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GEDANKEN ÜBER DIE EXISTENZ
ОглавлениеEs gibt etwas, das mich immer wieder in Erstaunen versetzt, nämlich dass eine überwiegende Mehrheit der Menschen glauben kann, alles in unserer Existenz und in der Existenz der Welt sei »selbstverständlich«. Hand aufs Herz: Das einzig Selbstverständliche ist doch, dass alles ein Rätsel ist, ein Mysterium. Dass wir überhaupt »geboren« werden, dass wir »leben«, dass wir »sterben«, dass es uns »gibt« – all das ist atemberaubend unbegreiflich, und damit unser Verstand nicht explodiert, wenn er an diese Dinge rührt, müssen wir ganz einfach gewisse Möglichkeiten vereinbaren, wie wir die »Wirklichkeit« betrachten wollen! Aber viele Menschen sehen nicht ein, dass diese Betrachtungsweisen eben nur . . . Vereinbarungen sind! Denn wenn man der Sache auf den Grund geht, »existiert« eigentlich nichts – oder zumindest nichts, das ein Gesicht, eine Oberfläche oder einen von Menschen geschaffenen Namen hat! Am besten wäre es, gar nicht daran zu denken. Ich ahne, dass diese Gedanken einen wahnsinnig machen können. Gleichzeitig ist es ja unmöglich, nicht daran zu denken!
Vielleicht gibt es eine weniger unheimliche Möglichkeit, sich diesen Dingen zu nähern. Bleibt mir nur, diese Möglichkeit zu finden! Wahrscheinlich wird es mir nie gelingen, das alles einem anderen Menschen zu erklären.
Am allerschlimmsten ist es, wenn mich das Gefühl von völliger Unwirklichkeit befällt. Das Gefühl, dass alles eine Illusion ist – ich selbst auch. Was hilft dann noch? Was ist das Heilmittel dagegen? Vielleicht, manchmal, etwas mit den Händen zu machen. Oder sich zu verlieben; dann wird alles wirklicher als wirklich, das ist eine Art totaler Verwandlung! Es ist, als würde alles von einem besonderen Licht beleuchtet und man selbst wäre die Lampe, man EXISTIERT wirklich und die Tatsache, dass alles ein Rätsel ist, erschreckt einen nicht mehr.
Das Dumme ist nur, dieses Gefühl lässt sich nicht festhalten. Vor allem wenn man das Pech hat, jemand zu sein, in den die Leute sich im Allgemeinen nur selten verliehen.
Bogen Nummer zwei ist mit Silbertinte auf schwarzem Papier geschrieben: