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Kapitel 4: Donnerstag, 4. Juni
ОглавлениеAnke König stand im Türrahmen zwischen Kamin- und Arbeitszimmer. Rembert hatte sie noch nicht wahrgenommen, zu vertieft war er in seine Arbeit am Computer. Der Monitor verlieh seinem kantigen Gesicht gewalttätige Züge. Hellblaue Haut und ausgeprägte Schatten zwischen den Augen und der kräftigen Mundpartie. Das braune lockige Haar hing ihm wie nach einer anstrengenden Sportübung ungeordnet in die Stirn. Er saß vor steuerlichen Obliegenheiten, die er nach dem Tagesgeschäft von zu Hause aus erledigen musste. Auch sonst transportierte er viel Berufliches nach Hause. Der Abend nahm daher oft eine andere Entwicklung als sie es sich vorstellte. Ohnehin war immer Rembert derjenige, der Abläufe oder Zeitrahmen bestimmte. Nicht, dass es ihr an Freiraum mangelte; den hatte sie allein dadurch, dass sie, genau wie Rembert, selbständig war. Er gab eben die Richtung vor, wusste dabei aber genau, was sie liebte, und diese Tatsache milderte seine machohaften Züge.
Rembert hatte sich nach seiner Rückkehr aus dem Geschäft noch nicht umgezogen. Er trug noch immer das weiße Oberhemd und seine grün-orange gestreifte Krawatte. In diesem Moment langte er nach dem Knoten und lockerte ihn, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
Anke, in einem kuscheligen Hausanzug von hellem Türkis warf in einer eleganten Bewegung ihr rotbraun getöntes Haar über die Schultern und löste sich aus dem Schatten.
Sein Kopf zuckte herum. "Du hast mich beobachtet."
"Seit einer halben Stunde."
"Quatsch!"
"Wie lange brauchst du noch?"
"Warum guckst du kein Fernsehen?"
"Schlechtes Programm." Sie trat hinter ihn und massierte seine Schultern. Er wand sich wohlig unter ihrem festen Griff. "Soll ich dir etwas zu trinken bringen?"
"Einen Whisky", sagte er, als würde er im Restaurant eine Bestellung aufgeben. "Und hast du meine Zigaretten irgendwo gesehen?"
"Nein", log sie. "Außerdem rauchst du zu viel."
"Dann hast du sie gesehen."
"Ehrlich nicht."
Sie löste sich von ihm, begab sich in den Nebenraum und goss zwei Finger breit vom Connemara Peated Malt in ein Glas aus Bleikristall. Rembert trank seinen Whisky pur und ohne Eis. Sie stellte ihm das Glas auf einen Korkuntersetzer.
"Ich erledige meine Arbeit immer im Büro", erinnerte sie ihn provokativ. Sie war Immobilienmaklerin und hatte, vor allem in der jüngsten Vergangenheit, einige kostspielige Objekte vermitteln können.
"Dafür erscheint die gnädige Frau auch erst um Mitternacht." Er ließ von Tastatur und Monitor ab und drehte sich ihr zu. Sein Blick war ernst. "Und ich kann zusehen, was ich mir zu essen mache."
Sie ignorierte seinen Vorwurf, weil er haltlos war, und setzte sich halb auf seinen Schreibtisch, wofür sie ein verstimmtes Stirnrunzeln erntete. Das helle Türkis ihrer Kleidung bildete einen auffälligen Kontrast zum Mahagoni und den vielen Mahagoni-Bilderrahmen mit all seinen Urkunden und Auszeichnungen. Sie waren beinahe symmetrisch über die Wand verteilt.
"Ich wollte mit dir über Ulf sprechen."
"Über Ulf?!", platzte es aus ihm heraus. "Ich kann jetzt nicht!" Seine Gesichtsfarbe verdunkelte sich. "Ich möchte dir nicht wieder und wieder erklären, dass ich mit deiner Familie nichts am Hut habe. Weder mit deinen Eltern, noch mit deinem ..... Bruder."
Ihr war, als hätte Rembert das Wort 'gestörten' gerne ausgesprochen, jedoch gerade noch verschlucken können. Das traf sie sehr!
