Читать книгу Kindheit D - Ines Krüger - Страница 4
ОглавлениеSicherheitsrisiko
Die Freude darüber, nicht in die Schule zu müssen, hielt nicht lange an. Ich hatte nachts Angst, und wenn es besonders schlimm war, durfte ich bei meinen Eltern im Bett schlafen. Das sei schon in Ordnung, sagten sie, aber ab morgen müsse ich wieder in mein Kinderzimmer.
Nachmittags sollte meine Cousine zu Hause auf mich aufpassen. Im Wohnzimmer hatte ich ein kleines, zeltartiges Stoffhäuschen stehen, in dem ich gerne spielte. Aber Helga wollte nicht mit mir spielen, sie sah lieber fern. Ich hatte Angst vor dem, was da im Fernsehen lief, und versteckte mich im Zelt.
Helga erklärte, ich hätte abstehende Ohren und sähe hässlich aus. Meine Augen hätten die Farbe von Fischaugen. Ich weinte, weil meine Cousine mich nicht ausstehen konnte. Aus Eifersucht nahm sie mir meine neuen Buntstifte und mein Knetgummi weg. Sie hörte nicht auf das, was meine Mutti ihr sagte. Immer wieder ertappten meine Eltern sie beim Lügen. Mein Papa vermutete, es könne eine pubertäre Trotzphase sein. Sie litt darunter, dass Evi so gut bei allen ankam. Evi hatte so viel Intelligenz, und ihre Art zu lachen, steckte andere Menschen an. Dazu dann noch die kleine Ines, die so ängstlich war, dass sie immer an der Mutter hing. Es sei kein Wunder, dass Helga damit nicht zurechtkam.
Evi kam sehr nach meinem Vater, sie war klein und mollig. Und sie hatte das große Pech, dass sie an Schuppenflechte erkrankt war. Sogar ihr Gesicht war von einem schuppigen Ausschlag übersäht. Aber sie war tapfer und lächelte darüber hinweg. In fast allen Fächern war sie die Klassenbeste, ihr stand ein Superabitur bevor. Man hatte sie zur Klassensprecherin gewählt, sie malte bestechend schöne Ölbilder und war der ehrlichste Mensch, den man sich vorstellen konnte.
Neben ihr stand Helga weniger gut da. Sie punktete damit, dass sie angeblich schöner war. Wenn sie nicht in die Schule wollte, schob sie irgendwelche eingebildeten Krankheiten vor. Aber meine Eltern durchschauten sie. Wenn sie wieder einmal irgendwelche rätselhaften Symptome erwähnte, sagte meine Mutti zu ihr: „Dann gehen wir jetzt sofort zum Arzt. Der kann dir gleich mal Blut abnehmen.“ Meine Mutti wusste nämlich, dass meine Cousine nicht die geringste Lust hatte, sich mit einer Nadel in die Arme stechen zu lassen. Und innerhalb von Sekunden war sie wieder geheilt.
Eines Tages erzählte Helga mir nicht ohne Genugtuung, meine Eltern hätten sich mich nie gewünscht. Ich sei ein Unfall gewesen. Eigentlich hätten meine Eltern mich abtreiben wollen, man wurde dann als kleines Baby im Mutterbauch totgemacht. Helga hatte mich darüber aufgeklärt: Wenn die Eltern zusammen im Bett schliefen, konnten sie aus Versehen ein Kind wie mich bekommen. So etwas war dann sehr ärgerlich.
Ich saß auf dem Teppich, schaute meine Cousine an und hatte Tränen in den Augen. „Das stimmt doch nicht. Meine Mutti hat mich doch lieb.“
Helga schüttelte triumphierend den Kopf. „Das denkst du. Aber dich wollte sie gar nicht.“ Dann schärfte mir meine Cousine ein, ich dürfe das alles auf keinen Fall irgendwem erzählen, sonst würde sie nie wieder mit mir spielen. Und sie würde dafür sorgen, dass mir mein Meerschweinchen weggenommen werde. Ich schluchzte und nickte.
