Читать книгу Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen - Страница 7
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ОглавлениеDänemark, Aarhus
Anne Larsen fasste ihre schwarzen Haare mit einem Haargummi zu einem kleinen, abstehenden Pferdeschwanz im Nacken, während sie das frisch gepflügte Feld entlang durch das hohe, verdorrte Gras ging, das nach trockenem Heu roch. Es war lange her, dass sie beim Friseur gewesen war, und sie überlegte immer noch, ob sie ihre Haare wachsen lassen sollte. Ihr Image ändern. Alle sagten, sie sähe wie ein Junge aus. Nicht, dass ihr das etwas ausmachte. Esben bevorzugte Mädchen mit langen Haaren. Auch das änderte nichts. Im Gegenteil. Das gab nur Anlass, sie superkurz zu schneiden. Vielleicht sogar kahl zu rasieren.
Etwas weiter weg, in der Nähe der Bäume, starrte eine kleine Gruppe Menschen auf den Boden. Das Navi hatte gezeigt, dass sie vor dem Fajstrup Krat geparkt hatte, nachdem sie den Lading-See passiert hatte und auf den Viborgweg abgebogen war. Freddy Hauge entdeckte sie und winkte. Wie immer in einem färöischen Strickpulli, egal wie das Wetter war. Er hatte in der Redaktion angerufen. Gerade war nicht viel los und Nicolaj hatte sich ein paar Tage freigenommen, um sie mit seiner Tochter zu verbringen. Sonst hätte er für solche Aufträge ausrücken müssen, die nicht als Kriminalfälle zählten. Freddy zog sie eifrig näher und deutete auf den Boden.
„Guck mal! Ist das nicht ein besonderer Anblick?“, flüsterte er mitgerissen.
Anne nahm die Sonnenbrille ab und starrte auf das Netz feiner Spinnweben, die sich in dem trockenen Gras verteilten, so weit das Auge reichte. Keine prachtvollen, symmetrischen Spinnweben, sondern Unmengen von Seidenfäden, bunt durcheinander, als wäre eine Spinne betrunken und wüsste nicht, was sie tat.
„Siehst du, dass sie dreidimensional sind? Zuerst kommt eine Schicht Netz, dann einige Stützfäden und danach etwas Klebriges, das Insekten einfängt.“ Seine Stimme war voller Ehrfurcht.
„Welche Spinnenart webt solche Netze?“, fragte sie und nahm ihre Kamera aus dem Rucksack.
Er öffnete seine Tasche und holte ein Glas heraus, das er vor ihren Augen hochhielt, sodass sie nicht umhinkam, die Sensation zu sehen.
„Was ist das für eine?“
„Kannst du das nicht sehen?“
„Du bist der Biologe, Freddy!“, entgegnete sie und machte ein paar Nahaufnahmen von den Spinnweben.
„Biologen in den USA haben ihre Netze erforscht und herausgefunden, dass sie verschiedene Fäden produzieren, je nachdem, wie hungrig sie sind. Die hier sind sehr hungrig, deswegen gibt es so viele klebrige Fäden, die wollen …“
„Okay, Freddy. Aber was ist das für eine?“
Er zeigte ihr wieder die kleine, schwarze und glänzende Spinne im Glas.
„Der rote Fleck in Form einer Sanduhr auf dem schwarzen Bauch zeigt deutlich, dass es sich hierbei ganz sicher um eine Latrodectus mactans handelt. Das hier ist eine Sie.“
Anne sah ihn mit einem etwas schiefen, verunsicherten Lächeln an.
„Ich bin immer noch keine Biologin. Hat die auch einen dänischen Namen?“
„Ja, wir nennen sie die Schwarze Witwe.“
Ihr Lächeln verschwand. Unwillkürlich wich sie ein paar Schritte zurück und schaute nach unten auf ihre Füße, die in Sandalen steckten.
