Читать книгу Dunkle Träume - Inka Loreen Minden - Страница 19
ОглавлениеKyrian würde sich wohler fühlen, wenn er mit Jenna über die grünen Hügel der Wolds spazierte, als über den schmalen Strand, an dem die Brandung grollte. In ihren Sandalen fand sie kaum Halt auf den Steinen, weshalb sie sich bei ihm eingehakt hatte. Ihre Nähe war höllisch und angenehm zugleich. Er fühlte sich innerlich zerrissen und durcheinander, weil sich alles in seinem Kopf drehte. So viele Gedanken beschäftigten ihn. Wenn Jenna nicht diejenige war, verschwendete er wertvolle Zeit. Leider gefiel es ihm, mit Jenna Zeit zu verschwenden.
»Hier muss es doch irgendwo einen Eingang geben«, murmelte sie und starrte auf die grauweißen Kreidefelsen von Flamborough Head. »Ob ich einen Zauber probieren soll, um ihn zu finden?«
Kyrian versteifte sich und atmete tief den Geruch von Salz und Seetang ein. Sie wollte zaubern! Gut, dann sah er endlich, was sie an Magie beherrschte. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Tu dir keinen Zwang an.«
Neugierig beobachtete er, wie sie die Hände hob, die Handflächen auf die Klippe vor sich richtete und etwas murmelte, das sich lateinisch anhörte.
Nichts passierte.
Grinsend drehte sie sich um, rote Flecken tanzten auf ihrem Gesicht. »Bin nicht mehr so in Übung.« Sie versuchte es erneut und diesmal verstand Kyrian, was sie sagte: »Conquiro caverna!«
»Und?«, fragte er vorsichtig, als er keine Veränderung bemerkte.
Jenna ließ die Arme sinken und die Schultern hängen. »Ich bin eine miese Hexe.«
Sie konnte also schlecht zaubern. Das war eine weitere Eigenart, die er an Jenna mehr als bezaubernd fand. Am liebsten hätte er sie umarmt.
Was hatte er nur für Gedanken? Bezaubernd … umarmen! Irgendwie musste Jennas positive Ausstrahlung auf ihn abfärben, denn solche Gedanken kannte er nicht. Bisher war sein Leben von Leid, Gewalt und einer strengen Ausbildung geprägt gewesen. Er hatte auf ein freies Leben verzichten müssen, auf einen freien Willen. Seine Schwester zu retten und mit ihr – vielleicht sogar in der Menschenwelt – ein neues Leben zu beginnen, war sein Ziel. Doch schon in Vincents Klan hatte er begonnen, sich zu verändern, als er erfahren hatte, was es bedeutete, füreinander da zu sein, eine Familie zu haben und Leute, die sich um einen kümmerten. Das war nicht gut, gefährdete seine Mission.
Isla finden und ausliefern – das hatte oberste Priorität, das konnte sein Leben verändern. Alles andere durfte ihm nichts bedeuten. Und dennoch wollte er Jenna helfen, damit sie endlich erfuhr, wer sie war.
Nein, nur ich will die Wahrheit wissen, dachte er, um sich von all den verwirrenden und neuen Gedanken abzulenken. Beinahe war er versucht, sich direkt mit ihr in die Höhle zu translozieren, die der Dunkelelf-Anteil in ihm spüren konnte. Früher hatten die Dunkelelfen in Bergen oder unter der Erde gelebt – jetzt errichteten sie protzige Bauten, die kaum Fenster besaßen.
Er tat so, als würde er den Fels vor sich akribisch inspizieren und deutete dann nach rechts. »Ich glaube, hinter diesem Vorsprung könnte ein Eingang sein.«
»Wo?« Jennas Kopf fuhr herum. »Ich sehe nichts.«
»Meine scharfen Augen schon. Da ist ein Schatten. Komm, du blinde Hexe, wir müssen dort entlang.« Grinsend reichte er ihr die Hand.
Als sie ihn berührte, fror das Lächeln in seinem Gesicht fest. Fuck, was war bloß in ihn gefahren? So viel sprach er sonst nie, besonders nicht mit seinen Feinden. Er war wirklich nicht mehr er selbst.
