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2.7.7 Kritik
ОглавлениеKritik ist die Beurteilung einer Person, Sache bzw. eines Systems. Der Begriff der Kritik hat eine lange Geschichte, u. a. gibt es interessante Beiträge von Kant, Fichte, Hegel und Marx.231 „Kritisches Verhalten ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens.“* Als Führungsinstrument ist Kritik als Lob oder als Tadel einsetzbar.232 Sie ist eine Grundform der Vernunft bzw. ein Wesensmerkmal der Urteilsbildung und auch eine Auseinandersetzung mit Handlungen, Handlungsnormen und -zielen, z. B. als Literatur-, Theater-, Spiele-, Musik- und Filmkritik. Es gibt außerdem Selbstkritik und Fremdkritik. Auch Karikaturen können Ausdruck von Kritik sein: „Kritische Karikaturen zeigen den politischen Pulsschlag der Zeitgeschichte“ (A. Dunker). Für kritische Karikaturen gilt: „Auch kein Karikaturist darf die Regeln des Anstands oder tiefreligiöse Empfindungen verletzen.“* Auf den ersten Blick ist die Meinung von H. Körber verblüffend: „Die spitzesten Lanzen werden von den Dünnhäutigen geschleudert.“ Interessant hinsichtlich der Kritik ist auch folgende Auffassung: „Die Zuneigung bestimmt den Blickwinkel“ (L. Peppel). Zur Kritik gibt es Feststellungen, positive Anmerkungen, aber auch negative Aussagen.
► Pro: Kritik kann als wesentliches Lebenselement hilfreich sein: „Kritik ist dort angebracht, wo sie hilft“ (V. Frank). Konstruktive Kritik ist allerdings nicht einfach: „Kritik will geübt sein“ (M. Hinrich). Auch die Qualität der Kritik spielt eine Rolle: „In dem Maße wie Wille und Fähigkeit zur Selbstkritik steigen, hebt sich auch das Niveau der Kritik an anderen“ (Ch. Morgenstern). Manche Menschen sind übertrieben kritisch: „Kritik ist lebenswichtig. Für Kritiker“ (E. Blanck). Die Praxis zeigt: „Kritische Menschen teilen gern aus, vertragen selbst aber überhaupt keine Kritik.“* Deshalb gilt schon immer: „Wer stechen will, muss selber stichfest sein“ (A. Grün). Wenn man im Stossfeuer der Kritik steht, dann ist Geduld nötig: „Manchmal muss man Kritik geduldig ertragen.“* Als Reaktion auf Kritik hat Neid überhaupt keinen Platz. Mark Twain mag Kritik nur unter einer Voraussetzung: „Ich liebe Kritik, aber ich muss damit einverstanden sein.“ Otto von Bismarck sagt zu Recht: „Ich bin dankbar für schärfste Kritik, wenn sie nur sachlich bleibt.“ Wirksame Kritik hat ihre positiven Folgen: „Was dich mitnimmt, bringt dich weiter“ (H. Sabo). Zum Schluss: „Konstruktive Kritik sollte uns nicht egal sein, sondern wir sollten uns mit ihr auseinandersetzen.“*
► Contra: „Kritik wirkt negativ, vor allem wenn sie unsachlich, destruktiv oder unverschämt ist.“* „Manche Sätze geben ihr Gift erst nach Jahren her“ (E. Canetti). Auch Diffamierungen sind unehrenhaft. „Kritik ist oft nichts anderes als Neid über den Erfolg des anderen“ (M. Mächler). Wir sollten uns darüber klar sein, das Kritik zu weiterer Kritik führt: „Kritik schlägt immer zurück“ (A. Maggauer-Kirsche). Vor allem sehr kritische Menschen sind anfällig für Kritik: „Niemand verträgt weniger Kritik als der Kritiker“ (P. Rosegger). Sie wollen das aber nicht wahrhaben: „Wer keine Kritik verträgt, hört nicht gern, dass er keine Kritik verträgt“ (M. Richter). Auch zur Reaktion auf Kritik gibt es interessante Meinungen:
▪ „Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie verdient war“ (Tacitus).
