Читать книгу Die Lavendelgang III - Inge Helm - Страница 8
Kapitel 1
New York ruft
Оглавление„C’est dommage“, sagte Franca, die mit Marie, Eleni und Julie am Küchentisch saß und auf Cécile wartete, die unterwegs war, um im Reisebüro die Flugtickets nach Los Angeles abzuholen. „Ich hätte Margritte auch gerne wiedergesehen. Ein Jahr ist doch verflixt lang in unserem Alter. Schließlich haben wir uns alle in dieser Zeit schon ganz schön verändert.“
„Klar“, antwortete Julie spöttisch, „aus unseren Fältchen werden langsam, aber sicher Runzeln. Frag Marie. Schon ihr geliebter Tucholsky hat einmal äußerst charmant gesagt: Runzeln sind die Schützengräben der Haut!“
„Bei mir nicht“, fauchte Franca aufgebracht, „ich fühle mich noch jung und knackig. Schließlich bestätigt mir das mein Jean an jedem Morgen aufs Neue, wenn er mich mit einem zärtlichen Kuss weckt!“
„Also, wenn ich mir vorstelle, ich hätte heute einen fünfzehn Jahre jüngeren Geliebten …“, sinnierte Marie.
„Na und, warum hast du nicht?“
„Weil ich in jeder Frau, die nicht in meiner Altersklasse spielt, automatisch eine Rivalin wittern würde. Weißt du, Schätzchen, was eine Frau wirklich alt macht, ist, wenn ihr junger Lover sie wegen einer Frau sitzen lässt, die ihre Enkelin sein könnte.“
„Aber wir freuen uns für dich“, beruhigte Eleni ihre römische Freundin, „dass du durch unseren leicht kriminellen Reiseleiter deine Jugend zurückbekommen hast. Gibt es etwas Schöneres?“
„Mal abgesehen von Margritte“, überlegte Julie nachdenklich, „die sicher dank Botox, Straffung und den einen oder anderen kleinen Eingriff durch ihren Schönheitsdoc nun wahrscheinlich bezaubernd jung aussieht … Was wäre schon dabei, wenn wir uns auch alle etwas auffrischen ließen?“
„Toll“, jubelte Eleni, „das habe ich mir schon immer gewünscht!“
„Was?“
„Mindestens zwei BH-Körbchen größer.“
„Das Material kannst du von mir bekommen“, lachte Marie, „ich wollte Zeit meines Lebens immer einen kleineren Busen haben. Vielleicht lässt sich da ja was machen“, und beide bogen sich vor Vergnügen bei dem Gedanken an einen Tauschhandel mit ihren fraulichen Attributen, die ihnen persönlich so unvollkommen erschienen.
„Dann lasst euch doch auch gleich ein paar Rippen entnehmen“, kam da Céciles spöttische Stimme von der Küchentür her, „ich habe neulich in der Zeitung gelesen, dass sich eine Verrückte nicht nur den Busen immens hat vergrößern, sondern auch vier Knochen aus ihrem Karree hat entfernen lassen, um eine Wespentaille zu bekommen.“
„Das kann doch nur in Amerika passiert sein“, grinste Julie. „Was für eine Blasphemie! Selbst der liebe Gott entnahm Adam nur eine Rippe, um daraus ein Weib zu erschaffen. Was will ein Schönheitsdoc denn mit vier davon? Etwa drei weitere Frauen?“
„Wahrscheinlich gehörte er zu den Mormonen“, antwortete Franca und lachte, „schließlich sind die Zeiten der Vielweiberei bei uns Normalos ja nun schon lange vorbei!“
„Ihr mit eurem Jugendwahn“, grinste Cécile, setzte sich zu den Freundinnen an den Tisch und kramte die Flugtickets aus ihrer Tasche.
„Ich verstehe überhaupt nicht, warum du so vehement gegen etwas Aufhübschen unserer Luxuskörper bist“, versuchte Marie die Freundin aus der Reserve zu locken.
„Weil ich mir ganz sicher bin, dass in Frankreich das Köpfen schon lange verboten ist. Das letzte Fallbeil aus der Zeit Ludwig des Fünfzehnten befindet sich seit mindestens zwei Jahrhunderten in einem Pariser Museum!“, winkte diese nonchalant ab und fuhr dann etwas ungnädig fort: „Warum hast du eigentlich Flugtickets ab Nizza bestellt? Da gibt es doch einige Flughäfen, die von hier aus viel leichter zu erreichen sind!“
„Das würde mich auch mal interessieren“, meuterte nun auch Franca. „Wo ich mich doch angeboten habe, euch zum Abflug zu chauffieren, wenn ich schon mit Jean hierbleibe und Haus und Hof hüte.“
„Ganz einfach“, wehrte sich Marie, „weil man bei den anderen Flügen immer in Moskau zwischenlandet. Findet ihr das etwa prickelnd?“
„Ach nee,“ konterten nun Cécile und Franca unisono, „und wo landet die aus Nizza zwischen?“
Marie strahlte. „In New York!“
„Na und? Was sollen wir denn in der Zeit zwischen den beiden Flügen Nizza – New York und New York – Los Angeles in der Stadt machen?“, wollten nun auch Julie und Eleni wissen.
„Ihr werdet es nicht glauben“, triumphierte Marie. „Könnt ihr euch noch an die Sitcom im Fernsehen der Achtzigerjahre erinnern, die weltweit Erfolge feierte und von vier älteren Damen handelte und ‚Golden Girls‘ hieß?“
„Mon dieu, nicht nur eine irre Cineastin, jetzt auch noch fernsehgestört“, stöhnte Cécile.
Aber Marie lächelte nur nachsichtig. „Ihr Unwissenden! Vor zwei Monaten hat ein Freund der Schauspielerinnen im Norden von Manhattan ein Café eröffnet und es der Serie gewidmet. Im Rue La Rue gibt es Kaffee, Kuchen, Sandwiches und Suppen und dazu Wände voller Fotos, Schmuck und Kostüme der Darstellerinnen sowie TV-Folgen in Dauerschleife …“
„Und da willst du uns in dem kurzen Aufenthalt zwischen den beiden Flügen hinschleppen?“
Cécile schlug theatralisch die Hände vors Gesicht und schluchzte. „Du brauchst keinen Schönheitsdoc, ma chère, du brauchst einen Psychiater. Aber dringend!“