Читать книгу Telefónica - Ilsa Barea-Kulcsar - Страница 10

V.

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Man sitzt in dieser Nische des unterirdischen Korridors – zweiter Keller der Telefónica – wie in einer Sackgasse.

Vor zehn Tagen, die man sich an den Fingern ausrechnen muß, so endlos ist der Zeitraum, waren sie aus Carabanchel weggegangen, zwei Stunden früher als die Nachbarn. Concha selbst wäre lieber dort geblieben. Aber sie kannte die Hilflosigkeit der Schwester in allen praktischen Dingen, die Nachdenken erforderten, und wollte nicht in die große Fluchtwelle hineingeraten. So hatte sie gepackt, was in ein paar Säcke und Bündel ging und hatte den Esel vor den Karren gespannt. Guter, kleiner Esel – er war nun wohl verloren.

Damals war viel Lärm in der Luft, ein Lärm, den man noch kaum verstand, aber doch schon Flieger benannte. Granaten schlugen in die Häuser ein und gingen durch die Lehmwände wie durch Käse, um oft in einem leeren Zimmer oder einem Hof, wo sonst die Kinder spielten, zu platzen. Am grauen Himmel entfaltete sich manchmal ein rosiger Schein. Das war ein Schrapnell, so nannten es die Offiziere. Viele Dinge gibt es, die im Kriege verwendet werden und alle töten, wenn ihre Stunde da ist. Nur war es so schwer zu verstehen, daß der Krieg nach Carabanchel gekommen ist.

Alle Leute redeten davon, daß die Moros kommen würden, aber niemand hatte es wirklich glauben können. »Sie kommen nicht bis hierher, Madrid ist doch vor den Toren, und nach Madrid kommen sie nicht, das gibt es nicht.« Aber dann kamen Tag und Nacht die Karren aus den Dörfern, aus immer näheren Dörfern, und mit Menschen, die man kannte, mit Frauen, von denen man wußte, sie würden niemals ihr Haus und ihre Habe im Stich gelassen haben, wenn es nicht um das nackte Leben gegangen wäre. Und diese Frauen sagten, daß alles wahr wäre und daß die Moros kämen. Concha sah sich die Karren aufmerksam an und überlegte sich eine genaue Liste der Dinge, die mitzunehmen waren. Dann erst erklärte sie Schwester Pilar die Notwendigkeit der Flucht; sie wollte ihre eigene Ruhe nicht vor der Zeit durch das Weinen und Jammern der Schwester zerstören lassen.

Das Wichtigste waren warme Sachen, Decken und Pölster, ein paar Pfannen, ein Spirituskocher, Sachen für die Kinder. Der Novemberfrost begann schon unter die Haut zu kriechen. Keine schönen Kleider, keine Spiegel, keine Deckchen, selbst nicht die gestickten. Die Pilar verstand noch immer nicht, daß Krieg war und daß man da seine Sachen verliert, wenn man schon nicht das Leben verliert. Ach, sie selbst verstand es kaum besser.

Aber da war der Lärm schlimmer geworden, es war ein vielfältiger, bösartiger, unbekannter Lärm. Viele Milicianos kamen durch, die vor dem Feind davonliefen und sagten, daß er alle Waffen habe und wir keine, gar keine; und andere Milicianos kamen durch Carabanchel, die dem Feind entgegengingen. Dann erklärten die Männer, die in den Komitees saßen, und die Offiziere, die im Dorf das Anlegen der Verteidigungsgräben überwachten, daß alle Frauen und Kinder weg müßten. Denn hier würde Krieg sein. Krieg im kleinen, weißen Haus, man kann es sich nie und nimmer vorstellen. Es hat keinen Sinn, es ist dumm. Was geschieht in Carabanchel und warum?

Aber damals, vor zehn Tagen – vor zehn Tagen, nicht mehr und nicht weniger –, da hatte sie, Concha, alles fertiggemacht und es war schnell und glatt gegangen, obwohl Pilar gerade nur dazu zu gebrauchen war, auf ihre Kinder aufzupassen. Und dann trottete man neben dem Esel – arre, burro! – auf der Straße und hatte vor sich Hunderte von Karren und viele Hunderte von Menschen mit ihrem Bettzeug, ihren Kindern, ihren Hunden, alle die Straße nach Madrid abwärtstrottend. Wie Vieh.

