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KAPITEL 2

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Fünfzehn Minuten, ein paar ausgefüllte Formulare und eine Schlüsselübergabe hatten ausgereicht, um einzusehen, dass ich die Zicke in mir nicht mehr auf Adam loslassen würde. Er war kein schlechter Kerl, und ich hatte mich ein klitzekleines bisschen hineingesteigert. Klar, früher hatte er sich wie der Oberfiesling eines Highschool-Dramas verhalten, aber ganz tief in mir drin wusste ich, dass Adam viele gute Seiten hatte. Unter den ganzen bunten Tattoos steckte der kleine Junge, der gemeinsam mit seiner Granny, seiner Mom und mir Kekse gebacken hatte, weil er wusste, dass ich Santa Claus sonst kein selbst gemachtes Gebäck auf den Kaminsims stellen konnte. Dad war ein zu miserabler Bäcker und Santa wäre mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus gelandet.

Außerdem vermisste ich den Adam, mit dem East und ich jeden Nachmittag unsere Hausaufgaben gemacht hatten. Sein Grandpa hatte alles kontrolliert oder uns abgefragt. Damals war Adam so was wie mein bester Freund gewesen.

Ich hoffte einfach, dass der hormongebeutelte Teenager, der nur einmal schmallippig lächeln musste, um alles zu bekommen, ohne dass er einen Funken Dankbarkeit gezeigt hätte, die Pubertät endlich überstanden hatte. Denn ihn hatte ich gehasst, weil er mich einfach aus seinem Leben gestrichen hatte. Das Mehrgenerationenhaus, in dem er mit seinen Eltern und Großeltern gelebt hatte, hatte ich in dieser Zeit nur noch von außen gesehen. Genauso wie den fetten SUV Land Cruiser, den der Arzt- und Anwaltsspross zu seinem sechzehnten Geburtstag bekommen und in dem er alle seine Freunde – und so ziemlich jedes Mädchen aus der Highschool – mitgenommen hatte. Nur mich nicht. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes nur noch Zaungast gewesen. Und das nahm ich ihm auch heute noch verdammt übel. Doch am schlimmsten fand ich die Tatsache, dass ich damit begonnen hatte, Adam insgeheim zu hassen, da er mir durch seine Ablehnung etwas viel Wichtigeres genommen hatte: seine Familie, die auch ein wenig meine gewesen war. Klar, East und ich hatten Dad. Und er war ein großartiger Dad, hatte uns Pausenbrote geschmiert, uns abends ins Bett gebracht und sich an den Wochenenden intensiv Zeit für uns genommen. Ich hatte ihm nie einen Vorwurf daraus gemacht, dass er unter der Woche nur wenig Zeit fand, denn er tat sein Allerbestes, damit es uns gut ging. Aber als Mädchen hatte ich mich nach weiblichen Vorbildern in meinem Leben gesehnt, und diese in Form von Adams Granny und seiner Mom Edith auch bekommen.

Ich konnte darüber hinwegsehen, dass Adam zur Highschool-Zeit ein überhebliches Arschloch geworden war, und auch, dass er bis nachts um zwölf mit seinen Freunden um die Häuser gezogen war und trotzdem gute Noten geschrieben hatte, während ich rund um die Uhr versucht hatte, den Schulstoff in mein Hirn zu prügeln, um etwas aus meinem Leben zu machen. Aber dass er jedes Mal das Gesicht verzogen hatte, wenn ich auch nur in die Nähe seines Hauses gekommen war, hatte mich damals mehr verletzt, als ich jemals zugeben würde. Und deshalb hatte ich irgendwann damit aufgehört, auch wenn Granny und Edith nicht müde geworden waren zu betonen, dass ihre Tür immer offen stand. Bis heute.

Trotz allem wollte ich Adam eine neue Chance geben. Man sollte mir einen Mutter-Theresa-Orden verleihen, aber ich wollte daran glauben, dass er sich wirklich geändert hatte, auch wenn es naiv war. Jeder verdiente eine zweite Chance, und bestimmt tat ihm sein Verhalten leid.