Ein paar Tage später fragte ich Evi, wo eigentlich die Babys herkämen.
Sie sah mich strahlend an. „Die sind aus dem Versandhauskatalog. Da bestellt man die. Die Augenfarbe, die Haarfarbe … alles. Und dann werden sie im Strampelanzug geliefert.“
Ich war völlig verwirrt. „Dann habt ihr mich aus dem Katalog bestellt?“
Evi nickte. „Natürlich.“
Ich war ja so erleichtert. Das, was Helga erzählt hatte, stimmte nicht. Ich war aus dem Katalog geliefert, im Strampler. Das erklärte alles.
Wir zählten die Tage bis zum Umzug nach Karlsruhe. Unsere Familie hatte ein Haus im Schwarzwald gefunden, und Sicherheitsspezialisten hatten uns versprochen, unser neues Zuhause abzusichern – besser als in dem kleinen Bonner Viertel, in dem wir wohnten. Mein Papa hatte es schriftlich vom Polizeipräsidenten bekommen, und meine Mutti hatte es mir erklärt:
„Schatzilein, du brauchst bald gar keine Angst mehr zu haben. Wir bekommen in alle Fenster Panzerglas, durch das kann man nicht durchschießen.“
An alle Fenster- und Türgriffe würden wir Sicherheitsschlösser bekommen und ein Vorlegeschloss an die besonders sichere Haustür. Die Rollläden würden bombensicher und feuerabweisend sein. Auch die Dachfenster würden panzerfest sein, und für den Sommer sollten wir eine Markise bekommen, die sogar Molotowcocktails abhielt. Ich dachte, das sei etwas zu trinken. „Nein, das sind Minibomben, Kind“, erklärte mir meine Mutter.
Sogar unsere Mülltonne würde einbruchssicher sein, und wir bekämen ganz tollen Stacheldraht rund ums Haus. Ich versuchte es mir vorzustellen, es war sehr schwer.
Meine Mutter las meiner Schwester aus dem Schreiben des Polizeipräsidenten vor: „... eine schlaghemmende Leuchte an der Haustür und abschaltbare Steckdosen. Und eine elektrische Überfallmeldeanlage mit direktem Anschluss an den Polizeinotruf.“
Ich dachte darüber nach, ob meine Mutti trotzdem entführt werden könnte.
Wir sollten Notrufknöpfe in allen Zimmern bekommen, und bis wir umzogen, würden noch die Bäume im Garten gefällt. Die Spezialisten wollten sichergehen, dass es bei uns im Garten keine Versteckmöglichkeit gab.
Im Garten sollten ganz starke Scheinwerfer installiert werden, die von innen angeknipst werden konnten. Selbst in schwärzester Nacht würde der Garten ohne Bäume von grellem Licht erhellt. Der Balkon war eine Schwachstelle, da sollte eine schwer zu öffnende Sicherheitstür hin.
Es gab einen Satz in dem Schreiben, der meiner Mutti Angst machte: „Es sollte in Erwägung gezogen werden, gleichzeitig mit der Überfallmeldeanlage einen akustischen Alarmgeber und die Außenbeleuchtung in Tätigkeit zu setzen. Es könnte eine Sirene, ein Horn oder eine laute Glocke ertönen. Potenzielle Straftäter könnten möglicherweise dadurch von weiteren Handlungen abgeschreckt oder in ihrem Vorhaben gestört werden.“
Das klang nicht gut. Wir wollten gar keine Straftäter im Garten, da wollte ich mein Meerschwein laufen lassen und Ball spielen.
Und es gab noch einen Gefahrenpunkt: unsere geparkten Autos vor der Haustür. Wir sollten sie vor jeder Fahrt auf kleinste Veränderungen prüfen und stehen lassen, wenn etwas nicht in Ordnung sei. Auf keinen Fall einsteigen und losfahren! Alles in allem würden wir bestmöglich beschützt werden, das war versprochen. Ich begriff es langsam: Ich hatte einen Vater, der nicht normal ist, und als Familie ist man dann auch nicht normal.