Der Esel und der Karren sind in der Herberge; dort werden sie bestimmt verlorengehen, es sind so viele Leute und so viele Karren dort. Die Nachbarn sind bei ihren Verwandten hier in der Stadt. Und man sitzt in einer Sackgasse, im Keller des großen Hauses und starrt die schmutzige Wand an.

Sie lassen hier unten die ganze Nacht das elektrische Licht brennen. Das muß sehr viel Geld kosten, aber es ist notwendig, sonst würde alles Schreckliche geschehen, alles. Man hört hier keinen Lärm von draußen. Das ist ein Glück. Da war nun eben Fliegeralarm und die Feinde haben eine Bombe geworfen. Es ist schwer, sich eine Bombe vorzustellen. Sie kann nur ein kleines Ding sein, denn man nimmt sie im Flugzeug mit. Aber sie kann alles zerstören. Die Telefónica nicht, die ist zu hoch. Aber sonst beinahe alles. Es gibt dabei eine Explosion, die hundertmal stärker ist als bei einem Feuerwerk. Die Bombe von heute abend ist in Vallecas niedergefallen, nicht in Carabanchel.

In Ober-Carabanchel und in Nieder-Carabanchel sind jetzt die Moros, deshalb werfen die Feinde dort keine Bomben mehr. In Vallecas sind nur arme Leute. Die Moros sind nicht hingekommen. Die Leute aus Vallecas sind noch in ihren Häusern. Aber die Feinde werfen Bomben auf sie und es gibt viel unschuldiges Blut. Unschuldiges Blut, das klingt wie in den Geschichten von den frommen Märtyrern. Wenn man an die noch glauben könnte …

Die Flieger heißen Junkers, dann sind sie Deutsche, oder Capronis, dann sind sie Italiener – und alle sind Faschisten. Und sie machen den Krieg zusammen mit den Generalen. So ist das. Eine Frau kann da nicht viel anderes tun als warten und nicht zu viel Lärm machen, denn jetzt sind andere Dinge wichtig. Aber man muß sich selbst immer wieder erklären, was geschehen ist, sonst versteht man nicht mehr, wer man ist und wo man ist.

Aber so ist Concha Martínez. Man hat seit jeher von ihr gesagt, daß sie nie Ruhe gibt und alles wissen will. Sie hat sogar den Comandante gefragt, warum Alarm war, als er hier im Korridor stand und nicht zuhörte, was seine Frau zu erzählen hatte. Concha kann auch nicht zuhören, wenn Pilar wieder einmal davon zu reden anfängt, daß sie nur Kindersachen mitgenommen und gar nicht an sich gedacht hat. In dieser Nische sind eigentlich nur sie beide und die Frau des Comandante. Aber Pilar hat vier Kinder, die Doña Pepa zwei, das macht sechs, und alle unter zehn Jahren – wie ein Schwarm von Heuschrecken. Die beiden Familien haben es ganz gut, sie verfügen über viele warme Sachen und sogar über Bargeld. Das kann man freilich derzeit kaum ausgeben. Jedenfalls, man kann bei ihnen nicht von Elend reden. Um die Ecke, den Gang entlang, sitzt das Elend. Aber diese Frauen sind so müde und zerschlagen, daß sie nicht viel sprechen. Sie haben sich während des Alarms gar nicht gerührt.