Oder auch nicht …

Viel schneller als gedacht zerplatzte mein Vorsatz – puff – wie eine Seifenblase. East stand allein beim Wagen und tippte gelangweilt auf seinem Smartphone herum. Irritiert sah ich mich nach Adam um, doch er war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. So etwas brachte nur Adam zustande: zuerst mit der Schnelligkeit eines Wanderfalken im Sturzflug aufzutauchen und sich danach mit dem Tempo eines Gepards wieder aus dem Staub zu machen. Boah, ich sollte mir nachts weniger Tierdokumentationen reinziehen.

»Wo ist Adam?«, fragte ich und war stolz, dass ich dabei nicht zickig klang. Ich hasste es, wenn Menschen einfach verschwanden, denn das erinnerte mich auf unangenehme Weise an meine Mom, die einfach eines Nachts abgehauen war und nichts als einen lächerlichen Brief hinterlassen hatte.

Easton sah auf. »Carter?« Wieso mussten Männer sich eigentlich immer mit Nachnamen ansprechen?

»Ja, Adam Carter«, betonte ich seinen vollen Namen und klang dabei genervter, als ich war. »Der Typ, der im Haus neben uns aufgewachsen ist und den wir eben wiedergesehen haben«, wiederholte ich für den Fall, dass das Sieb, das er als Gehirn benutzte, diese Info mit einem Werbejingle überschrieben hatte.

Ein verwirrter Ausdruck erschien auf Eastons Gesicht. »Ich dachte, du wolltest, dass ich ihn für dich loswerde?«

»Wieso? Weil er der einzige Mensch in Philadelphia ist, den ich kenne und der mich davor bewahren könnte, mich in einer Stadt mit über eins Komma fünf Millionen Einwohnern zu verlaufen?« Ich hätte mir lieber ein College in einer Kleinstadt aussuchen sollen.

»Du hast Google Maps auf deinem Smartphone. Benutz es.« Ja klar, als wäre ich so vernünftig und würde jeden Tag meinen Akku aufladen. »Außerdem hasst du Carter.«

East wusste, was zwischen Adam und mir abgelaufen war, und auch, wie sehr es mich belastet hatte. Doch er hatte keinen Finger gerührt, um die Sache zwischen Adam und mir wieder hinzubiegen. Womöglich war es ihm auch egal, denn für ihn war Adam einfach nur sein bester Freund gewesen und der Rest seiner Familie die netten und freundlichen Leute von nebenan. Für mich allerdings waren sie lange Zeit meine Ersatzfamilie gewesen.

»Ich habe ihn lange nicht gesehen.« Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und hoffte, dass die fiese Haley schön in ihrem Käfig sitzen blieb. Jetzt war definitiv kein Moment, um in den Ring zu steigen. »Offenbar ist der Hass abgeflaut, und außerdem … East, er war nett zu mir.«

»Du warst ja auch jahrelang so etwas wie eine kleine Schwester für ihn«, erinnerte mich East.

»Und die ignoriert man dann in der Highschool?«

»Das kommt häufiger vor, als du denkst. Gretchen und ihr Bruder hassen sich doch auch wie die Pest.«

So hatte ich das noch nie gesehen und ich musste zugeben: East hatte komischerweise recht.

Eigenartiges Gefühl.

»Fürs Protokoll. Oder dein komisches Geschwisterhandbuch, dessen Existenz ich immer noch anzweifle«, sagte ich zu Easton und bohrte ihm meinen Zeigefinger in die Brust. »Ich hege Adam gegenüber so was von überhaupt keine geschwisterlichen Gefühle.«

Easton betrachtete mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ach, das ist mir neu.«

»Was ist dir neu?« Die Verwirrung, die in meiner Stimme mitklang, war unüberhörbar.

»Dass du scharf auf Adam bist.«

Was? Wie kam er denn auf so einen Schwachsinn? Ich konnte nicht abstreiten, dass die äußere Hülle von Adam ganz ansehnlich war. Jedes Mädchen im Umkreis von drei Meilen würde ihm vermutlich sein Höschen zuwerfen. Nur ich nicht. Er wüsste Arielle gar nicht zu schätzen.

»Ja klar, du Irrer. Du schickst Adam weg, weil du denkst, dass ich ihn loswerden will, aber im nächsten Moment unterstellst du mir, dass ich auf ihn abfahre?«

»Ja, offensichtlich«, antwortete er irritiert. Danach schüttelte er über sich selbst den Kopf. »Okay«, kam es nach kurzem Nachdenken von ihm. »Ich sehe selbst, wie lächerlich das war. Tut mir leid.«

»Schön. Dann können wir ja endlich was Produktives machen.« Ich nahm Easton den Autoschlüssel ab und ging zum Kofferraum, der immer noch offen stand. Nachdem ich den ersten Umzugskarton in meinen Händen hielt, griff sich East, der Angeber, natürlich gleich zwei. Ich würde ihm gern zu seiner Stärke gratulieren, war mir aber sicher, dass er aus Faulheit lieber schwerer schleppte, als mehrfach zu gehen.

