Читать книгу Dem dunklen Rächer verfallen - Inka Loreen Minden - Страница 9
Kapitel 6 – Ungezügelte Leidenschaft
ОглавлениеCole glaubte zu träumen. Stand wirklich der dunkle Rächer vor ihm, noch dazu splitternackt? Küsste ihn? Streichelte ihn?
Obwohl sich alles echt anfühlte, war es doch zu schön, um wahr zu sein. Rochford besaß breite Schultern, muskulöse Oberarme, eine starke Brust und leicht raue Hände, die unglaublich sanft über seinen Rücken strichen. Doch Cole wollte nicht sanft behandelt werden, denn er musste Rochford spüren. Richtig spüren!
Cole umarmte ihn fest und fühlte erfreut, wie sich dessen Erektion gegen seinen Unterleib presste. Der Lord grub die Finger in Coles Haar und küsste ihn stürmischer.
Ja, genau so wollte er es.
Coles steinhartes Geschlecht zuckte, und er rieb es an Rochfords Oberschenkel, während er selbst gierig nach den hungrigen Lippen schnappte. Himmel, was für ein Gefühl! Er glaubte, zu schweben.
Wie weit würde Rochford gehen? Er wirkte völlig ausgehungert und schien sich im Rausch zu befinden, genau wie Cole. Mutig fuhr er mit einer Hand zwischen ihre Körper und griff in das gekräuselte Brusthaar, betastete die Muskeln, die weiche Haut. Der Lord war ein richtiger Mann und so verdammt attraktiv!
Er traute sich, seine Hand tiefer gleiten zu lassen, strich über den flachen Bauch und umschloss schließlich Rochfords hartes Geschlecht. Der zuckte leicht zusammen und keuchte in seinen Mund, wich jedoch nicht zurück. Stattlich und kraftvoll wirkte die Erektion, genau wie der Rest von ihm. Als Cole mit dem Daumen über die pralle Spitze strich, um die ersten Tropfen darauf zu verteilen, stöhnte Rochford so kehlig, dass sich Cole fast ergossen hätte. Er wollte aber, dass es noch lange nicht zu Ende war und seinen dunklen Rächer genau ansehen, deshalb drückte er ihn leicht nach hinten, bis er mit den Kniekehlen an das Bett stieß.
Rochford ließ sich rückwärts hineinfallen und zog Cole mit sich. Als er auf dem harten Körper zu liegen kam, kroch er richtig auf ihn, um ihn zu küssen, sich an ihm zu reiben. Rochfords Hände lagen plötzlich auf seinem Hintern, und er genoss es, dass seine Pobacken kräftig geknetet wurden. Himmel, er wollte in diesen Mann am liebsten hineinkriechen!
Cole setzte sich auf und strich über die breite Brust mit dem gekräuselten Haar. Rochfords Lippen sahen leicht geschwollen aus von ihren Küssen, woraufhin es heftig in seiner Brust zog. Er begehrte diesen Mann von Sekunde zu Sekunde mehr.
Cole rutschte auf dessen Schoß ein wenig nach oben und beugte sich leicht nach vorne, sodass er gleichzeitig sowohl seine eigene als auch Rochfords Erektion umfassen konnte. Mit beiden Händen rieb und massierte er ihre harten Geschlechter, bis Rochford hilflos rief: »Hör auf!«
Sie beide keuchten schwer, standen kurz vor dem Höhepunkt. Doch anscheinend wollte der Lord ebenso wenig wie er, dass es schon zu Ende war. Denn Rochford warf ihn regelrecht ab und brachte ihn unter sich.
Coles Herz sprang wild in seiner Brust umher. Er öffnete die Beine ein bisschen, bereit, Rochford hineinzulassen. Würde der die Einladung annehmen?
Vor Coles Augen drehte sich alles vor Aufregung, denn er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Rochford verriet es ihm auch nicht, sondern legte sich auf ihn, um ihn wieder zu küssen.
Das war ihm auch recht. Hauptsache, sie berührten sich irgendwie.