"Meine Eltern, okay. Mehr als einmal im Jahr besuche ich sie ja schon gar nicht. Aber Ulf, glaube ich, braucht die Hilfe seiner großen Schwester wirklich."
"Ist er mit seinen 28 Jahren denn noch immer nicht lebensfähig?" Sein Mund verzog sich zu einem herablassenden Lächeln. "Du hast doch mal erzählt, dass er vollkommen antriebslos und verträumt ist. So kommt er aus seinem persönlichen Dilemma aber doch niemals heraus." Den verbleibenden Zorn schluckte er hinunter. "Können wir nicht ein andermal über ihn sprechen?"
"Er ist arbeitslos. Seit Monaten."
"Wird er auch bleiben, wenn du mich fragst."
"Und seine Wohnverhältnisse müssen miserabel sein. So schlimm, dass ich mich mit ihm immer auswärts treffen soll."
"Wenn jemand von Hartz IV lebt, kann er keine Prunkwohnung erwarten."
Sie rutschte von der Schreibtischkante herunter und trat an das bis zum Fußboden reichende Fenster. Verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihr Spiegelbild vor der Dunkelheit. Große, grüne Augen in einem geschäftsmäßig abgehärteten Gesicht.
Remberts Schreibtischsessel knarrte. Kurz darauf hörte sie seine Finger wieder die Tastatur bearbeiten.
"Ich dachte, du könntest ihm einen Job anbieten." Rembert ist Inhaber eines großen Wohnmobil-Parks in Bergstedt.
Anke hörte, wie er herumwirbelte. "Ich?!"
Sie wandte sich zu ihm um. "Als Security zum Beispiel."
"Nein, meine Liebe! Außerdem... - du weißt, ich bin mit einem Wachdienst vernetzt."
".....der aber, wenn Alarm ausgelöst wurde, eine Weile braucht, bis er da ist."
"Du meinst also, auf dem Gelände, als Wachmann, Einbrecher in die Flucht schlagen."
"Ja."
"Nein!"
"Die Wohnmobile sauber halten."
"Meine Putzkolonne ist zuverlässig."
"Kommt aber aus Polen."
"Witzig!" Er schüttelte seinen Kopf. "Ich kenne dich gar nicht so voller Vorurteile."
Sie ließ sich nicht beirren. "Oder im Büro. Irgendwelche einfachen Bürotätigkeiten."
"Warum stellst du ihn denn nicht ein?"
"Ich kann ihm bei mir keine einfachen Arbeiten übertragen."
Rembert schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Ich glaub', ich werd' verrückt!" Unerwartet wallte Zorn in ihm auf. Seine Augen funkelten. "Dein Bruder soll sich nicht so hängen lassen. Nimm ihn doch mal an die Hand und finde für ihn eine Arbeit, wo er es auf längere Sicht durchhält."
Wenn ich bloß Zeit dafür hätte, überlegte sie sich. Ein, zwei Mal im Monat mit Ulf Essen gehen und sich seine Sorgen anhören, ist wahrhaftig nicht ausreichend.
Rembert schüttelte den Kopf. "Ihr seid überhaupt eine merkwürdige Familie."
"Und wieso sagst du das?"
"Weil mich wundert, dass du so ganz anders bist."
Sie ignorierte, dass das vielleicht als Kompliment gemeint war. "Du kennst sie ja kaum."
"Die Hochzeitsfeier damals hat mir einen tiefen Einblick gegeben. Dein Vater, ein kleiner Ja-Sager, lässt sich in seinem Frührentnerdasein genauso gehen wie Ulf. Und wie lange sitzt deine Mutter schon bei Aldi an der Registrierkasse?"
"Aber sie hat eine Arbeit."
"Und zu Hause hat sie nichts anderes als Kochen, Stricken und ihre Schnulzen-Serien im Sinn. Seit Jahrzehnten, wie mir vorkommt. Dem ergeben, was das Schicksal aus ihnen gemacht hat. Dein Bruder ist die logische Konsequenz dieser Verbindung. Ich frage mich, wie du eigentlich in die Familie hineinpasst."
"Sag nicht sowas!" Sie ging auf den Schreibtisch zu, stützte sich auf und sah ihrem Mann in die Augen. "Du kannst Menschen nicht aufgrund ihrer Gewohnheiten verurteilen."
