Читать книгу Bauernhof statt Meer - Horst Reingruber - Страница 9
ОглавлениеMichael und Walter
Nach der netten Kaffeejause zogen sich die Zehners um und gingen in den Hof. Jetzt hatten sie genügend Zeit, sich etwas genauer umzusehen. Die Reinlichkeit, die überall herrschte, war beeindruckend! Auch hier war nichts von den Klischeevorstellungen eines Bauernhofes mit einem Misthaufen und darauf scharrenden Hühnern und einem krähenden Hahn zu sehen. Sicher musste es auch hier einen Misthaufen geben, denn wie sie mit einem kurzen Blick in den Stall sehen konnten, gab es mindestens zwanzig Rinder und auch einige grunzende Schweine. So genau konnten sie es nicht sehen, da sich niemand ohne Erlaubnis des Bauern in den Stall wagte.
In der Scheune standen außer dem Traktor und dem Heuwagen noch ein Mähdrescher und andere Maschinen, von denen sie nicht wussten, wofür sie gehörten. Gerade als sie mitten in der Besichtigungstour waren, hörten sie plötzlich eilige Schritte vor dem Haus, die rasch näherkamen. Auch Rigo begann wieder laut zu bellen. Das Eingangstor wurde schwungvoll geöffnet und herein stürmten zwei total verschmutzte Gestalten. Nun sahen sie das erste Mal Schmutz auf dem Bauernhof, denn diese beiden Gestalten strotzten vor Nässe, Erde und Schlamm. Es gab kaum eine reine Stelle an ihren Körpern. An den Schuhen klebte die Erde zentimeterdick, die Hosen waren bis zu den Knien nass und voll Schlamm. Ihre Gesichter waren hinter der Schmutzschicht kaum zu erkennen.
Als die beiden die Fremden im Hof sahen, blieben sie kurz stehen und grüßten höflich. Frau und Herr Zehner lachten aus vollem Hals, als sie die zwei Figuren sahen und waren froh, dass ihre Kinder nicht so aussahen. Es mussten die Brandtner-Buben sein, die hungrig nachhause kamen. Die Bäuerin schlug die Hände zusammen, als sie ihre Buben erblickte und rief: „Ich bin ja einiges von Euch gewöhnt, aber dass man in so kurzer Zeit so schmutzig werden kann, ist mir unverständlich! Rein mit Euch ins Badezimmer, aber zieht vorher die Schuhe aus!“ Sie versuchte, ärgerlich zu wirken, was ihr nicht ganz gelang. Auch schien sie Kummer gewöhnt zu sein. Zu der Familie gewandt sagte sie lächelnd: „Jetzt haben Sie also meine zwei Helden kennengelernt. Ich werde sie Ihnen aber erst vorstellen, wenn ich sie einer Generalreinigung unterzogen habe!“ Dann ging sie ins Haus, um mitzuhelfen, ihren Söhnen wieder ein menschliches Aussehen zu verleihen.
Daniela und Günther waren von dieser Szene beeindruckt, wenngleich jeder auf eine andere Art. Daniela, die in der Stadt wenig Gelegenheit hatte, sich so schmutzig zu machen und der es vor Schmutz ekelte, dachte mit Abscheu an die beiden „Schmutzfinken“, während Günther vor Neugier brannte, was man hier alles anstellen könnte, um so auszusehen, und stellte sich bereits allerlei Abenteuer vor. Spielen am Bach und im angrenzenden Wald Schätze zu suchen. Nach einer halben Stunde kamen Michael und Walter frisch gewaschen, umgezogen und kaum erkennbar in Jeans und T-Shirt zur Begrüßung der Gäste.