„Das hättest du mir doch echt vorher sagen können, dann hätte ich Gummistiefel angezogen.“
„Ja, Sandalen sind wohl nicht das Klügste. Aber die Spinnen sind ja gar nicht so gefährlich …“
„Nicht? Aber ihr sagt ja auch, Wölfe wären nicht gefährlich! Fragt mal ein Reh.“
Freddy überhörte ihre Stichelei.
„Die Latrodectus mactans ist ja nicht sonderlich groß, wie du siehst, daher gibt sie bei jedem Biss nur eine geringe Dosis Gift ab. Wird ein kleines Kind gebissen – oder schwache alte Menschen – ist das selbstverständlich nicht gut. Oder wenn man unter hohem Blutdruck leidet. Sie verteidigen sich, wenn sie bedroht werden. Nur der Biss der weiblichen Spinne ist gefährlich und es gibt ein Gegengift. Dennoch ist diese Spinne diejenige, die weltweit die meisten Menschen tötet.“
Anne machte weitere Bilder von dem Spinnennetz aus großem Abstand und benutzte das Zoomobjektiv. Anschließend versuchte sie, ein Foto von der Spinne im Glas zu knipsen, die hin und her flitzte und herauszukommen versuchte.
„Aber die leben doch nicht hier in Dänemark?“
„Normalerweise nicht, nein, aber es wurden schon aus Versehen giftige Spinnen hier zu uns gebracht. hierhergebracht. In Supermärkte kommen sie zum Beispiel mit exotischen Früchten. Autos aus den USA werden an dänische Kunden geliefert mit der Schwarzen Witwe als blindem Passagier, und es ist auch schon vorgekommen, dass sie sich hierzulande in einer Garage vermehrt haben. Ein Autobesitzer in Schweden wurde sogar gebissen, als er sein neues Auto saubermachen wollte. Aber normalerweise dürfte die Latrodectus mactans in unserem Klima nicht lange überleben.“
„Die scheinen sich aber recht wohlzufühlen mit all den Spinnweben.“
„Ja, das wundert mich auch. Man sollte fast glauben, sie hätten sich an das Klima gewöhnt.“ Vorsichtig legte er das Glas in die Tasche zurück. „Ich nehme die hier mit, dann kann ich das Phänomen näher studieren. Nun war es natürlich auch ein ziemlich heißer und trockener Sommer und der Herbst war ebenfalls warm, daher kommen sie vielleicht noch ein Weilchen gut zurecht.“
„Wie viele, glaubst du, sind das?“ Anne sah sich um. Das Gebiet, über das sich die Spinnweben erstreckten, war groß.
„Schwer zu sagen …“ Freddy kratzte sich den Bart.
„Was sind diese schmalen, ovalen Klumpen? Sind das Eier?“
Er nickte. „So eine Puppe kann 25 bis 900 Eier enthalten – oder mehr.“
„Shit! Sollte man die nicht vernichten?“
„Doch, das wäre wohl das Beste.“
„Woher können die gekommen sein? Aus den USA in einem Auto?“
„Das lässt sich nicht so leicht feststellen. Vielleicht.“
„Ist hier nebenan nicht ein Sägewerk? Können die mit dem Holz nach Dänemark gekommen sein?“
„Weißt du was, Anne? Deswegen habe ich dich kontaktiert. Du bist keine Biologin, nein, aber Journalistin, und ich weiß, wie scharfsinnig du bist. Du sollst herausfinden, wo die hergekommen sind.“
„Ich bin Kriminalreporterin, daher ist das hier nicht gerade mein Gebiet, mein Kollege ist in ein paar Tagen wieder da, dann …“
Freddy sah sie nicht an, nur die Spinnweben, die im Sonnenlicht glitzerten.