Ich balancierte den Karton umständlich auf meinem Knie, um die Klappe des Kofferraums zu schließen und die Zentralverriegelung zu betätigen.

»Komm mit«, wies ich meinen Bruder an und ging voraus. Dieses Mal sogar in die richtige Richtung. Es geschahen doch noch Wunder.

»Also, wie war es für dich, Adam wiederzusehen?« Das Thema Adam nagte an mir, und ich wollte unbedingt erfahren, was passiert war, während ich endlich den Eingang in die Festung, wie ich mein Wohnheim inzwischen insgeheim nannte, gefunden hatte.

»Wie war es für dich?«, stellte er sofort eine Gegenfrage.

»Wir müssen hier rechts rein«, sagte ich. »Es war nicht besonders aufregend, wenn man von dem Umstand absieht, dass er mich mit einem Rucksack erschlagen wollte.« Leicht zuckte ich mit den Schultern, was mit dem Umzugskarton in meiner Hand gar nicht so einfach war. »Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, was ich von seiner plötzlich wiedergekehrten Freundlichkeit halten soll. Und von der Tatsache, dass mein Hirn ebenfalls ein Sieb zu sein scheint, denn ich habe nicht mehr daran gedacht, dass er hier studiert …«

Easton schloss zu mir auf und wir sahen uns kurz an. »Irgendwie habe ich in den letzten zwei Jahren überhaupt nicht oft an ihn gedacht. Komisch, oder?«

»Schon, wenn man bedenkt, dass es euch zwei euer ganzes Leben lang nur noch im Doppelpack gab.«

Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen East und mir aus, was wirklich selten vorkam. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen sagte mir, dass er intensiv nachdachte. Vermutlich darüber, warum die beiden nicht mehr wie siamesische Zwillinge durch die Welt liefen.

Sofort überkam mich das schlechte Gewissen, denn ich hatte mich insgeheim darüber gefreut, dass Adam unseren Heimatort verlassen hatte. So hatte ich wieder im Nachbarhaus ein und aus gehen können, ohne dass man versucht hatte, mich mit Blicken zu töten. Edith war die geborene Mom und hatte es sich trotz ihres Jobs als Anwältin nie nehmen lassen, sich neben ihrer eigenen Familie auch noch um mich zu kümmern. Sie war für mich da gewesen, als ich meine Periode bekommen und mich auf unserer Toilette eingeschlossen hatte, weil ich nicht gewusst hatte, wie ich damit umgehen sollte. Als ich meinen ersten Freund hatte, war sie mit mir zum Frauenarzt gegangen und hatte mir die Pille besorgt. Außerdem hatte ich auch einen Vortrag darüber bekommen, wie wichtig es war, trotzdem immer Kondome zu verwenden.

Vor dem Abschlussball war sie es gewesen, die mit mir ein Kleid ausgesucht hatte, nachdem Dad sie überfordert um Hilfe gebeten hatte. Außerdem war sie diejenige, die mich nach der Trennung von Will ermutigt hatte, auf die Penn zu gehen und mein eigenes Ding durchzuziehen.

East wollte gerade etwas sagen, doch ich schnitt ihm das Wort ab. »Macht es mich eigentlich zu einem schlechten Menschen, dass ich Edith nie nach Adam gefragt habe?«

Wir erreichten die Eingangstür, die ich vorsorglich bereits offen gelassen hatte, und ich ging voraus, um East den Weg zu meinem Zimmer zu zeigen.

Es wuselten gefühlt eine Million Menschen in diesem Wohnheim herum, und ich hatte Mühe, mich an einem Elternpaar vorbeizuquetschen, das immer noch auf ihre pinkhaarige Tochter einredete. Die drei waren mir schon zuvor aufgefallen.

