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SPIELER BEI FORTUNA SITTARD
Ich war bereits mit sieben bei Sittardia angemeldet, laut Satzung hätte ich aber erst mit acht Mitglied werden können. Ich hatte das meinem Bruder Nico zu verdanken, der bereits bei Sittardia spielte und der sich für mich eingesetzt hat. Ich durfte zunächst in der Turnhalle der Jungenschule mittrainieren. Dort fiel mein Talent auf, deshalb durfte ich dann auch ab und zu bei einem Freundschaftsspiel mitkicken. Als ich dann acht war, konnte ich auch offiziell bei Wettkämpfen mitspielen.
Das Training fand ziemlich weit von uns entfernt statt, aber als ich zehn war, zog der Klub nach De Baandert. Der Trainingskomplex war nagelneu und lag fast um die Ecke von uns. Ich konnte einfach zum Training laufen. Dort fanden auch unsere Spiele statt. Ich war nicht der Einzige bei uns in der Familie, der gut Fußball spielen konnte. Nico schaffte es bei Sittardia in die zweite Mannschaft. Jan war ein etwas wilder Spieler. Ein guter Verteidiger, doch sehr ungestüm. Er stürzte sich immer gerne ins Spiel. Das war bei mir zwar ganz ähnlich, aber ich habe meinen Spieldrang mit weiteren Qualitäten kombinieren können. Auch meine jüngeren Brüder haben Fußball gespielt, aber die Sportart passte nicht richtig zu ihnen. Fußball liegt einem offenbar nicht in den Genen, denn in unserer Familie gab es außer mir sonst niemanden, der ihn professionell betrieben hat. Auch mein Vater nicht.
Ich war sicher kein aufstrebender Stern am Fußballhimmel. Ich hatte einfach Talent, mehr aber auch nicht. Anfangs war ich Stürmer, besonders stark war ich als Mittelstürmer, und ich hatte eine gute Technik. Tore schießen konnte ich recht gut. Erst mit vierzehn wurde ich dann Verteidiger. Das erste Mal war das bei einem Qualifikationsspiel der Limburger Jugend. Der Coach – ich erinnere mich nicht mehr, wer das war – hatte mich plötzlich als Verteidiger aufgestellt. Ich sagte ihm noch, dass ich noch nie hinten gespielt hätte, habe es aber dennoch einfach gemacht. Von da an spielte ich entweder als Verteidiger oder im Mittelfeld. Für mich war das nie ein Problem. Bei Fortuna musste ich anfangs manchmal als Stürmer einspringen.
Huub Pfennings war ein talentierter Spieler, mit dem ich oft zusammengespielt habe. Der Held von Sittardia war aber eindeutig Willy Dullens, der gegenüber dem Stadion De Baandert gewohnt hat. Willy war ein paar Jahre älter als ich, aber ich weiß noch, wie er in der ersten Mannschaft gespielt hat. Er wurde bisweilen auch mit Cruyff verglichen. Meiner Ansicht nach war Willy allerdings ein ganz anderer Typ als Johan. Willy hatte richtig viel drauf. Er war ein unglaublich wendiger Mittelfeldspieler, eine echte Nummer 10. Johan Cruyff hingegen war eher ein Angreifer, zudem auch viel schneller.
Im Juni 1969 gingen Sittardia und Fortuna ’54 eine Fusion ein und wurden zu Fortuna Sittard. Das hatte zur Folge, dass die Heimspiele von Fortuna SC in der einen Woche im Mauritsstadion in Geleen stattfanden und in der anderen Woche im Stadion De Baandert in Sittard. Die Jugend trainierte im Mauritsstadion, die Umkleiden dort waren die reinsten Holzschuppen.
Beim ersten Training meinte ich noch, ich würde mir hier wie in einem Hühnerstall vorkommen. Das fand Gerrit Hendrix, der Chefausbilder, gar nicht lustig. „Wenn es dir hier nicht passt, dann geh doch nach Sittard. Dort kannst du dann auch gleich bleiben!“, hat er mich angeschnauzt. Aber später haben wir uns dann richtig gut verstanden. Ich und auch mein Bruder Nico haben ihm sehr gefallen. Hendrix hätte uns am liebsten schon viel früher zu Fortuna geholt. Ich war in der Jugendmannschaft noch kein Spielführer, aber ich habe unentwegt Hinweise gegeben und das Spiel gelenkt.