"Nee, das kann ich nicht. Aber ich kann mir Gedanken machen." Seine linke Hand bekam einen Kugelschreiber zu fassen, mit dem er zu spielen anfing. "Weißt du, was ich manchmal glaube? Ich glaube, Angie, dass sie gar nicht deine wahren Eltern sind, oder nur einer von beiden, wer weiß."
Sie spürte genau: Er vermied zu sagen, dass sie eine kluge, intelligente, tüchtige Frau ist und er den Hut davor zog, wie gut sie sich schon seit geraumer Zeit in der Geschäftswelt etabliert hat. Stattdessen sagte er: "Gut, dass du mich gefunden hast." In Gedanken war sie natürlich bei den ererbten anderthalb Millionen, die sie beide in die Lage versetzten, diese schöne Wohnung in Wellingsbüttel zu kaufen. Sie lag in der ersten Etage eines modernen Hauses mitten im Grünen und unweit des verschlungenen Oberlaufs der Alster.
Anke König fand so entsetzlich vorhersehbar, wie Rembert manchmal dachte und argumentierte. Er führte die Erbschaft immer wieder gerne an und oft klang es so, als hätte sie ihn genau deswegen geehelicht. Nicht, dass sie ihn wegen seiner Sticheleien verachtete; eher war sie über sich selbst verärgert. Immer wieder ging sie auf seine Bemerkungen ein, immer wieder ließ sie sich provozieren.
"Als du die Erbschaft angetreten bist, waren wir schon längst verheiratet." Sprach es aus und merkte, dass ihr Mann entgegen sonstiger Gepflogenheiten davon gar nicht gesprochen hat. Sie hatte seine Worte im Geiste wahrgenommen. Manche Probleme überforderten sie einfach. Bisweilen würde sie sich am liebsten nur auf sich selbst konzentrieren und alle anderen ihrem Schicksal überlassen, wenn das schlechte Gewissen nicht wäre. Und weil sie sich doch darüber ärgerte, wie er sich strikt von ihrer Familie abkehrte. Jedem Cent, jedem Euro würde er nachweinen, käme sie auf die Idee, den Lebensstandard ihrer Eltern oder ihres Bruders zu erhöhen, ob aus dem gemeinsamen Budget oder von ihren eigenen Einkünften.
Sie selbst hätte ihre Eltern mit Leichtigkeit unterstützen können, aber dazu fehlte ihr jegliche emotionale Bindung. Sie erinnerte sich nicht, jemals Wärme von ihnen empfangen zu haben. Sie hatte keine einschneidenden oder wegweisenden Kindheitserinnerungen. Mit Mutter und Vater ist keine Veränderung vorgegangen. Schon als Jugendliche sah sie ihre fettleibige Mutter mit den Personaleinkäufen vom Supermarkt heimkehren, während Vater am Wohnzimmertisch saß und Briefmarken sortierte und immer wieder die Sammelalben durchblätterte. Die meisten Bilder, die vor ihren Augen entstanden, blieben oberflächlich.
Etwas allerdings hatte sich sehr nachhaltig eingeprägt: Ihre schulischen Leistungen bis hin zum Abitur wurden immer besonders honoriert. Vater zeigte sich auf eine unbeholfene Art liebevoll und steckte ihr, wenn es finanziell vertretbar war, heimlich zehn oder zwanzig Mark zu.
Ulf hingegen war von den Lebensumständen weniger begünstigt. Sie war bis heute nicht dahinter gekommen, welche Einflüsse sein Verhältnis zu Mutter und Vater prägten. Sie hatte nur verfolgen können, wie ihm immer wieder misslang, einen Weg in ihre lethargischen Herzen zu finden. Sie wusste nicht, ob Ulf vielleicht mehr als nur ein Hauptschulabschluss gelungen wäre. Sein Leidensweg fing jedoch schon damit an, dass er in der Schule aus irgendeinem Grunde einen schweren Stand hatte. Ganz offensichtlich wurde er gemobbt, aber nicht einmal mit ihr wollte er über seine Probleme reden. Die Folge war, dass er in seiner Verschlossenheit auch für seine Eltern ein begehrtes Opfer wurde. Nicht offensichtlich, nicht so, dass er es sofort merkte, eher in Form einer schleichenden Manipulation, die ihm die letzte Energie raubte.