Pilar und die Doña Pepa – wie dumm, daß sie sich so anreden läßt – haben lauter Männergeschichten im Kopf. Sie sprechen die ganze Zeit von ihren Gatten, was der eine wohl bei der Intendanz in Guadalajara treiben mag, wo es so viele unverschämte Mädchen gibt, und was der andere da oben im achten Stock anstellt. Concha ist Witwe, sie besitzt niemanden, um den sie Angst oder Eifersucht haben muß. Wenigstens hat sie den Kopf frei, sich der Kinder anzunehmen. Eigentlich sollte man sich um alle Kinder hier unten kümmern. Es gibt viele, die verlaust sind. Es gibt viele, die Angst haben und nicht spielen wollen. Und es gibt so viele Brustkinder ohne Windeln, daß die Luft sauer riecht. Gleich die Familie nebenan – die aus Ober-Carabanchel mit dem niedlichen und frechen kleinen Ding, der Carmencita, die allen Soldaten und sogar allen Beamten mit der Frage ins Gesicht schaut, wozu sie ihr nützlich sein könnten –, diese Familie hat keine Windeln für das Kleinste und es stinkt bis hierher in die Nische.

»Doña Pepa«, sagt Concha, das Gespräch ihrer Schwester mit Pepa unterbrechend, »könnten Sie nicht eine alte Unterhose des Jungen oder so was hergeben, damit man das Kleine dort trockenlegen und die alten Fetzen auswaschen kann? Der Wurm muß schon ganz wund sein. Und die Pilar hat kein Stück überflüssiger Wäsche mit, das weiß ich selbst am besten, denn ich habe gepackt. Sie, Señora, haben sicher viele Sachen, das sieht man Ihnen an.«

Sofort merkt Concha an den dünnen Lippen der anderen, daß sie die Bitte lieber gar nicht hätte stellen sollen – lieber irgendeine arme Frau fragen, die gelernt hat, an andere zu denken. Pepa beginnt eine ihrer endlosen Reden, um das »Nein« zu begründen:

»Es geht wirklich nicht; es tut mir leid. Ich habe nicht viele Sachen. Ja, ich könnt sehr viele haben, aber es ist nichts hier. Mein Gatte ist so ein Tyrann, daß er mich lange nicht genug hierher hat holen lassen. Er sagt, daß kein Platz für so viel Zeug da ist. Aber natürlich, oben in seinem Büro will er meine Kleider nicht aufheben. Er hat immer Ausreden. Er hat doch auch gesagt, daß unser Haus in einer sicheren Straße liegt, weil es so nahe bei den ausländischen Gesandtschaften steht, wo die Flieger nicht hinkommen werden. Aber ich sehe nicht ein, warum ich nicht in den besten Keller der Stadt hätte ziehen sollen. Der Agustín sagt, daß hier zuerst die Leute hereinkommen müssen, die ihr Heim verloren haben. Das ist ganz schön geredet, aber warum ist genug Platz für die Familien der Beamten im Haus? Ich will eben nicht allein in unserer Wohnung bleiben. Wenn ich ihn vorher gefragt hätte, wissen Sie, Pilar, dann hätte er mir bestimmt verboten, hierher zu übersiedeln. Wie ich da war, ist er so böse gewesen, er hat von Ausnützung seiner Stellung und unnützer Unbequemlichkeit für die Kinder gesprochen. Ach, ich weiß schon, was dahintersteckt. Ich weiß genau, daß er meine Kinder nicht hierherkommen lassen will, damit er mich schneller los wird und er mit dieser Paquita allein ist und treiben kann, was ihm Spaß macht. Aber er hat falsch gerechnet, sage ich Ihnen. Ich bin seine Frau, ich werde ihn schon dazu bringen, daß er mit uns nach Valencia kommt und seine eheliche Pflicht erfüllt. Oder ich bleibe mit den Kindern in Madrid, es wird schon nichts geschehen. Ich habe das Recht auf ihn, Pilar, ich bin die Mutter seiner Kinder, ich habe ihm meine Jugend geopfert. Und so schön wie seine Freundinnen bin ich immer noch. Wenn ich wollte, könnte ich ihm genug Hörner aufsetzen; aber ich will nicht, auch wenn er es zehnmal verdient hat.«

»Genau so wie mein Mann«, fängt Pilar an.