Die Küsse dieses großen, attraktiven Mannes steckten voller Energie und schienen nicht enden zu wollen. Cole schob die Hände in dessen weiches, dunkles Haar und wisperte: »Du bist ja völlig ausgehungert. Wann hattest du das letzte Mal Sex?«
Als Rochford erstarrte und nichts sagte, setzte Cole hinzu: »Ich meine … richtigen Sex. Mit einem Mann.«
Er spürte das Herz des Lords wild an seiner eigenen Brust schlagen, da sich ihre Oberkörper aneinanderpressten. Einen Moment lang wurde Cole durchdringend angestarrt, bevor Rochford leise antwortete: »Das werde ich dir gerade noch auf die Nase binden.«
Der Mann vertraute ihm nicht. Noch nicht. Zu Recht, schließlich dachte Rochford, er sei ein Dieb und hatte Angst, was Cole mit dem Wissen über den Lord anfangen könnte. Er würde den Marquess jedoch niemals erpressen. Sie saßen doch im selben Boot!
Rochfords männliches Gesicht wurde wieder weicher, und er fragte: »Woher hast du diese Narbe?« Sanft strich er mit der Zunge über seine Unterlippe, sodass Cole vor Wonne erzitterte.
»Das werde ich dir gerade noch auf die Nase binden«, erwiderte er frech, doch sein Lächeln erlosch, als er daran dachte, wie diese Narbe entstanden war.
Nicht jetzt daran denken!, ermahnte er sich und genoss es, einen Mann auf sich zu spüren – und dazu nicht irgendeinen, sondern den dunklen Rächer.
Cole hatte schon öfter überlegt, in die Fußstapfen des Rächers zu treten, aber davon konnte er weder Miete noch Essen bezahlen. Nun verstand er, wie der Rächer überleben konnte: Der schwamm in Geld.
»Und woher hast du die hier?« Der Lord leckte erst über seine linke Brustwarze, bevor er die Narbe darüber ebenfalls mit der Zungenspitze liebkoste. »Hast du die von deinem Leben auf der Straße?«
»Vielleicht«, stieß Cole atemlos hervor. Ein süßer Schwindel erfasste ihn, und er wollte den Lord am liebsten tiefer drücken, damit der ihn auch dort mit dem Mund verwöhnte. Doch Cole sollte nichts überstürzen. Der Mann hatte Angst, war verunsichert. Kein Wunder, sie taten schließlich etwas Verbotenes! Aber wie konnte sich etwas Verbotenes nur so verdammt richtig anfühlen?
Miles’ ganzer Körper schien unter Strom zu stehen und er genoss es, auf einem harten Männerkörper zu liegen. Diese neuen, erotischen Erfahrungen waren ganz anders als mit einer Frau. Viel intensiver. Er könnte sich auch keinen besseren Partner als Cole vorstellen. Der leidenschaftliche Mann entsprach optisch genau seinen Vorstellungen und er berührte sein Herz auf besondere Weise. Miles wusste jedoch noch nicht, ob Letzteres gut war. Sie sollten sich nicht zu nahe kommen, sich vielleicht nur hin und wieder treffen, um ihre verbotene Leidenschaft auszuleben. Zum Glück stammten sie nicht aus derselben Gesellschaftsschicht, hatten keine gemeinsamen Freunde, niemand könnte sich verplappern. Sie hatten nur sich, und im Augenblick waren sie Verbündete.
Miles wollte dasselbe versuchen wie sein feuriger Liebhaber zuvor, griff zwischen ihre erhitzten Körper und umfasste gleichzeitig sein eigenes sowie Coles hartes Geschlecht. Der junge Mann bäumte sich regelrecht unter ihm auf, stöhnte und krallte die Finger in Miles’ Haar.
»Jaaa«, stieß Cole atemlos hervor. »Fester!«
Miles rieb so intensiv, dass es leicht wehtat. Doch er begrüßte diesen süßen Lustschmerz. Er betäubte die Pein in seinem Herzen und feuerte seine Erregung an.
Cole krallte die Finger nun in seinen Rücken, in seinen Hintern, in seine Oberarme. Wie von Sinnen warf er den Kopf hin und her, keuchte, stöhnte, bäumte sich auf. Ihn derart hingebungsvoll zu sehen, brachte Miles’ Beherrschung zu Fall. Mit einem erlösenden Schrei ergoss er sich auf Coles Bauch, und dieser süße Dieb, der nun auch seinen Samen geraubt hatte, kam ebenfalls zum Höhepunkt.