Jenna grinste so süß zurück und ihre Augen strahlten, dass sich der Knoten in seinem Magen löste und Kyr sich entspannte. Für einen Moment konnte er den Blick nicht von ihrer Gestalt losreißen. Ihre Haare und ihr Kleid flatterten im Wind. Offensichtlich trug sie keinen BH, denn ihre harten Brustwarzen zeichneten sich durch den Stoff ab. Jennas Brüste sahen straff aus, klein und fest. Sie würden optimal in seine Hände passen.
Er stöhnte innerlich. Seine Gedanken gefielen ihm nicht, wurden verworrener und süßlicher, je länger er mit dieser Frau zusammen war.
Gemeinsam gingen sie weiter über den felsigen Strand, und den Weg meisterte Jenna trotz ihrer Riemchenschuhe plötzlich ohne Probleme.
»Du hattest recht!«, rief sie erfreut, als sich an der nächsten Biegung ein großer, torförmiger Eingang offenbarte. Kyrian sah sich um; seine Sinne meldeten eine Bedrohung, und das nicht, weil auf einem gelben Schild geschrieben stand: Zutritt verboten. Lebensgefahr!
»Worauf wartest du?« Jenna, die schon halb im Dunkeln verschwunden war, winkte ihn zu sich. »Ich könnte einen Goyle an meiner Seite brauchen, der mir den Weg zeigt.«
Skeptisch betrachtete er den Boden. Er war feucht. Jetzt war Ebbe, doch bei Flut drang Wasser in die Höhle. Sie sollten sich beeilen.
Er gesellte sich zu ihr und sie reichte ihm abermals die Hand. Kyrian versuchte sich auf den Weg zu konzentrieren, der sich wie eine Schlange tiefer in den Felsen wand. Ihre Hand war so klein, alles an ihr wirkte zerbrechlich. Von der Statur war sie wie eine Lichtelfe. Wie Isla.
König Lothaire hatte die blonde Elfe einst entführt und als Sklavin ins Dunkle Reich verschleppt. So lauteten die Gerüchte. Dante war aus ihrer Beziehung hervorgegangen, ob gewollt oder gewaltsam, das wusste Kyrian nicht. Allerdings hatte Isla geschafft, zu entkommen. Lothaire hatte nach ihr gesucht und in seiner Wut immer wieder Einrichtungen der Zauberer angegriffen, doch sie blieb verschollen. Lothaire wollte sie sowie jeden ihrer Nachkommen zurück und die Leute tot sehen, die ihr Unterschlupf gewährt hatten.
Kyrian blickte zu Jenna, die leichtfüßig und geschmeidig über das Geröll schritt und dabei kaum einen Laut erzeugte. War sie Isla und ihr Vater der Mann, der Isla beschützte? Die Vater-Tochter-Beziehung könnte Tarnung sein. Lichtelfen konnten den Alterungsprozess verlangsamen, wenn sie einen Nektar tranken, den es nur in ihrer Heimat gab.
Oder war sie eine Tochter von Isla und Mr. Fairchild ihr Vater? Das würde bedeuten, Dante wäre ihr Halbbruder.
Vielleicht war Isla längst zurück in Gwandoria, dem legendären Reich der Lichtelfen? Niemand wusste, wie man dorthin gelangen konnte. Gwandoria galt als uneinnehmbar. Umso mehr wollte es sich Lothaire unter den Nagel reißen. Er hatte wohl immer gehofft, das Geheimnis aus Isla herauszubekommen oder mit ihrer Hilfe dorthin zu gelangen.
Auf jeden Fall war Jenna anders als andere Hexen, das hatte er vom ersten Augenblick gespürt. Er empfing seltsame Schwingungen und fühlte sich in ihrer Nähe berauscht. Außerdem hatte er eine Energie wahrgenommen, als er nach der Operation aufgewacht war. Sie hatte seinen Körper wie Balsam durchströmt. Das war Elfenmagie gewesen, eindeutig.
