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07. Der Geheimgang

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Das Firmengebäude der Petersen-Elektronik hat dem Architekten Max Krubeck seinerzeit viel Lob in den Medien eingebracht. Jetzt, ein halbes Jahr nach der Einweihung, wird der Büroturm mit der Granitfassade sicher wieder Schlagzeilen machen. Diesmal allerdings, weil er Schauplatz eines Mordes ist. Robert Petersen, Chef der Petersen-Elektronik ist in seinem Büro in der 14. Etage erschossen aufgefunden worden.

»Herr Petersen hatte am Vormittag eine Besprechung mit Herrn Krubeck. Nachdem Krubeck um elf Uhr gegangen war, hat Petersen sich in sein Büro eingeschlossen«, sagt die Direktionsassistentin, als Kommissarin Marlene Kemper eintrifft. »Das tat Petersen häufig, wenn er ungestört arbeiten wollte.«

Als Petersen dann nach zwei Stunden nicht zu seinem nächsten Termin herausgekommen ist und auch nicht auf Anrufe auf seinem Handy reagierte, hat die Direktionsassistentin den Haustechniker gerufen und die schallgedämpfte Tür öffnen lassen. Die beiden haben den Firmenchef so gefunden, wie ihn auch Kommissarin Marlene Kemper jetzt sieht: Petersen ist mit dem Oberkörper über seinen Schreibtisch gesackt, in seiner Schläfe klafft eine Schusswunde. In seiner leblosen rechten Hand liegt eine Pistole.

»Vorgetäuschter Selbstmord!«, erklärt der Rechtsmediziner schon nach kurzer Untersuchung. »Und zwar ziemlich stümperhaft vorgetäuscht: Der tödliche Schuss wurde aus etwa zwei Metern Entfernung abgegeben, denn es gibt keine Schmauch- oder Verbrennungsspuren an die Schläfenwunde. Erst nach dem Schuss hat man dem Toten die Waffe in die Hand gedrückt.« Petersen ist, wie der Rechtsmediziner feststellt, kurz nach elf Uhr getötet worden.

Kommissarin Marlene Kemper wendet sich noch einmal an die Direktionsassistentin: »Sie haben die ganze Zeit im Vorzimmer gesessen?«

Die Frau nickt. »Frau Ellmer war anfangs bei mir«, sagt sie. »Sie wollte mit Petersen reden und wartete, dass er aus seinem Büro kommen würde.«

Die Tür vom Vorzimmer ist der einzige Zugang zu Petersens Büro. Aber wie ist der Mörder ins Zimmer gelangt, wenn das Vorzimmer dauernd besetzt war?, fragt sich Marlene Kemper. Verschweigt ihr die Direktionsassistentin etwas?

Aber bevor sie sich mit der Vorzimmerdame befasst, untersucht Marlene Kemper zunächst einmal Petersens Büro genauer. Es ist ein luxuriöse eingerichteter Raum mit holzverkleideten Wänden. Als sie genauer hinsieht, entdeckt Marlene Kemper, dass sich eines der Paneele ein wenig von der Wand abhebt. Sie löst die etwa ein mal einen Meter große Platte und entdeckt dahinter einen Schacht der Klimaanlage. Ein warmer Luftstrom bläst ihr entgegen. Der Schacht stößt nach einem Meter rechtwinklig auf einen weiteren waagerechten Schacht. Marlene Kemper seufzt, weil sie sich jetzt gleich ihren nicht gerade billigen Hosenanzug ruinieren wird und kriecht in den Schacht. Sie folgt ihm nach der Abzweigung, bis sie nach zehn Metern Kriechgang und auf eine Öffnung stößt, durch die sie in einen Wartungsraum klettern kann.

Marlene klopft sich den Staub vom Hosenanzug, aber es ist ihr klar, dass das gute Stück gleich morgen in die Reinigung muss. Sie öffnet die Tür des Wartungsraums und blickt in einen kurzen Gang. Damit ist die Sache klar: Von hier aus kann man ungesehen zu den Fahrstühlen gelangen.

