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Als „Professionelle“ unterwegs ...
ОглавлениеBevor Iris und ich uns ins nächtliche Getümmel stürzten, eruierten wir erst einmal an einem schönen Sonntag die Lage. Was wir als Erstes brauchten, waren geeignete Plätze, wo wir mit unseren Freiern ungestört unsere sexuellen Praktiken ausüben konnten. In den 70er -Jahren gab es zum Glück noch nicht so viele Autos wie heute. So war es kein Problem, ein paar für uns infrage kommende Plätzchen ausfindig zu machen. Einige waren romantisch mit Bäumen versetzt und lagen zudem in unmittelbarer Nähe des Karolinenplatzes, der nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt lag. Also sehr zentral.
Bei dieser Gelegenheit will ich den verehrten Lesern den Karolinenplatz vorstellen, denn ich gehe davon aus, dass nicht nur Einheimische aus München sich meinen Lebensbericht zu Gemüte führen. Unser Karolinenplatz bietet sich nicht nur geradezu fantastisch an, um auf Kundenfang zu gehen, sondern er ist auch ein kleines Juwel. Stellen Sie sich also einen großen runden Platz vor. In der Mitte ein kleines Rondell mit einem Rasen und wunderschönen, farbenprächtigen Blumen, in dessen Zentrum sich ein schlanker Obelisk in den Himmel reckt. Um das Rondell führt eine breite Straße, dann folgt ein breiter Gehsteig mit einigen Sträuchern. Die Bebauung ist aufgelockert, ehemalige Palais oder herrschaftliche Villen mit größeren, sehr gepflegten Vorgärten.
Iris und ich sind der Ansicht, dass uns die Sträucher gegebenenfalls Schutz gewähren können, sollten plötzlich aus dem Nichts heraus Kolleginnen von uns auftauchen. Der Platz liegt äußerst zentral, nicht weit vom Stachus entfernt, dem Mittelpunkt der Stadt, und bietet genug Abstand zur Nymphenburger Straße, wo die registrierten Huren ihr Unwesen trieben. Direkt vom Karolinenplatz aus führt eine nicht sehr breite Straße hin zum Stachus. Und genau hier, gleich zu Beginn der Straße, hatte sich das sehr exklusive Nacht-Cabaret „Eve“ etabliert. In einem ehemaligen Palais wurden die noblen und honorigen Gäste bereits an der Tür von zwei livrierten Türstehern in Empfang genommen. Hierher verirrten sich auch viele reiche Geschäftsleute, die sich ein Amüsement versprachen. Enttäuscht wurden sie in diesem Cabaret bestimmt nicht. Wenn sie im Anschluss noch Appetit auf ein kleines Dessert hatten, konnten Iris und ich so manches Mal Abhilfe leisten.
Der allererste Abend, an dem Iris und ich auf Männerfang gingen, war ein Tag gleich nach dem Monatsersten. Wir dachten, dass da die Männer etwas freigiebiger waren. Außerdem mussten wir uns doch auch erst einmal einstimmen in dieses fatale Gewerbe. In der Nähe des Karolinenplatzes fanden wir ein sehr gemütliches, kleines Abendcafé: leicht schummerige Beleuchtung mit vielen kleinen Tischchen und auch Nischen mit gepolsterten Eckbänken. An den Wänden Jugendstillampen und herrliche, altertümliche Bilder. Hier gab es auch bis 23.00 Uhr warme Küche. Das Café machte auf den ersten Blick einen sehr einladenden Eindruck auf uns, was sich im Laufe der Jahre als richtig herausstellte . Wir waren hier immer gern gesehen und fühlten uns wohl. Hier konnten Iris und ich uns auch Nachrichten hinterlassen.
Zu zweit tranken wir eine Flasche Sekt, um uns auf unser großes Abenteuer einzustimmen. Leicht beschwingt zogen wir dann mit zitternden Knien los. Was würde uns da erwarten auf freier Wildbahn? Schließlich waren wir beide keine Profis. Und niemand zur Stelle, der uns schützte. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Bruderherz noch keine Ahnung. Wahrscheinlich hätte er uns unser Vorhaben sofort wieder ausgeredet!
Iris und ich hatten vereinbart, dass wir uns nach etwa einer bis eineinhalb Stunden wieder in unserem kleinen Café treffen, um uns auszutauschen und eventuell zu überlegen, ob wir noch einen „letzten Fisch“ an Land ziehen wollten. Wer zuerst da war, sollte auf jeden Fall warten, auch dann, wenn es etwas länger dauern konnte. Gegen 21.00 Uhr hatten wir uns beide getrennt, denn wir wollten nicht auf der gleichen Straße traben. Sollte die andere bis Mitternacht nicht auftauchen, wäre zu überlegen, ob man die Polizei verständigte. Selbst dann, wenn eine von uns beiden sich in der Wohnung eines Freiers verquatschen sollte, gab es doch die Möglichkeit, die Freundin anzurufen und Bescheid zu geben. Das hatten Iris und ich als Vorsichtsmaßnahme fest vereinbart. Erst hatten wir in Erwägung gezogen, dass eine auf die andere wartet und zugleich das Autokennzeichen notiert. Aber das haben wir dann doch wieder nach reiflicher Überlegung verworfen. Wir wollten nicht gleich am ersten Abend das Unheil heraufbeschwören, indem wir uns beide zu intensiv damit befassten.
