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Band 1


Kampf um Hispoltai


Was gewesen ist, dasselbe wird wieder sein,

und was geschehen ist, dasselbe wird wieder geschehen,

und es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Es ist nur kein Andenken an die früheren Zeiten geblieben,

und auch für die späteren, die künftig sein werden,

wird kein Andenken übrig bleiben bei denen,

die noch später sein werden.

Prediger 1,9-11

Vorwort des Übersetzers


Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich die Welt verändert. Die Grenzen haben sich für die Menschen im Osten und im Westen geöffnet, und dadurch hat sich auch mein Leben verändert.

Vor längerer Zeit erreichte nämlich die Post in U. ein seltsamer Brief. Die Adresse war mit ungelenker Hand in kaum entzifferbaren Buchstaben geschrieben. Gerichtet war der Brief an eine Frau N. Diese Frau war meine Großmutter. Sie lebt schon seit vielen Jahren nicht mehr und hatte bereits in den fünfziger Jahren die Wohnung gewechselt. Aber U. ist ein kleiner Ort, und so erinnerte sich der Briefträger an meine Tante, die noch dort wohnt. Ihr überreichte der findige und pflichtbewusste Mann den grauen Umschlag aus billigem Papier. Sie wiederum leitete den Brief an mich weiter.

Absender der Botschaft war eine mir völlig unbekannte Familie in der Ukraine. Der Schreiber oder die Schreiberin hatte lateinische und kyrillische Buchstaben vermischt. Textpassagen in russischer Sprache wechselten mit solchen in schlechtem Deutsch ab. Außer ein paar Brocken, die mich neugierig machten, konnte ich nichts verstehen. Ich erinnerte mich aber an eine alte Freundin, die ich während meiner Studienzeit kennen gelernt und die damals Slawistik studiert hatte. Zu ihr nahm ich Kontakt auf, wir trafen uns und entschlüsselten gemeinsam die Nachricht. Gemeinsam fuhren wir schließlich auch nach Russland und sprachen mit den Leuten.

Sie hatten mir nämlich geschrieben, dass mein Vater im letzten Krieg in ihrem Haus gestorben sei, und sie seinen deutschen Angehörigen gerne sein Grab zeigen wollten. Außerdem hätten sie seine Hinterlassenschaft fünfzig Jahre lang für uns verwahrt. Mein Vater war im Zweiten Weltkrieg als einfacher Soldat am Russlandfeldzug beteiligt gewesen und nicht mehr zurückgekommen. Ich habe ihn nie gesehen. Über sein Schicksal hatten weder meine Mutter noch meine Großeltern etwas herausfinden können. Umso überraschter war ich nun über dieses Zeichen, von dem ich mir Aufklärung erhoffte. Je älter man wird, desto mehr besinnt man sich auf seine Wurzeln.

Nach einer schwierigen und mühsamen Reise gelangten wir in ein kleines Dorf mit heruntergekommenen Häusern und teils brachliegenden Feldern. Kaputte Traktoren standen am Wegrand und rosteten vor sich hin. Ein Hotel gab es nicht, sondern nur einen kleinen Gasthof. Die Toilette war katastrophal. Wir waren mit einem Schlag ein wenig ins Mittelalter zurückversetzt. Aber die Herzlichkeit der Menschen glich die trostlose Atmosphäre wieder aus.

Die Leute, die geschrieben hatten, waren Kleinbauern. Ihre Behausung war kärglich und baufällig. Der Zerfall des mächtigen Sowjetreichs spiegelt sich in jedem seiner Teile. Wir saßen in einem kleinen, niedrigen Raum auf einer Eckbank und tranken selbst gebrannten Wodka aus Wassergläsern. Radebrechend in Deutsch und Russisch erfuhren wir folgende Geschichte:

Unsere Gastgeber rechneten sich zu den Russlanddeutschen. Die Familie hatte unter Stalin viel zu leiden gehabt. Dennoch hatten sie die deutsche Invasion im Zweiten Weltkrieg mit gemischten Gefühlen beobachtet. Dann kamen die vernichtenden Niederlagen der Eroberer, der chaotische Rückzug. Eines Tages war ein Mann in grauer Uniform vor ihrer Tür zusammengebrochen, und sie hatten ihn um Christi Barmherzigkeit aufgehoben und ins Haus getragen. Das war damals gefährlich gewesen, denn auf Kollaboration mit dem Feind stand der Tod, und gerade den Russlanddeutschen misstraute die Obrigkeit. Außer einer alten Frau war keiner der Leute, die uns davon erzählten, dabei gewesen. Aber den Vorfall hatte man in der Familie immer wieder besprochen, so dass auch die Jungen gut informiert waren.