Der Vorwurf, den sie sich selbst machte, war, ihre Eltern nicht auf dieses Missverhältnis hingewiesen zu haben, sie nie gefragt zu haben, ob sie damals überhaupt Kinder gewollt hatten.
"Hey, Angie, ich hab' dich was gefragt!"
Ihr war, als tauche sie aus den Tiefen eines Traumes auf und müsse sich noch einmal besinnen, um an der letzten Stelle anzuknüpfen.
"Ich habe gerade über meine Familie nachgedacht."
"Oh! Dann bist du mit mir endlich einer Meinung, oder?"
Anke ging auf seine Bemerkung nicht ein. "Was hast du mich gefragt?"
"Was meintest du mit Heirat und Erbschaft?"
"Ach, Liebster, vergiss es einfach." Als sie sah, dass er die Tatstatur zurückgeschoben hatte, konnte sie sich seiner Anteilnahme sicher sein. "Meine Erzeuger stehen ja gar nicht zur Debatte. Ich mache mir um Ulf Sorgen und komme nicht dahinter, ob ich mir große Sorgen machen muss und welchen Einfluss meine Eltern auf ihn haben."
Rembert sah sie eine ganze Weile schweigend an. Eine Antwort konnte er nicht geben, weil sie ihre Kindheit und ihre Jahre als Jugendliche und Heranwachsende nie thematisiert hatte. Die Art, wie er sie ansah, machte ihr einige Hoffnung. Vielleicht wurde er, Ulf betreffend, zugänglicher. Stattdessen sagte er: "Gut, dass wir keine Kinder haben und gut, dass wir uns darüber einig sind."
Damit hatte er Recht. Sie wollten ihren Lebensrhythmus und Lebensstandard nicht einschränken und keine Verantwortung für so ein kleines Lebewesen übernehmen.
"Ganz anders Melanie und Mark", sagte Rembert unvermittelt.
"Deine Schwester."
"Halbschwester." Rembert lehnte sich zurück und verflocht die Hände über seinem Bauch. Dann erzählte er, was sie schon wusste und so entsetzlich klischeehaft fand: Melanie wünschte sich sehnlichst ein Baby. Mark hingegen wollte den beruflichen Aufstieg und auch das Leben erst richtig auskosten. Melanie aber bekam plötzlich einen dicken Bauch und Mark war davon überzeugt, dass sie aus bloßer Hinterlist die Pille abgesetzt hat.
"Aber warum fängst du jetzt von Melanie an? Sie haben sich ja offensichtlich mit ihren Rollen abgefunden."
"Eben nicht!" Rembert verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen, wodurch eine tiefe Falte im Mundwinkel entstand. "Bei den beiden fliegen augenblicklich die Fetzen. Und die kleine Kim kriegt alles hautnah mit." Er machte eine bedeutungsvolle Pause. "Melanie hat mich gestern in der Firma angerufen."
"Meinungsverschiedenheiten können doch vorkommen. Meistens lassen sie sich auf vernünftigem Wege lösen."
"Aber nicht, wenn so ein halsstarriger Bock wie Mark beteiligt ist."
"Und da Melanie dich schon anruft, hat sich der Konflikt also zugespitzt."
Rembert nickte bedächtig. "Mark hat ihr einen Faustschlag verpasst und den Kieferknochen angebrochen. Und Kim hat's mitgekriegt."
"Oh, mein Gott!"
"Nun wollen die beiden ausziehen."
"Und die Scheidung einreichen?"
"Sicher."
Anke bedachte ihren Mann mit einem langen Blick und ging dann im Gefühl, dass sich auf der Basis zerrütteter und psychotischer Familien ein gemeinsamer Weg finden ließe, auf ihn zu. "Welche Familie ist schon ohne Fehler und Schattenseiten?"
Hinter Remberts Augen lief ein unbekannter Film ab. Als hätte das Stichwort 'Schattenseiten' Kaskaden an problembehafteten Erinnerungen freigesetzt. Aber er blieb still.