Schließlich ließ sich Miles auf ihn sinken, und es störte ihn nicht, dass sie zusammenklebten. Er stützte die Ellbogen seitlich von Cole ab und konnte nicht aufhören, ihn anzublicken. Er hatte die faszinierendsten grünen Augen, die er je gesehen hatte, die dichtesten Wimpern, den erotischsten Mund. Und den musste er einfach noch einmal küssen. Sanft. Zärtlich.
»Das war schön«, flüsterte Cole, wobei er zittrig lächelte und sein Gesicht tomatenrot wurde, das erkannte Miles selbst im schwachen Kerzenlicht.
»Hmm«, konnte er nur erwidern, weil immer noch alles in seinem Inneren köstlich zog. Am liebsten wollte er ihr Liebesspiel noch einmal wiederholen … nach einer kleinen Pause. Doch es war spät, und er zwang sich, aufzustehen.
Vom Waschtisch holte er einen frischen Lappen, den er anfeuchtete und damit zu Cole zurückging. Der ließ ihn nie aus den Augen und grinste, als Miles erst ihm, dann sich selbst die Spuren ihres Aktes abwischte. »Mich hat noch nie ein Lord bedient«, sagte er frech.
»Und ich …«, erklärte Miles zögerlich, »hatte noch nie etwas mit einem Mann.«
Cole setzte sich auf und zog die Beine an. »Ich bin irgendwie froh, das zu hören.«
Miles legte den Lappen zurück zum Waschtisch und setzte sich neben Cole auf die Matratze, ihm den Rücken zugedreht. »Ich war aber mit einer Frau im Bett. Ein Mal.«
»Ich noch nie«, hörte er Cole hinter sich sagen und spürte, wie er näher heranrutschte.
Miles warf einen Blick über die Schulter. »Gab es nie ein Mädchen?«
Cole schüttelte den Kopf. »Ich wusste schon früh, dass ich anders war, auch wenn ich es erst später richtig begriffen habe. Wie war das bei dir?«
»Ich hatte es vermutet, aber um mich zu vergewissern, habe ich mit einer Witwe geschlafen.«
Cole atmete tief ein und blickte ihn ernst an. »Aber es war nicht das, was du brauchtest.«
Miles nickte und starrte auf die Kerze an seinem Nachttisch.
Währenddessen rückte Cole noch näher und legte schließlich von hinten das Kinn auf seine Schulter. »Nur ein Mann weiß, was ein Mann will.« Als sich Coles Arme um ihn schlossen und dessen Zunge sein Ohr kitzelte, zog es wieder köstlich in Miles’ Lenden.
Verdammt, der Kerl machte es ihm wirklich nicht leicht! »Cole … wir sollten … nicht übermütig werden.«
»Niemand muss je von uns erfahren, falls du Angst hast.«
»Natürlich habe ich Angst«, sagte er grollend und stand auf. »Du tust gerade so, als hättest du das schon öfter gemacht?«
Verflucht, jetzt hörte er sich an wie eine eifersüchtige Frau! Doch er wollte sich nicht ausmalen, dass Cole in den Armen eines anderen Mannes gelegen und mit ihm dasselbe getan hatte wie sie gerade.
»Es gab da mal jemanden …«, gestand ihm Cole leise und schlüpfte mit den Beinen unter das Laken. »Aber es war zwischen uns nicht so wie mit dir.«
Miles versuchte, sich zu beruhigen, zog sich einen Morgenmantel über und setzte sich direkt neben Cole auf das Bett, sodass sich ihre Schultern berührten. »Magst du mir davon erzählen?«
Er zögerte kurz, doch dann sagte er leise und mit gesenktem Kopf: »Vor drei Jahren, ich war siebzehn, also so alt wie Annie jetzt, habe ich mich mit einem Jungen getroffen, der genau wie ich auf der Straße lebte. Er hieß Jack und stammte aus einer anderen Gang. Wir waren uns ein paar Mal über den Weg gelaufen, er hat sich immer wichtig gemacht, mich provoziert. Dann hat er mich eines Tages in einem Hinterhof einfach geküsst und mir gedroht, er würde mich umbringen, falls ich irgendjemandem davon erzähle.« Unter halb gesenkten Lidern sah er Miles an. »Ich war völlig überwältigt und bekam den Kuss einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
Miles konnte es ihm bestens nachfühlen.