»Sieh nur«, wisperte Jenna plötzlich und deutete nach vorn. »Da ist etwas.«
Ein bläuliches Licht schimmerte an der Decke des haushohen Gewölbes. Plätschern drang an seine Ohren sowie leises Gekicher. Sie waren nicht allein.
Kyrian zog Jenna hinter einen mannshohen Felsen. Vorsichtig lugten sie daran vorbei. In einem natürlichen Becken, dessen Wasser aussah, als wäre es phosphoreszierend, saßen drei nackte Frauen. Wunderschöne Grazien mit blondem Haar, das einen grünen Glanz besaß. Sie wuschen sich gegenseitig mit einem Schwamm.
»Najaden«, flüsterte Kyr. Wassernymphen. Im Allgemeinen wachten sie über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen. Trocknete die Haut einer Najade aus, so musste sie sterben. Das war ihr einziger Schwachpunkt. Dem Wasser, in dem sie badeten, sagte man magisch heilende Wirkung nach, und den Najaden wurden prophetische Kräfte zugesprochen. Wenn man sie um Rat fragen wollte, forderten sie Sex. Dabei griffen die Wassernymphen direkt auf die sexuellen Energien zu, entfachten sie und saugten sie aus. So ähnlich wie Sukkubi. Eine einzige Wassernymphe war beinahe ungefährlich, doch je mehr sich an dem Liebesspiel beteiligten, desto schwächer wurde das Opfer. Nicht selten führte eine Najaden-Orgie zum Tod.
Jenna starrte sanft lächelnd auf die badenden Frauen. Das gefiel ihm nicht.
»Die sind nicht so harmlos, wie sie aussehen«, flüsterte er.
»Ich hab im Unterricht aufgepasst. Najaden sind nicht zu unterschätzen, aber sie könnten mir Antworten liefern.« Ihre Finger krallten sich in den Stein.
Kyrian hatte sich über sie gebeugt und blickte über ihren Kopf hinweg auf die Nymphen. Dabei stieß sein Unterleib sanft gegen Jennas Hintern, der sich fest und rund durch ihr knappes Kleid abzeichnete. Was sie wohl für ein Höschen darunter trug? Vielleicht gar keins?
Er unterdrückte ein Stöhnen und hielt einen Fluch zurück. Zu lange war er bei keiner Frau mehr gewesen, seit dem Tag, als er Vincents Klan beigetreten war. Er hatte sich keinen Fehltritt erlauben wollen, weil er gespürt hatte, dass Noir ihn zu Beginn hatte beschatten lassen. Er hatte große Lust, mal wieder seinen Druck loszuwerden. Nicht allein unter der Dusche, sondern in einer engen, feuchten … Verdammt! Er musste an etwas anderes denken, aber Jenna machte es ihm nicht einfach. Ständig drückte sie ihren Hintern an seine Lenden. Er könnte einfach ihren Rock heben und in sie stoßen. Hart genug war er bereits. Von hinten – das war seine bevorzugte Stellung. Er hatte keiner Nutte einen Blick auf seine Tattoos und erst recht nicht auf seine Verstümmelung werfen lassen, hatte die Frauen meist im Dunkeln genommen, sodass er sie sah, aber sie ihn nicht.
»Eure sündhaften Gedanken verraten euch«, hallten auf einmal drei hohe Stimmen durch die Höhle.
Fuck, sie waren aufgeflogen!
Jenna räusperte sich und richtete sich auf, blieb jedoch hinter dem Felsblock stehen. »Hallo, habt keine Angst!«, rief sie. »Ich möchte euch nur etwas fragen.«
Mutig war sie, das musste er ihr lassen. Oder lebensmüde.
»Wir haben keine Angst«, sangen die Nymphen im Einklang.
Jenna spähte erneut über den Stein, Kyrian tat es ihr gleich. »Kennt ihr William Fairchild, meinen Vater?«
Die drei Schönheiten schwammen an den Rand des Beckens, stützten sich mit den Ellbogen auf und lächelten verzückt. »Komm zu uns, meine Hübsche!« Ihre Stimmen hallten von der Höhlenwand und erzeugten ein schauriges Echo.
