Читать книгу So sah ich. Mein Leben. Mein Österreich. Die Welt - Drei Bände. Life is a story - story.one - Hugo Portisch - Страница 22
Kuba – ärger als die DDR
Оглавление1963 reist Portisch zum ersten Mal ins Kuba des kommunistischen Diktators Fidel Castro. In Havanna trifft er einen der wenigen dort tätigen westlichen Auslandsjournalisten, den Korrespondenten der britischen Nachrichtenagentur Reuters. Bei einem Abendessen schildert ihm der Kollege die Schikanen des Regimes:
Die Überwachung der Bevölkerung war so total, dass keiner eine Schreibmaschine besitzen durfte, denn die war ein gefährliches Werkzeug gegen die Regierung. Und wer unbedingt eine brauchte, musste sie registrieren lassen und wurde ständig observiert, damit er sie niemandem andern zur Verfügung stellt und nur das drauf schreibt, was ihm erlaubt ist. Sogar Nähmaschinen durfte man nicht von einem Stockwerk ins andere bringen, ohne es vorher der Sicherheitspolizei zu sagen. Ein ganz enges Netz der Überwachung – meiner Ansicht nach dichter und enger als das der Stasi in der DDR. Ich habe mir alles in Stichworten in ein kleines Notizbuch notiert.
Am Tag des Rückflugs nach Mexico City wird Portisch von der kubanischen Geheimpolizei am Flughafen aufgehalten und perlustriert.
Nicht sehr freundlich wurde ich dort behandelt. Sie haben den Koffer total durchwühlt, das Futter rausgeschnitten und alles, was ich mithatte, fanden aber nichts Verdächtiges. Dann haben sie mich im Raum allein gelassen und die Tür zum Nebenraum offen gelassen. Dort haben sie heftig miteinander debattiert. Ich habe mir gedacht: Das Nächste wird wohl sein: Jetzt untersuchen wir den Herrn Portisch. Was hat der mit am Leib? Da hatte ich eine Blitzeingabe, nehme das kleine Bücherl mit allen Notizen heraus, gehe zum Koffer, hebe den Deckel vom Koffer und hau das Büchl rein! Wenn ich ein Glück habe, schauen sie den Koffer nicht noch einmal an. Gleich danach kommen sie zurück und sagen: Entschuldigen Sie, wir müssen Sie leider leibesvisitieren …
Da bin ich davongekommen. Dann haben sie mich zum Verhör geführt. Da waren sie dann etwas freundlicher, aber sie haben gezeigt, dass sie alles wussten. Alles. Wo ich war, wie ich war. Alles war kontrolliert. Insbesondere das Abendessen mit dem Reuters-Korrespondenten. Um jedes Wort, das wir dort gesprochen haben, wussten sie. Der Tisch war mit Mikrofonen bestückt. Ich habe alles abgeleugnet und den Korrespondenten mit keinem einzigen Wort belastet. Zum Schluss haben sie das Handtuch geworfen, denn sie wussten ja ohnehin alles und hätten wahrscheinlich nur einen Zeugen für seine Aussagen gebraucht, der das unterschreibt, was er gesagt hat – dann hätten sie ihn gehabt! So hatten sie nur ihr Protokoll. Nach einer Stunde ließen sie mich dann heimfliegen.
Wochen später erfuhr ich, dass sie den Reuters-Korrespondenten sehr wohl des Landes verwiesen haben. Jedenfalls habe ich ihn nicht belastet. Ich habe natürlich im „Kurier“ über Kuba geschrieben. Offensichtlich haben die Kubaner das als objektive Berichterstattung zur Kenntnis genommen.