Der Verwundete hatte einen Bauchschuss gehabt und war bald darauf gestorben. Sie hatten ihn in der Nacht begraben. Die Adresse meiner Großmutter war auf einem Briefumschlag gestanden, den sie in der Brusttasche des Toten gefunden hatten. Sie hatten ihn sorgfältig aufgehoben. Durch all die Jahre war es ihr Plan gewesen, sich in Deutschland zu melden; aber die Angst vor den sowjetischen Behörden hatte sie jahrzehntelang zurückgehalten. Nun, nach der großen Wende, hatten sie ihr Vorhaben endlich verwirklichen können. Eines Tages, so erklärten sie stolz, würden sie alle nach Deutschland, ihrer wahren Heimat, kommen. Dann würden wir dort zusammen Wodka trinken und wären Landsleute.

Später führten sie uns zu einem Hügel, der mit einem Kreuz geschmückt war. Das Holz war frisch geschnitten und zusammen genagelt. Ich stand lange davor und versuchte, eine geistige Verbindung zu dem mir fremden Mann unter der Erde aufzunehmen, aber es gelang mir nicht. Später saßen wir wieder in der Stube und tranken wieder Wodka. Ich bedankte mich für die Menschlichkeit, die man einem fremden Soldaten erwiesen hatte. Die Familie wäre schließlich bis auf die letzte Seele ausgerottet worden, wenn die barmherzige Tat bekannt geworden wäre.

Wir wollten schon gehen, als die alte Frau aufstand und uns zu verstehen gab, sie habe noch etwas für uns. Sie brachte einen alten, verstaubten und verschlissenen Wehrmachtstornister. Dies sei das Vermächtnis des toten Soldaten, sagte sie.

Ich bedankte mich überschwänglich, ließ von meiner Barschaft da, was ich entbehren konnte und nahm mir vor, regelmäßig Pakete zu schicken. Dann reisten wir ab. Schon nach wenigen Kilometern hielten wir an und untersuchten den Tornister. Er enthielt ein paar alte, vertrocknete Zigaretten, Unterwäsche, Bilder von meiner Großmutter, meiner Mutter im Alter von zwanzig Jahren zusammen mit mir als Säugling und ein Tagebuch. Ganz unten lag ein großes, sehr dickes Buch. Der Umschlag musste einmal blau gewesen sein, doch war von der Farbe nicht mehr viel zu erkennen. Stattdessen war er übersät mit eingetrockneten Blutspritzern und Brandflecken. Sein Inhalt bestand aus handgeschriebenen Seiten in einer Schrift und Sprache, die wir noch niemals gesehen hatten. Das Material der Seiten kann ich bis heute nicht definieren, doch unstrittig ist ihr hohes Alter.

Nach Deutschland zurückgekehrt suchten wir nach Leuten, die uns den Text übersetzen sollten. Aber wir fanden nicht einmal jemanden, der den Ursprung beziehungsweise den Namen von Schrift und Sprache hätte sagen können. Auch das Tagebuch brachte uns nicht weiter. Zwar war es von großer Aussagekraft, was die Erlebnisse meines Vaters betraf, und ich habe mir vorgenommen, es bei Gelegenheit an anderer Stelle zu veröffentlichen. Aber über das geheimnisvolle Buch erfuhren wir lediglich, dass mein Vater es aus einer uralten, orthodoxen Dorfkirche gerettet hatte, die in Flammen gestanden war. Die Ursachen des Brands und warum er sich in Lebensgefahr begeben hatte, wurden hingegen ausführlich beschrieben.

Wir gaben schließlich auf und kümmerten uns nicht weiter um den russischen Fund, bis mir der Herr der Ringe von John Ronald Reuel Tolkien in die Hände fiel. Dort entdeckte ich ähnliche Schriftzeichen wie in meinem Buch. Tolkiens Werk wurde für mich zum ‘Stein von Rosette’. Mit seiner Hilfe gelang es mir, den geheimnisvollen Text zu entschlüsseln.