Im Wartungsraum nimmt Marlene Kemper den Ausstieg aus dem Schacht noch einmal genauer in Augenschein. Viel Hoffnung, dass sie etwas finden wird, hat sie allerdings nicht. Doch dann entdeckt sie ein etwa fünf Zentimeter langes blondes Haar an der Wand des Schachtes. Jetzt hat Marlene Kemper kaum noch einen Zweifel: Der Mörder ist von hier aus durch den Klimaschacht in Petersens Büro eingedrungen und auf diesem Weg auch wieder verschwunden.

Die Kommissarin kehrt an den Tatort im Chefbüro zurück und schickt zwei Schutzpolizisten zu Max Krubeck, den Architekten des Hochhauses, der seine Büros nur zwei Straßen weiter hat. Von einem anderen Beamten lässt sie Ellen Ellmer holen, die Frau, die am Vormittag mit Petersens Assistentin im Vorzimmer gesessen hat. Ellen Ellmer ist Petersens Geschäftsdolmetscherin gewesen, eine adrett gekleidete Anfangsdreißigerin mit einer attraktiven Kurzhaarfrisur. »Warum wollten Sie heute Vormittag mit Herrn Petersen reden?«, erkundigt sich Marlene.

Ellen Ellmer schluckt und zeigt Marlene Kemper einen Brief. Es ist ihre Kündigung. »Die lag heute auf meinem Schreibtisch. Ich wollte den Chef deshalb zur Rede stellen. Aber er hatte sich eingeschlossen. Ich habe von elf bis 12 im Vorzimmer gewartet. Dann wurde es mir zu bunt und ich bin gegangen. Mit der Kündigung wird sich mein Anwalt befassen!«

»Warum hat er Ihnen gekündigt?«

Ellen schluckt und wird tatsächlich rot. »Ich habe Petersen sehr gemocht«, flüstert sie. »Und ich habe es ihm vielleicht ein wenig zu sehr gezeigt. Er sagte mir, dass er solche... Gefühlsbekundungen am Arbeitsplatz nicht viel hält.«

Marlene entdeckte eine Träne in Ellens Augenwinkel. Hat die Dolmetscherin sich gerächt, weil Petersen ihre Liebe nicht erwidert hat?

Marlene Kemper geht ins Vorzimmer zu Petersens Assistentin. »Frau Ellmer war eine ganze Stunde hier mit Ihnen zusammen?«

Die Frau nickt. »Ja, von elf bis Mittag.«

Dann bringen die beiden Polizisten auch schon Max Krubeck. Der Architekt zeigt sich nicht besonders erschüttert, als er von Petersens Tod erfährt.

»Sie waren heute Vormittag sein letzter Gesprächspartner!«, beginnt Marlene Kemper die Befragung.

»Ja, da hat er mir eröffnet, dass er mich wegen angeblicher Baumängel an diesem Gebäude verklagen wollte«, sagt Krubeck und folgt Marlene Kemper in Petersens Büro. Dort bleibt er wie angewurzelt stehen und starrt auf den Luftschacht, den Marlene Kemper freigelegt hatte. »Ist der Mörder etwa auf diesem Weg...«

»Als Architekt kannten Sie diesen Schacht natürlich«, stellt Marlene fest.

»Natürlich«, stößt Krubeck hervor und wirft seine lange blonde Haarmähne zurück. »Aber das beweist doch gar nichts!«

»Für sich genommen sicher nicht«, meint Marlene Kemper. »Aber zusammen mit anderen Details ist jetzt klar, dass Sie der Mörder sind.«

Was meint Marlene Kemper?

Lösung:

Petersen ist kurz nach elf getötet worden - doch von elf bis 12 hatte Ellen Ellmer, die zweite Verdächtige, zusammen mit der Sekretärin im Vorzimmer gesessen. Sie hatte also ein Alibi und schied deshalb als Täterin aus. Überführt wurde der Täter durch das lange blonde Haar, das Marlene Kemper am Ausstieg des Luftschachtes fand. Langes blondes Haar hatte nur der Architekt Krubeck. Ellen Ellmer war kurzhaarig und rotblond.

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