Ich hatte mir eine kleine Seitenstraße in der Nähe des Karolinenplatzes für meinen Erstlingsversuch ausgesucht. Ich muss gestehen, mich hatte auf einmal so etwas wie Jagdfieber gepackt. So in etwa, wie ein Hund aufgeregt seine Beute wittert. Ich war auf einmal ein weiblicher Jäger, der auf Beutefang ging. So ein Gefühl hatte ich. Dabei musste ich nicht länger als fünf Minuten auf mein erstes „Opfer“ warten. Und mein erstes Erlebnis mit einem Freier wurde zu einem Erlebnis der besonderen Art. Hielt da so ein mittelalterlicher, gut aussehender Herr mit seinem Auto neben mir. Ich trug einen weit schwingenden bunten Rock, hohe Sandalen und ein knappes Mieder. Stöckelte langsam und gedankenverloren vor mich hin, hatte Eisenplättchen unter der Stöckeln, die so schön bei jedem Schritt klapperten. Nicht zu überhören. Zu übersehen war ich in meiner aufreizenden Verkleidung allerdings auch nicht.
Jetzt wurde es mir doch mit einem Mal ganz schwummerig. Ich glaubte, ich habe Lampenfieber. Wo war auf einmal mein ganzes Selbstbewusstsein geblieben? Gerade war ich doch noch so voller Elan und so selbstsicher. Gerade war wohl tausend Jahre her! Meine Beine schienen plötzlich aus Gummi zu sein. In was für ein Abenteuer ließ ich mich da nur ein? Schon wurde ich schwankend, wollte weitergehen, mein verrücktes Vorhaben wenigstens für heute aufgeben, da hörte ich eine sonore Stimme: „Guten Abend, schöne junge Frau. Haben Sie nicht Lust, mir den Abend ein wenig zu versüßen?“
Die Stimme gefiel mir, sprach mich an. Auch seine Worte. Duzte mich wenigstens nicht gleich. Also gab ich mir einen Ruck, überwand meine Schwellenangst, riss die Beifahrertür auf und schwang mich in das geräumige Auto. Dachte mir noch: Die Karre eignet sich ganz gut für ein Hupferl. „Einen schönen guten Abend“, gab ich dann wohlerzogen zur Antwort und strahlte meinen neuen Beifahrer an. „Fahren Sie doch bitte ein Stückchen weiter, wo wir uns in Ruhe ein wenig unterhalten können. In stiller Zweisamkeit“, schnurrte ich wie ein Kätzchen und bedachte den graumelierten, seriösen Herrn mit einem liebevollen Seitenblick. Der Mann lächelte und fuhr in die nächste Seitenstraße, wo er sogar einen Platz zum Einparken fand. Ich atmete tief durch. Das Schlimmste hatte ich schon einmal hinter mir: nämlich das Anbandeln. Den ersten Kontakt aufnehmen.
Abwartend blickt mich der Herr an. „Und jetzt?“, fragte er nur.
„Ich möchte Sie für einen Moment den Alltag vergessen lassen, indem ich Sie fantastisch im Auto verwöhne. Es sei denn, Sie befinden sich in der glücklichen Lage, eine sturmfreie Bude zu haben, wo ich es vielleicht schaffe, Ihnen die Sterne vom Himmel zu holen?“, gurrte ich und strich meinem Fahrer zart über die behosten Schenkel. Der somit Angesprochene musste lachen.
„Ich habe tatsächlich eine sturmfreie Bude. Bin momentan Strohwitwer. Meine Frau ist noch für eine Woche verreist.“ In Gedanken rechnete ich schnell nach. Frauen kamen gern früher von ihrer Reise zurück. In der Regel aber höchstens drei oder vier Tage.
„Das ist ja wunderbar“, gurrte ich wie ein verliebtes Täubchen. „Dann steht unserem Verwöhnprogramm ja nichts mehr im Wege.“
„Und was soll das Programm kosten?“, holte mich da mein Galan wieder in die Realität zurück. Fast war ich schon am Davonschweben. Wenn es immer so einfach war, Männer aufzutun, war das ja eine mehr als angenehme Sache! Dabei hatten Iris und ich uns das viel schwieriger vorgestellt. Ich druckse bei der unvermeidlichen Frage herum, bevor ich dem Herrn der Schöpfung eine klare Antwort gab:
„Das Mindeste, was ich mir in der Wohnung erwarte, sind hundert Mark. (Das war damals die übliche Taxe.) Ich bin dir (jetzt war es angebracht, zum Du überzugehen) jedoch keineswegs böse, wenn du mir etwas mehr schenkst, dafür, dass ich dich ganz besonders raffiniert verwöhne.“ Bei meinen Worten griff ich ihm sanft zwischen die Schenkel und ließ meine Finger seine „Kronjuwelen“ ertasten – war doch sehr überrascht über mich, mit welcher Selbstverständlichkeit ich mit einem Mal bei einem wildfremden Mann zu krabbeln anfange. Vielleicht geschah dies auch nur, um die eigene Unsicherheit zu übertölpeln.
Der Mann verdrehte genüsslich die Augen und meinte: „Einverstanden. Wenn du mich besonders schön verwöhnst, will ich mich dafür gern erkenntlich zeigen.“ (Natürlich hatte ich das alles schon vorher mit Iris etwas geprobt. Aber die Wirklichkeit sieht dann doch etwas anders aus.) Puh. Ich atmete wieder tief durch, dieses Mal schon etwas leiser. Ich musste mich wohl doch auf ein großes Lernprogramm einstellen. Warum gab es eigentlich keine Kurse oder Seminare, wo Frauen auf diese besondere Tätigkeit vorbereitet werden? Für mich als Neuling war das alles wie ein Sprung ins kalte Wasser. Schwimm oder geh unter! Ich wollte aber nicht untergehen, also schwamm ich. Den Kopf nach oben.
