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Kapitel 11 – Wo der Hammer hängt
ОглавлениеNoir hatte Jamies Hilfe bei einem heiklen Fall gebraucht. Nick wusste, dass sie ihren Bruder nicht damit beauftragt hätte, wenn es nicht wirklich wichtig gewesen wäre. Da Jamie die Gabe besaß, Stimmen von Toten zu hören, hatte er einen verstorbenen Magier befragt, ob er umgebracht worden war oder Selbstmord begangen hatte.
Während der Séance, bei der Noir den Geist des Toten heraufbeschworen hatte, war Nick dem Kleinen nicht von der Seite gewichen – weil dieser ihn darum gebeten hatte. Nick freute sich, dass sich Jamie ihm endlich anvertraute. Jamie hatte seine Aufgabe mit Bravour gemeistert. Nick hatte gesehen, wie stolz Noir auf ihn war, es ging ihm selbst nicht anders. Der Fall war gelöst; es hatte sich tatsächlich um einen Unfall gehandelt und die Witwe bekam nun ihr Vermögen. Jetzt war Jamie müde, denn das Gespräch mit dem Magier war anstrengend gewesen und hatte über eine Stunde gedauert.
Gemeinsam gingen sie zum Wohntrakt. Nick würde Jamie ins Bett bringen und sich von der Dachterrasse schwingen, sobald er schlief. Er brauchte dringend Energie und würde sich zu einem Menschen in die Wohnung schleichen. Heute Nacht wollte er keine Frau, sondern einen Mann. Einen, der ihn ein wenig an Jamie erinnerte. Einen jungen, großen Kerl, den er leidenschaftlich lieben würde, während der Schlafende nichts davon mitbekam.
Schon wochenlang hatte er sich nicht mehr von der Lebensenergie eines anderen genährt, seit er Jamie beschattete. Er brauchte endlich wieder Power.
»Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?«, fragte Jamie plötzlich, als sie vor seiner Tür standen.
Nick schluckte hart. Er konnte ihm den Wunsch schlecht abschlagen. Vielleicht würde er sich sonst in der Unterwelt verkriechen. Da hatte Nick ihn lieber nah bei sich, auch wenn es eine Tortur wäre, sich zurückzuhalten. Er würde warten, bis Jamie eingeschlafen war, einen Zauber auf ihn legen, damit er nicht erwachte, und sich dann ein Opfer suchen.
Als er nicht schnell genug antwortete, warf Jamie ein: »Nicht, was du denkst, ich möchte keinen … Sex.« Er blickte auf die Füße, seine Stimme wurde leiser. »Ich möchte nicht allein sein. Nur neben dir liegen. Ich fass dich bestimmt nicht an.«
Am liebsten hätte er Jamie an die Brust gezogen, so verzweifelt wirkte er. Anscheinend hatte er Angst, sich nicht erholen zu können, keine Ruhe vor Zorell zu finden. Der Zash hatte sich überraschenderweise während der Séance zurückgehalten. Dafür drängte es ihn bestimmt bald nach draußen. Zorell hasste es, eingesperrt zu sein. Das hatte Jamie ihm anvertraut. Er sah müde aus, seine Augen waren gerötet und die Lider geschwollen.
»Klar«, brachte Nick krächzend hervor und marschierte zu seiner Wohnung. Nachdem er geöffnet hatte, deutete er auf eine Tür. Der Kleine wusste natürlich, wie es bei ihm aussah und dass dort sein Schlafzimmer lag.
»Mach’s dir gemütlich, ich geh nur schnell duschen und hau mich dann auch aufs Ohr.« Nick folgte ihm ins Schlafzimmer und verschwand schnell hinter der nächsten Tür. Da er stets barfuß unterwegs war, weil ihm einerseits fast keine Schuhe passten und er andererseits Bewegungsfreiheit für seine Zehen brauchte, mit denen er sich überall einkrallen konnte, gönnte er sich jeden Tag eine ausgiebige Dusche in seinem luxuriösen Badezimmer. Es war größer als gewöhnlich, weil er und seine Schwingen Platz beanspruchten. Seine Dusche war ein gläserner Raum von vier Quadratmetern. Ein paar andere Goyles, Vincent eingeschlossen, besaßen auch so eine. Zahlreiche Düsen und Duschköpfe spritzten Wasser von allen Seiten auf ihn. Nick wollte sein Badezimmer nicht mehr missen. Die Wasserstrahlmassage war herrlich.