Beim Vorbeigehen warf mein Bruder dem Mädchen interessierte Blicke zu. Zwei Umzugskartons in den Armen waren wohl kein Hindernis, um Mädels klarzumachen. »East, wir müssen in den ersten Stock«, versuchte ich seine Aufmerksamkeit wieder zurückzuerlangen. Das Schneckentempo, das er plötzlich hinlegte, machte mich irre und die Box in meinen Händen wurde sekündlich schwerer.

»Wie … was?«, kam es abgelenkt von meinem großen Bruder.

Mit dem Kinn deutete ich zu der Tür, die zum Treppenaufgang führte. »Da rauf.«

»Ach so. Bin da.«

Körperlich vielleicht. Geistig war er immer noch bei dem Mädchen. Kopfschüttelnd ging ich voran. Es wunderte mich, dass er mir tatsächlich folgte und sogar verspätet auf meine Frage antwortete. »Du bist übrigens kein schlechter Mensch. Adam hat sich dir gegenüber wie der letzte Arsch verhalten. Ich würde mich auch nicht nach dem Kerl erkundigen, der mich in der Grundschule in den Spind gestopft hat.«

Mein Mund klappte auf und ich hielt mitten in der Bewegung inne. Auf dem Treppenabsatz stehend drehte ich mich zu Easton um. »Dich hat jemand in den Spind gestopft?«

»Keine große Sache. Er war größer und stärker als ich. An der Highschool habe ich dann ihn in seinen Spind gestopft. Alles gut.«

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Easton Evans, so löst man keine Probleme.«

»Hab auch nie behauptet, dass es richtig war.«

Kopfschüttelnd setzte ich meinen Weg fort und stolperte prompt im Treppenhaus über meine eigenen Füße. Der Karton fiel mir aus den Händen und ich landete auf den Knien. »Autschi«, wimmerte ich.

»Haley«, rügte East mich genervt. »Pass doch auf.«

Ich stand auf und zischte: »Ich bin doch nicht absichtlich gestolpert.« Beleidigt bückte ich mich nach dem Karton und ging weiter. Ohne mich mit East zu unterhalten, um weitere Unfälle zu vermeiden.

Oben angekommen, kämpfte ich damit, den Karton nicht ein weiteres Mal fallen zu lassen, während ich die Tür mithilfe von meinem Fuß aufstemmte. Easton schlüpfte vor mir durch, und nun befanden wir uns auf einem langen, nicht besonders breiten Gang, von dem zahlreiche Türen abgingen. »Jetzt links. Es ist die letzte Tür auf der linken Seite, hat der Schlüsselverwaltungstyp gesagt«, gab ich weitere Anweisungen.

Stumm ging Easton voran. »Nicht unbedingt das schlechteste Zimmer. Dann laufen nicht immer alle Studenten an deiner Tür vorbei.«

»Finde ich auch«, stimmte ich zu, kam dann aber wieder auf unser ursprüngliches Thema zurück. »Also, wohnt Adam auch hier im Wohnheim? Hast du ihn das gefragt?«

»Ja.«

»Ja, er wohnt hier, oder ja, du hast gefragt?«

Easton schnaubte belustigt. »Er lebt nicht im Studentenwohnheim«, präzisierte er.

»Aber was hat er dann hier gemacht?« Diese Nach-dem-Sex-durch-das-Fenster-Geschichte wollte ich einfach nicht glauben.

Easton blieb abrupt stehen und ich lief in ihn hinein. Die Unglückskette riss einfach nicht ab. »Kannst du mich nicht vorwarnen?«, beschwerte ich mich.

»Kannst du nicht aufpassen?« Halb drehte East sich zu mir um. Das Grinsen auf seinem Gesicht passte überhaupt nicht zu seinen schroffen Worten. »Was denkst du denn, was er gemacht hat?«

»Eine Bombe gelegt?« Immerhin war er wie ein Ninja durch das Fenster gesprungen.

»Was stimmt mit dir nicht?«

»Daran bist du schuld. Jahrelang habe ich neben Adam und dir gesessen, als ihr blöde Ballerspiele auf der Konsole gezockt habt. So was prägt junge Menschen.«

Mit meiner Aussage brachte ich Easton dazu, die Augen zu verdrehen. »Klar. Ich bin schuld daran, dass du verkorkst bist.« Eigentlich hätte ich diesen Umstand eher dem Fehlen meiner Mom zugeschrieben, aber wenn East sich als Sündenbock anbot, würde ich mich ihm nicht in den Weg stellen.