„Dann ist es zu spät und vielleicht schon ein Unglück passiert. Stell dir nur mal vor, wenn die in die Häuser gelangen und sich dort weiter vermehren.“
Anne erschauderte bei dem Gedanken. Freddy wusste, wovon er sprach. Sie hatte ihn zum ersten Mal getroffen, als sie gerade als Journalistin beim Tageblatt angefangen hatte. Es hatte sich um eine hitzige Debatte gehandelt, ob man Kriechtiere in Wohnungen halten dürfe, nachdem ein ungefährlicher Gecko in einem Treppenhaus in der Innenstadt entwischt war und Panik ausgelöst hatte. Freddy war im Lokalfernsehen gewesen, um in der Debatte seine Expertenmeinung abzugeben, und Anne hatte ihn anschließend interviewt. Freddy war nicht dagegen, Reptilien in Gefangenschaft zu halten. Anne schaute sich wieder um.
„Wer wohnt in dem Haus da? Sieht ein bisschen verwahrlost aus.“
Freddy schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber du kannst ja einen der Nachbarn fragen, die müssen das doch wissen.“
Er zeigte in Richtung der Personen, die Anne vom Weg aus hatte sehen können. Sie standen in angemessenem Abstand zu den Spinnweben. Die Gesichter der Frauen waren erstarrt, während die Augen zweier Jungen vor Begeisterung leuchteten. Eine der Frauen, sicher die Mutter, hatte dem einen Jungen die Hand auf die Schulter gelegt, als wollte sie ihn daran hindern, hinzulaufen und in die Seidenfäden zu trampeln.
Anne ging zu ihnen hin.
„Seltsamer Anblick, nicht?“
Sie nickten schweigend. Anne schätzte, dass sie von den umliegenden Höfen kamen. Sie sahen wie Landwirte aus. Die Kleidung des Mannes roch nach Kuh, die Stiefel waren voller Mist.
„Ja, die Jungs haben diese merkwürdigen Spinnweben gefunden und sind heimgerannt, um mir davon zu erzählen. Zum Glück haben sie sie nicht angefasst“, meinte eine der Frauen.
„Sie wissen also, was das ist?“
„Ja, das hat dieser Biologe erzählt, den sie geschickt haben“, sagte der Mann und machte Anstalten, die Stelle verlassen zu wollen.
„Wer hat ihn geschickt?“
„Ich habe beim Naturgeschichtlichen Museum angerufen. Die soll man doch kontaktieren, wenn man Wölfe sieht, daher dachte ich …“, antwortete die Frau.
„Haben Sie nicht mit der Polizei gesprochen?“
„Nein, was sollten die tun? Die kommen ja nicht mal, wenn bei uns eingebrochen wird“, entgegnete der Mann trocken und ging davon. Die Frau und einer der Jungen folgten ihm.
„Wer wohnt in dem Haus da drüben?“, fragte Anne die Frau, die zusammen mit dem anderen Jungen zurückgeblieben war. Sie schaute hinüber, man erahnte gerade so den Giebel über den Bäumen, dann schüttelte sie missbilligend den Kopf.
„Komischer Typ! Ich habe ihn nur ein Mal gesehen, als er zu uns gekommen ist, um Eier zu kaufen. Mein Mann hat sie ihm herausgesucht. Er sah genauso verwahrlost aus wie das Haus. Frührentner, habe ich gehört.“
„Ein alter Mann?“
„Nein, er sah ziemlich jung aus. Manchmal kriegt er Besuch von ein paar ebenso seltsamen Typen wie er selbst. Lange Haare. Ungepflegt. Manche sagen, die gehören zu einer Sekte, aber es ist nicht sicher, ob das stimmt.“
Anne lächelte. Sie wusste genau, dass in diesen kleinen Dörfern schnell etwas zusammenfabuliert wurde.
„Das ist also niemand, mit dem Sie sonst Kontakt haben?“
„Nein, und er ist auch nur das eine Mal gekommen, um Eier zu kaufen. Aber das war schon seltsam, sagte mein Mann …“
„War das der, der nur warme Eier haben wollte?“, unterbrach der Junge, der ihrem Gespräch neugierig mit offenem Mund gefolgt war.