Er hatte das Shampoo aus seinen Haaren gespült, als die Tür zum Badezimmer aufgerissen wurde. Jamie stürmte herein, nur in Shorts gekleidet. Hastig wischte Nick den Dampf von der Scheibe. »Was ist los?« Aber dann sah er es: Jamies Augen verfärbten sich schwarz. Zorell war im Anmarsch.
»Lust auf animalischen Sex unter der Dusche?«, rief Nick, öffnete die Glastür, packte Jamie am Arm und zog ihn hinein.
»Ihr Schwanzlutscher kommt wohl gar nicht mehr voneinander los«, knurrte der Zash.
»Bleib doch«, sagte Nick liebenswürdig. »Ich würde dir mit Vorliebe zeigen, wo der Hammer hängt.« Er drückte Zorell gegen die gläserne Wand und rieb seinen Unterleib lasziv an dessen Bauch.
Zorell verzog das Gesicht, als würde er Schmerzen leiden, und sofort waren die Augen wieder klar.
Jamie prustete los. »Wo der Hammer hängt?« Er drückte Nick von sich und warf einen kurzen Blick zwischen seine Beine. »Ist ja tatsächlich ein Mordsgerät.«
Nick sah an sich hinunter. Er war gut bestückt, das musste er zugeben, obwohl er nicht einmal erregt war. Zorell ließ ihn kalt. Jamie hingegen …
Was machte der Kerl denn jetzt? Er zog die durchnässten Shorts aus, warf sie vor die Duschtür und sah sich neugierig in der Kabine um.
»Wow, ich will auch so eine Dusche. Wozu sind die vielen Knöpfe?« Er drückte auf einen blauen und bekam prompt eine eiskalte Ladung entgegengeschossen. »Shit!« Lachend sprang er zurück. »Ich hab mich schon immer gefragt, wozu die ganzen Funktionen gut sind. Vincent hat auch so eine.«
Nick konnte ihn nur anstarren und freute sich, dass der Kleine seit langer Zeit aus sich herauskam. Wie ein Kind probierte er alle Hebel und Schalter aus und hatte den größten Spaß. Nick hatte nur Blicke für die süßen Grübchen über Jamies Hintern übrig. Der Mann war ein Leckerbissen. Groß für einen Menschen, schlank, sehnig … Wie sich der geschmeidige Körper unter seinem anfühlen würde?
Bevor Nick hart wurde und es zu peinlichen Szenen kam, erklärte er Jamie die zahlreichen Funktionen auf der Armatur, während das warme Wasser unaufhörlich aus drei riesigen Duschköpfen über ihnen rieselte.
»Dein Bad ist echt ’ne Wucht, ich glaub, ich penn öfter mal bei dir.«
Sie alberten herum und spritzten sich nass, neckten sich und beschmierten sich mit Seife – bis Jamie plötzlich ernst wurde. Er atmete schwer, seine grünen Augen richteten sich auf Nick.
»Es war gemein von mir, dich ständig zu provozieren. Das tut mir leid.«
Wow. Nick wusste nicht, was er sagen sollte. Der Kleine wurde endlich erwachsen. »Schon okay, du warst verzweifelt.«
Als Jamie flüsterte: »Das bin ich immer noch«, musste Nick ihn an sich ziehen. Jamie legte den Kopf an seine Brust und umarmte ihn. »Bei dir fühle ich mich sicher.«
Sein Griff zog sich zu; Nicks Geschlecht wurde an Jamies Bauch gepresst. Verdammt, er wollte keinen Sex mit ihm, aber sein Hunger war so groß, dass er sich kaum noch zurückhalten konnte. Er nahm Jamies Wangen zwischen die Hände und küsste die zitternden Lippen, während Jamies Lider flatterten und schließlich zufielen. Seufzend schmiegte sich der Süße an ihn und begann ihn wild zu küssen. Sie streichelten sich überall, bis es Nick vor Hunger nach sexueller Energie und Lust nicht mehr aushielt. Er presste Jamies Körper gegen die Glaswand und hob ihn am Gesäß hoch. Jamie schlang die Beine um ihn, sodass sich Nicks Geschlecht zwischen dessen Pobacken drängte. Der Kleine war nass und glitschig, Nick brauchte nur in ihn zu gleiten. Er würde sanft sein und ihn vorsichtig dehnen, damit er sich an seine Größe gewöhnen konnte. Er würde … Verdammt! Seine Spitze steckte bereits in ihm.