Bis es so weit war, gingen Evi und Helga in Bonn weiter zur Schule, und ich blieb bei meiner Mutti und den Polizisten. Mein Papa war ganz weg, denn er arbeitete im Ausland. Als ich meine Mutti fragte, wo er war, sagte sie: „Du bist ja immer so ängstlich! Glaub mir, er ist auf einer Dienstreise.“ Mehr erfuhr ich nicht.
Als ich ihr vorschlug, ein Bild für meinen Papa mit Wasserfarben zu malen, winkte sie nur ab: „Das lohnt sich nicht. Er hat doch eh keine Zeit.“
Ab und zu kam der Spieljunge vorbei. Sein Papa war Verkehrspolizist, und er malte mit mir ein knallrotes Stoppschild. Meine Mutti fand ihn zu laut und zu frech und wimmelte ihn meistens ab. Es war ihr lieber, wenn meine Cousine auf mich aufpasste.
Helga hatte sich sehr verändert. Sie ließ ihre Haare wachsen wie ein Hippie und zupfte sich die Augenbrauen. Ihre Lieblingsfarbe war Schlammgrün, dazu wollte sie Lederboots anziehen. Meine Eltern gaben nach, ihre Nichte sah nun aus wie ein Förster oder Waldarbeiter. Ich mochte lieber rosa Kleider anziehen und meinen roten Pulli.
In dieser Zeit spielte ich besonders gern Friseur. Ich durfte meiner Mutti und manchmal auch Helga die Haare kämmen oder flechten, und ich hatte dabei immer ganz rote Backen vor Begeisterung. An einem dieser Nachmittage ließ sie ihr langes Haar hängen, und ich bürstete es überglücklich, als sie mir sagte, ich sei schon ein großes Mädchen, und sie wolle mit mir einen Freundschaftsvertrag schließen. Ich solle ihr versprechen, dass ich alle Geheimnisse für mich behalten würde, auch vor meinen Eltern, und dass ich außer ihr keine andere Freundin haben dürfe. Dafür, dass sie meine Freundin sein wolle, verlange sie von mir mein Meerschwein Astrid.
Ich wollte mein Schwein nicht hergeben, andererseits wollte ich gerne meine Cousine als Freundin. Ich war sechs Jahre alt und sie schon fünfzehn. Ich sagte ganz vorsichtig: „Ja, aber ohne das Schwein.“
Sie beharrte auf dem Schwein, aber ich wollte doch lieber mein Schweinchen Astrid behalten.
Helga war sehr verärgert. „Na ja, du bist einfach zu doof“, erklärte sie und erzählte mir, dass die Polizisten vor der Tür nicht nett zu ihr gewesen seien. Und die Schule sei doof. Und überhaupt alles. Sie forderte noch mal mein Schwein.
„Nein“, rief ich, „mein Schwein ist meins!“
„Du, Ines“, sagte sie, „die Terroristen sind nur deshalb so wütend, weil ihnen ganz viel Unrecht geschehen ist. Da wurden Menschen umgebracht. Die RAF will an die Macht, damit der Staat in Ordnung kommt. Die werden gewinnen.“
Ich sah sie mit großen Augen an. „Wieso?“
„Weil sie intelligenter sind als wir. Weißt du, was die immer singen?“
Ich schüttelte den Kopf.
Sie stimmte einen merkwürdigen Singsang an: „Für jedes Richterschwein eine Zelle ganz allein. Bullen, Richter, Staatsanwalt, alle in die Haftanstalt.“
Meine Cousine hatte keine schöne Stimme. „Woher kennst du das?“, wollte ich wissen.
Sie wisperte mir ins Ohr: „Ich habe jetzt neue Freunde, die kenne ich vom Schulhof. Und die sind in Ordnung. Da halten wir zusammen.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Meine Cousine machte sich Sorgen, dass ich nicht dichthalten könne. „Hör mal, wenn du das weitererzählst, kannst du was erleben!“
„Mein Schwein kriegst du nicht“, schrie ich und weinte los.
