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Lob

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„Ein Meisterwerk der Propaganda!“, Lara Pulkra starrte ungläubig in den Telefonhörer, dann lächelte sie stolz. Es war sehr ungewöhnlich, dass Globzon direkt nach einer Wochenschauübertragung über die geheime Leitung anrief, noch seltener, dass er Lara lobte.

„Diese Wochenschau hat sie aufgewühlt!“ schwärmte Globzon mit seiner warmen Stimme.

Auch aus den übrigen Lichtburgen des Landes kamen erbauliche Daten. Tatsächlich gelangen die Computeranimationen immer realistischer und es glückte, den Bildern einen glaubwürdigen dokumentarischen Touch zu geben, zum Beispiel indem man angebliche Archivaufnahmen künstlich alterte und ab und zu vermeintliche Kriegsreporter bei einer Attacke des Feindes 'sterben' ließ. Effektvoll wurde dann im Abspann der Name des Reporters neben einem Kreuz eingeblendet. Das Kreuz hatte ansonsten seine religiöse Bedeutung völlig verloren.

Genauso erfunden wie die Kampfszenen waren die Bilder weinender Frauen und Kinder, die an mit der Spargelfahne bedeckten Soldatensärgen knieten, sich in ihrer Verzweiflung das Haar ausrissen und mit den Fingernägeln die Wangen blutig kratzten.

Die Schlachten, die Massen zerlumpter bedauernswerter Neoländer in den Lagern des Feindes, die Divisionen schwer bewaffneter Terrafranca-Soldaten, die Panzer, die wimmernden Kinder und verzweifelten Flüchtlinge – sie alle entstanden im Rechner.

In diesem Krieg ging es nicht um Territorien sondern um die Alleinherrschaft über Gehirne und Gefühle. Es war das, was Globzon, die graue Eminenz des Regimes, die 'weiße Diktatur' nannte. Diese war die appetitlichere Variante einer blutigen Unterdrückung, die sich mit elektronischen Bilderlügen verschleiern ließ.

Die Waffen in diesem Kampf waren keine Panzer und Granaten, sondern erstklassige Software, die auf den Festplatten von Superrechnern in Terrafranca gespeichert war. Der Marketing-Senat, die mächtigste Behörde von Terrafranca, beschäftigte die besten Programmierer und Drehbuchschreiber, die sich darauf verstanden, mit aberwitzigen Plots und manchmal auch mit nur einer Textzeile die Gemüter der nach Bildern und Aufregung gierenden Neoländer zum Kochen zu bringen.

So war die heutige Wochenschauübertragung in Globzons Augen geradezu perfekt gelungen. Zwanzig in jedem Vorführsaal versteckte Kameras hatten alle Reaktionen in jedem Zuschauersaal des Landes erfasst. Per geheimer Leitung waren die gewonnenen Daten nach Terrafranca überspielt worden und dienten nun zur Vervollkommnung weiterer Wochenschauberichte.

Neoland hatte es seit langem aufgegeben, die Wochenschauen selbst zu fabrizieren. Zu primitiv waren die Arbeitsmittel und zu aufwendig die Herstellung. Doch die vom vorgeblichen Feind durch die Macht der Illusion erschwindelte Gefolgschaft hatte ihren Preis.

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