Читать книгу Malinos Reise in die vergessene Märchenwelt - Inge Skrzybski - Страница 9

Kapitel 3

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Als sie sein Zimmer betraten, erhellten sich ihre Augen. Sie blieb erstaunt vor dem Kleiderschrank stehen und blickte auf die Fotos. Eines der Bilder betrachtete sie besonders lange. Malino stellte sich neben das Mädchen und folgte ihrem Blick. Verwundert stellte er fest, dass sie sich das Foto ansah, das er noch vor einigen Minuten selbst in den Händen hielt. »Kannst du etwas auf dem Bild erkennen außer Nebelschleier?«, fragte er neugierig.

Kalea nickte leicht mit dem Kopf, dabei drehte sie sich zu ihm um. Ihre Blicke trafen sich.

Malino war vollkommen irritiert.

»Ich kenne dich, deine Augen!«

Kurz danach zeigte sie mit dem Finger auf das Foto.

»Das ist Dreihorn und das hier ist Frank. Die anderen habe ich bis jetzt nicht getroffen.«

Ungläubig starrte er Kalea an. »Wer bist du?«

»Kannst du es dir nicht ausmalen?« Ihre Lippen formten ein Lächeln.

»Ich wusste sofort wer du bist, als du die Stube betreten hast.«

In Malinos Kopf flogen die Gedanken nur so umher. Schlagartig fielen ihm die Blumen ein.

»Ich habe damals dein Gesicht in der Blume der Dunkelheit gesehen, die mich nach Vermär gebracht hat und in der Blüte der weißen Rose, mit der ich wieder nach Hause gekommen bin. Wir sind uns aber bereits an einem anderen Ort begegnet!«

Der Junge überlegte weiter.

»Nein, das kann nicht sein oder etwa doch? Ringelchen, das Regenbogeneinhorn!?«

»Du hast ein gutes Gedächtnis, obwohl wir nicht lange auf Vermär miteinander zu tun hatten«, unterbrach Kalea ihn und setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl vor dem Fenster.

»Du hast mit allen deinen Annahmen recht. Tatsächlich bin ich das Regenbogeneinhorn, genauso wie das Gesicht in den Blumen, aber das darfst du niemanden erzählen.« Sie sah ihn eindringlich an.

»Das würde mir sowieso niemand glauben. Aber wie kann das sein? Du, ein Regenbogeneinhorn?«, fragte Malino wissbegierig. »Ich werde dir die Geschichte erzählen, wie es dazu gekommen ist, aber psst!« Geheimnisvoll hielt sie den Zeigefinger vor dem Mund.

Der Junge setzte sich, während sie anfing zu berichten. »Meine Großmutter hat mich auf gewisse Weise durch ihre Erzählungen nach Vermär, also in die vergessene Märchenwelt, gebracht. Da ich Einhörner liebe, erfand sie eine Geschichte über dieses Wesen. Daraufhin stellte ich mir vor, ich sei das Fabeltier. Wir erfanden einen Namen. So kam Großmutter auf die Idee, es sollte die Farben eines Regenbogens haben. Jeden Abend vor dem Einschlafen fuhr sie mit der Geschichte fort und so entstand das Regenbogental. Sie war der Meinung, es sollte mir als Einhorn gutgehen. Eines Tages, nachdem Großmutter von uns gegangen war, lag ich traurig in meinem Bett und weinte. Ich sehnte mich nach ihr und ihren Erzählungen. Einige Tränen fielen auf meine Bettdecke. Diese hatten plötzlich die Farben eines Regenbogens. Daraufhin versuchte ich vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht zu entfernen, um sie genauer zu betrachten. Doch es gelang mir nicht. Ehe ich mich versah, erwachte ich zum ersten Mal im Regenbogental als Regenbogeneinhorn.«

Aufmerksam hörte Malino Kalea zu. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

»Du kommst also durch deine Tränen nach Vermär?«, unterbrach er sie. Das Mädchen bejahte.

»Aber was passiert, wenn du keine bunten Tränen weinst? Wie kommst du dann dorthin?« Kalea griff mit der Hand an ihren Hals und holte etwas unter dem Rollkragenpullover hervor. Sie hielt eine Kette zwischen den Fingern, daran hing eine kleine Flasche.

»Mit viel Übung habe ich es geschafft, meine Tränen in dem Fläschchen aufzufangen. Für den Fall, dass ich mal keine weine.«

Malino war sichtbar überrascht.

»Kannst du mich nach Vermär mitnehmen?«, fragte er.

Kalea schüttelte mit dem Kopf. »Du bist damals mit der schwarzen Blume in die vergessene Märchenwelt gekommen. Deshalb kann dich nur eine schwarze Blume dorthin bringen.«

»Und eine weiße Blume wieder zurück!«, sprach Malino weiter.

»Genau!« Kalea stand vom Stuhl auf.

»Woher weißt du das alles? Hat Dreihorn eine Ahnung, dass du ein Mensch bist?« Vor lauter Aufregung konnte der Junge nicht mehr still sitzenbleiben. Er rutschte mit dem Po auf dem Bett hin und her und wartete gespannt auf eine Antwort.

»Woher ich das alles weiß? Es ist einfach in meinem Kopf. Dreihorn weiß nicht, wer ich wirklich bin. Warum auch! Auf Vermär bin ich kein Mensch, sondern genau wie er, entsprungen aus einer Geschichte.«

»Kalea kommst du? Wir wollen nach Hause!«, hörten beide Frau Regen rufen.

»Bitte, du musst mir mehr von dir als Regenbogeneinhorn erzählen«, bettelte Malino.

»Morgen Nachmittag können wir uns an der Wiese treffen«, schlug Kalea vor. Sofort willigte er ein, ohne darüber nachzudenken. Erst im Nachhinein, als das Mädchen längst gegangen war, fiel ihm das kalte Wetter wieder ein.

Der Junge schüttelte sich, kroch unter die warme Decke und träumte vor sich hin.

Malinos Reise in die vergessene Märchenwelt

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