Wir fuhren also in die Wohnung des Freiers, die im Zentrum lag. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht, als wir die gemütliche Dreizimmerwohnung betraten. Was war, wenn auf einmal doch die Angetraute hereinplatzte und mittenmang im Geschehen stand? Vorsichtshalber bat ich Jörn, so hieß meine erste Eroberung, den Schlüssel von innen schräg in die Wohnungstür zu stecken, so kam sie nicht in die Wohnung, falls sie wider Erwarten vorzeitig die heimatlichen Gefilde aufsuchen wollte. Die Wohnung war heimelig und gemütlich; alles picobello sauber und aufgeräumt. Jörn war also kein Schlamperter. Gut erzogen. Solche Männer lobe ich mir. Aber noch waren wir nicht so weit, an die Freuden der Liebe zu denken. Erst einmal mussten wir den geschäftlichen Teil abklären, schließlich war ich nicht zu meinem Privatvergnügen mit Jörn mitgegangen. Nachdem er uns beiden ein Glas Wein eingeschenkt hat, kam er gleich von selbst auf den geschäftlichen Teil unserer Abmachung zurück und schob mir diskret zwei Blaue (200, DM) unter das Weinglas. „Ich bin sicher, dass du mich dafür wunderbar verwöhnen wirst“, strahlte er mich bei seinen Worten an.
Als Erstes glaubte ich jedoch meinen Augen nicht zu trauen: Das war wirklich ein sehr guter Start! Überschwänglich bedanke ich mich bei Jörn, bevor ich flugs das Geld in meiner Handtasche verstaue. Konnte doch sein, dass er es mir wieder wegmopste, weil er vielleicht doch nicht mit mir zufrieden war. Nichts ist unmöglich!
„Magst du dich vorher noch ein wenig frisch machen?“, fragte mich Jörn. Natürlich mochte ich das. Er gab mir ein Handtuch mit auf den Weg ins Badezimmer. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, hatte sich Jörn ebenfalls entkleidet. Bevor nun er seinerseits ins Badezimmer marschierte, meinte er noch ganz forsch: „Du hast doch nichts dagegen, wenn wir ins Schlafzimmer gehen? Ich lege dann auch ein Badetuch unter. Und natürlich gehen wir dann in mein Bett.“
Hat der Mensch denn Töne! Nee, da machte ich nicht mit. Ein kleines Pietätsgefühl hatte ich denn doch noch! „Aber Jörn“, entfuhr es mir ganz entrüstet. „Du willst doch nicht etwa dein Schlafzimmer entweihen? Im Wohnzimmer ist es außerdem viel gemütlicher und wärmer. Ich möchte es schon lange einmal auf so einem dicken, flauschigen Teppich treiben, wie er hier im Wohnzimmer liegt. Da können wir das Badelaken auch darüber ausbreiten.“
Jörn zog einen Flunsch, man sah ihm seine Enttäuschung an. Nachdem auch er sich geduscht hatte, kam er etwas lustlos ins Wohnzimmer. Er war schlank und rank, hatte eine sportliche Figur und stellte rein optisch schon etwas dar. Nur, was da so zwischenmang den Beinen baumelte, wollte mir gar nicht so recht gefallen. Das war schon ein sehr kleiner Kreisel. Da würde ich mir wohl etwas einfallen lassen müssen, ihn in mein Löchlein einkreiseln zu lassen.
Schweigend legte sich Jörn neben mich. Ich hatte das Badelaken zwischenzeitlich ausgebreitet und auch ein paar Kissen von der Couch geholt. Ich machte nicht den Fehler und schnappte mir gleich wollüstig das kleine Hutzelmännchen, sondern streichelte erst einmal zärtlich seine glatte Brust, seine Brustwarzen, bevor ich mit zarten Berührungen seinen Bauch abtastete. Wie eine Spinne so zart wanderten dann meine Fingerkuppen hinab zu seinen glatten Schenkeln. Jörns Geschlecht sparte ich dabei aus, berührte nur kurz zart seinen prallen, gut geformten Hodensack. Der kleine Spargel fing zu zittern an, bevor er langsam, ganz langsam begann, Formen anzunehmen. Meine Fingerkuppen erkundeten streichelzart die erogenen Zonen auf Jörns seidenweicher Haut. Sie bahnten sich ihren Weg hinab zu seinen Schenkeln und wieder herauf zu seinem Bauch, seiner Brust, seinen Brustwarzen. Ein Stöhnen entrang sich seinem Mund, als ich meine Fingernägel etwas stärker bei den Brustwarzen einsetzte. Sein kleiner, noch etwas verschlafener Spargel sprang mit einem Satz erwachend in die Höhe. „Ich bin bereit“, signalisierte er mir voller Freude. Behutsam stülpe ich ihm ein Gummimützchen über, bevor ich mich ganz sanft auf Jörn niederließ und seinen kleinen Freund in meine Liebespforte einführte. In diesem besonderen Fall war Behutsamkeit angesagt; sonst konnte es mir passieren, dass die ganze Pracht wieder in sich zusammenfiel. Im nächsten Moment auch schon rammelte Jörn drauf los wie ein wild gewordener Stier. Ich erlebte ihn voll in Aktion. Jedoch nicht lange, da entrang sich seinem Mund ein heißes Keuchen: „Ich komme, ich komme“, rief er mit verklärtem Blick.
Ich spürte das Schrumpfen seiner Männlichkeit, und noch während des Schrumpfens verschwand der noch eben so verklärte Blick auf Jörns Gesicht, Tränen schossen aus seinen Augen. Er setzte sich auf. Sein Körper wurde regelrecht von Weinkrämpfen geschüttelt. Ein Häufchen Elend saß plötzlich neben mir. Nichts war mehr übrig geblieben von dem selbstbewussten Mann. Ich dachte, ich bin im Kino. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich einen Mann weinen, und dann gleich in so einer verfahrenen Situation. Fehlt gerade noch, dass seine Frau plötzlich kochlöffelschwingend vor uns stand! Doch davor wurde ich zu meinem Glück verschont. Selbst ein wenig hilflos, nahm ich das zitternde Bündel Mann in den Arm und versuchte ihn zu trösten.
„Jetzt bin ich 15 Jahre verheiratet und nicht ein einziges Mal habe ich meine Frau betrogen. Ich war ihr immer treu. Jeder Versuchung habe ich widerstanden. Und dann rennst du mir über den Weg und alle Sicherungen brennen bei mir durch. Ich schäme mich so sehr, denn ich habe eine so liebe Frau, mit der ich sehr glücklich bin. Wie wird sie nur mit meinem Seitensprung fertig werden?“
Ich glaubte, mich verhört zu haben. „Du hast doch nicht etwa vor, deiner Frau zu beichten?“, blaffe ich ihn an. „Nachdem das Kind nun schon mal in den Brunnen gefallen ist, musst du es auch ganz allein wieder rausziehen. Du allein musst mit deinem Seitensprung fertig werden. Wenn du deine Ehe nicht zerstören möchtest, hältst du gefälligst deinen Schnabel und bleibst für den Rest deines Lebens deiner Frau treu. Lass dir das eine Lehre sein, fremdgehen macht nicht immer froh!“
Langsam versiegten die Tränen des Seitenspringers und er wurde sehr nachdenklich. „Verspricht mir aber im eigenen Interesse, seiner Frau nichts zu erzählen!“ Gemeinsam verwischten wir noch alle verräterischen Spuren, bevor ich einen sehr in sich gekehrten Ehemann verließ. Zum Glück hatte uns niemand gesehen. Ich habe ihm die Daumen gedrückt, dass alles gut gegangen ist, denn er war kein Unsympath, dieser Jörn.
Ich konnte an diesem Abend nichts mehr auf die Beine stellen, so sehr hatte mich dieses Erlebnis mitgenommen. Iris saß schon wartend da, als ich nach fast eineinhalb Stunden wie vereinbart, in unserem kleinen Café eintrudele. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd und hatte auf die Schnelle gleich „zwei Pferdchen geritten.“ Beide Freier hatten sich als sehr unkompliziert und großzügig erwiesen. Sie war mit beiden auf den Parkplatz gefahren. Teilnahmsvoll hörte sich Iris meinen Bericht an und richtete mich dann mit ihrer einfühlsamen Art und ihrem Humor schnell wieder auf. Wir köpften sogar noch eine zweite Pulle Sekt und stießen auf unseren gar nicht so misslungenen Abend an. Es tat uns beiden sehr gut, dass wir uns mitteilen konnten. „Das nächste Mal musst du mich dafür trösten“, meinte Iris, als sie mich endlich wieder zum Lachen brachte. In jedem Fall waren wir uns einig, dass dieser Abend ein guter Start war. Dieser Einstieg in das horizontale Gewerbe animierte uns dazu, weiterzumachen.
Der Sog des Mammons hatte Iris und mich schnell in seiner Gewalt. Das Geld, es war zu einfach und zu schnell verdient! Iris und ich versuchten aus jeder Situation das Beste zu machen, trotzdem wunderte ich mich immer wieder, mit welcher Kaltblütigkeit ich dieses Leben, das doch wirklich der Abschaum war, ertragen konnte. Dieses Leben am Rande der Gesellschaft, welches ich mir selbst ausgesucht hatte. Wie konnte ich mich in diesem Morast suhlen, ohne einen seelischen Schaden davon zu tragen? So manches Mal hatte ich den Eindruck, in meinem Körper wohnten zwei Seelen. Ich konnte es manchmal einfach nicht fassen. Es war wohl dieser Kick, der Reiz des Abenteuers und dieses Kribbeln im Bauch, das mich immer wieder losstiefeln ließ. Iris erging es nicht anders. Unseren Hass auf die Männer hatten wir zwischenzeitlich schon etwas eingedämmt, denn die Freier, die wir kennenlernten, waren eigentlich recht nett. Sie trugen keine Schuld an unserer Misere.
In der Regel waren die Männer im Auto unkompliziert. Der Akt an sich ging meist sehr schnell über die Bühne. Die Männer, die ein Abenteuer im Auto suchen, haben in der Regel nicht viel Zeit -oder aber, sie wollen ihre Erektion möglichst schnell hinter sich bringen, um sich dann konzentriert wieder anderen Dingen zuzuwenden. Oft wartet auch jemand zu Hause auf sie.
Eines Abends machte ich die Bekanntschaft eines stürmischen jungen Mannes, der es sehr eilig hatte, sein prall gefülltes Säckel bei mir auszuladen. Ich konnte ihn überreden, mit mir ins Hotel zu gehen, und hatte noch nicht einmal die Zimmertür hinter mir geschlossen, da packte mich der Typ auch schon und warf mich aufs Bett. Ich hatte zu tun, mich aus seiner Umklammerung zu lösen und erst einmal streng die Fronten zu klären. Ich war wirklich einiges gewohnt, aber so etwas Verrücktes war mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Den Liebeslohn hatte mir mein feuriger Galan bereits im Aufzug in den Ausschnitt gesteckt, danach wollte er mir gleich zwischen die Schenkel greifen. Aber so geht es nicht! Schließlich bin ich kein Stück Vieh, welches man nach Lust und Laune begrabbeln kann. Ich war echt von den Socken und hatte zu tun, Land zu gewinnen. Mir ahnte Schreckliches. Beim Tadeln riss er sich schon die Hose herunter und mir blieb gerade noch Zeit, ihm ein Regenmäntelchen überzustülpen. Ein kurzes Stößchen und der „Eierlikör“ fing zu strömen an. Ein letzter Seufzer und mein „Patient“ strahlte mich zufrieden an. Erst dann erzählte er mir, dass seine Frau für eine Woche verreist sei. Bereits sechs Tage hätte er enthaltsam gelebt. Es sei die Hölle für ihn gewesen. Er hatte dringend eine Frau gebraucht. So entschuldigte er zumindest sein Verhalten.