Jamie warf den Kopf zurück. »Nimm mich endlich oder ich zerspringe!«
Er war wunderschön in seiner Ekstase. Nur ein Mal, dachte er sich. Ein einziges Mal mit Jamie würde nicht schaden. Ein Mal etwas Energie von ihm nehmen, ihn ein Mal lieben, mit allem, was er war. Bei dem Gedanken stieß sich Nick behutsam tiefer in den heißen Leib. Sofort schoss Lebensenergie wie Stromschläge von seinen Lenden bis in den Kopf. Es fühlte sich an, als ob er kurz vor dem Verdursten endlich die rettende Oase gefunden hatte. Nick trank förmlich von ihm, kostete von seinen Lippen und massierte mit einer Hand Jamies Erektion, während er ihn mit der anderen weiterhin hochhob. Er wollte schnell machen, nicht so viel von dem Süßen nehmen, deshalb knetete er dessen Schaft regelrecht durch, bis sich Jamie laut stöhnend in seine Hand ergoss. Als der Höhepunkt über ihn hinwegfegte, kam auch Nick. Er trieb sich noch ein wenig tiefer in die Enge, bis explosionsartig jede seiner Zellen mit frischer Energie aufgeladen wurde. Er war high, berauscht und herrlich befriedigt.
Sanft zog er sich zurück und stellte Jamie auf die Beine. Da kam die Ernüchterung.
Was hatte er getan?
Er befürchtete, Jamie könnte jede Sekunde zusammenbrechen, und reinigte ihn hastig von den Spuren ihrer Liebe, aber er stand einfach nur lächelnd da und gähnte.
»Das war phänomenal.«
Tausend Entschuldigungen hatten Nick auf den Lippen gelegen, doch jetzt brachte er kein Wort heraus. Jamie sah nicht aus, als wäre er geschwächt, sondern grinste wie ein Betrunkener.
Nick half ihm aus der Dusche, rubbelte ihn mit einem Handtuch trocken und verfrachtete ihn in sein überdimensional großes Bett. Dort rollte sich Jamie selig zusammen, forderte einen Gutenachtkuss und schloss gähnend die Augen.
Gebannt und ein wenig ängstlich lauschte Nick den Schlägen seines Herzens. Es pochte stark; keine Anzeichen für einen Schwächeanfall.
Nick stutzte. Wie war das möglich?
Er löschte alle Lichter und schlüpfte zu Jamie unter die Decke. Der Kleine kuschelte sich an ihn und legte einen Arm um seine Hüfte. Nick dachte lange nach, ob der Zash seinen Süßen irgendwie heilte oder ihm gar Kraft spendete, aber musste Jamie nicht Zorell mit Seelenfetzen versorgen, damit dieser bei Kräften blieb? Klar heilte der Dämon Jamies Wunden, doch hier ging es nicht um Verletzungen. Nick hatte sich an dessen Lebensenergie bedient.
Woher kam diese Kraft? Normalerweise aus der Seele. Da Jamie keine Seele mehr besaß, musste sie irgendwie vom Zash gekommen sein. Oder? Um mehr Antworten zu erhalten und ganz sicherzugehen, beschloss er, noch einmal in Jamies Kopf einzudringen.
Nachdem der Süße eingeschlafen war, tauchte Nicolas in sein Bewusstsein ab. Er fand sich erneut in Jamies Jugendzimmer, nur huschte er diesmal gleich zur Tür hinaus. Im Haus war es totenstill. Ob sich Zorell wieder im Wohnzimmer aufhielt? Der Fernseher war zumindest aus. Nick schlich die Treppe nach unten und verharrte abrupt auf der letzten Stufe, als er ein Stöhnen hörte. Vorsichtig spähte er durch den düsteren Flur in den Wohnraum.
Der Zash war tatsächlich dort. Er lag auf der Couch, eine Hand auf die Stirn gepresst, und sah aus, als wäre er krank. Er atmete schwer und seine graue Haut wirkte blass und eingefallen. Als wäre er um Jahre gealtert.
Sofort zog sich Nicolas aus Jamies Bewusstsein zurück. Er hatte also recht gehabt. Verdammt! Wenn er den Zash schwächte, immer mehr, und der daran starb, würde Jamie auch sterben. Ohne Zorell wäre sein seelenloser Körper nicht lebensfähig.
Zärtlich strich Nicolas über Jamies Haar und küsste seine Stirn. Niemals würden sie so zusammen sein können, wie er sich das wünschte. Sein Herz verkrampfte sich. Ihre Beziehung war aussichtslos …