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2.7.4 Entschuldigung

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Die Entschuldigung ist eine Bitte um Verzeihung, z. B. nach einer nicht beabsichtigten, beleidigenden Äußerung. Mit ihr zeigt ein Mensch ein Verhalten, dass eine bestimmte Tat bedauert, die seinerseits eine moralische Verfehlung war. Der Betroffene kann die Entschuldigung annehmen oder ablehnen. Bei einer Annahme der Entschuldigung ist es üblich, diese durch Worte oder Gesten dem Gegenüber mitzuteilen, z. B. durch einen Händedruck. Damit sollte die Angelegenheit als erledigt betrachtet werden. Allerdings wissen wir: „Abbitte leisten ist ein Kraftakt, den nicht jeder schafft“ (M. Hinrich).

Folgendes Beispiel einer Entschuldigung ist nicht ganz ernst zu nehmen. In Grünstadt/​Pfalz ist eine Maus in ein großes Weinfass voller Rotwein gefallen. Sie ruft voller Angst: „Holt mich raus! Holt mich raus!“ Eine Katze kommt neugierig gelaufen, freut sich schon über den Leckerbissen und sagt: „Ich hole dich raus, aber nur unter der Bedingung, dass ich dich dann auch fressen darf!“ Maus: „Ja! Ja! hol mich raus, ich ertrinke …!“ Die Katze greift mit ihrer Pfote nach der Maus – und weil diese schlüpfrig war – sprang sie hinweg, war in ihrem Mauseloch verschwunden und schaute dort keck heraus. Die Katze schreit: „Komm sofort heraus, du hast gesagt, ich darf dich fressen!“ Maus: „… Tschuldigung! Im Suff verspricht man viel!“

Aber nun wieder zur Realität: Im täglichen Leben gilt es als Zeichen der Höflichkeit und als Anstand, auch dann um Entschuldigung zu bitten, wenn kein eigenes Verschulden vorliegt, z. B. bei einer witterungsbedingten Verspätung. In anderem Sinne gibt es die Entschuldigung beispielsweise als schriftliche oder mündliche Mitteilung über das Fehlen in der Schule. Was spricht für und was gegen die Entschuldigung?

► Wer eine moralische Verfehlung begangen hat, die er so nicht wollte, muss sich dafür entschuldigen. Das erfordert der Anstand. Es gibt viele gute Gründe, sich zu entschuldigen.223 Die Entschuldigung sollte möglichst bald nach dem Vorgang geschehen: „Entschuldigung duldet keinen Aufschub, sonst wird – schneller als uns lieb ist – unlösbare Endschuld daraus“ (Ch. Matthes). Also sind Fehler zu korrigieren: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten“ (Konfuzius). Mit konsequentem Handeln nehmen wir Belastungen von uns: „Wer sich für einen schlimmen Fehler persönlich entschuldigt, entlastet seine Seele.“* Die Gründe für Entschuldigungen können vielfach sein: „Wer die Menschen kennen lernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe“ (C.F. Hebbel).

► Wenn wir uns entschuldigen, dann sollten wir dabei bedenken: „Wer sich entschuldigt, klagt sich an“ (Hieronymus). Deshalb: „Wer sich entschuldigt, klagt sich an, dachte er sich entschuldigend“ (E. Baschnonga). Und: „Jede Rechtfertigung ist ein Indiz für Schuld und Schwäche“ (P. Rudi). Wir müssen u. U. damit rechnen, dass uns auf dieser Basis jemand niedermachen kann: „Jede Rechtfertigung gibt anderen das Recht, einen fertig zu machen“ (E. Lauscher). Auch: „Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen“ (K. Tucholsky). Außerdem kommen wir damit nie rechtzeitig: „Eine Entschuldigung ist eine Höflichkeit, die immer zu spät kommt“ (unbekannt). Weitere Aussagen kommen hinzu, denn Entschuldigungen haben viele Seiten:

▪ „Sich zu entschuldigen ist die beste Grundlage für die nächste Beleidigung“ (A.G. Bierce).

▪ „Manchmal ist eine Entschuldigung noch eine größere Ungezogenheit“ (S. Johnson).

▪ „Wer eine Entschuldigung verlangt, hat eine neue Beleidigung verdient“ (E. Blanck).

Allerdings: „Manche nehmen unsere Entschuldigung nicht an und dann sieht man erst recht alt aus!“* Ist es dann grundsätzlich besser, sich gar nicht zu entschuldigen?

► Welches Verhalten ist richtig? Wenn ein Mensch eine Entschuldigung nicht annimmt, dann ist das niederträchtig: „Der gemeinste Mensch ist, wer keine Entschuldigung annimmt, keine Sünde deckt und keinen Fehler vergibt“ (aus Arabien). Fehler sind menschlich: „Jeder von uns macht Fehler.“* Dann sollte man zu seiner Schuld stehen und der Partner sollte uns vergeben.224 Manchmal fällt eine Entschuldigung schwer, wenn diese vom Partner als Zeichen von Schwäche empfunden wird.

„Zuweilen ist die persönliche Entschuldigung schlimmer als die Schuld selbst“

(Horst-Joachim Rahn)

In jedem Falle zeugt die Entschuldigung eines Menschen von dessen charakterlicher Stärke. Es ist besser, das Geschehene hinter sich zu bringen, als es weiterhin belastend mit sich zu tragen. Hat man einen Fehler begangen, sollte man umgehend auf die betroffene Person zugehen und sich dafür in einem persönlichen Gespräch entschuldigen. Dabei soll man aber den begangenen Fehler nicht herunter spielen, denn dann kann man den anderen erst recht verletzen. Das gilt es zu vermeiden, indem man bei seinem Verhalten die Erfolgsfaktoren für eine richtige Entschuldigung berücksichtigt.225

Auch in der hohen Politik werden Fehler gemacht. Wenn eine verbündete Nation eine andere gnadenlos ausspäht, dann sind die Folgen für alle Betroffenen fatal. Der amerikanische Präsident B. Obama sagte, als er um eine Entschuldigung für das Ausspähen anderer Staaten gebeten wurde: „Wir werden uns nicht entschuldigen, wenn wir erfolgreich abhören.“ Das ist falsch. „Am besten ist es immer, wenn man sich so verhält, dass man sich später nicht entschuldigen muss.“*

Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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