Читать книгу Noch mehr Ratekrimis zum Selberlösen - 40 x dem Täter auf der Spur - H.P. Karr - Страница 3
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08. Mord in den besten Kreisen
09. Nachts sind alle Diebe grau
14. Eins zu Null für Marlene Kemper
18. Handwerk hat keinen goldenen Boden
21. Keine Chance für den Verräter
22. Das geheimnisvolle Skelett
23. Marlene und das blonde Alibi
30. Mord ist eine Kunst für sich
33. Marlene auf der Mörderspur
37. Jagd auf den Millionen-Mann
01. Mord im vierten Stock
Marlene Kempers Kollege Nils Krüger ächzt neben der Kommissarin die breite Treppe in dem alten Patrizierhaus hoch. »Eigentlich«, keucht er, als sie auf einem Treppenabsatz Halt machen, »eigentlich sollte man verbieten, dass jemand in der vierten Etage ermordet wird!«
»Treppensteigen ist gut für die Kondition«, grinst Marlene Kemper gut gelaunt, denn schließlich verbringt sie jede Woche zwei Abende im Fitnessstudio. »Wenn Sie im Präsidium nicht immer mit dem Lift fahren würden...«
In der Wohnung von Hansjürgen Bergstedt in der vierten Etage arbeiten bereits die Kollegen von Spurensicherung und Rechtsmedizin. »Ich sehe mich hier um, Sie sprechen mit den Nachbarn«, sagt Marlene Kemper zu Krüger.
Im Schlafzimmer mustert sie den Toten. Hansjürgen Bergstedt, 42, Manager in einem Elektronikbetrieb, liegt auf dem breiten Bett. Aus der schmalen Stichwunde in seiner Brust ist kaum Blut ausgetreten.
»Er ist seit etwa drei Tagen tot«, fasst der Rechtsmediziner zusammen, als Marlene ihn fragend ansieht. »Also seit Mittwoch, dem 29. Januar. Genauer werde ich die Todeszeit wahrscheinlich nicht bestimmen können, auch wenn ich...«
Marlene nickt, ehe der Arzt zu einem seiner berüchtigten Vorträge über die Möglichkeiten der Rechtsmedizin verfallen kann und sieht sich in der elegant und teuer eingerichteten Wohnung um. Im Wohnzimmer liegt eine Programmzeitschrift vor dem Fernsehgerät, aufgeschlagen ist die Seite vom 29. Januar. Die Kästchen für die Gewinnzahlen des Mittwochslottos sind ausgefüllt.
»Prüfen Sie, ob das die richtigen Zahlen sind und ob das Bergstedts Handschrift ist!«, weist Marlene einen der Spurentechniker an. Dann untersucht sie im Flur das Schloss der Wohnungstür. Sie findet keine Einbruchsspuren. Krüger kommt die Treppe hochgekeucht.
»Ein sehr zurückhaltender Mann, sagen die Nachbarn«, berichtet er. »Verwitwet, kaum Besuch - bis auf eine junge Frau, die meist samstags kam und übers Wochenende blieb. Inga Karlsberg ist ihr Name. Die Adresse habe ich auch bekommen.« Krüger schnauft. »Ich glaube, Ihre Idee mit dem regelmäßigen Treppensteigen hat einiges für sich.«
»Hansjürgen wollte mich heiraten!«, beteuert Inga Karlsberg, als Marlene Kemper und Nils Krüger ihr kurz darauf in ihrem Appartement in der Neubau-Siedlung ganz in der Nähe von Bergstedts Wohnung gegenübersitzen. Inga ist Ende 20, für Marlenes Geschmack viel zu schlank und viel zu stark geschminkt. Außerdem raucht sie für der Kommissarin zu viel. »Lassen sie sich von seinem Bruder nichts anderes erzählen«, sagt Inga und zieht an ihrer Menthol-Zigarette.
»Was denn zum Beispiel?«, fragt Marlene und gönnt sich ein Pfefferminzbonbon.
Inga stößt den Rauch aus. »Solange Hansjürgen ledig war, war Klaus Bergstedt sein einziger Verwandter.« Sie kneift ein Auge zu. »Verstehen Sie? Damit war er auch bei Hansjürgens Tod sein einziger Erbe! Das hätte sich bei einer Heirat abrupt geändert.«
Marlene schweigt, dafür fragt Krüger: »Wann haben Sie Ihren zukünftigen... ich meine Hansjürgen Bergstedt eigentlich zum letzten Mal gesehen? Und wo waren Sie am letzten Mittwoch?«
Inga erklärt, sie sei am Wochenende zuletzt bei Bergstedt gewesen. Sie zögert, dann fährt sie fort: »Am Mittwochabend habe ich meine Schwester besucht.«
Marlene zerknackt ihr Pfefferminzbonbon zwischen den Backenzähnen. »Geben Sie uns die Adresse Ihre Schwester«, verlangt sie. »Wir werden das überprüfen.«
Auf dem Weg zu Bergstedts Bruder kommt über Funk eine Meldung der Spurensicherung durch. Die Zahlen des Mittwochslottos in Bergstedts Programmzeitschrift wurden tatsächlich an jenem Abend gezogen. Und es ist Bergstedts Handschrift, in der sie eingetragen worden sind - das haben Schriftvergleiche ergeben. Als Marlene Kemper und Nils Krüger wenig später Bergstedts Bruder Klaus in seiner Villa gegenübersitzen, bekommen sie eine ganz andere Geschichte über die Beziehung zwischen Hansjürgen und der kettenrauchenden Inga zu hören
»Diese Frau hat sich an Hansjürgen herangemacht, als er nach dem Tod seiner ersten Frau vollkommen vereinsamt war«, sagt Klaus trocken. Er ist ein großer, knochiger Mann mit einem schmalen Gesicht und dünnen Lippen. »Inga Karlsberg hatte es nur aus Hansjürgens Geld abgesehen. Als mein Bruder mir sagte, dass er sie heiraten wolle, habe ich versucht, ihm ins Gewissen zu reden. Es hat lange gedauert, bis er mir überhaupt zugehört hat, aber dann hat er sich schließlich doch von ihr getrennt.«
»Wann?«, fragen Marlene Kemper und Nils Krüger beinahe gleichzeitig.