„Weißt du“, erzählte er mir, „ich habe vor einem halben Jahr meine große Liebe geheiratet. Sie war es auch, die mich bis dahin sehr unbedarften Jüngling in das Zauberreich der Erotik eingeführt hat. Ich bin von zu Hause sehr streng erzogen worden. Bin auf dem Land aufgewachsen. Wir waren sechs Buben und mein Vater hielt uns allesamt schwer an der Kandare. Ich war bereits 24, als ich meine Frau kennengelernt habe. Sie war die Schwester eines Freundes und lebte schon damals in München, in der Großstadt. Wir gingen ein ganzes Jahr miteinander, bis wir dann geheiratet haben. Und erst von da ab begann die wirkliche Freiheit für mich. Ich bin noch immer ganz verrückt nach meinem Weiberl und begehre sie noch immer heiß und innig. Sie war mir wirklich eine sehr gute Lehrmeisterin.“
Die Augen des jungen Mannes, ich will ihn Franz nennen, leuchteten, als er mir voller Begeisterung von seinem Weiberl erzählte. Ich musste bei seinen Erzählungen still in mich hineinschmunzeln. „Weißt du, dass ich mich den ganzen Tag darauf freue, abends wieder bei meiner Mausi sein zu können. Weißt du, ich arbeite in einem Herrenbekleidungsgeschäft als Verkäufer. Den Job habe ich durch Vermittlung von Marianne bekommen. Mir macht meine Arbeit viel Spaß, denn ich habe sehr nette Kollegen.“
„Sage mal, wie kannst du dich denn da auf die Kunden konzentrieren, wenn du dauernd an dein Schatzerl denken musst?“, unterbrach ich Franz` Redefluss. „Och, das klappt sehr gut. Ich sehe in jedem Kunden mein Schatzerl und darum bin ich zu jedem besonders nett und berate ihn gut.“
„Ist es dir denn da noch nicht passiert, dass du aus Versehen einem Kunden zum Abschied ein Busserl gegeben hast?“, fragte ich amüsiert.
„Doch, einige Male wäre mir das beinahe schon passiert. Ich habe mich im letzten Moment gerade noch zurückreißen können. Jetzt passe ich besonders auf, dass mir das nicht tatsächlich einmal passiert.“
Franz und ich mussten bei dem Gedanken beide sehr herzlich lachen. Weiter erzählte er mir, dass er am Anfang ihrer Ehe so verrückt nach seiner Mausi war, dass er es gar nicht erwarten konnte, abends wieder bei ihr zu sein. In den ersten zwei Monaten sei er wie ein Verdurstender nach Hause zu seinem Eheweib geeilt, hätte sich wie ein hungriger Wolf auf sie gestürzt und ihr noch im Flur seinen kleinen Freund (der in Wirklichkeit eine ganz beachtliche Größe aufwies) einverleibt. In den ersten Wochen nach der Hochzeit war seine Holde noch ganz begeistert von den stürmischen Liebesbezeugungen ihres Gatten gewesen. Jedoch, die Begeisterung verflüchtigte sich zusehends. Und eines Abends wollte sie von diesen feurigen Frontalangriffen nichts mehr wissen. „Glattweg von einem Tag zum anderen“, erzählte mir mein junger Freier enttäuscht. „Und jetzt ist sie für eine Woche zu ihren Eltern gefahren. Sie müsse wieder neue Energie auftanken“, hat sie gesagt.
Ich musste herzlich lachen. Konnte ich doch seine Mausi gut verstehen. „Ich bewundere deine Frau, dass sie diese Spielchen überhaupt so lange mitgemacht hat. Ich hätte dich unter Garantie spätestens nach zwei Wochen schachmatt gesetzt, sodass dir ein für allemal diese Frontalangriffe vergangen wären. Ich hätte dich so blankgescheuert, dass dir das Mausen für die nächsten Wochen vergangen wäre. In dieser Zeit hättest du genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Eine Frau möchte zärtlich erobert werden, aber nicht von einem wilden Eber halbwegs vergewaltigt werden.“ So redete ich damals meinem stürmischen Galan ins Gewissen, der mir mit großen Augen zuhörte. Ob er sich meine Worte zu Herzen genommen hat? Ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls nie mehr von ihm gehört.
Es gibt Frauen, die es ab und zu ganz gerne haben, wenn der Gatterich sie ganz spontan (aber bitte nicht gerade dann, wenn sie beim Anrühren der Soße ist) streichelt und ihr mit seinen Berührungen zu verstehen gibt, dass er sie auf der Stelle voll und ganz genießen möchte. Also, meine lieben, verehrten, ach so naiven Ehemänner, die ihr alle kein Wässerchen trüben könnt und natürlich euch noch nie von einer Hure habt verwöhnen lassen, nehmt euch meine Worte zu Herzen! Und denkt daran: Eine Frau ist wie eine kostbare Blume, die ihre einzigartige Schönheit erst dann entfaltet, wenn man sie sehr einfühlsam und sorgfältig behandelt.
Ein schneller Quickie zwischendurch kann Geist und Seele erquicken. Eine Ehefrau sollte es als ein Kompliment ansehen, wenn sie so von ihrem Mann begehrt wird. Allerdings sollte diese Art von Begehrlichkeit niemals zur Regel werden. Der Ehemann sollte dieses „Dessert“ nur ab und zu genießen. Das steigert die Lust für beide Partner. Die Waschmaschine im Bad, in der vielleicht gerade die Wäsche schleudert, bietet sich geradezu fantastisch für ein Liebesspiel an. Es wäre gut, wenn der Mann für eine weiche Unterlage sorgt, bevor er seiner Frau ritterlich auf die Waschmaschine hilft. Sie legt sich mit gespreizten Beinen vor ihn hin (sie kann ihm auch die Beine um den Hals schlingen) und ab geht die Post. Falls es mit der Körpergröße des Mannes hapert, kann er sich ein paar Bücher unterlegen. Am besten, diese Utensilien bereits einen Abend vorher zurechtlegen. Nicht, dass er dasteht und hüpfend versucht, seinen „Blumenstängel in die Blüte“ zu tauchen. Ich zumindest fände das nicht so lustig.