Als Jenna hinter dem Stein hervortrat, packte Kyrian sie an der Schulter. »Geh nicht zu nah ans Wasser.«
Die Augen der Nymphen wurden groß. »Einen leckeren Mann hast du dabei.« Sie kicherten.
Jenna straffte sich. »Ich suche Antworten.«
»Tun wir das nicht alle?«, fragten sie und winkten ihnen zu. »Kommt zu uns und du wirst Antworten bekommen.«
»Du darfst denen kein Wort glauben. Sie sind gefährlich«, zischte Kyrian, der Jenna immer noch festhielt.
»Oh, so skeptisch, dunkler Mann?«
Verdammt, spürten die Nymphen etwa, was er war? Die Wasserwesen nickten ihm zu, als wüssten sie genau, was er dachte.
»Sollte sich Jenna nicht eher vor dir in Acht nehmen?«, säuselten sie unisono.
Sie schnappte nach Luft und wisperte: »Sie kennen meinen Namen.«
Es stimmte tatsächlich, die Najaden besaßen außergewöhnliche Fähigkeiten. Hieß das, Jenna war nicht Isla? Dann womöglich ihre Tochter? Vielleicht konnte Kyr diese Wesen benutzen, um seinerseits Antworten zu bekommen.
Er ließ Jenna los. »Halte Abstand von ihnen.«
Nickend trat sie näher an das Becken. Zu nah für seinen Geschmack.
Die Nymphen klimperten mit den Wimpern. »Du suchst also Antworten, Jenna Fairchild?«
Sie nickte erneut und machte noch einen Schritt, als würde sie magisch von den Wasserwesen angezogen. »Ihr scheint viel zu wissen.«
Plötzlich ging alles ganz schnell. Eine Najade sprang wie ein Fisch aus dem Wasser und packte Jenna am Handgelenk. Schon fiel sie ins Becken. Kyr versuchte noch, nach ihr zu greifen, aber die Nymphen zogen sie sofort an den gegenüberliegenden Rand, sodass er ins Wasser fasste. Es war kalt, bestimmt nicht wärmer als fünfzehn Grad. Zu lange sollte Jenna sich nicht darin aufhalten. Sie machte allerdings nicht den Eindruck, als würde sie die Kälte fühlen. Überrascht oder ängstlich wirkte sie ebenfalls nicht. Als stünde sie unter einem Bann.
Eine Nymphe grinste ihn zuckersüß an. »Komm rein, wenn du sie zurückhaben willst, Rächer der Dunkelheit.«
Seine Kiefer mahlten. Wenn diese Nixen weiterplapperten, würden sie Jenna noch seine wahre Identität verraten. Er musste handeln, wollte sie herausholen, zögerte jedoch, weil er selbst wissen wollte, wer sie war.
Jenna lag auf dem Rücken und trieb an der Oberfläche, während eine Nymphe sie von hinten hielt. Ihr Haar breitete sich wie ein goldener Fächer auf dem Wasser aus. Kyr blinzelte, als er Jennas Ohren erblickte. Sie waren spitz wie bei einer Elfe. Konzentriert sah er ein weiteres Mal hin und die Ohren wirkten völlig normal. Menschlich.
Er knurrte. Die Najaden spielten mit ihm.
Eine von ihnen stand zwischen Jennas Beinen, öffnete ihre Schenkel, glitt dazwischen und schob das Kleid nach oben.
Kyrian schluckte. Ihm offenbarte sich ein schmaler weißer Slip. Die Nässe machte den Stoff fast durchsichtig. Kyr konnte mehr von Jenna sehen, als ihr lieb wäre.
Die Nymphe zwischen ihren Schenkeln zog das Höschen zur Seite und rieb kräftig über ihre Mitte, sodass sich Jenna aufbäumte.
