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AM FLUSS DER UNTERWELT

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Tief in meinem Innern existiert ein schrecklicher, tödlicher Ernst. Ein schwarzer, tiefer Fluss, der durch die Unterwelt fließt. (Das ist der Grund, warum ich Lisa Gerrards Stimme so liebe, sie berührt genau diesen Ernst.)

Es ist, als wäre ich eigentlich viel älter als ich bin. Als könnte ich, Zeitalter um Zeitalter, in die Vergangenheit zurückkehren, bis ich irgendwo ankomme, wo alles seinen Ursprung hat, in einer Art Urernst.

Ist »Ernst« das richtige Wort? Was gibt es dort, am Ufer des unterirdischen Flusses? Feierlichkeit. Etwas unheilig Heiliges. Lust? Grausamkeit?

Ich weiß nur, dass etwas mich ruft.

Aber kann man dorthin gelangen und noch Mensch sein?

Noch etwas sollte ich vielleicht erwähnen. Seit ich von Gotland zurückgekehrt war, hatte ich das Gefühl gehabt, dass etwas Bemerkenswertes geschehen würde. Ein Riss im Gewebe der Illusionen. Ein Tor, das sich in etwas anderes öffnete. Eine Art Erwähltheit. Als ich nach der Überfahrt von Gotland, die ich in der Gesellschaft der hartnäckig schweigenden Maira verbracht hatte, müde und traurig mein Zimmer betrat, überkam mich dieses Gefühl wie eine Art deutlicher Vorahnung oder Botschaft. Trotz Kummer und Aufregung fühlte ich das und ich weiß noch, wie ich in jener Nacht in meinem Bett lag und mich auf der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein in einem gleichsam schwebenden Zustand befand, in dem Worte und Bilder mich heimsuchten, fast als wäre ich in Trance. Diesen Zustand kennen wohl die meisten, er stellt sich direkt vor dem Einschlafen ein. Und da hörte ich plötzlich eine Stimme sagen: »Du wirst hindurchtreten.«

Mehr war es nicht. Aber es schien mir voller Bedeutung zu sein. Ich verstand nicht so recht, wie ich es interpretieren sollte, hatte aber das Gefühl, dass die Botschaft irgendwie von einer »anderen Seite« kam. Das hätte mich vielleicht erschrecken sollen, mir kam es jedoch eher wie eine Verheißung vor.

Der Bote

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