Sehr bald haben sie mich in die Jugend-Nationalmannschaft geholt. Erste Station war die Schüler-Nationalmannschaft U14. Am 29. März 1969 hatte ich meinen ersten Einsatz gegen die Auswahl der BRD, ein Spiel, das wir 1:4 verloren. In der Mannschaft waren einige Spieler, die später im bezahlten Fußball spielten, z. B. Bertus Strijdveen, Rinus Steenbergen, Rob Monnee, Barend van Hijkoop und Gerrie Kleton. Kurz darauf traten wir in Coventry gegen England an, auch diese Partie haben wir verloren, mit 2:5. Das waren wirklich unglaubliche Erfahrungen [in beiden Spielen wurde Stevens in der Tageszeitung De Limburger als „echtes Ass“ bezeichnet, bn].
Später dann, in der U18, habe ich unter anderem zusammen mit Harry Schellekens, Adrie van Kraaij, Aad Kila, Huub Pfennings, Peter Arntz, Jan Peters, Gerrie Kleton, Jaap Bos, Eddy Bosman, Kees Kist und Arie van Staveren gespielt. Arie de Vroet war der Coach. Eine richtig starke Mannschaft war das damals.
Meinen ersten Vertrag bei Fortuna habe ich am 1. Juli 1969 unterzeichnet. 1.500 Gulden [ungefähr 670 Euro, bn] im Jahr sollte ich verdienen. Ich war erst sechzehn. Zunächst haben wir über den Vertrag verhandelt, mein Vater und meine Mutter waren dabei. Einen Manager hatte man damals noch nicht. Der Trainer Evert Teunissen war da und Jacques Joosten, der Star von Fortuna.
Als sie wieder gegangen waren, sagte mein Vater: „Du musst das unbedingt machen. Das ist sehr viel Geld!“ Meine Eltern mussten dann für mich unterschreiben, denn ich war damals noch keine achtzehn. Wir waren sehr glücklich und auch stolz über den Vertrag, denn jetzt hatte die Familie einen größeren finanziellen Spielraum.
Am 22. November 1970 hatte ich meinen ersten Einsatz bei der ersten Mannschaft, gegen Heerenveen. Frans Roemgens war verletzt, deswegen musste ich auf seiner Position im zentralen Mittelfeld spielen. Das war eine Woche vor meinem siebzehnten Geburtstag. Kees Kist war mein direkter Gegenspieler. Wir haben 0:2 verloren, aber ich fand, es war ganz gut gelaufen. Evert Teunissen ließ mich in der nächsten Woche auf derselben Position spielen, weil Roemgens noch immer verletzt war. Als er wieder fit war, kam ich auf die Bank. Für den Rest der Saison bin ich immer mal wieder eingesprungen, wenn jemand verletzt war.
Teunissen habe ich also mein frühes Debüt zu verdanken. Er hatte mich in der Jugendmannschaft spielen sehen, holte mich in die zweite Mannschaft und ließ mich dann mit der ersten Mannschaft trainieren. Teunissen war so etwas wie ein Lehrer für mich, aber einer, der es gut mit mir meinte. Er hatte eine besonnene Art und war sehr sozial. Nach dem Tod meines Vaters wurde Teunissen zu einer Art Vaterfigur für mich. In schwierigen Zeiten war er immer für mich da.
1972 wurde Cor Brom Trainer. Er war eigentlich das genaue Gegenteil. Brom war echt knallhart, aber geradlinig. Auch mit ihm hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Wir gerieten zwar manchmal aneinander, aber das war bei mir ganz normal. Wenn Cor etwas behauptete und ich anderer Meinung war, dann habe ich ihm das einfach gesagt. Nicht vor versammelter Mannschaft, sondern in einem persönlichen Gespräch.
Ich weiß noch, wie Brom einmal beim Toto alle Spiele richtig getippt hatte, außer unserer Partie zuhause gegen den FC Groningen. Er hatte eine 1 eingetragen, aber wir haben das Spiel verloren. Mann, war der da sauer!
Nach der Fusion hatten wir eine richtig gute Mannschaft. Zu ihr gehörten Hans Erkens, Wim Bohnen, Harry Aben, Jan Benen, Joop Titaley und Joke Geyselaars. Wir haben in der zweiten Liga gespielt. Unter Cor waren wir ein einziges Mal in der Relegation, das war in der Saison 1973/74. Wir haben es damals ganz knapp nicht geschafft, uns fehlte nur ein Punkt. FC Wageningen kam in die erste Liga, Vitesse und SC Amersfoort spielten in dieser Saison auch Relegationsspiele. Mit Fortuna habe ich also nie in der höchsten Liga gespielt.