»Du kannst sie besser betrachten, wenn du auch reinkommst, Kyrian.« Zwei winkten ihm erneut und die dritte wisperte: »Lieber nicht, Schwestern.«
Toll, jetzt kannten sie sogar schon seinen Namen. Nur gut, dass er ihn nie geändert hatte. Als er nicht reagierte, umschmeichelten sie Jenna, küssten und streichelten sie überall. Und ihr schien das zu gefallen, denn sie schloss die Augen und stöhnte leise. Kyr war zwar immun gegen die Reize der Najaden, vielleicht, weil der dunkle Part in ihm zu gefühlskalt war, leider aber nicht gegen den Anblick, den Jenna bot. Ihre harten Nippel zeichneten sich durch den nassen Stoff ab. Noch erregender war der Anblick, wie ein Finger der Nymphe immer wieder in Jenna verschwand. Er wünschte, es wäre sein Finger.
»Komm auch rein, dunkler Mann«, forderten zwei ihn unentwegt auf, während sie Jenna befriedigten.
Sie stöhnte lauter und wand sich vor Lust in den Griffen der Nymphen, die jetzt grober wurden und in ihre Nippel zwickten. Aber Jenna wurde nur hemmungsloser und zog die Beine an. Eine Najade hielt immer noch ihren Kopf, damit sie nicht unterging, die anderen fassten an Jennas Kniekehlen und hielten sie in der geöffneten Position.
Kyrian konnte alles sehen. Ihr zierliches Geschlecht, den zarten Flaum auf ihrem Venushügel und die rosigen Lippen, die umso dunkler wurden, je fester die beiden Nymphen an ihnen rieben und zupften.
Unruhig tigerte er am Rand des Beckens entlang. Lange würde er sich das nicht mehr ansehen.
»William verschweigt dir etwas Bedeutsames«, sangen die Najaden.
»Ich weiß«, antwortete Jenna wie in Trance. »Das hab ich schon vor langer Zeit gespürt. Was ist es?«
»Wir fühlen deine brennende Neugier, aber wir wollen einen Lohn für unser Wissen.«
Als Jenna »Was ihr wollt« wisperte, wäre Kyrian beinahe ins Wasser gesprungen.
»Du kommst sofort da raus!«
Die Nymphen lachten. »Komm du doch rein. Es ist herrlich bei uns.« Lasziv fuhr sich eine von ihnen über ihre Brüste und leckte sich über die Lippen. »Du kannst mich auch von hinten nehmen.«
Ihr Angebot ließ ihn so kalt wie das Wasser, in dem sie badeten. Wenn Jenna nicht bald rauskam, würde sie sich eine ordentliche Erkältung einfangen.
Die drei streichelten und fingerten Jenna immer heftiger. Sie atmete schneller, ihr Gesicht war gerötet.
Jetzt reichte es ihm. Er bewegte sich blitzschnell in den Schatten und huschte hin und her, um die Najaden zu verwirren. Wozu war er zu einem Teil ein Dunkelelf, der einem Kriegergeschlecht entstammte? Er besaß Fähigkeiten, die über die gewöhnlicher Dunkelelfen hinausgingen. Jennas menschliche Augen würden ihn nicht erfassen, nur die Najaden ließen sich nicht so einfach austricksen. Einen Versuch war es wert, solange sie abgelenkt waren.
Er huschte von hinten ans Becken, damit Jenna ihn nicht sehen konnte – auch weil ihr Blick von der Nymphe verdeckt war, die sie jetzt unter den Armen hielt –, und translozierte sich blitzschnell ins Wasser. Dort umarmte er eine Najade und beamte sich mit ihr in die Wüste.
»Das hast du nicht vorhergesehen, was?«, knurrte er. Kyrian translozierte sich in letzter Zeit äußerst selten. Meistens nur, wenn er die Dimensionen wechselte, denn eine Translokation verbrauchte viel Energie. Niemand in dieser Welt durfte wissen, dass er das beherrschte.
Gluthitze und Staub schlugen ihm entgegen. Im ersten Moment konnte er kaum atmen, so sehr brannte die flirrende Luft in seinen Lungen. Genauso unerbittlich schien die Sonne herab.
Er ließ das nackte Wesen in den Sand fallen und wollte bereits wieder zu Jenna, als die Najade ihn am Fuß packte.
»Bitte, lass mich nicht hier zurück!«
Er wusste, dass sie in der Wüste sterben würde. Tatsächlich begann ihre Haut bereits auszutrocknen und riss auf. Er zögerte.