Nein, nein, da mag man nicht mehr zuhören, denkt Concha: die beiden Männer haben ganz recht, wenn sie ihren Frauen untreu sind. Die beiden da mit ihren siebenundzwanzig bis dreißig Jahren sind nichts als alte Klatschweiber; beide haben einen schmalen Mund und eine tiefe Falte von Nase zu Kinn – aber Pilar hat wenigstens gutmütige, lächelnde Augen. Man sieht, daß sie hübsche Mädchen waren, aber es freut einen nicht, sie anzusehen. Es wird einem lästig, ihnen zuzuhören.

Hallo, die Kleine dort hört aber sehr aufmerksam zu: Lolita, die ältere von Pepas zwei Kindern. Das ist nichts für deine neun Jahre, mein Schatz, und wenn deine Mutter das nicht weiß, umso schlimmer für dich und sie.

Concha holte aus ihrer großen Markttasche einen dikken Wollsträhn heraus. »Lolita, komm, hilf mir die Wolle wickeln.«

Lola verzichtete nicht gern auf das Zuhören. Aber sie hat diese Frau gern, die so ruhig und dabei so lebendig ist. Die Mama ist furchtbar lebendig, aber nie ruhig. Die Großmutter ist immer ruhig, aber sie hat ganz schläfrige Augen. Diese Frau ist anders. Außerdem hat der Papa ein freundliches Gesicht gemacht, als er mit ihr sprach. Und doch ist die Concha häßlich, so mager und blass, so glatte, dunkle Haare.

Die Mama sagt, daß der Papa sich nur um hübsche Frauen kümmert, die nicht zu mager sind. Aber die Mama sagt viele solche Sachen. Sie versteht den Papa nicht, das ist eine alte Geschichte.

»Du, Concha, ich weiß, wo Italien liegt und wie es aussieht.«

»Ja, woher weiß du denn das?«

Lolita hat es gern, wenn man ihr Fragen stellt. Ihr Bruder, der Juanito, kann auf so etwas nicht antworten; freilich ist er um drei Jahre jünger als sie.

»Das hat mir Papa gezeigt in unserem großen Atlas.« (Sie weiß genau, daß viele Mädchen ihres Alters nie etwas von einem Atlas gehört haben.) »Weißt du, Italien schaut aus wie ein komischer Stiefel, der viele Falten hat und aus der Form gegangen ist. Aber der Papa hat gesagt, daß man das nicht sieht, wenn man auf dem Land dort ist, sondern nur aus der Luft. Aber man muß sehr hoch in der Luft sein. Die Italiener haben auch viele Flugzeuge, sie haben welche gegen uns in den Krieg geschickt.«

Lolita ist sehr stolz auf ihren Bericht; es tut ihr leid, daß der Papa das nicht gehört hat, aber sie ist froh, daß die Mama nicht aufpaßt. Die sagt immer nur: »Lolita redet alles nach, was mein Mann sagt, ohne es zu verstehen.«

Concha findet es ganz natürlich, daß die Kleine sich für solche Dinge interessiert, und es gefällt ihr. Lolita ist kein hübsches kleines Mädchen; ihre Nase ist nicht gerade und nicht schmal wie die der Mutter, sondern eine breite, kurze, fröhliche Stumpfnase. Dazu hat sie ein rundes Gesicht und neugierige Augen, die glänzend braun sind, aber nicht sehr groß und nicht sehr dunkel – Augen eines guten, kleinen Kameraden, findet Concha, die selbst in ihrer Kindheit darunter gelitten hatte, unhübsch zu sein. Ebenso wie jetzt Lolita, hat Concha vor Zeiten ihr braunes Haar mit Wasser und Spucke in viele kunstvolle Ringel gelegt. Sie hat das Gefühl, als sei dieses Kind eine kleine Schwester und ein kleiner Kollege.

»Weißt du eigentlich, was Flugzeuge sind, Lolita?«

»Ja natürlich«, sagt die Tochter des Ingenieurs und schwenkt die Arme, ohne die gespannten Wollfäden zu lockern. »Ich habe von Papa einmal ein Flugzeug bekommen. Es kann nicht fliegen, aber man kann genau sehen, wie es gebaut ist. Weißt du, Juanito hatte zum Dreikönigstag ein großes bekommen, das fliegen kann, und ich wollte auch so eines. Aber die Mama wollte nicht, weil ich ein Mädchen bin. Und ich hatte doch ohnehin schon eine Puppe, und die Buben bekommen so viele interessante Sachen. Das hat der Papa dann verstanden.«

»Dein Papa ist sehr gescheit, nicht wahr?« sagt Concha neidisch. Sie möchte auch etwas Interessanteres haben und anders arbeiten und jemand um Dinge fragen können.

»O ja, mein Papa ist sehr intelligent«, erklärt Lolita etwas geziert, denn sie fühlt die Bewunderung und den betrübten Neid im Ton der Frau und will etwas Besonderes sagen. Aber sofort fällt sie in ihr einfaches und vertrauensvolles Erzählen zurück:

»Weißt du, Concha, die Mama sagt, er ist zu intelligent und ist nichts als Verstand und hat kein Herz, aber das ist gar nicht wahr. Die Mama sagt dann wieder selbst, daß er für jede andere ein Herz hat, nur für sie nicht; und wenn er keines hat, kann er auch für andere kein Herz haben, findest du nicht?«

»Kindchen, natürlich hat dein Papa ein Herz für euch. Ich habe selbst heute Abend gesehen, wie es ihn gefreut hat, mit dir zu sprechen.«

Concha findet es unmöglich, etwas Freundliches über die Frau zu sagen, die nebenan noch immer über die Treulosigkeiten der Männer redet; sie kann nicht in dieses heitere kleine Gesicht blicken, ohne eine Wut gegen die dumme Egoistin dort zu spüren. Also ist es besser, findet sie, nichts über Papa zu sagen, nicht einmal eine fromme Lüge. Das Kind würde am Ende den falschen Ton herausfühlen.

»O ja«, antwortete Lolita so aufgeregt, daß sie beinahe die Wolle fallenläßt, »der Papa geht sehr gern mit mir spazieren und redet immer mit mir. Ich glaube bestimmt, er hat mich am allerliebsten. Ich will auch bei ihm hier in Madrid bleiben, wenn die Mama mit Juanito nach Valencia fährt.«

»Das ist ein Unsinn, das darfst du nicht. Das wird er dir bestimmt nicht erlauben. Hier fallen so viele Bomben, und die treffen auch Kinder.«

Concha versteht das kleine Mädchen sehr gut. Sie mag selbst gar nicht an die Evakuierung denken, obwohl sie weiß, daß sie das einzig Vernünftige ist. Aber Concha hat mit einem Mann gesprochen, der in der Totenhalle Kinderleichen mit Nummern auf der Brust gesehen hatte – nach dem 30. Oktober, damals, als eine Fliegerbombe in die Schule von Getafe gefallen war. Dem Mann war ganz schlecht, und er hatte nur immer wieder gesagt: »Diese Mörder, diese Mörder, und das wollen Menschen sein?«

Die Kinder sollen so etwas nicht sehen müssen. Sie dürfen nicht in dieser Gefahr bleiben. Eigentlich sollten sie gar nicht wissen müssen, daß es so etwas gibt.

Gerade deshalb will Concha nicht zu viel von Gefahr und Tod reden: der Tod kommt, wenn er kommen soll, aber das Leben des Kindes soll nicht im Schatten der Angst stehen. Sie sagt daher etwas Tröstliches zu Lolita: »Vielleicht geht dein Vater mit euch nach Valencia, wo das Leben ruhig ist.«

Sie fühlt bei ihren Worten eine innere Abwehr. Mit Männern ist das anders, sie gehören nach Madrid auf ihren Posten. Vielleicht auch die Frauen, die sich irgendwie nützlich machen können, die den Männern eine Hilfe sind und keine Last. Die kleine Lolita da, wenn sie erwachsen wäre, die könnte man sicher gut brauchen.

»Willst du, daß dein Vater mit euch geht?« fragt Concha.

»Nein. Weißt du, der Papa hat mir erklärt, daß sie ihn hier brauchen, damit die Moros nicht nach Madrid hereinkommen. Und er hat Tag und Nacht Arbeit. Ich finde, daß er hier bleiben muß«, sagt das Kind.

Telefónica

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