„Ja, der war sehr schwierig. Die Eier durften nicht zu groß sein und hätten am besten noch direkt aus dem Huhn gezogen werden sollen, um frisch genug zu sein. Er hat fünf frisch gelegte bekommen, die er in eine Thermoskanne gelegt hat, damit er sie warmhalten konnte, bis er zu Hause war. So weit ist das doch auch nicht.“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf.
„Er mag wohl einfach frische Eier“, schlug Anne vor.
„Vielleicht. Aber er ist nie wiedergekommen, also waren die sicher trotzdem nicht frisch genug.“ Die Frau nahm den Jungen an der Hand und zog ihn mit sich. Anne rief ihnen ein Danke nach und schaute wieder auf das Haus.
„Hast du etwas herausgefunden?“, fragte Freddy, der einige Proben der Spinnweben eingesammelt hatte und dabei war, zusammenzupacken.
„Nicht besonders viel, aber irgendjemand muss ja diesen Typen warnen, dass giftige Spinnen in seinem Garten sind.“
„Was ist mit dem Sägewerk?“
„Mit denen spreche ich auch gleich. Wenn die Tierchen mit ihrem Holz hergekommen sind, muss etwas getan werden. Sollte die Polizei nicht Bescheid wissen?“ Es überraschte sie selbst, dass sie so darauf aus war, sie zu informieren. Der Bauer hatte sicher Recht damit, dass sie keine Zeit hatten, sich um so etwas wie Spinnen zu kümmern, aber mit der Schwarzen Witwe war trotz allem nicht zu spaßen.
„Doch, aber lass uns erst ein bisschen mehr herausfinden, bevor wir sie hinzuziehen, ja?“
„Okay.“ Anne nickte widerwillig. Sie hatte das Gefühl, dass Freddy hauptsächlich an die Spinnen dachte. Für einen Biologen war es eine große Sache, dass Schwarze Witwen nach Dänemark gekommen waren. Vielleicht eine noch größere, als dass der Wolf in die dänische Natur zurückgekehrt war. Sobald die Polizei Bescheid bekäme, wäre sicher das Erste, was sie tun würde, dafür zu sorgen, diese lebensgefährlichen unwillkommenen Spinnentiere auszurotten. Sie verabschiedete sich von ihm und versprach, sich zu melden, wenn sie mehr herausgefunden hatte.
Im Sägewerk brachen die meisten gerade in den Feierabend auf.
Anne hielt einen Mann an, der im Begriff war, sich in sein Auto zu setzen. „Der Direktor ist nach Hause gefahren“, teilte er kurz mit, als sie darum bat, mit dem Verantwortlichen sprechen zu dürfen.
„Kann ich weiterhelfen?“, fragte er leicht und freundlich, als ob er das oft sagte. Sie schätzte, er war Verkäufer.
„Bekommen Sie Holz aus dem Ausland? Aus Südamerika oder Australien zum Beispiel?“
Der Mann warf seine Jacke auf den Rücksitz und lächelte beinahe erleichtert über diese einfache Frage.
„Nein, damit kann ich Ihnen leider nicht dienen. Wir verarbeiten nur Nadelholz. Dänisches Holz.“
„Okay, und an wen verkaufen Sie?“
„Holzhändler und Baumärkte. Die Holzindustrie. Aber sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?“
„Entschuldigung, ich habe mich nicht vorgestellt. Anne Larsen. Ich bin Journalistin. In der Nähe des Sägewerks wurden giftige Spinnen gefunden, daher dachte ich, Sie könnten vielleicht verantwortlich sein.“
Einen Augenblick lang sah der Mann beleidigt aus, dann runzelte er besorgt die Stirn.
„Was für Spinnen?“
„Leider die Schwarze Witwe.“
Die Art, wie er offensichtlich schauderte, brachte sie auf den Gedanken, dass er wohl unter Arachnophobie litt.
„Die können unmöglich von hier kommen. Sind die in unserem Holz?“ Er warf einen erschrockenen Blick auf die Holzstapel, die den Großteil der Umgebung füllten.