Helga versuchte mich zu beruhigen. Schließlich stand sie auf und lockte mich nach oben in ihr Zimmer. Sie öffnete die Schublade und überreichte mir eine ganze Tafel Nougatschokolade.
„Hier, nimm! Aber hör sofort auf zu heulen, sonst nehm‘ ich sie dir wieder weg.“
Ich riss die Verpackung auf und biss hinein.
Meine Cousine beobachtete mich und sagte: „Du musst dir das Gesicht kalt abspülen, sonst merkt Mutti, dass du geheult hast.“
Ich wusch mein Gesicht, und dann aß ich die Schokolade auf. Bis auf einen Riegel. Helga war erleichtert.
„Mit dir kann man keinen Vertrag machen“, meinte sie schließlich. „Jetzt wirst du niemals meine Freundin. Ich glaube, du wirst nie eine Freundin haben.“
Ich war traurig. Vor unserer Tür standen die Polizisten, und meine Mutti war nicht da. Wenn ich Pech hatte, war sie jetzt entführt und kam nie wieder nach Hause. Papa war auch nicht da, ich wusste kaum noch, wie er aussah. Ich überlegte: groß und immer im Anzug, der meistens mausgrau war.
Als meine Mutti nach Hause kam, war sie besonders gut gelaunt. Sie hatte uns Kindern eine Packung Luftballons mitgebracht. Sie fragte, ob alles in Ordnung sei.
„Ja“, antwortete meine Cousine und sagte meiner Mutter, dass sie mir ihre Nougatschokolade gegeben habe. Mutti nickte. Eigentlich mochte ich lieber Nussschokolade, aber Nougat war auch in Ordnung.
Kurz darauf kam mein Vater überraschend für eine Woche nach Hause. Und meine Cousine, die sich mit ihren eigenartigen Gesängen meistens nachmittags in ihr Zimmer zurückzog, hatte einen passenden Moment erwischt, so richtig Mist zu bauen.
Die Sache flog dadurch auf, dass unser Telefon plötzlich nicht mehr funktionierte. Der Telefonhörer war eigenartig leichter als sonst.
Es kam schon wieder jemand vom BKA und untersuchte unser Telefon. „Da fehlt was. Wer hat Zugang zu diesem Telefon?“
Mein Vater zuckte ratlos die Achseln. Er, seine Frau und die Kinder. Die Kleine telefonierte noch nicht. Meine Eltern waren das mit dem Apparat nicht, also blieben nur Evi und Helga. Evi erklärte sofort, sie habe nichts mit dem Telefon gemacht. Also blieb nur meine Cousine.
Der Mann vom BKA fragte sie, was sie mit dem Telefon angestellt habe. Sie bekam einen knallroten Kopf und sagte gar nichts. Der Techniker erklärte, sie solle doch bitte das fehlende Teil aus dem Telefon wieder hergeben.
„Das geht nicht. Ich habe es jemand anders gegeben“, stotterte sie.
Mein Vater wurde ungeheuer wütend. Schnell verabschiedete er den Fachmann vom BKA, der versprach, uns das Telefon wieder in Ordnung zu bringen. Meine Cousine wurde von meinem Vater zur Rede gestellt. Sie gab es nur widerwillig zu: Sie hatte auf dem Schulhof irgendwelche jungen Männer kennengelernt, die zu einer Gruppe gehörten, die behaupteten, terroristische Ziele zu verfolgen. Meine Cousine hatte sich diesen Menschen anvertraut und sich bereit erklärt, aus dem Telefon unserer Familie zu Hause Teile zu besorgen, mit denen man angeblich eine Bombe basteln könne. Wer die jungen Männer waren, wollte sie nicht sagen.
Mein Vater rastete aus. Kurze Zeit später wurde meine Cousine von Polizisten verhört. Mein Vater machte sich Sorgen darum, dass unser Sicherheitsrisiko erhöht war, weil meine Cousine womöglich wichtige Dinge über uns preisgegeben hatte. Die Männer von der Polizei machten besorgte Gesichter, und meine Mutter weinte.
