Читать книгу Telefónica - Ilsa Barea-Kulcsar - Страница 11

VI.

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Nach Mitternacht war der mondlose Himmel dicht von schwarzen Wolkenfetzen verhangen. Das bedeutete eine relative Sicherheit – nein, eine relative Wahrscheinlichkeit der Sicherheit – vor Fliegerangriffen. Auch die Artillerie des Feindes schwieg. Aber durch die Gran Vía fuhren Motorräder und schwere Lastwagen in Richtung Front. Die Front lag etwas mehr als einen Kilometer straßenabwärts. Um halb ein Uhr nachts grollten in rascher Folge die Explosionen von fünf Wurfminen. Man konnte nicht unterscheiden, ob sie in den eigenen oder den feindlichen Stellungen fielen. Dann ratterten eine Viertelstunde lang Maschinengewehre. Und dann fielen nur noch vereinzelte Gewehrschüsse in die Stille.

Es war sehr still in Madrid. Es war still in der Telefónica. Es war still in der großen Straße.

Der Wachtposten an der Kreuzung schrie lauter und schärfer als vorher sein Halt, so oft ihm ein Fußgänger oder ein Auto die Möglichkeit dazu gab. Dann hallten die Diskussionen über die Legitimationspapiere weithin durch die leere Straße. Kam ein Auto, so hörte man es kilometerweit. Man hörte ein leises Summen, ein Surren, ein Rattern. Man hörte einen Motor, der auch der eines Flugzeuges sein konnte, und folgte mit dem Ohr angespannt dem Anschwellen des Tones, bis man ein vertrautes Geräusch des Fahrzeuges herausfand und die Nerven wieder erschlaffen konnten.

Die Posten der Telefónica langweilten sich. Der eine drückte sich an die Mauer, Kopf, Schultern und Karabiner in die gestreifte Wolldecke gehüllt, der andere stellte sich an die Innenseite der Tür, so daß er gelegentlich ein Wort mit dem Kameraden vom Hausdienst tauschen konnte. Die Haupttür war verschlossen, ihre zerschossenen Scheiben mit Decken verhangen. Die frostige marmorne Vorhalle war ganz schwach erhellt, es durfte kein Lichtschein auf die Straße fallen. Die Kontrolle der kleinen Seitentüren war nicht schwierig; um diese Zeit kamen und gingen nur noch diejenigen, die etwas mit den verschiedenen militärischen Stellen im Haus zu tun hatten, und die von der Presse. Die Flüchtlinge in den Kellern schliefen oder waren wenigstens ruhig. Die Telephonistinnen hatten um zwei Uhr Schichtwechsel, aber alle Mädchen vom Nachtdienst schliefen im Haus. Inzwischen lagen die Korridore und die Stiegen der dreizehn Stockwerke verlassen. Aber eben deshalb war die Kontrolle der fremden Besucher wichtig, vor allem die der Ausländer. Wie kann man wissen, wer von den ausländischen Zeitungsleuten ehrlich ist und wer ein Spion?

Den Fahrstuhldienst versah nachts der Einarm. Die Mädchen vom Tagdienst taten nie, was er tat: bei jedem Fremden aufpassen, ob er auch tatsächlich in den Raum ging, den er als sein Ziel angegeben hatte. Die Mädchen entschuldigten sich damit, daß sie zu tun hätten; aber in Wahrheit interessierten sie sich nur für ihr Strickzeug und für die Komplimente ihrer Fahrgäste. Und wenn ihnen ein Engländer oder ein Amerikaner irgendeinen Blödsinn sagte, waren sie schon von ihm begeistert. Der Einarm war überzeugt, daß Frauen für ernste Arbeit nicht taugen. Höchstens kann man es einer Frau überlassen, sich mit anderen ihresgleichen herumzustreiten, wie man das auch in der Gewerkschaft tat. Aber die Kontrolle der Ausländer – wenn man schon ihre Sprache nicht versteht, so muß man wenigstens einen gewissen Blick für sie haben. Die von der Zensur waren Hohlköpfe; nun hatte man ihnen auch noch von Valencia eine ausländische Frau geschickt. Gerade wo es nun in Madrid so ernst stand. Das konnte eine schöne Geschichte werden. Das alles setzte er langsam und ernst, jeden Satz wiederholend, dem Moreno auseinander.