Es gibt auch Frauen, die es gerne haben, von ihrem Partner geradezu brutal genommen zu werden, vielleicht auch mit Fesseln und Auspeitschen. Aber das sind Ehefrauen in der großen Minderzahl. Auf Dauer geht so etwas einem Mann auch gewaltig auf den Keks. Vor allen Dingen dann, wenn sie sich nur für diese Spielarten beim Sex begeistern kann. Oder mit einem Mal ganz versessen auf diese Spielchen ist, nachdem sie nun schon einmal Blut geleckt hat. Man kann aber auch lustvoll nur mit Tüchern leicht fesseln und mit der Hand leicht den Popo verpatschen, vielleicht auch einmal zum Kochlöffel greifen. Aber bitte zart zupatschen! Das gilt vor allem bei der Dame des Hauses. Dem Partner eine Augenbinde anlegen und ihn zärtlich bis lustvoll verwöhnen, wenn er hilflos mit Tüchern ans Bett gefesselt da liegt, ist bestimmt eine faszinierende Erfahrung.
Bei diesem Bericht fällt mir gerade ein, dass ich einmal einem Gast eine solche Tracht Prügel mit einem kompakten Kochlöffel verabreicht habe, dass er acht Tage nicht auf seinem Allerwertesten sitzen konnte. Dieser Mann befand sich in hoher leitender Position. (Das waren die meisten, die den Hintern versohlt haben wollten!) Mein verehrter Prügelknabe musste sich in diesen acht Tagen mit einem weichen Kissen behelfen. Seinen Mitarbeitern erzählte er etwas von einem Furunkel. Haha, das war ein schönes Furunkel! Aber er war selbst schuld. Hätte mich vor der Züchtigung ja nicht bitten brauchen, diesmal ein bisschen fester zuzuschlagen. So etwas lasse ich mir nämlich nicht zweimal sagen. Na, der Mann war bedient und vor jeder nachfolgenden Züchtigung sagt er nur das eine: „Bitte die zarte Methode anwenden!“ Ich habe es sehr bedauert, denn noch nie habe ich mit so viel Lust den Hintern eines Mannes mit dem Kochlöffel bearbeitet, noch dazu den Allerwertesten eines so hohen Herrn. In diesen Genuss kommt man schließlich nicht alle Tage.
Zwischendurch mal mag vielleicht sogar die eine oder andere Frau von ihrem Partner etwas derber angepackt werden. Aber dann muss es sich aus der Stimmung heraus ergeben. Sie muss selbst lustvoll in Laune sein oder zumindest vorher in der Richtung stimuliert werden. Mit kleinen Zärtlichkeiten kann ein Mann eine Frau in diese Richtung lenken, wenn er sehr geduldig und liebevoll dabei vorgeht. (Das klappt jedoch nicht bei jeder Frau. Vorsicht ist also angesagt!) Ich spreche dabei die Männer an, die diesen harten Sex bevorzugen. Wie gesagt, spielerisch und mit sehr viel Einfühlungsvermögen kann ein Mann, vor allen Dingen, wenn ihm seine Ehefrau gefühlsmäßig sehr zugetan ist, sie in diese Richtung lenken. Doch bitte dabei nicht vorgehen wie ein wildgewordener Stier, sondern sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen an den Tag legen.
Ich habe mich während meiner jahrelangen Bürotätigkeit mit vielen, sogar sehr hausbackenen Ehefrauen unterhalten. Und alle gaben zu, so ganz im Geheimen den Wunsch zu haben, einmal so richtig schön vergewaltigt zu werden. Es muss natürlich ein sehr gut aussehender, gut gebauter Mann sein, der sie einfach packt, ihr die Sachen vom Leibe reißt und ihr dann sein bestes Stück ins Paradeis stößt. Es müsste aber alles so schnell gehen, dass die Frau gar nicht so recht zum Denken käme. Davon träumten unglaublich viele verheiratete Frauen. Viele Ehemänner wären entsetzt, wenn sie die Fantasien ihrer Angetrauten kennen würden! Zumindest aber doch sehr überrascht. Ich war Letzteres nämlich auch. Mit solchen Frontalangriffen konnte ich selbst noch nie etwas anfangen. Nicht einmal in meiner Fantasie. Wie gesagt, es sind Wünsche und Träume sehr solider Ehefrauen. Und ich frage mich, warum käme für so etwas eigentlich nicht auch der eigene Ehemann infrage?
Ich sehe mit Schrecken, ich schweife schon wieder vom eigentlichen Thema ab, und so will ich mich beeilen, wieder den Faden aufzunehmen. Ich möchte jetzt aber um Himmels willen den Ehemännern keinen Freibrief geben, zu glauben, dass ausgerechnet ihre eigene Frau nach so einer Vergewaltigung geradezu lechzt. Es kam ihm dann durchaus passieren, dass sie sich mit einem ordentlichen Tritt in sein Allerheiligstes revanchiert. Also, besser nicht darauf ankommen lassen, sondern erst einmal ganz schüchtern anklopfen und durch die Blume fragen. Haben wir uns da richtig verstanden, ihr hochverehrten Ehemänner?!
Keine Frau wird zur Hure geboren. Sie kommt nicht auf die Welt, um den Männern zu dienen, sie zu bedienen. Sie kommt als ein reines, unschuldiges Wesen auf die Welt. Alles an ihr ist rein. Und dieses unschuldige Wesen wächst hinein ins pralle Leben: Elternhaus, Schule, Umwelt und die Freunde prägen ein Kind.
Viele junge Mädchen, Schulmädchen noch, verkaufen ihren Körper, um ihr Taschengeld aufzubessern und sich schöne Klamotten zu kaufen. Oder weil sie rauschgiftsüchtig sind. Auch hier ist die Situation sehr traurig. Meist kommen diese Mädchen, wie auch Jungs, die ihre Dienste Freiern anbieten, aus einem durchaus intakten Elternhaus. Oft gehen in diesen Familien beide Elternteile arbeiten und haben zu wenig Zeit für die Kinder; Zeit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Zeit, ihnen zuzuhören. Das finde ich ganz besonders traurig.