»Bei unserer nächsten Begegnung zog er mich in ein verlassenes Haus. Es blieb nicht nur beim Küssen, wir haben uns gestreichelt, unsere Körper erforscht und uns jeden Tag um dieselbe Zeit verabredet.«
»Habt ihr auch …« Miles wollte es nicht aussprechen, weil dann würde er gewisse Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
»Nein, es blieb bei Berührungen. Vielleicht wäre es aber zu mehr gekommen. Doch nach etwa einem Monat tauchte Jack nicht mehr auf. Ich habe ihn seitdem auch nie wieder auf der Straße gesehen.«
Miles wurde hellhörig. »Weißt du, was ihm zugestoßen ist?«
Cole riss die Lider auf. »Du denkst, ihm ist etwas passiert? Ich habe immer geglaubt, er hätte keine Lust mehr, mich zu treffen, und würde sich vor mir verstecken.«
»Wer würde sich denn mit dir nicht mehr treffen wollen?« Miles räusperte sich schnell und blickte Cole tief in die Augen. »Ich möchte mir nicht ausmalen, wie hart das Leben für dich und deine Schwester war und immer noch ist. Ihr wart also in einer Gang?«
»Eine Weile, ja.« Cole lehnte sich leicht an ihn und seufzte schwerfällig. »Wir hatten meistens einen trockenen Unterschlupf, ich fand fast immer irgendwo Arbeit, aber die Winter waren jedes Mal die Hölle.«
Miles schluckte. Cole sollte nie wieder frieren müssen. »Seit wann schlagt ihr euch alleine durch?«
»Seit sechs Jahren. Annie war damals erst elf …«
»Und du vierzehn?«
Cole nickte.
So jung … »Wie sind du und deine Schwester auf der Straße gelandet?«
»Es war nach Mutter Tod«, sagte er schnell, ohne ihn anzusehen.
»Woher kommt ihr? Du kannst dich gut ausdrücken und anscheinend auch lesen. Wer waren eure Eltern?«
Cole drehte seinen Zeigefinger ins Bettlaken und mied Miles’ Blick. »Warum hast du keinen Kammerdiener?«
Cole wollte also nichts mehr über sich erzählen. Warum? War die Vergangenheit zu schrecklich? Schämte er sich, so tief gefallen zu sein? Oder vermisste er sein altes Heim? Seine Mutter? Er musste zumindest aus gutbürgerlichem Hause stammen.
Oder verbarg Cole etwas ganz anderes vor ihm?
Wir kennen uns kaum, sagte sich Miles. Wenn er an der Stelle des jungen Mannes wäre, würde er auch nicht gleich alles preisgeben. Ihm ging es ja nicht anders, er traute dem süßen Dieb noch nicht ganz über den Weg. Miles hatte ihm ohnehin bereits zu viel erzählt.
Er wollte Cole zu nichts drängen und beantwortete stattdessen seine Frage: »Ich habe keinen Valet, weil ich keinen so engen Kontakt zu einem anderen Mann möchte. Wer weiß, vielleicht rede ich ja im Schlaf? Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn er von meiner krankhaften Neigung erfahren würde.«
Cole sah ihn zögerlich an. »Denkst du wirklich, dass wir krank sind?«
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es verboten, was wir tun, und wir könnten dafür am Galgen baumeln. Vielleicht sollten wir es lieber bei diesem einen Mal belassen.« Miles wusste nur nicht, wie er das überstehen sollte, jetzt, da er von der verbotenen, zuckersüßen Frucht gekostet hatte.
Cole schüttelte schnaubend den Kopf. »Ich will dich aber wiedersehen, Rochford. Wir müssen uns ja nicht bei dir treffen, sondern könnten doch auch zusammen draußen auf Patrouille gehen. Du bist der dunkle Rächer und ich dein verwegener Helfer. Ich kenne ein paar hübsche Orte, an denen wir ungestört wären.«
»Du hast wohl Todessehnsucht!«, stieß Miles dunkel hervor. »Was ich tue, ist gefährlich. Was wir machen ebenso!«
»Ich habe viele Sehnsüchte, Rochford«, flüsterte Cole ernst, beugte sich zu ihm und gab ihm einen schnellen Kuss.
»Verdammter Kerl«, murmelte Miles an dessen Lippen. Dann griff er in seinen Nacken und küsste ihn so verlangend, dass er davon fast wieder hart wurde.