Moreno vom Hauskomitee erklärte, ganz der Ansicht des Einarm zu sein. Er sprach rasch und viel, abwechselnd in künstlich geschraubter Sprache und in übermäßig derben Flüchen. Was ihn anlangte, meinte er, so langweilte er sich, wenn die Liftmädchen nicht da waren und er ihnen nicht der Reih um Komplimente oder Bosheiten über ihre täglich wachsende Koketterie sagen konnte. Aber auch er ließ als Mitarbeiterin höchstens Lucrecia gelten – die Vertreterin der Telephonistinnen im Arbeiterrat der Telefónica und in der Leitung der Gewerkschaft. Sie war eine alte Anarchistin; sie war so häßlich, daß sie auf der Welt nichts anderes als die Organisation hatte, und sie war schlau. Aber sonst waren Frauen im Dienst wie Dynamit in der Küche. Moreno nahm sich vor, der Neuen in der Zensur auf die Finger zu schauen, und der Einarm sollte ihm dabei helfen. Mit wem geht sie in der Nacht fort? Interessiert sie sich für Angelegenheiten der Telefónica außerhalb der Zensur? Mit welchem Journalisten steckt sie am meisten zusammen, mit wem spricht sie im Korridor und auf der Treppe? Und warum ist sie eigentlich in Madrid? Die Regierung in Valencia ist zu allen Dummheiten imstande, setzte Moreno auseinander, man weiß ja, daß die Leute dort kein Herz für Madrid haben. Die feigen Buben, die am 6. November davongelaufen sind, wollen die echten Männer, die hier blieben, vom Platz verdrängen und dann einen schäbigen Frieden machen. Und so schicken sie nun auch ein ausländisches Mannweib her, von dem man nicht wissen kann, ob sie Freund oder Feind ist.

»Ein Mannweib ist sie nicht«, meinte plötzlich der Soldat in der Türecke. »Ich hab’ sie mir angesehen, wie sie hereingekommen ist. Man sieht ihr auf hundert Meter die Ausländerin an – sie hat Kleider wie Säcke und geht wie ein Mann –, aber sie ist als Weib nicht so übel.«

»Darauf kommt es jetzt gar nicht an«, sagte Moreno, und er versuchte das Unmögliche: sein breites Bulldoggengesicht die kalte Schärfe ausdrücken zu lassen, mit der Pedro Solano im Komitee jeden dummen Zwischenrufer mundtot machen konnte, ohne ein Wort auszusprechen. Moreno hatte die Funktion, jeden zu kontrollieren, der das Gebäude betrat und den er als nicht zum Hause gehörig ansah; er fragte die Leute aus, wohin sie wollten, gegebenenfalls die Legitimationspapiere überprüfend, nahm Revolver und Pistolen ab und fuhr manchmal, wenn er besonders mißtrauisch wurde, mit dem Fremden in den betreffenden Stock hinauf, um ihn an Ort und Stelle einer Vertrauensperson zur näheren Ausforschung zu übergeben. Moreno trug eine saubere Uniform, die Kappe sehr schief in die Stirn gesetzt, ein mächtiges, schwarzrotes Seidentuch um den Hals geschlungen, große Abzeichen der Telephongewerkschaft CNT und der FAI auf Kappe und Brust. Er war Garagenmeister der Telephonautos gewesen. Um den Dienst in der Türkontrolle hatte er gebeten, weil er auch den entschlossensten Kameraden aus der Beamtengruppe mißtraute, sobald es um Fragen der Behandlung von ausländischen Herrschaften ging. Und außerdem, weil er beweisen wollte, daß seine frühere Interesselosigkeit an politischen Fragen nicht auf Lauheit der Überzeugung zurückgegangen war.

