Читать книгу Jenseits der Todesschwelle - Hubertus Mynarek - Страница 7
Sechstes Kapitel Rätselhafte Phänomene und überdimensionale Fähigkeiten in Menschen und Tieren
ОглавлениеDas jetzige Kapitel sollte keiner lesen, der fest und unbeirrbar davon überzeugt ist, dass es nichts gibt außer dem sinnlich Feststellbaren. Alle anderen aber wird das Folgende zumindest intensiv zum Nachdenken anregen. Eine Unmenge rätselhafter, geheimnisvoller Phänomene ist uns aus der Vergangenheit überliefert, eine nicht geringere Menge passiert Stunde um Stunde auch heute noch, dringt aber im Allgemeinen nicht ins öffentliche Bewusstsein, weil dieses dem Vorurteilskodex des Zeitgeistes folgt. Es ist im Rahmen eines noch so langen Kapitels völlig unmöglich, alle diese Phänomene aufzuzählen, geschweige denn zu schildern. Das Folgende ist also eine Auswahl, und ich bin nicht einmal sicher, dass ich aus der fast unübersehbaren Menge rätselhafter Erscheinungen und Ereignisse immer die frappantesten und brisantesten ausgesucht habe. Aber auch die weniger erstaunlichen Phänomene sind an sich noch imstande, unser enges, in den fünf Sinnen eingesperrtes Normalbewusstsein zu erschüttern und es auf diese Weise vielleicht sogar für eine neue, größere Wirklichkeitssicht zu öffnen.
Ich selbst begegnete rätselhaften Phänomenen in meinem persönlichen Leben zum ersten Mal, als ich als junger Priester einen Confrater in einem Nonnenkloster zu vertreten hatte. Die Nonnen dort erzählten mir, was ich zunächst gar nicht glauben wollte, dass bei ihnen ein alter Herr wohne, der Dinge sehe, die mit unseren fünf Sinnen einfach nicht erfassbar seien. Er habe ihnen z.B. genau den Ort genannt und auch aufgezeichnet, wo sie bzw. ihre Vorgängerinnen während des Zweiten Weltkrieges ihren Schmuck, ihr Gold und Silber vor den Nazis versteckt hatten. Sie selbst hatten den Ort dieses Verstecks längst vergessen und konnten es trotz intensiver Suche nicht wiederfinden. Die Nonnen waren darüber so dankbar, dass sie den alten Herrn, der völlig mittellos war, bei sich aufnahmen und in einem Privatzimmer innerhalb ihres Klosters wohnen ließen.
Da meine Vertretung vier Wochen dauerte, hatte ich Zeit genug, der Sache gründlicher nachzugehen. Es kam zu mehreren Begegnungen, Spaziergängen, Gesprächen etc. mit dem alten Herrn. Er erzählte mir, dass er in seiner Kindheit und Jugend nicht mehr sah, hörte, fühlte, spürte oder auch nur ahnte als andere Menschen auch. Als er aber im Ersten Weltkrieg als Pilot mit einem Doppeldecker abgestürzt sei, sei sein Nervenkostüm derart durchgeschüttelt und durchgerüttelt gewesen, dass er seine, wie er sie nannte, Hellsichtigkeit bekam. Das sei keineswegs, erklärte er mir, eine Gabe, über die er sich besonders freue.
„Denn schauen Sie“, fügte er hinzu, „es sind ja damit auch ganz schreckliche Dinge verbunden. Ich begegne z.B. einer Person zum allerersten Mal in meinem Leben und weiß trotzdem sofort, es werde ihr in den nächsten Tagen etwas Schlimmes widerfahren. Ich habe unter anderem eine Mutter gewarnt, sie möchte doch außerordentlich auf ihren Sprössling aufpassen, weil der einen Revolver erwerben wolle, mit dem er sich erschießen werde. Alles hänge davon ab, dass er nicht an die Waffe komme. Es passierte trotzdem, der Junge beging Selbstmord.“ Er habe dann immer schwere Zweifel, ob er die Betreffenden warnen solle oder nicht, weil er ja auch nicht immer wisse, ob die schlimmen Dinge, die er voraussehe, mit absoluter Notwendigkeit eintreffen oder durch seine Warnung und die Vorsichtsmaßnahmen der Gewarnten zu verhindern wären. Es sei ein Kreuz damit.
„Aber es passiert halt auch Erfreuliches. Ich sage z.B. Menschen voraus, dass sie in allernächster Zeit einen Gewinn, eine Erbschaft, eine sehr gute Nachricht erhalten werden. Oft lachen mich diese Leute deswegen aus und bedanken sich einige Tage später überschwänglich bei mir, weil das eingetroffen sei, was ich ihnen voraussagte.“
Ich selbst war Zeuge, wie er bei einem unserer Spaziergänge an eine ihn offensichtlich überhaupt nicht kennende Frau herantrat und ihr ankündigte, dass sie morgen ein großes, schönes Paket aus den USA erhalten werde. Die Frau lachte ihn tatsächlich aus, sie hätte, sagte sie kopfschüttelnd, gar keine Verwandten oder Bekannten in Amerika. „Nun“, erwiderte der alte Herr, ohne im mindesten gekränkt zu sein, „ich gebe Ihnen hier meine Adresse. Melden Sie sich, wenn das Paket kommt.“ Schon am Abend des nächsten Tages klingelte die Frau an der Klosterpforte und verlangte nach ihm. Sie habe tatsächlich ein Paket aus Amerika erhalten. Er sagte mir auch auf den Kopf einige Dinge zu, die sich in meinem Leben zugetragen hatten und von denen er gar nichts wissen konnte.
Nun, das im jetzigen Kapitel bisher Vorgetragene ist nicht besonders aufregend. Die seriösere Literatur über Paranormales füllt ganze Bibliotheken und enthält weit Frappierenderes. Ich wollte auch nur den »Sitz im Leben«, d.h. in meiner Biografie angeben, aus dem heraus ich mich mit außerordentlichen Phänomenen zu befassen begann und dann immer intensiver befasste. Lassen wir also im Folgenden einige dieser Phänomene Revue passieren.