»Letzten Sonntag«, sagt Klaus Bergstedt. »Das hat Hansjürgen mir jedenfalls am Montag am Telefon gesagt.«
»Und wo waren Sie am Mittwochabend?«, fragt Krüger routinemäßig.
»Hier«, erwidert Klaus Bergstedt. »Allein. Ich bin geschieden.«
»Inga Karlsberg hat uns gesagt, dass Sie auf das Erbe Ihres Bruders... spekuliert haben«, meint Marlene vorsichtig. »Das Sie mit ihr hätten teilen müssen, wenn Ihr Bruder sie geheiratet hätte.«
Klaus Bergstedts Lippen werden noch schmaler, als sie ohnehin schon sind. »Er hatte sich von Inga getrennt«, wiederholt er. »Damit war das Thema vom Tisch.«
»Inga hat uns aber nichts von einer Trennung erzählt«, bemerkt Marlene scheinbar nebenbei. »Im Gegenteil - sie sprach von Heirat!«
Der Bruder des Toten explodiert: »Dann lügt sie. Bestimmt hat sie Hansjürgen aus Rache umgebracht, nachdem er sie verlassen hatte.«
»Um Sie dadurch zum Alleinerben zu machen«, meint Marlene skeptisch. »Das widerspricht doch Ihrer Theorie, dass Inga es nur es auf sein Geld abgesehen hatte.«
»Inga ist eine Frau!«, knurrt Klaus. »Und Frauen handeln eben nicht immer logisch.«
Marlene hat es schon zu oft genug mit solchen Prachtstücken männlicher Überlegenheit zu tun gehabt, als dass sie sich noch darüber aufregen könnte.
Draußen steigt die Kommissarin nachdenklich in den Dienstwagen. Nils Krüger rutscht hinters Steuer. »Und jetzt zu Ingas Schwester, nicht wahr?«, fragt er seine Chefin. »Um Ingas Alibi zu überprüfen.«
Marlene nickt in Gedanken. »Bergstedt wurde am Mittwochabend, dem 29. Januar erstochen«, rekapituliert sie. »Die Lottozahlen werden zwischen 18 und 19 Uhr gezogen, und er hat sie noch selbst aufgeschrieben. Das hilft uns möglicherweise, die Tatzeit einzugrenzen.«
Ingas Schwester Claudia wohnt in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Sie ist einige Jahre älter als Inga, hat aber unverkennbare Ähnlichkeit mit ihr. Und sie ist nervös, denn sie raucht, genau wie ihre Schwester, eine Zigarette nach der anderen, als Marlene Kemper und Nils Krüger sich nach Ingas Alibi erkundigen.
»Mittwoch?« Claudia Karlsberg drückt ihre Zigarette aus und holt ein dickes Heft aus dem Wohnzimmer. »Am besten, ich schaue nach, was ich ins Tagebuch geschrieben habe, damit ich mich nicht irre«, sagt sie und blättert. »Hier, lesen Sie selbst«, meint sie dann und schiebt Marlene das Buch hin. Die Eintragungen beginnen mit dem 1. Januar. Marlene blättert vor und liest:
27. Januar. Trister Montag. Inga ruft an. Sie möchte mich am Mittwoch besuchen.
28. Januar. Marmorkuchen gebacken, weil Inga ihn so gern mag.
29. Januar. Inga war hier. Sie wirkte unglücklich. Irgendetwas stimmt nicht mit ihrem Freund, diesem Hansjürgen.
1. Februar. Ein kühler, aber sonniger Sonntag. Ich habe Inga besucht, weil ich denke, dass sie meine Hilfe braucht.
Marlene Kemper zeigt das Buch ihrem Kollegen. Krüger studiert die Eintragungen und legt die Stirn in Falten. »Ich ahne, was Sie denken«, meint er dann und klappt das Tagebuch zu.
»Stimmt etwas nicht!«, fragt Claudia Karlsberg hektisch.
»Sie kommen jetzt bitte mit uns ins Präsidium!«, sagt Marlene, und zu Krüger sagt sie: »Sie verhaften inzwischen Inga wegen des Mordes an Bergstedt.«
Was ist Marlene Kemper aufgefallen?
Lösung:
Claudia hat das Tagebuch nachträglich gefälscht um ihrer Schwester Inga ein Alibi für die Mordzeit am Mittwoch zu verschaffen, denn Inga ist die Mörderin. Marlene Kemper war an dem Tagebuch Folgendes aufgefallen: Der 29. Januar war ein Mittwoch. Für den 1. Februar schrieb Claudia aber, dass es ein Sonntag gewesen sei. Der Januar hat jedoch 31 Tage, der 1. Februar war also logischerweise ein Sonnabend.