»Es kommt nicht darauf an«, sagte er nun, »aber die Weltpolitik, Mensch, die Weltpolitik, das ist eine böse Sache. Da sind die Amerikaner mit ihrem Geld und die Deutschen mit ihren Kanonen und die Italiener mit ihrem Papst. Und wir haben noch immer im neunten Stock die Herren Amerikaner von der Direktion sitzen. Auch wenn sie nichts mehr außerhalb ihrer Büros dreinreden können, machen die Journalisten ihnen oben Besuche. Und wer weiß, was sie sich gegenseitig erzählen. Und die Journalisten wohnen in den ausländischen Botschaften. Das ist ein feines Spiel, man muß es nur verstehen. Wenn Pedro auf meinen Rat hört, setzen wir einen Vertrauensmann in die Zensur hinein, der uns meldet, wer von den Korrespondenten für uns ist und wer gegen uns. Dann werden wir alle hinauswerfen, die nicht verläßlich sind. Sie sollen anderswo ihre Dreckartikel schreiben und froh sein, daß wir sie so behandeln. Und die Frau mit ihnen, wenn sie zu ihnen hält.

»Aber wir wissen doch eigentlich noch nichts von ihr«, sagte der Einarm, der ein gerechter Mann war. »Vielleicht ist sie vernünftig. Es ist nur auf jeden Fall ein Fehler, eine ausländische Frau an diese Stelle zu setzen. Aber vielleicht geht sie wieder weg, wenn eine Granate über ihrem Kopf einschlägt.«

»Die Granate heute Abend hat auf der Seite eingeschlagen, wo die Zensur liegt. Aber im achten Stock, nicht im fünften. Und die Frauen sind manchmal zu gedankenlos, um zu wissen, daß eine Granate auch sie treffen könnte. Die Rosita, zum Beispiel, glaubt, daß ihr nichts geschehen kann, wenn sie im Lift drin sitzt … Hola, du«, unterbrach sich Moreno, »im vierten Stock rufen sie den Lift. Das sind sicher die letzten aus dem Pressezimmer; und paß gleich auf, es sind einige neue da.«

Morton zwängte seinen breiten Körper aus der Tür; er wollte die Diskussion mit Bevan zu Ende führen und blieb in der Halle stehen. Bevan wäre gern gleich nach Hause gefahren, er war müde und im Grunde noch irritiert von der Leichenschau in Vallecas. Außerdem war er schlecht gelaunt, weil die Verbindung mit London nicht recht geklappt hatte – jedes Wort dreimal zu wiederholen, eine schlechte Linie, ein schlechter Stenograph am anderen Ende des Drahtes; und was das Ärgerlichste war, eine Anfrage des Büros, ob etwas über die Nationalität der Flieger festgestellt werden könne. Die Konkurrenz habe Einzelheiten angegeben. Die Zensorin würde lachen, wenn sie es erführe. Das kommt davon, wenn man vorsichtig ist.

Aber mit Morton noch einmal in die Bar gehen, das fehlte gerade noch. Der Kerl wird uns allen noch Unannehmlichkeiten bereiten, wenn er weiter seine uninteressanten »Sensations«-Artikel über die Grenze schmuggeln läßt, obwohl man genau das gleiche in Saint-Jean-de-Luz schreiben oder hören kann; und wenn er dabei weiter die primitive Vorsichtsmaßregel außer acht läßt, richtiggehende Telegramme durch die Zensur zu schicken. Aber Morton ist ein faules, versoffenes Schwein. Vor einer Stunde mußte er aus seinem Schnarchschlaf auf dem Feldbett geweckt werden, als die Verbindung mit Paris hergestellt war. Ob die in Paris seine mageren Zehn-Zeilen-Berichte wirklich nach New York durchgeben?