»Bitte, ich weiß, dass deine Seele nicht so schwarz ist wie du selbst glaubst. Setz mich ins Wasser und ich werde dir die Zukunft vorhersagen.«
Wie sie ihn so armselig anblickte … »Verflucht«, murmelte er, hob sie hoch und translozierte sich an das Ufer eines Bergsees in den Karpaten. Das Gewässer lag zwischen zwei Bergkuppen, und da es dämmerte, sah es wie ein schwarzer Spiegel aus. Friedlich war es hier und verdammt ruhig. An diesem Ort würde die Najade nicht so schnell ein Opfer finden.
Sofort lief die Nymphe ins Wasser, spritzte vergnügt darin herum und lachte, als wäre nichts geschehen. Sogar ihre Haut schien geheilt.
»Was ist jetzt mit meiner Zukunft?«, rief er mürrisch, denn er wollte Jenna nicht lange allein lassen.
»Dein Leben wird bald eine grundlegende Wendung erfahren«, sang sie.
Sein Herz raste bei diesen Worten. Bedeutete das, alles würde so werden, wie er es sich wünschte? Bekam er Myra zurück? Würden sie beide frei sein?
»Ich hab dir alles gesagt, was ich weiß«, erwiderte sie, tauchte unter und war verschwunden.
Zwei Versuche hatte er noch. Er translozierte sich zurück in die Höhle und riss sich zusammen, um sich nicht ablenken zu lassen. Eine Nymphe stand zwischen Jennas Beinen und leckte sie hingebungsvoll. Als sie ihn bemerkten, drehten sie den Kopf in seine Richtung. Ihre Augen schimmerten nicht mehr blau, sondern waren beinahe schwarz.
»Wo ist unsere Schwester?«, zischten sie.
Da, wo ihr auch bald sein werdet, dachte er, translozierte sich ins Wasser und schnappte sich das Wesen zwischen Jennas Schenkeln, bevor sie die Augen öffnete und bemerkte, was hier ablief.
Die zweite Najade kreischte so laut, dass Kyrian sie am Ufer des Sees fallen ließ. Sofort packte er sie am Fuß, weil sie zu ihrer Schwester ins Wasser fliehen wollte. Sie fauchte ihn an. Nadelspitze Zähne zeigten sich ihm. Die waren zuvor nicht da gewesen.
»Halt, meine Schöne, ich will erst eine Antwort!«
»Jenna ist ein Teil des Puzzles«, erwiderte sie trotzig und versuchte ihn zu beißen.
Kyrian ließ sie los, weil er nicht wusste, wie sich der Biss einer Najade auswirkte. Aber ihm stockte bei ihrer Antwort der Atem. Dann hatte Jenna also etwas mit Isla zu schaffen? Bedeutete es, er war seinem Ziel nah?
Die Nymphe verschwand im Wasser und tauchte neben ihrer Schwester unter. Nun war nur noch eine übrig. Er translozierte sich zurück, diesmal gleich ins Becken, direkt hinter die letzte Najade.
»Du bekommst sie nicht aus dem Wasser, bevor sie nicht den Gipfel der Lust erreicht hat, dunkler Wanderer«, wisperte sie ihm über ihre nackte Schulter zu. Dabei streichelte sie Jennas Brüste durch den Stoff des Kleides.
Was sollte er tun? Wenn er wartete, bis Jenna einen Orgasmus hatte, würde die Nymphe ihr einen Teil ihrer Lebensenergie stehlen. Jenna trieb auf der Oberfläche, die Augen geschlossen, und keuchte. Die Najade schwamm um sie herum, zwischen ihre Schenkel. Jenna ging nicht unter. Lag ein Zauber auf ihr? Oder sorgte das Wasser für Auftrieb? Kyrian probierte es, indem er seinen Zeigefinger eintauchte und ableckte. Es schmeckte nicht salzig. Also sorgte die Nymphe dafür, dass Jenna auf der Oberfläche blieb.
Lächelnd nickte sie ihm zu.