„Ich weiß nicht, ob die auch hier sind, aber direkt hinter dem Sägewerk sind massenweise Spinnen. Ein Biologe ist sich ganz sicher, dass es die Schwarze Witwe ist.“
Er schluckte sichtlich, setzte sich hinters Steuer und zog die Füße heran, ohne die Autotür zu schließen.
„Ich muss meine Kinder aus dem Kindergarten abholen, daher kann ich nicht wirklich …“ Er sah auf seine Uhr und war blass geworden. „Ich kontaktiere unseren Direktor, sobald ich die Möglichkeit habe.“ Er fummelte mit den Schlüsseln und schaute zu ihr hoch. „Kommt das in die Zeitung? Das wäre für unser Unternehmen nicht sehr förderlich, wenn …“
„Ja, kommt es. Aber vorläufig wissen wir nicht, ob das Sägewerk ebenfalls betroffen ist, daher kann ich Sie auch raushalten.“
Der Mann nickte, lächelte kurz und steif, drehte den Autoschlüssel und knallte die Tür zu. Anne schaute dem Wagen nach, der auf den Viborgweg bog. Ihr eigenes Auto hielt in der Nähe und sie entschied, zu dem Haus des seltsamen, jungen Mannes mit einem Hang zu warmen, frisch gelegten Hühnereiern zu fahren. Sie hatte bemerkt, dass es einen schmalen Feldweg dorthin gab.
Vor dem Haus stank es widerlich aus einem dreckigen, grünen Mülleimer, der lange nicht geleert worden war. Ein weiteres Mal bereute sie die Sandalen und beschloss, künftig immer Gummistiefel im Auto zu haben. Eine Ratte verschwand schnell hinter einer der durchsichtigen Mülltüten, die um den Abfalleimer herumlagen und deren Inhalt sich aufgrund der Verwesung nicht mehr identifizieren ließ. Die Plastiktüten waren zerlöchert, und der Großteil des Abfalls lag auf dem Hof verstreut. Als sie ausstieg und sich vorsichtig näherte, bemerkte sie, woher der schlimmste Geruch kam. An der Treppe lag ein halb vertrockneter Dachskadaver, der aussah, als hätte sich das Tier vor seinem Tod in Krämpfen gewunden. Zögernd blieb sie stehen und beobachtete das Haus. Es war totenstill. Das Wort erschreckte sie plötzlich. Was war das für ein Mensch, der in so einem Abfall leben konnte, noch dazu mit einem stinkenden toten Tier vor der Tür? Sie guckte in den Garten über ein Holztor, das schief in seinen Angeln hing. Der Bewohner musste definitiv gewarnt werden; der gesamte Garten war mit Spinnweben bedeckt. Sie versuchte, durch die Fenster hinein zu spähen, aber sie waren zu schmutzig. Die Innenseite war mit einer grauen Staubschicht bedeckt. Das Haus stand leer. Das musste die Erklärung sein. Es konnte keine andere geben. Sie riss sich zusammen und ging entschlossen die Treppe hoch. Vor der Tür zögerte sie erneut, dann klopfte sie und horchte, aber von drinnen kam kein Laut. Der Verwesungsgestank drückte im Hals und sie schluckte ein paar Mal, um sich nicht zu übergeben. Sie entschied sich, wieder zu gehen. Das Haus war ganz sicher bloß verlassen. Der junge Mann, der hier gewohnt hatte, war schon lange ausgezogen. Bestimmt hatte er deswegen keine weiteren warmen Eier gekauft. Dann hörte sie ein Geräusch, als ob drinnen etwas umfiel. Also gab es doch Leben.
„Hallo! Ist jemand zu Hause?“, rief sie und klopfte noch einmal an die Tür. Nichts passierte, es war wieder still. Die Klinke war klebrig und klamm. Sie drückte sie herunter und überwand die Übelkeit. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie brauchte nur einen kleinen, zusätzlichen Schubs mit der Schulter.