"Wie alt ist Kim eigentlich?" Zu solchen Dingen fehlte ihr jeglicher Zeitbegriff.
"Acht", antwortete Rembert.
"Und dann tritt der Frust über das ungewollte Kind erst heute zu Tage?"
Er zuckte mit den Schultern und schwieg dazu. Irgendetwas blieb unausgesprochen. Anke fiel auch nichts weiter zu diesem Thema ein, bis Rembert plötzlich ankündigte: "Sie wollen vorübergehend bei uns einziehen."
"Um Himmels Willen!", platzte es aus ihr heraus.
"Nicht so aufgeregt, Angie. Wir haben das Gästezimmer und ein zweites Bad."
"Darum geht es ja gar nicht. Kim hat ihren Lebensmittelpunkt in München, ihre Freunde, ihre Schule, ihre Verwandten... - die Berge."
"Oh, nein, Angie, so zu denken halte ich für altmodisch. Wie viele Menschen sind heutzutage aus unterschiedlichen Gründen Veränderungen ausgesetzt. Niemand ist je daran zugrunde gegangen."
"Die kleine Kinderseele?"
"Die geht an den Exzessen des Vaters zugrunde."
"Da hast du natürlich Recht."
Sie stand neben ihrem Mann, die Hand auf seiner Schulter, und fühlte sich überfahren. Sicher, mit Melanie konnte man auskommen. Bei den seltenen Besuchen hatte es nie Reibereien gegeben. Aber an die Vorstellung, sie für unbestimmte Zeit als Untermieter zu haben, müsste sie sich erst gewöhnen.
"Kim muss weiter die Schule besuchen, sie müssen eine Wohnung finden, wenn sie in Hamburg bleiben, und sie müssen sich auch finanziell über Wasser halten können." Anke dachte an seine Einstellung ihrer Familie gegenüber und sah Rembert auf schmalen Augen kritisch an. "Das kann doch alles eine Weile dauern."
Rembert musterte sie mit einem Blick, als hätte sie seiner Bitte widersprochen. "Nun gut, es wird wohl länger als ein paar Tage dauern, aber du weißt ja, wie zurückhaltend Melanie ist. Die beiden werden kaum auffallen."
"Und wenn Mark ihnen folgt und hier Theater macht? Er kann doch zwei und zwei zusammenzählen, wohin die beiden sind."
"Mark wird seinen Job nicht im Stich lassen."
"Waidwunde Ehemänner können alles, vor allem unberechenbar sein."
Der Blick, mit dem sie Rembert bei diesen Worten ansah, war vielleicht missverständlich. Normalerweise wäre er zutiefst betroffen gewesen und hätte sich in sarkastische Bemerkungen gerettet. Es blieb jedoch bei einer steilen Falte zwischen den Augen, als ihm anscheinend etwas durch den Kopf ging. Rasch kam er auf den Punkt:
"Du hast doch, liebe Angie..." - statt Sarkasmus übermäßige Freundlichkeit, "in deinem Job als Immobilienmaklerin bestimmt auch Mietobjekte an der Hand, hab ich Recht?"
Sie ging von ihm etwas auf Distanz, weil sie sich über seine Formulierung ärgerte. 'Job als Immobilienmaklerin'! Anstatt von ihrem Geschäft, ihrer Firma zu sprechen, wie er es bei seinem Wohnmobil-Park tat.
"Manchmal", entgegnete sie entsprechend einsilbig.
"Nun tu nicht so!"
"Ich müsste mich neben dem eigentlichen Geschäft besonders darum kümmern." Somit würde die Dauer der Einquartierung von ihrem Geschick abhängen.
Rembert sah sie erwartungsvoll an, aber sie sagte nichts weiter zu diesem Thema. Stattdessen wandte sie sich abrupt ab. "Ich mix' mir einen Drink", womit sie Apfelsaft mit Sprudel meinte. Als sie aus der Küche zurückkehrte, war Rembert wieder am Computer beschäftigt. Er sah aber auf, als er sie bemerkte und lächelte sogar.
"Ich denke darüber nach, über das mit deinem Bruder. Aber er muss sich total ändern. Und bevor er bei mir einen Job bekommt, werde ich sehen, zu was er überhaupt imstande ist."