluss zum Nachdenken: „Die Wesensart des Menschen beeinflusst die Beurteilung eines Phänomens beträchtlich.“*
► Synthese: „Im Urteilen bzw. Verhalten und auch sonst im Leben ist immer wieder eine gewisse Vorsicht angebracht.“* Denn: „Selbst Blindgänger können einschlagen wie eine Bombe“ (W. Mocker). „Aber wir sollten es mit der Vorsicht auch nicht übertreiben, denn Ängstlichkeit und Unentschlossenheit können ein schlechter Ratgeber sein, z. B. wenn Gefahr im Verzuge besteht.“* Andererseits soll man sich nicht unnötig in Gefahr begeben: „Wo du keinen Grund erkennst, sollst du nicht durch Wasser laufen wollen“ (aus Russland). Und es gilt: „Irrtümer müssen nicht automatisch zu Katastrophen werden, man muss sie nur rechtzeitig erkennen“ (unbekannt). Dennoch ist man nie vor Überraschungen sicher:
„Glaube dich nicht allzu gut gebettet; ein gewarnter Mann ist halb gerettet“
(Johann Wolfgang von Goethe)
Zum Thema Vorsicht gibt es weitere interessante Stellungnahmen: „Wer zu kurz kommt, ist vermutlich zu weit gegangen“ (W. Mocker). Hier stellt sich die Frage: „Wenn wir immer nur vorsichtig sind, sind wir dann noch Menschen?“ (A. Solchenizyn). Dazu der Rat: „Urteile von einem Menschen lieber von seinem Handeln, als nach seinen Worten, denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich“ (M. Claudius). Aber: „Vorsicht mit Rücksicht auf Leute, die keine Nachsicht mit einem haben“ (G. Uhlenbruck). Und: „Solange du lebst, hüte dich davor, einen Menschen nach seinem Aussehen zu beurteilen“ (J. de la Fontaine). Also sollten wir immer auf der Hut sein: „Weil das Los des Menschen niemals sicher, lasst uns bedacht sein auf den schlimmsten Fall“ (W. Shakespeare).