»Er war bei einem Mädchen«, stellte Easton klar. »Und das nicht zum Lernen.«

Er drehte sich wieder um und ging weiter.

»Und das weißt du nach so kurzer Zeit? Wie macht ihr Männer das?«

»Wir labern eben nicht ewig herum.«

»Und wie kann ich mir das vorstellen?«

»Haley, verdammt. Willst du einen Mitschnitt des Gesprächs?«

»Ich bin eben neugierig«, verteidigte ich mich.

Wir erreichten die Tür meines zukünftigen Zimmers und Easton stellte die Kartons ab. Ich packte meinen gleich noch obendrauf.

»Gut«, sagte er genervt. »Dann bekommst du eine kurze Zusammenfassung. Das Gespräch verlief ungefähr so: Nachdem du endlich den richtigen Weg genommen hast, hat er gefragt: Ist sie immer noch so orientierungslos? Und ich so: Merkt man das nicht? Dann haben wir geschnaubt und uns über den gemeinsamen Insider gefreut. Als Nächstes habe ich so was gesagt wie: Was machst du hier? Und er so: Studieren. Und dann ich wieder so: Nein, vor dem Wohnheim, in das Haley einzieht. Falls sie jemals die Tür findet.« An dieser Stelle boxte ich Easton verständlicherweise, aber der ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. »Dann haben wir wieder gelacht. Daraufhin meinte Carter: Ich wohne nicht direkt auf dem Campus. Hab nur eine Freundin besucht, die ich eine Weile nicht gesehen habe. Ich habe ihn wissend angeblickt und genickt, er hat dreckig gegrinst und mir war klar, dass er ein Mädel flachgelegt hat.«

Ja klar. Unverbindlicher Sex im Wohnheim war bestimmt nichts Ungewöhnliches.

»Geht die Geschichte noch weiter?«, wollte ich wissen und zog den Schlüssel aus meiner Hosentasche.

»Ein wenig. Ich hab ihn dann gefragt, warum er im Sommer nicht zu Hause war. Dann hat er mich angesehen und mit den Schultern gezuckt. Nach einer Weile hat er dann gesagt: Hab nicht mehr besonders viel Kontakt zu den Leuten in Sheffield. Mit meinen Eltern und Großeltern war ich im Urlaub. Und danach hatte ich die Wahl, hier in der Stadt mit Freunden abzuhängen oder allein zu Hause. Dann habe ich ihn angesehen, weil mir schon länger leidtat, dass wir uns aus den Augen verloren haben, und gesagt: Solange ich in Sheffield wohne, wirst du dort immer Freunde haben.«

»Was für den Rest der Welt, die mundfauler Mann nicht fließend sprechen, so viel heißt wie: Lass uns wieder Freunde sein?«

»Klar. Was sonst?«, fragte East.

Ich nickte. Obwohl ich gar nichts verstand. »Und das geht unter Männern wirklich so einfach?«

»Jup.«

Ich deutete in Richtung seiner Jeans. »Das erste Mal beneide ich dich um deinen kleinen Freund. Ein Streit unter Frauen ist so viel komplizierter. Da wird gleich der ganze Freundeskreis involviert, Gruppen bilden sich, man spricht schlecht übereinander. Und es herrscht Krieg. Krieg, verdammt.«

»Darum hängst du die meiste Zeit mit mir ab.«

»Das stimmt gar nicht. Ich treffe durchaus auch andere Leute. Aber du bist am pflegeleichtesten. Regelmäßig füttern und hin und wieder an die frische Luft bringen reicht.«

Easton tätschelt mir den Kopf. »Klar, Haley.«

Danach war das Adam-Thema erledigt. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, doch die Tür würde bereits von innen aufgerissen.

Vor mir stand eine hübsche Blondine. Sie war einen Kopf größer als ich, was nicht besonders ungewöhnlich war. Das weiße Kleid, dessen Rock hin und her schwang, weil sie aufgeregt auf und ab wippte, stand ihr so gut, dass ich mich in Shorts und Shirt underdressed fühlte. Ehrlich gesagt hätte ich jetzt mit einem O-Gott-ich-bin-so-aufgeregt-Gekreische gerechnet.

Mir war zumindest danach.

Stattdessen sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen: »Wollt ihr noch lange vor der Tür herumlungern und quatschen oder reinkommen?«

Bullshit-Bingo

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