Einmal hatte ich ein sehr amüsantes Erlebnis – amüsant allerdings nur für mich, für meinen Freier ganz bestimmt nicht. Hält da so ein toller Schlitten neben mir. Ich werfe kurz einen Blick in das Innere des Wagens und entdecke einen graumelierten, leger gekleideten, sympathischen Herrn. Er hatte, wie es üblicherweise die meisten Freier tun, das Fenster der Beifahrertüre heruntergekurbelt. „Guten Abend, schönes Fräulein“, höre ich da eine angenehme Stimme, „haben Sie nicht Lust, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?“
„Guten Abend“, erwiderte ich freundlich den Gruß, indem ich nicht lange fackelte, gleich die Beifahrertüre aufriss und mich ins Auto hineinschwang. „Fahren Sie doch bitte ein Stückchen weiter, wo wir uns in Ruhe kurz unterhalten können“, lasse ich mein Sprüchlein los. Dabei lächele ich den Herrn gewinnend von der Seite an. Mit dieser Masche habe ich immer großen Erfolg. Der Kavalier biegt also in die nächste Seitenstraße ein, wo er kurz schräg einparkt. Abwartend sieht er mich an. „Ich nehme an, wir haben beide die gleichen Vorstellungen und Wünsche. Ich jedenfalls möchte Sie ganz lieb verwöhnen, Ihnen die Sterne vom Himmel holen.“ Der somit Angesprochene muss herzlich lachen. Ich brauche das Finanzielle nicht anzusprechen. Es liegt bereits unausgesprochen in der Luft. Es ist bereits alles gesagt.
„Ich wäre schon glücklich, wenn du es schaffst, mir wenigstens einen Stern vom Himmel zu holen“, schmunzelte er. „Wenn es dir recht ist, fahren wir zu mir. Ich wohne in Grünwald. Ich bringe dich natürlich anschließend wieder zurück.“
„Es ist mir recht“, schnurrte ich wie ein Kätzchen, indem ich in Gedanken bereits mit einem großzügigen Geschenk rechnete. Wenn ein Gast nicht fragt, was es kostet, ist er in der Regel sehr großzügig. Ich schnurrte nie ein Sprüchlein herunter, wie z. B.: „Geschlechtsverkehr ohne Ausziehen kostet ..., Französisch kostet ..., wenn du Sonderwünsche hast, kostet es extra.“ Ich habe einmal Filme gesehen, wie die Masche bei den Straßenmädchen ablief, und fand das sehr billig; es gefiel mir überhaupt nicht.
Gesprochen wurde auf der Fahrt zu Hermann (so will ich ihn mal nennen) nur wenig – gerade wie ich in Stimmung bin oder das Gefühl habe, der Freier hat es gern, wenn ich ein bisschen drauflos plappere, dann pflegte ich schon ein wenig leichte Unterhaltung. Ich hatte bei Hermann das Gefühl, er genießt die Autofahrt lieber in der Stille, darum redete ich nicht so viel. Hermann hat eine warmherzige Ausstrahlung, nebenbei ist er eine sehr gepflegte, attraktive Erscheinung. Man sollte es nicht für möglich halten, was für betuchte und gepflegte Männer man sogar auf dem Straßenstrich kennenlernen kann! Bei Hermann konnte ich ganz unbesorgt sein. Er strahlte viel Vertrauen aus. „Der Mann ist tatsächlich eine Sünde wert und dafür werde ich auch noch bezahlt“, dachte ich so still für mich, als wir vor einem schmiedeeisernen Tor hielten. Das Grundstück schien immense Ausmaße zu haben, vor mir breitete sich ein wunderschöner Park aus. Mittendrin stand wie in einem Märchen eine Villa, im Jugendstil erbaut. Ich rieb mir die Augen. Ist das nun Traum oder Wirklichkeit? Es ist die Realität. Mein Begleiter rannte sogar um seinen Straßenkreuzer herum und riss die Beifahrertür auf. Na, so was. Ich war echt perplex. Er war mir sogar noch beim Aussteigen behilflich. Fast wäre ich gestolpert, so konfus war ich über so viel Aufmerksamkeit.
Wir durchschritten einen mit edlen Antiquitäten eingerichteten Flur, als uns ein wunderschöner Schäferhund entgegen geschwänzelt kam. Stürmisch begrüßte er voller Freude sein Herrchen, dann beschnupperte er mich. Sein Herrchen rief Arco sofort zurück. Ich habe keine Angst vor Hunden, nicht einmal vor großen. Das Wohnzimmer war riesig, trotzdem voll heimeliger Atmosphäre. Überall sah ich wertvolle Antiquitäten, das Zimmer war im altdeutschen Stil eingerichtet. Im Kamin prasselte ein lustiges Feuer. Immerhin war es Herbst. Die wohlige Wärme tat gut. Hermann bot mir an, mich heimisch zu fühlen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich feuerte meine Lederjacke auf einen Sessel, bevor ich mich niederließ und Arco zwischen den Ohren kraulte. Dabei hatte mich Hermann gebeten, bevor er für einen Moment den Raum verließ, den Hund auf keinen Fall anzufassen. Der hatte sich nämlich sehr schnell auf seinen Platz nahe dem Kamin verzogen. Doch Verbote hatten mich schon immer zum Widerspruch gereizt. Außerdem liebte ich Hunde über alles. Ich rief Arco leise zu mir und ließ ihn an meiner Hand schnuppern. Erst als er genug geschnuppert hatte und mit dem Schwanz wedelte, streichelte ich ihn. Arco ließ sich genießerisch von mir kraulen und ich war unendlich glücklich. Da trat Hermann ins Zimmer. Er hatte sich zwischenzeitlich entblättert. Seine athletische Figur sprach mich sehr an. Vor Staunen bleibt ihm der Mund offen stehen.