▪ „Wer Kritik übel nimmt, hat etwas zu verbergen“ (H. Schmidt).
Vor allem gibt es viele Weltverbesserer: „Der Jammer bei den Weltverbesserern ist, dass sie nicht bei sich selbst anfangen“ (M. Twain). „Keiner von uns kann die Welt retten.“* Angemessene Kritik ist auch Kopfsache: „Mittelmäßige Geister verurteilen gewöhnlich alles, was über ihren Horizont geht“ (La Rochefoucauld). Aus der Lebenspraxis gibt es Vergleichsbeispiele: „Die Kritik gleicht einer Bürste. Bei allzu leichten Stoffen darf man sie nicht verwenden, denn sonst bliebe nichts mehr übrig“ (H. de Balzac). Ein treffender Vergleich mit einem Chor: „Am Lautesten singen immer die, die falsch singen“ (F. Grillparzer). Das ist bemerkenswert!
► Conclusio: „Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die anderen“ (Konfuzius). Vor allem sollten wir zuerst vor der eigene Tür kehren: „Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart“ (N. Coward). Auch folgende Feststellung passt hier: „Man wird nicht dadurch besser, indem man andere schlecht macht“ (H. Nordhoff). „Es ist gar viel leichter, ein Ding zu tadeln, als es selbst zu erfinden“ (A. Dürer). Mitunter wird schnell kritisiert, aber weniger schnell eingesteckt: „Kritik kommt geschmeidig über die Lippen, aber geschluckt wird sie nicht gern“ (T. Zölffel). Außerdem gilt: „Wer austeilt, muss auch einstecken können“ (O. Stock). Wir sollten angemessene Kritik akzeptieren, aber gegen unangemessene Kritik sollten wir uns wehren. Aber: „Gegen Kritik kann man sich weder wehren noch schützen“ (J.W. von Goethe). „Man soll gegenüber Kritik nicht zu empfindlich sein, man soll aber auch nicht unmäßig austeilen.“* Nicht wenige von uns jammern, obwohl es nicht angebracht ist: „Wir haben uns daran gewöhnt, auf hohem Niveau zu jammern“ (H. Kohl). Andere sind zu empfindlich: „Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht“ (G.C. Lichtenberg). Und der österreichische Tiefenpsychologe A. Adler stellte etwas Bemerkenswertes fest: „Überempfindlichkeit ist Ausdruck eines Minderwertigkeitsgefühls.“
Demgegenüber gilt: „Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den andern, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt“ (Ch. Morgenstern). „Auch negative Kritik muss immer sachlich sein und darf niemals vor der Gruppe geschehen.“* Interessant ist die Feststellung von Walter Jens: „Die entscheidenden Veränderer der Welt sind immer gegen den Strom geschwommen.“ Und es gibt dazu Wünsche: „Etwas wünscht ich zu sehn, ich wünschte einmal von den Freunden, die das Schwache so schnell finden, das Gute zu sehn!“ (J.W. von Goethe und F. von Schiller). Und etwas rustikal: „Nur ein Schwein macht ein Schwein zur Sau“ (U. Erckenbrecht). Einige Anmerkungen zur Menschenführung:233 Kritik hat unter vier Augen aufbauend und nicht unter Versageraspekten zu erfolgen. Kleine Fehler dürfen nicht hart kritisiert werden: „Fremde Fehler beurteilen wir als Staatsanwalt, die eigenen als Verteidiger“ (aus Brasilien). Tadel an den Leistungen einzelner darf nicht auf alle übertragen werden. Negative Kritik kann auch in Frageform gekleidet werden, um die Schärfe zu nehmen. Die Kritik soll zu neuer Leistung anspornen und darf keinesfalls verletzend erfolgen. „Bei persönlicher Kritik sollte immer das Gute vor dem Schlechten genannt werden.“* „Der Weg zur Vollkommenheit und zu jedem Fortschritt ist fortwährende Selbstkritik“ (K. Schwitters). Und zum Schluss: „Willst du andere belehren, musst du vor deiner Tür erst kehren“ (unbekannt).