Wenn er schnell wieder hier war … Er überlegte nicht lange, sondern verfrachtete Schwester drei zu ihren Artgenossinnen. Dabei hielt er sie so von hinten gepackt, dass sie ihn nicht beißen oder ihre Arme bewegen konnte.
»Du wirst deine Schwester nicht zurückbekommen!«, kreischte sie und wand sich in seinem Griff. »Doch wir vielleicht unsere.«
»Was? Aber … Was sollen deine Worte bedeuten?«
Sie hörte auf zu zappeln und sprach überraschend sanft: »Deine kleine Freundin wird ertrinken, wenn du nicht sofort zu ihr zurückkehrst.«
Kyrian war hin und her gerissen. »Dann sprich endlich!«
»Ich habe dir schon alles gesagt.«
»Bitte!« Verdammt, es war nicht seine Art, zu flehen, nur lief ihm die Zeit davon. Er war sicher, dass er die Informationen, die er brauchte, früher oder später herausbekommen würde. Doch dann würde Jenna sterben und er brauchte sie. Vielleicht bestand noch Hoffnung für Myra. Prophezeiungen konnten auf so viele Arten ausgelegt werden. Außerdem – wer sagte, dass ihn die Nymphe nicht linken wollte? »Erzähl mir etwas über Jenna! Ist sie meine Verbindung zu Isla?«
»Sie sti-irbt«, säuselte sie und Kyr ließ sie los.
Er musste zurück. Die Nymphe rettete sich zu ihren Schwestern, doch bevor sie untertauchte rief sie ihm zu: »Lass deine Gefühle zu, um auf die andere Seite zu gelangen. Danach musst du tief hinab, wenn du Jenna haben willst. Sie ist dein Licht im Dunkel und deinem Feind näher, als dir lieb ist.«
Perplex blieb Kyrian am Ufer stehen und dachte über die verwirrenden Worte nach. Wenn er Jenna haben wollte, musste er seine Gefühle zulassen? Was meinte die Nymphe mit »haben«? Damit er sie ausliefern konnte? Und was bedeutete der zweite Teil?
Verdammt, ihm blieb keine Zeit zum Rätselraten.
Als er zurück in der Höhle war, sah er Jenna am Grund des Beckens liegen. Sie regte sich nicht. Hatte er zu lange gezögert?
Ein Stich durchfuhr seine Brust. »Jenna!« Sofort translozierte er sich zu ihr unter Wasser und wollte sich mit ihr herausbeamen, aber es ging nicht. Er zog sie an seine Brust und tauchte auf. Das Wasser war nicht tief, sodass er stehen konnte und es ihm nur bis zum Bauch reichte.
»Jenna!«
Als sie tief Luft holte und die Augen aufschlug, fühlte er sich um mehrere Zentner leichter. Ihr Blick war auf die Höhlendecke gerichtet, auf der sich das Licht des Wassers spiegelte. Es verlor langsam seine Leuchtkraft, jetzt, wo die Najaden nicht mehr darin badeten. In wenigen Minuten würde es in der Höhle stockdunkel sein.
»Kannst du mich hören?«, fragte er und watete mit ihr zum Beckenrand, aber was er auch versuchte, er bekam Jenna nicht heraus. Als würde sie plötzlich tausend Kilo wiegen, sobald er sie über den Wasserspiegel hob.
Verdammt, die Nymphe hatte ihn nicht belogen. Jenna war immer noch gefangen von deren Bann. Er schien bleibenden Bestand zu haben. Erst ein Höhepunkt würde sie erlösen.
»Stell dich hin, Weib«, sagte er und sie gehorchte ihm sofort. Ihre Arme legten sich um seinen Nacken, ihre Lippen knabberten an seinem Hals. Seine Hand wanderte unters Wasser und presste sich an ihre Scham. Dort war sie heiß und glitschig.
Er schluckte. »Ich tu das nur, um dich zu retten, verstehst du mich?«
Anstatt ihm zu antworten, begann sie, ihre Hüften zu bewegen und sich an seiner Hand zu reiben. Er übte mehr Druck aus und ignorierte das Pochen seines Schwanzes so gut er konnte. Das hier war eine Rettungsaktion, er würde nicht über die wehrlose Hexe herfallen, auch wenn seine Gedanken immer schmutziger und dunkler wurden. Er brauchte nur seine Hose zu öffnen, seinen harten Schwanz herauszuholen und ihn in sie zu … Nein, seine Hand musste reichen.