„Arco ist Fremden gegenüber sehr reserviert. Er lässt normalerweise niemanden an sich heran“, murmelte Hermann.
„Vielleicht hat er ja einen Blick für die Frau an seiner Seite“, lachte ich verhalten.
„Fast könnte man es annehmen“, gedehnt sprach Hermann die Worte. Ich merkte, dass es ihm nicht so angenehm war. „Möchtest du vielleicht etwas trinken?“, fragte er mich höflich.
„Nein, danke, ich habe keinen Durst“, entgegnete ich. Er wäre enttäuscht gewesen, wenn ich seine Frage bejaht hätte. Ich fühlte deutlich, Hermann wollte jetzt verwöhnt werden und nicht, dass ich mich noch lange bei einem Getränk im Wohnzimmer aufhielt und die Zeit unnötig in die Länge zog. Immerhin war Hermann jetzt wepsig.
Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer. „Wenn du mit Arco fertig bist, würde ich mich freuen, wenn du deine Streicheleinheiten bei mir fortsetzt“, vernahm ich seine Stimme. Ich merkte, dass er ein wenig vergrellt war.
„Ich komme gleich zu dir“, säuselte ich und widmete mich ohne Eile weiter seinem wunderschönen, gepflegten Schäferhund. Der Hund war wirklich ein Prachtexemplar! Ich kuschelte viel lieber mit ihm, als mit seinem Herrchen. Wann hatte ich schon einmal Gelegenheit, mit so einem Prachtkerl zu schmusen? Arco schien meine Streicheleinheiten sichtlich zu genießen. Ich dachte gar nicht daran, seinem Herrchen nachzueilen. Der hatte es sich zwischenzeitlich auf dem riesigen französischen Bett bequem gemacht und trug nur mehr einen Slip. Hermann war am ganzen Körper herrlich gebräunt. Fast wurde ich schwankend. Aber der Kerl wollte nur von mir verwöhnt werden. Da gab es keine Kuscheleinheiten. Konnte man also vergessen. Ich schmuste weiter mit Arco.
„Wenn du die Gesellschaft meines Hundes vorziehst, dann lasse es mich bitte wissen. Dann brauche ich hier nicht länger auf dich zu warten“, wehte mir die leicht beleidigte Stimme von Arcos Herrchen entgegen. Verstehen konnte ich ihn allerdings. „Dann bekommst du allerdings nur die Hälfte von dem, was ich dir geben wollte“, setzte Hermann knurrig eins drauf. Er war in seiner Ehre tief getroffen. Wie konnte eine Frau einen so tollen Mann seinem Hund vorziehen? Er konnte es nicht fassen.
„Ich bin damit einverstanden“, schnurrte ich. „Verstehe mich bitte nicht falsch, aber so einen wunderschönen Hund habe ich noch nie gesehen. Ich kann mich einfach nicht von ihm lösen“
Hermann nuschelte sich was in den nicht vorhandenen Bart, bevor er mit einem Satz aufsprang. Er zog sich einen seidenen weinroten Hausmantel über und bequemte sich mit herunterhängender Schnute zu Arco und mir. Gedankenverloren zündete er sich eine Pustarette an, inhalierte den Rauch und sah mich dabei finster an, statt sich zu freuen, dass ich mich so gut mit seinem Hund verstand. Dann ließ er sich in einen ledernen Ohrenbackensessel neben dem Kamin fallen und fragte mich schon gar nicht mehr, ob ich etwas trinken mochte. Jetzt hätte ich allerdings Durst gehabt, hütete mich aber, ihn noch mehr zu verärgern und ihn um ein Glas Saft zu bitten. „Ich habe Arco noch nie so zutraulich einem Fremden gegenüber erlebt“, brummelte Hermann. „Ich habe ihn auch so erzogen.
„Ich bin eben etwas Besonderes und das hat Arco sofort gespürt“, lächelte ich leicht geschmeichelt.
Nachdem Hermann seine Zigarette gepafft hatte, erhob er sich. „Ich bringe dich zurück.“
Das fand ich allerdings nett von ihm, denn ich dachte schon, er hielte sich nicht mehr an sein Versprechen – so missmutig, wie er dreinschaute. Er hätte mir auch ein Taxi rufen können. Zärtlich verabschiedete ich mich mit einem Schmatzer auf die feuchte Hundeschnauze von Arco. Traurig schaute er mir mit seinen schönen braunen Augen nach. Am liebsten hätte ich mich noch stundenlang mit ihm beschäftigt. Doch es war mir nicht vergönnt. Schade.
Auch wenn ich Hermann sexuell nicht verwöhnt hatte, war ich finanziell sehr gut weggekommen – zumal wir keinen Preis vereinbart hatten. Erst beim Einsteigen ins Auto steckte er mir diskret einen Blauen zu. (In der Regel wird der finanzielle Teil grundsätzlich vor dem Liebesspiel abgeklärt. Es gibt jedoch Ausnahmen, auch beim ersten Mal. Das ist jedoch nicht üblich.) Es hätte mir überhaupt nichts ausgemacht, wenn ich mit leeren Händen dagestanden wäre. Die Kuscheleinheiten mit Arco bedeuteten für mich höchstes Glück.
Hermann war in seiner Ehre tief gekränkt. Auf der Rückfahrt sprach er kein Wort mit mir. Gerade, dass er beim Abschied noch ein kleines Lächeln zustande brachte. Er sollte sich doch lieber freuen, eine so tierliebe Hure kennengelernt zu haben! Von einem Wiedersehen war keine Rede mehr. Vielleicht wünschte mich Hermann in seinen Gedanken auch zum Deifi. Ich schüttelte mich innerlich vor Lachen. So etwas dürfte mir ruhig öfters passieren. Leider kam ich jedoch nie mehr in den Genuss einer solch netten Hunde-Episode.