Die Übersetzung des Textes war nicht einfach, und dies nicht nur, weil die alte Sprache erst einmal rekonstruiert und Übersetzungshilfen angefertigt werden mussten. Ich bin kein Fachmann, aber ich kenne in der Übersetzerzunft zwei Richtungen. Die eine will den fremden Text so originalgetreu wie möglich übertragen, auch auf die Gefahr hin, dass man ihn nur schwer versteht. Geprägt ist dieses Bemühen von der Ehrfurcht vor dem Geist und der Sprache des Originals. Die andere Richtung hat nur den eigenen Leser im Auge. Seinem Denken und seinem Sprachgebrauch unterwerfen diese Übersetzer das Originalwerk, auch wenn dadurch die Quelle radikal angepasst und verändert wird. Ich habe mich entschlossen, der zweiten Übersetzungsschule zu folgen.

Es ging für mich darum, den Text für heutige Menschen zu erschließen. Lange habe ich überlegt, ob ich die moderne Sprache benutzen solle. Die Verhältnisse des Buches entsprechen mehr unserem Mittelalter als der Gegenwart. Dennoch habe ich neben sprachlichen Anleihen aus der Vergangenheit durchaus die Gegenwartssprache und moderne Begrifflichkeiten benutzt. Dies scheint mir auch gerechtfertigt, denn, wenn wir die großen Zeiträume bedenken, die uns von dem Zeitalter des Berichtes trennen, so ist uns das Mittelalter noch sehr nah. Ich hoffe, ich habe mein Ziel erreicht, altes Denken und antiquierten Sprachgebrauch für die Gegenwart zugänglich zu machen. Sicher ist mir dies nicht immer gelungen, und manchmal bin ich wahrscheinlich auch über mein Ziel hinausgeschossen. Deshalb bitte ich für meine Übersetzung, die vielleicht sogar zu sehr dem sprachlichen Zeitgeist verhaftet ist, um Nachsicht.

Für Organisationen, die im Blauen Buch genannt werden, habe ich vergleichbare Einrichtungen aus unserem Kulturkreis eingesetzt. Ich habe bei unseren Genealogien und bei unseren Königshäusern und unseren gesellschaftlichen Strukturen Anleihen gemacht. Dadurch wird die fremde Kultur sicher nicht genau wiedergegeben, aber verständlicher. Auch die Klöster, die in dem Blauen Buch eine große Rolle spielen, sind natürlich nicht mit den uns bekannten Einrichtungen vergleichbar. Aber in Ermangelung analoger Begriffe habe ich mir hier einige Ungenauigkeiten gestattet. Bemerkenswert erscheint mir übrigens die Ähnlichkeit dieser „Klöster“ mit denen aus dem asiatischen Kulturbereich. An anderer Stelle meiner Quelle, die ich, um den Text zu straffen, weggelassen habe, wird sogar, ähnlich wie im Zen, die Kunst des Bogenschießens erwähnt. Auch der Kampf als meditative Übung musste damals schon gepflegt worden sein. Vergleiche zum Kung-Fu drängen sich auf.

Von der Wissenschaft meiner Zeit habe ich wenig Hilfestellung erfahren. Keiner der Lehrstühle, die ich mit der Bitte um Unterstützung angeschrieben habe, zeigte sich zuständig. Die Archäologen verwiesen mich an die Philologen und umgekehrt. Ich bekam nicht einmal einen Termin bei einem Ordinarius, dem ich mein Manuskript hätte vorlegen können. Derartige Funde passen scheinbar nicht in das Paradigma heutiger Wissenschaft.

So war ich genötigt, mich autodidaktisch in verschiedene Disziplinen einzuarbeiten und Laboruntersuchungen aus eigener Tasche zu zahlen. Natürlich habe ich versucht, mit den modernsten Methoden das Material datieren zu lassen und habe Substanzanalysen in Auftrag gegeben. Dennoch weiß ich bis heute nicht, woraus die Seiten gemacht sind, und weshalb sie so viele Jahrtausende unbeschadet überstanden haben. Alt sind sie auf jeden Fall, wenngleich die wissenschaftliche Altersbestimmung die nicht gerade glaubhafte Angabe von 170.000 Jahren ergeben hat. Da mir jedoch die finanziellen Mittel fehlen, konnte ich bisher keine Kontrollanalysen durchführen lassen.