Morton hielt Bevan am Knopfloch fest und erklärte ihm: »Was soll man in dieser Stadt tun? Mich stört das Schießen, ich kann nicht schlafen und habe keine Lust, Poker zu spielen. Geh mit mir in die Bar, ich weiß, wie man eine noch offene findet. Ich will übrigens weg, ich sehe überhaupt nicht ein, wozu man den Roten den Gefallen macht, in Madrid zu hocken und über sie zu schreiben. Diese Luftraids werden sie umbringen, du wirst bald draufkommen. Ein Glück, daß es mit ihnen zu Ende geht. Sie können mich nicht leiden.« Er starrte Morenos schwarz-rotes Halstuch an und zeigte darauf, ohne sich die Gesichter der drei Männer von der Wache auch nur einen Augenblick lang anzublicken. »Sieh hin, was das für Menschen sind. Das sind keine Menschen. Wenn die wüßten, was ich von ihren Morden und Kirchenbränden denke und sage. Die neue Frau in der Zensur versuchte heute freundlich mit mir zu sein, aber ich falle nicht herein, sie ist sicher auch so eine Bolschewikin, sonst wäre sie nicht hier. Ich werde abfahren und in ein paar Tagen zurückkommen, sobald Franco Ordnung gemacht hat.«

Bevan liebte dergleichen gar nicht, er konnte den dikken Mann nicht leiden. Doch Morton war Korrespondent eines sehr mächtigen Blattes, er durfte gerade ihn nicht vor den Kopf stoßen. Aber – vor den starren Gesichtern der spanischen Wachtposten sollte man nicht so reden. Sie verstehen kein Englisch, aber vielleicht fängt der eine oder andere doch ein Wort auf, vielleicht spürt einer den Ton heraus. Und es ist doch jetzt jeder so nervös …

»Fahren wir in die Botschaft, Jack, ich habe keine Lust, mich noch einmal in eine stinkende Höhle zu setzen. Heute ist eine ruhige Nacht, aber morgen wird ein böser Tag kommen. Geh mit mir, ich habe unser Auto draußen warten lassen. Hier in der Halle ist es überhaupt kalt. Ich stehe da nicht gern lange im Zug.«

Morton sah von seiner derben Höhe auf den schwächlichen Bevan mit dem blassen, angespannten Gesicht hinab. »Angst vor den Anarchisten hast du, mein Junge, das ist das Ganze. Ich stehe da und rede über sie, solange es mir paßt. Und ich gehe zu Fuß nach Hause, wenn du mir mit dem Auto davonfährst. Ich habe alle meine Papiere in Ordnung. Diese idiotischen Straßenposten können sie zwar nicht lesen, aber vor unserer Fahne« – er klopfte auf seine Armbinde mit den Stars and Stripes – »haben sie doch Respekt. So, jetzt bleiben wir hier noch ein paar Minuten, damit sich mein Freund dort mit dem Galgengesicht ärgert, und dann gehen wir.«

Bevan fürchtete die Diskussion mit dem anderen, der nie nüchtern und nie ganz betrunken war. Er versuchte, Stephen Johnson, der gerade herunterkam, festzuhalten und ins Gespräch zu ziehen. Aber Stephen war übermüdet, der Tag war hart für ihn gewesen und er hatte eine Abneigung gegen den lauten und selbstsicheren, wie gegen den glatten, überzeugungslosen Amerikaner. Er hatte Sorge um Anita. Er fühlte sich der Aufgabe nicht gewachsen, über diese ihm unverständliche, aber jedenfalls gewaltige Sache, die konventionellen Berichte zu verfassen, die man von ihm erwartete. Er hielt sich also nicht bei den beiden Amerikanern auf, grüßte die Wache mit einem ungeschickten Zögern und ging aus der Telefónica, warf sich in die Dunkelheit der Straße wie in ein kaltes, schwarzes Meer.

Bevan begann wiederum, Morton zum Gehen zuzureden. »Es ist niemand mehr im Pressezimmer als die vom Nachtdienst der Konkurrenz und mein Verbindungsmann. Ich würde nicht in dieser Bude schlafen, wo man nie weiß, wann eine Granate zum Fenster hereinkommt. Gehen wir, Jack, ich falle um vor Müdigkeit. Ich arbeite nämlich, falls du das nicht weißt …«

Da kam gerade André von der Straße herein, André, der einzige Sonderkorrespondent einer französischen Zeitung in Madrid. André, der schon mit allen Wachtposten und allen Komiteemitgliedern in der Telefónica Freundschaft geschlossen hatte, weil er jedermann gegenüber auf Tod und Teufel in seinem schlechten, aber fließenden gallischen Spanisch einen sehr gemäßigten liberalen Radikalismus verfocht. Die Spanier sagten von ihm: Er ist ein Mann, er ist ehrlich. Sogar Moreno grüßte ihn und flüsterte ihm nun zu, mit dem Daumen auf Morton weisend: »Der Faschist dort ist besoffen.«

