Читать книгу Bauernhof statt Meer - Horst Reingruber - Страница 5
ОглавлениеDer Urlaub beginnt
Es nahte das Ende des Schuljahres. Daniela und Günther erhielten ihre Zeugnisse, die ganz passabel waren. Doch Daniela interessierten ihre Noten gar nicht, da sie die meisten ohnehin schon wusste. Sie dachte nur an den sicher verpatzten Urlaub und hatte denkbar schlechte Laune. Der Tag der Abreise kam immer näher und ihre Mutter begann bereits, die Koffer zu packen. Die vorbereiteten Kleidungsstücke unterschieden sich wesentlich von denen der früheren Urlaube. Wohl waren Badeanzüge, Badehauben, Luftmatratzen und Sonnenöl dabei, doch auch feste Schuhe, Pullover, Regenmäntel und ähnliches. Dies alles brauchte man für die Urlaube am Meer in den letzten Jahren nicht.
Das Wochenende und damit der Tag der Abfahrt näherte sich. Ihr Vater verstaute die Koffer und Taschen im Kofferraum ihres alten Ford, der fast platzte, forderte alle zum Einsteigen auf und es ging los. Der Weg führte sie durch Wien zur Südautobahn über den Wechsel in Richtung Hartberg. Ohne großes Interesse saß Daniela gelangweilt im Auto, spielte auf ihrem Handy und zeigte allen, wie verärgert sie ist. Günther machte sich bereits Gedanken, ob auf dem Bauernhof auch Pferde wären und was es sonst noch für Tiere geben würde.
Bald kamen sie in Hartberg an. Ihr Vater blickte noch kurz während eines Stopps an einer Ampel auf einen kleinen Zettel, auf welchem er sich die Fahrtstrecke notiert hatte. Der alte Ford hatte natürlich noch kein Navi und ihr Vater weigerte sich, die Route mit dem Handy zu planen. Old school natürlich! Die Fahrt ging durch den Ort und nach einigen Minuten zügiger Fahrt zweigte von der Hauptstraße eine kleine Seitenstraße ab, in welche er einbog. Nach einigen Metern konnte man auf einer Holztafel lesen: „Zufahrt zum Brandtner-Hof“. Die Tafel war nett gestaltet. Die Buchstaben waren in das Holz eingebrannt und zusätzlich war – ziemlich kunstvoll – ein großer ebenfalls eingebrannter Pferdekopf zu sehen. Günther stieß einen Freudenschrei aus, denn nun gab es keinen Zweifel. Dort musste es sicher Pferde oder zumindest ein Pferd geben. Sein Traum schien sich zu erfüllen.
Nur Daniela war jetzt auf ihren Bruder noch schlechter zu sprechen, da er ihr so in den Rücken gefallen war. Ihr kamen nun wieder die Worte ihrer Eltern in den Sinn: „Du wirst schon sehen, dass es hier sehr schön werden wird und Du hast endlich die Gelegenheit, die Tiere und auch die Menschen sowie deren Arbeit auf dem Lande näher kennenzulernen. Du kannst im Wald spazieren gehen und nach Pilzen und Beeren suchen. Die gute Luft auf dem Land wird uns sicher allen guttun.“ Diese Worte hörte sie in letzter Zeit schon so oft, dass alleine der Gedanke daran sie schon erzürnte und ihr Blut in Wallung brachte.
Nach kurzer Fahrt kamen sie zu einem Bauernhof, der recht nett und ordentlich aussah. Man sah, dass er erst vor kurzem renoviert worden war. Die Mauern strahlten in hellem Gelb und vor den Fenstern, die mit Holzläden zu verschließen waren, sah man Blumenkästen mit prachtvollen Blumen. Sie leuchteten von zartem Rosa bis zum brillantem Rot und selbst Daniela konnte sich der Pracht trotz ihres Zorns nicht verschließen. „So schlecht sieht es gar nicht aus!“, sagte sie.