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06. Das Computer-Geheimnis

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Bernd Kummer macht seinem Namen keine Ehre. Der Computerfachmann ist ein langer Schlacks mit strahlend blauen Augen, dem gesunden Bronzeteint eines passionierten Outdoor-Freaks und dichtem, langen Haar, das er zum Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Kommissarin Marlene Kemper muss zugeben, dass dieser Kummer ihr Kummer macht, denn sie findet ihn ziemlich sympathisch. Und sie muss auch zugeben, dass sie seine Einladung, ihn hier im Rechenzentrum der »Passionate Programs« zu besuchen, für einen hübschen kleinen Flirtversuch hält, um die Bekanntschaft zu vertiefen, die sie vorgestern in »Bernies Club« bei Wodka Bitter Lemon und Pfefferminzlikör geschlossen haben.

»Da wären wir!« Bernd Kummer zieht an der Sicherheitstür zum Entwicklungsbereich seine Codekarte durch das Lesegerät. Klickend öffnet sich die Tür. Marlene Kemper folgt dem Computerspezialisten in einen kleinen, klimatisierten Raum. Neben den beiden penibel aufgeräumten Schreibtischen stehen zwei unscheinbare Tower-Computer.

»Lassen Sie sich nicht täuschen«, meint Kummer. »Das sind die besten Rechner, die man in dieser Klasse derzeit für Geld kaufen kann. Meine beiden Kollegen und ich entwickeln hier für ›Passionate Programs‹ neue Software.«

Kummer setzt sich an seinen Schreibtisch und schaltet seinen Computer ein. Marlene wird langsam klar, dass Bernd Kummer vielleicht wirklich Kummer hat - genau, wie er es ihr vorhin am Telefon gesagt hat.

BITTE PASSWORT EINGEBEN

erscheint auf dem Monitor. Kummer tippt ein paar Buchstaben ein.

»Aha«, sagt Marlene, weil sei denkt, dass es ganz gut wäre, wenn sie auch einmal etwas sagt.

»Das ist das Problem«, meint Kummer. »Einer meiner beiden Kollegen muss mein Passwort ausspioniert und sich an meinem Computer zu schaffen gemacht haben.« Er sieht Marlene verlegen lächelnd an. »Das ist doch ein Fall für dich, Frau Kommissarin!«

Marlene sieht zu dem leeren Schreibtisch gegenüber. »Arbeiten deine Kollegen dort drüben? Zwei Mann an einem Schreibtisch?«

Kummer bestätigt das. »Herbert Andernach und John Saxon, unser US-Import. Die beiden teilen sich eine Arbeitsstelle und sind deshalb nur halbe Tage hier. Saxon ist seit Montag auf einem Lehrgang in den Staaten. Weil ich mein Passwort nirgendwo aufgeschrieben habe, muss mich einer der beiden beim Eintippen beobachtet haben. Das kann gut sein, weil wir nicht immer an unseren Schreibtischen sitzen, sondern manchmal auch im Raum herumgehen.« Kummer zeigt zu der edlen Kaffeemaschine auf dem Sideboard neben der Tür. »Wir machen uns Kaffee, oder wir verschaffen einfach unseren steifen Knochen etwas Bewegung.«

»Wir hast du denn bemerkt, dass sich jemand an deinem Computer zu schaffen gemacht hat?«, will Marlene Kemper wissen.

Kummer ruft ein Programm auf. »Zum ersten Mal bemerkt habe ich es am Freitag letzter Woche«, sagt er. »Ich hatte am Donnerstag in diesem Programm etwas geändert. Als ich es am Freitag aufrief, sah ich, dass die Änderungen rückgängig gemacht worden waren.«

»Das klingt ja so, als würde jemand versuchen, deine Arbeit zu sabotieren!« Marlene Kemper greift nach ihren Pfefferminzbonbons. »Darf ich?«, fragt sie angesichts der klinisch sauberen Umgebung. Und als er nickt, hält sie Kummer das Döschen hin: »Auch eins?«

Kummer greift zu und sagt: »Wir Entwickler bekommen Erfolgsprämien. Wer von uns zuerst eine Aufgabe löst, ist der Gewinner. So ist das im IT-Business.« Er seufzt. »In den letzten Monaten hatte stets ich die Nase vorn. Saxon und Andernach hatten stets das Nachsehen.« Kummer holt eine Liste aus seinem Schreibtisch. »Hier ist unser Dienstplan. Wie du siehst, arbeitet Saxon jeweils von 9 bis 13 Uhr und Andernach von 13 bis 17 Uhr. Ich bin ganztags hier und habe von 12.30 bis 13.30 Uhr Mittagspause. In dieser Zeit hätte sich sowohl der eine oder der andere an meinem Computer zu schaffen machen können.«

»Hast du denn einen Verdacht?«, fragt Marlene.

Kummer zuckt mit den Schultern. »Mit Saxon bin ich befreundet. Ihm würde ich so eine Niederträchtigkeit nicht zutrauen. Aber man kann sich ja auch in einem Menschen täuschen. Mit Andernach habe ich nur ein kollegiales Verhältnis. Nach dem Vorfall am vergangenen Freitag habe ich natürlich alle meine Programme genau im Auge behalten. Am Montag war noch alles in Ordnung, aber am Dienstag sah ich dann, dass wieder etwas in meinen Programmen geändert war. Du verstehst bestimmt, dass ich gern wissen möchte, wer dieser intrigante Kollege von mir ist - Saxon oder Andernach.«

»Aber das ist doch ganz klar!«, meint Marlene. »Es ist Herbert Andernach.«

Bernd sieht die Kommissarin überrascht an. »Aber wie...«

Marlene grinst. »Wie ich das beweisen kann? Nun, mein Lieber, das kostet dich ein Abendessen und hinterher noch ein paar Gläschen Pfefferminzlikör bei Bernie!«

Wie kommt Marlene zu ihrem Schluss?

Lösung:

Die zweite Änderung in Bernd Kummers Programmen fand in der laufenden Woche von Montag auf Dienstag statt - in dieser Woche hatte aber nur Andernach Dienst, weil Saxon seit Montag auf einem Lehrgang war. Also kam nur Andernach in Frage.

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