Читать книгу Bauernhof statt Meer - Horst Reingruber - Страница 4
ОглавлениеBauernhof statt Meer
Die Zehners sind eine durchaus normale Familie, die in Wien wohnt und ihren jährlichen Urlaub mit Tochter Daniela und Sohn Günther immer am Meer verbringt. Vater Richard, ein dunkelhaariger Mann knapp über vierzig Jahre, ist Mechaniker, groß und kräftig gebaut, sagte zwar immer, dass ihm der Wirbel am Meer auf die Nerven gehe, aber da Danielas Mutter Sonja, Verkäuferin bei einem Juwelier, eine gutaussehende, schlanke Frau mit langem schwarzem Haar, gerne am Strand in der Sonne lag, kam niemand auf die Idee, dass es je einen anderen Urlaub geben könnte.
„Das darf doch nicht wahr sein“, dachten Daniela und ihr Bruder. Sie verbargen nur schwer ihre Enttäuschung, als ihnen ihr Vater mitteilte, dass sie dieses Jahr den gemeinsamen Urlaub auf einem Bauernhof verbringen würden.
Die meisten ihrer Schulfreunde würden den Urlaub irgendwo am Meer verbringen und Ursula, ihre Sitznachbarin, durfte sogar zu Bekannten nach England fliegen.
Daniela, die wegen ihrer langen blonden Haare und ihrer Größe bereits älter als zwölf Jahre wirkte, kam sich deswegen auch ziemlich erwachsen vor und ein Urlaub auf einem Bauernhof war für sie ziemlich das Letzte. Dies teilte sie all ihren Freunden auf Facebook enttäuscht mit und wollte alles versuchen, ihre Eltern von der in ihren Augen irrsinnigen Idee abzubringen. Das Echo ihrer Freundinnen war unterschiedlich. Einige fanden die Idee nicht schlecht, einmal etwas anderen Urlaub zu machen, während andere ihr zustimmten und meinten, dass es stinklangweilig sein wird.
Sie dachte an das lustige Treiben am Strand, das Herumtollen im Wasser und an die schönen Stunden, in denen sie sich, auf einer Luftmatratze liegend, von den blauen, sanft sich bewegenden Wellen treiben ließ. Dies alles sollte sie nun gegen einen Urlaub auf einem stinkenden Bauernhof eintauschen. Es war einfach unvorstellbar! Daniela war bereits einige Male auf Ausflugsfahrten an Bauernhöfen vorbeigefahren und das Einzige, das ihr jedes Mal auffiel, war der unangenehme Geruch, der aus den Ställen und von den Misthäufen drang, sowie der Schmutz, der oft zu sehen war.
Obwohl Daniela mit ihrem um zwei Jahre jüngeren Bruder, der seinem Vater sehr ähnlich war und nur die dunklen Haare der Mutter hatte, häufig zankte, versuchte sie, ihn zu überreden, gemeinsam Papa von der verrückten Idee abzubringen. Doch Günther sah sich bereits im Geiste nach Indianerart im Wald herumschleichen oder auf einem Pferd sitzend über die Wiesen reiten. Er lehnte daher diese gemeinsame Aktion zum Ärger Danielas ab. Sie sagte etwas von einem blöden Bruder und zog sich schmollend in ihr Zimmer zurück. Dieser Urlaub würde für sie, so war sie überzeugt, die bisher größte Enttäuschung ihres Lebens werden. Sie versuchte noch all ihre Überredungskunst bei ihrem Vater, der sonst recht oft ihren Schmeicheleien erlag, blieb diesmal aber erfolglos. Er hätte es satt, sich mit hunderten von Menschen um einen Platz in der Sonne oder um einen Liegestuhl zu raufen und außerdem sei das Meerwasser schon so verschmutzt, dass ein Baden darin sogar gesundheitsschädlich sein könnte. Aber alle diese Argumente prallten an ihr ab.