Unser Telefon wurde wieder in Ordnung gebracht. Als die Techniker das Haus verlassen hatten, knallte mein Vater meiner Cousine eine krachende Ohrfeige ins Gesicht. Helga heulte. Die Schulleitung wurde verständigt: Meine Cousine durfte nicht mehr mit diesen Menschen in Kontakt kommen.
Meine Eltern waren enttäuscht. Sie konnten den Umzug nach Karlsruhe kaum mehr erwarten.
Ich sagte meiner Mutti, dass ich nicht mit Helga allein zu Hause bleiben wolle. Sie nahm mich überall hin mit: zum Heilpraktiker, in den Supermarkt, den Hund ausführen – die Kleine war immer dabei. Und ich bemühte mich, besonders brav zu sein.
Je mehr ich nachdachte, desto mehr litt ich unter der Dunkelheit in der Nacht. Ich hasste die Nacht. Sie war so schwarz, und alle Schatten in meinem Zimmer waren wie Gespenster für mich. Ich hasste es, ins Bett zu gehen: Ich dachte dann immer, dass es der letzte Tag in meinem Leben sei. Ich sagte Mutti, dass ich sie sehr lieb hätte, und wollte nicht allein in meinem Zimmer bleiben – jedenfalls nicht, wenn das Licht aus war. Ich fing an zu heulen und stand wieder auf. Immer wieder schickte mich meine Mutter in mein Zimmer zurück, bis sie die Geduld verlor. Vor Mitternacht war bei uns selten Ruhe, und mein Vater sagte es frei heraus: „Ines, du bist ein ganz unartiges Mädchen.“
Meine Eltern versuchten alles Mögliche, von Strafen über Belohnungen, aber ich war nicht zu beruhigen. Bis meine Schwester die rettende Idee hatte. Evi hatte noch einen Leuchtglobus, den sie nicht mehr brauchte. Sie überreichte ihn mir feierlich mit den Worten: „Hier, Mausi, damit kannst du nachts die Länder anschauen.“
Am Anfang war ich misstrauisch. Der Globus strahlte blaues Licht aus, von den Weltmeeren. Ich drehte ihn so lange zu mir hin, bis es möglichst hell war. Von nun an schlief ich jeden Abend in Australien ein. Ich hatte meinen Globus und lernte die Welt kennen. Es gab wohl kein Mädchen weit und breit, das sich so gut in Australien auskannte wie ich. Da wohnten bestimmt alle am Strand, dachte ich mir. Dort wollte ich hin, irgendwann. Auswandern dorthin, wo es keine Terroristen gab! Ich drehte den Globus, bis ich irgendwann einschlief.
Das klappte aber nicht jede Nacht. Eines Abends hatte Mutti genug von mir. Sie knallte mir ein paar auf die Wange. „Du bist nicht allein auf der Welt. Wir wollen schlafen. Denkst du auch mal daran?“
Es knallte noch mal, und ich brüllte los.
Meine Mutti schüttelte mich energisch, bis ich still war. Dann sagte sie leise zischend zu mir: „Du kannst was erleben, wenn du jetzt nicht still bist. Wenn du hier so laut herumschreist, rufen die Nachbarn das Jugendamt an. Dann holen sie dich ab ins Heim, wegen Schreierei.“
Ich weinte leise vor mich hin. Ich war mir sicher: Hinter dem Vorhang in meinem Zimmer versteckten sich Terroristen, und wahrscheinlich auch noch unter meinem Bett. Ich brüllte wieder los. Mein Vater kam ins Zimmer. „Wenn die Personenschützer da draußen hören, wie du dich benimmst, ist das ganz schlecht. Du bist jetzt mal hübsch leise! Du bist die Tochter von einem Bundesanwalt, und da benimmt man sich!“
Ich war verzweifelt. Meine Eltern waren so böse zu mir, und ins Kinderheim wollte ich auch nicht. Ich stieg in mein kleines Bett und drehte am Globus. Australien! Ich konnte es genau entziffern. Queensland, da wollte ich hin. Am liebsten gleich morgen.