Vorsichtig ließ er einen Mittelfinger in ihre Hitze gleiten, der von ihrem Inneren umschlossen wurde. Wie eng sie war … Seinem Schwanz würde das gefallen. Kyrian stöhnte unterdrückt, während ihre Hüften in Ekstase zuckten. Er trieb seinen Finger fester in sie, wobei seine andere Hand an ihrem Hintern lag und Gegendruck ausübte. Er spürte jedes Detail ihres Geschlechts, als sie sich an ihm rieb. Seinen Daumen ließ er über die harte Knospe kreisen, was ihre Lust hoffentlich so schnell anstachelte, dass sie bald kam. Er konnte sich nicht mehr lange beherrschen.
»Kyrian«, wisperte sie an seinem Hals. »Ich …«
Ein lang gezogenes Stöhnen entwich ihrer Kehle, als ihr Höhepunkt hereinbrach. Sie wand sich und zappelte in seinem Griff, und er gab noch einmal alles, um ihr größtmögliche Lust zu bereiten.
Plötzlich ließ sie ihn los und ihr Körper verlor die Spannung. Kyrian fing sie auf, hob sie auf die Arme und stieg aus dem Becken. Er hatte die Kälte kaum gespürt, weil er nicht so empfindlich reagierte, aber Jenna war eiskalt. Ihre Zähne klapperten.
»W-wo sind die Nymphen hin?«, flüsterte sie.
»Untergetaucht«, murmelte er und drückte sie fest an seine Brust. So schnell er konnte lief er aus der Höhle und den schmalen Weg an den Klippen nach oben, wo sein Auto stand. Die Dämmerung war hereingebrochen und ein kühler Wind wehte vom Meer herauf. Vor dem Kofferraum setzte er Jenna ab. »Kannst du stehen?«
Sie nickte. »Geht schon wieder.«
Er öffnete das Auto und holte eine trockene Hose aus seiner Tasche. Neben ihm zog Jenna ein Kleid aus ihrem Koffer.
»Das ist mir so peinlich«, sagte sie leise.
»Du kannst dich erinnern?« Hastig schlüpfte er aus dem nassen Shirt.
»An genug, um vor Scham im Boden zu versinken.«
Während sie sich umzogen, drehte er ihr den Rücken zu. Nicht nur aus Respekt, sondern damit sie nicht sah, wie hart er noch war. »Warum hast du nicht gezaubert, als die Najaden anfingen, dich in ihren Bann zu ziehen?« Er musste endlich wissen, wie gefährlich sie ihm werden konnte.
»Ich fürchte, ich bin keine besonders gute Hexe.« Sie hörte sich geknickt an. »In der Schule war ich die Schlechteste im Fach Zauberkünste. Das bisschen Magie, das ich beherrschte, hätte auch ein gewöhnlicher Mensch lernen können.«
Kyrian riskierte einen Blick über seine Schulter. Jenna sah aus wie ein nasses Hündchen, daher wollte er nicht weiter darauf herumreiten. Sie trug bereits ein neues Kleid, ein blaues diesmal, und wrang das nasse aus. »Wünschst du dir nicht manchmal, einfach ein normaler Mensch zu sein?«, fragte er.
Überrascht sah sie ihn an. »Warum?«
»Wir sind doch viel mehr Gefahren ausgesetzt.«
»Auch nicht mehr als andere, nur wissen wir davon … und wie wir uns verteidigen können. Eigentlich.« Sie hauchte ihm ein Danke entgegen und packte ihr nasses Kleid in eine Plastiktüte. Dabei fielen ihr die feuchten Haare ins Gesicht. Er sollte wohl ihre brennenden Wangen nicht sehen. Sie seufzte leise. »Ich habe uns in Gefahr gebracht und ich habe nichts, aber auch gar nichts Wichtiges aus den Najaden herausbekommen.«
Dafür er, was ihn ungemein aufwühlte.