Über Leben und Zeit der Autoren war auch nichts Objektives in Erfahrung zu bringen, so dass man sich auf die Quelle selbst verlassen muss. Offensichtlich wurde das Blaue Buch von mehreren Autoren verfasst. Nur so sind Stilbrüche innerhalb des Textes zu erklären und die genaue Kenntnis von Geschehnissen, die sich gleichzeitig an verschiedenen Orten zugetragen haben. Meine Vermutung geht dahin, dass der Text von den alten Zauberern aus Quantam stammt. Dafür spricht zum Beispiel der auktoriale Duktus der Erzählung. Aber auch in der Geschichte selbst werden meiner Ansicht nach verschiedene Hinweise auf diese Urheberschaft des Blauen Buches gegeben.

Bis heute weiß ich nicht, ob die beschriebenen Geschehnisse auf wahren Begebenheiten beruhen oder der Fiktion zuzurechnen sind, die vielleicht aus religiösen Gründen oder im Rahmen eines Totenkults zu Papier gebracht wurden. Welche Absicht verfolgten die Autoren? Ging es ihnen um Geschichtsschreibung, geistige Auseinandersetzungen oder nur um Unterhaltung? Wollten sie ihr Publikum ermutigen, oder verfolgten sie das Ziel nationale Identitäten zu schaffen? Ich will hier nicht weiter spekulieren. Einer späteren Forschung muss es vorbehalten bleiben, die Intentionen der Chronisten herauszufinden. Aber es liegt an uns, welche Bedeutung wir diesen Texten heute geben, was sie uns sagen.

Manche der Themen und Aussagen mögen dem heutigen Leser bekannt vorkommen. Wie ein Spruch des Predigers besagt, gibt es eben nichts Neues unter der Sonne, und das, was gewesen ist, wird wieder sein.

Vielleicht gibt es eine kontinuierliche Überlieferung aus den alten Zeiten bis in die Gegenwart? Vor dem, was wir Menschengedenken nennen, existierten schon Menschen, und wir wissen wahrscheinlich mehr von ihnen, als uns bewusst ist. Die Wissenschaft ist gegenüber einer Kontinuität der Überlieferung skeptisch. Auf jeden Fall aber leugnet sie die Existenz von Menschen mit einem uns vergleichbaren Bewusstsein in einer so fernen Zeit, wie der in diesem Bericht beschriebenen. Folgt man den Dogmen unserer Wissenschaft, so beginnt die Menschheitsgeschichte etwa zehntausend Jahre vor Christus. Zuvor soll es nur primitive Wesen gegeben haben, die allenfalls mit Keulen aufeinander einschlugen. Als Begründung für diese fragwürdige These wird der Mangel an archäologisch fassbaren Quellen angeführt, und etwas wofür es keinen handfesten, greifbaren Nachweis gebe, existiere ganz einfach nicht. Was aber als Beweis anerkannt wird, das bestimmt wiederum diese Wissenschaft. So schließt sich der Kreis, und neue Erkenntnisse haben keine Chance in den Kanon dessen, was wir Wahrheit nennen, aufgenommen zu werden. Wie viele später als richtig erkannte Tatsachen haben die so genannte Wissenschaft in den vergangenen Zeitläufen schon geleugnet und jeden, der sie verkündete, geächtet und sein Leben bedroht!

Es ist ein seltsames Geheimnis um die Wahrheit. Ausgerechnet die, die sich ihr verpflichtet fühlen, bekämpfen sie am stärksten.

So hat auch mein Manuskript wenig Aussicht, Gnade vor wissenschaftlichen Augen zu finden. Behauptet es doch, dass bereits 170.000 oder noch mehr Jahre vor der Zeitenwende Wesen gelebt haben, die uns sehr ähnlich waren. Ihr Denken und Fühlen entspricht durchaus dem unseren. So wie überhaupt alle Literatur aus vergangenen Epochen heute ungeheuer modern anmutet, wenn sie in unsere Gegenwartssprache übersetzt wird. Eine solche Übertragung habe ich mit dem geheimnisvollen Manuskript versucht. Es ist ein Text entstanden, wie man ihn auch am Ausgang des zweiten Jahrtausends nach Christus hätte schreiben können.