André hatte selbst viel Kognak getrunken. Er war übermäßig angespannt, er kämpfte immerfort gegen eine wütende Angst und einen wütenden Ekel vor dem Krieg. Er liebte Madrid. Er haßte Blut. Er war ein Reporter, den es trieb, überall dem Wie und dem Warum nachzugehen. Er verachtete diese stumpfe Masse Mensch, Morton, mit dem Whiskygesicht ohne einen Funken von Geist.

Moreno schien ihm wenigstens ehrlich und einfach, im Grunde ein gutes Tier. André nickte dem Anarchisten zu und schoß dann ohne Einleitung Morton an. Sein Englisch war so französisch wie sein Spanisch.

»Sie waren natürlich nicht in Vallecas, Morton? Es hätte Ihnen nichts geschadet, ins Spital mitzukommen, wie sogar Bevan es tat.«

»Ich schreibe keine Tränenberichte der roten Regierung zuliebe.«

»Was soll das wieder einmal heißen? Weil Sie nicht wissen und sehen, daß die Menschen da für eine Sache, an die sie glauben, kämpfen und sich umbringen lassen, deshalb, ja deshalb hat Ihre Zeitung hier zwar einen Vertreter sitzen, aber keinen Journalisten.«

Bevan fiel rasch ein: »Lieber André, man darf sich über Dinge hier nicht so aufregen, wie Sie es tun, sonst fällt einem die objektive Berichterstattung noch viel schwerer, als sie einem ohnehin gemacht wird. Kommen Sie lieber mit uns einen Whisky trinken.«

Lieber das, als in eine neue Diskussion hineingeraten. Man darf sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen, der einem die große Chance der Karriere gibt. Man darf nicht versuchen, die Wahrheit hinter den Dingen zu sehen und verstehen zu wollen. Lieber mit einem Schwein trinken gehen.

Morton war über das plötzliche Nachgeben Bevans erfreut und empfand es als eine Solidaritätserklärung. Darüber vergaß er den beleidigenden Ton, mit dem dieser Franzose da seine exaltierten Dinge vorgebracht hatte. Besser, der Franzose ginge nicht in die Bar mit; der Bevan war wenigstens ein neuer Junge, trotz seines Mädchengesichts und seines naiven Arbeitseifers.

»Danke«, sagte André. »Ich bleibe, ich muß hinauf und die letzte Febus-Ausgabe für meinen Artikel durcharbeiten. Ihr vergeßt, daß ich am frühen Morgen nach Paris durchgeben muß. Kommt gut nach Hause.« Er wollte sich zu Moreno wenden, aber der sprach unerwarteterweise mit einer Frau: Pepa, die aus dem Keller gekommen war und in den achten Stock wollte.

Also stand André noch einen Augenblick lang unter der Tür und sah den beiden Amerikanern nach, wie sie durch das Dunkel stolperten. Am Straßeneck lag ein Schutthaufen – Mörtel, Ziegel, Glas. Die Granate hatte das Haus gegenüber getroffen, um fünf Uhr nachmittags. Keine Verletzten. Von irgendwoher fuhr ein Auto vor. Aus dem Nichts, von dort her, wo er die Mitte der Gran Vía wußte, kam der schroffe Haltruf des Postens. Die Front und der Himmel waren still. In der Nachbarstraße der Peitschenknall eines Gewehrschusses.

»Ein Paco«, sagte André automatisch. Paco hieß man die faschistischen Dachschützen. Aber als kein weiterer Schuß folgte, verbesserte er: »Ein Posten, der auf das Licht in einem Fenster schießt.«

Der Soldat, der als unförmiger Klumpen neben ihm in der finsteren Ecke stand, sagte aus seiner Decke heraus: »Ja, ein Posten. Das ist nichts. Sicher ist ihm das Gewehr losgegangen, das ist mir auch einmal passiert. Es ist sehr kalt …«

Telefónica

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