An anderem Ort werde ich über meine Forschungen Rechenschaft ablegen. Dort werde ich mich auch dafür rechtfertigen, wie ich mit dem Text umgegangen bin, warum ich Teile aus dem Original herausgenommen habe, und die philologischen Probleme schildern, die es zu bewältigen galt. Immerhin handelt es sich um eine Übersetzung aus einer gänzlich unbekannten Sprache.

Diese Veröffentlichung ist keine historisch-kritische Textwiedergabe. Ich habe den zum Teil wirren Urtext geglättet und manchmal nach bestem Wissen und Gewissen chronologische Zusammenhänge geschaffen. Dabei, so hoffe ich, habe ich mich nicht allzu sehr geirrt! Die Autoren haben die Chronik der Ereignisse so genau wie möglich wiedergegeben. Sie hatten das Bestreben, die komplexen Verhältnisse ihrer Zeit zu überliefern. Die Niederschrift mag daher für heutige Leser manchmal recht verwirrend sein. Um den Überblick zu erleichtern, habe ich vor die einzelnen Kapitel jeweils kurze erläuternde Einleitungen eingefügt. Derartige Eingriffe in ein fremdes Werk durch den Übersetzer sind ungewöhnlich. Da der Text dadurch aber an Übersichtlichkeit gewinnt, betrachte ich diese Eigenmächtigkeit als Dienst am Original. Wie schon erwähnt, habe ich auch einige Geschichten, die den Fortgang der Handlung behindern, aus ihrem Zusammenhang genommen. Einige wurden gar nicht veröffentlicht, andere finden sich in einem Anhang wieder. Auch für diesen weitgehenden Eingriff, für die Schaffung von ‚Apokryphen’, bitte ich um Nachsicht.

Natürlich habe ich mir inzwischen auch Hypothesen über die Entstehungszeit des Blauen Buches gebildet und meine Quelle im Geist in die archäologische Forschung eingefügt. Auch dem gebührt eine eigene Publikation. Meine Überlegungen müssen von einer fachkundigen Öffentlichkeit kritisch geprüft, ergänzt oder gar verworfen werden. Vielleicht will der Text auch keine geschichtlichen Ereignisse wiedergeben, sondern hatte schon zu seiner Zeit rein fiktionalen Charakter. Ich kann es nicht entscheiden, aber oft sind Romane der Wahrheit näher als Geschichtsbücher.

Ich bin dankbar, dass mir durch ein glückliches Geschick diese Kunde aus einer anderen Zeit in die Hände gefallen ist und übergebe dieses Vermächtnis, das mich auch persönlich sehr berührt, mit allen übersetzerischen Schwächen einer breiten Öffentlichkeit. Vorerst ist ein Erstes Buch fertig gestellt. An der Übersetzung des restlichen Manuskripts arbeite ich noch. Dort wird beantwortet werden, ob es Ormor gelingt, seine Kräfte aufs Neue zu sammeln und Centratur doch noch zu unterwerfen. Werden Akandra und Marc Rutan erreichen und den König befreien? Welche Zustände treffen Aramar und seine Begleiter in Cantrel an? Wie entwickeln sich die Verhältnisse im Heimland? Natürlich habe ich das Blaue Buch bereits weitergelesen und weiß, was bevorsteht. Es ist atemberaubend und aufregend. Aber solange der Text nicht fertig übersetzt ist, werde ich nichts verraten.

Möge der Mut, mit dem die Menschen damals ihre Sorgen und Nöte meisterten, uns in unseren schwierigen Zeiten ein Wegweiser sein. Sie haben sich selbst in ausweglosen Situationen behauptet, obwohl sie Gefahren begegneten, die uns erspart bleiben mögen. Ihre Entschiedenheit, den bösen Kräften zu widerstehen, könnte uns heute Vorbild sein.

Wie mir scheint, bedürfen wir dringend einer Ermutigung.


H.N. anno 1996 p.Chr.n.

Centratur - zwei Bände in einer Edition

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