Miles wollte am liebsten, dass Cole die ganze Nacht bei ihm blieb. Doch er hatte Angestellte, ein Mädchen, das jeden Morgen in sein Zimmer kam, die Vorhänge aufzog, ihm warmes Waschwasser brachte …
Zu seinem Leidwesen glitt Cole aus seinen Armen, stieg aus dem Bett, suchte seine Sachen zusammen und begann, sich anzuziehen. »Ich muss zurück zu Annie. Ich kann sie nicht die ganze Nacht allein lassen.«
Miles nickte. Es war besser so.
Er stand ebenfalls auf und schnürte den Morgenmantel ordentlich zu. Schließlich musste er Cole ungesehen nach draußen bringen.
Als der sein zerrissenes Oberhemd begutachtete, stopfte er es in seinen Beutel und drehte sich schief grinsend zu ihm um. »Du schuldest mir noch ein Hemd.« Er hob das getragene Kleidungsstück von Miles auf und schlüpfte hinein.
»Ich gebe dir ein neues. Das hatte ich die halbe Nacht an!«
»Perfekt.« Cole nahm einen tiefen Atemzug vom Ärmel und schloss kurz die Augen. »Dann habe ich noch ein wenig länger etwas von dir. Und falls du dein Parfüm vermisst …« Er wackelte mit dem Beutel. »Das nehme ich auch mit.«
Oh, dieser Teufelskerl!
Miles konnte ihm jedoch nicht böse sein und sagte nichts dazu. Stattdessen nahm er die Kerze und ging voran zur Tür, um in den dunklen Gang zu spähen. Als er nichts sah und hörte, winkte er Cole zu sich. »Falls uns jemand begegnet, gib mit irgendeiner weiblichen Eroberung an.«
»Warum?«
»Dann denken meine Angestellten, du bist ein Bekannter aus dem Club und ein genauso großer Frauenheld wie ich.«
Cole grinste vergnügt. »Verstehe. Du hast dir eine Tarnung zugelegt.«
»Du glaubst gar nicht, was ich dafür schon alles unternommen habe …«
Gemeinsam schlichen sie hinunter zur Küche, wobei Miles nicht fassen konnte, was sich zwischen ihnen ereignet hatte. Immer noch raste sein Herz, wenn er daran dachte, aber nun mischte sich neue Angst hinzu. Ihr Liebesspiel sollte besser eine einmalige Sache bleiben.
Als er die Kerze auf den Küchentisch stellte, sagte er möglichst ruhig: »Besuch mich nie wieder, Cole. Es ist zu riskant.«
»Dann stell mich doch als deinen Kammerdiener ein. Wir könnten zusammen sein, ohne dass es jemand mitbekommt.«
»Cole, ich …« Seufzend schüttelte er den Kopf. Die Vorstellung war zu verlockend. »Wir sollten uns nicht mehr sehen. Nicht hier, zumindest.«
»Wir werden einen Weg finden.« Cole schnappte sich einen Keks aus der Schale und schob ihn schnell Miles in den Mund, gerade als er wieder protestieren wollte. Dann nahm Cole die Schale mit den restlichen Keksen an sich, flüsterte ihm zu: »Ich wäre auch immer vorsichtig. Versprochen«, und verschwand durch die Hintertür.
***
Cole schwebte regelrecht nach Soho zurück, wobei er sich ein paar der leckeren Kekse gönnte, die meisten jedoch für Annie aufhob. So leise er konnte, öffnete er von außen das Schloss der Kellertür – dazu benutzte er einen langen, dicken Nagel, den er durch einen Spalt schob –, betrat den winzigen Raum und verriegelte die Tür von innen mit einem dicken Balken.
Im Dunkeln stellte er die Schale sowie den Beutel ab, wusch sich schnell und schlüpfte unter die Laken. Seine Schwester schlief tief und fest, ansonsten würde sie ihn murmelnd fragen, wo er sich herumgetrieben hatte. Gerade hätte sie nicht bemerkt, wenn ein Einbrecher das windige Schloss aufgebrochen hätte, da nützte ihr das Messer unter dem Kopfkissen auch nichts. Sie schob nur selten den schweren Riegel vor die Tür, aus Angst, Cole würde nicht hereinkommen können.
Er machte sich immer Sorgen um sie und befürchtete, dass sie eines Tages nicht mehr hier sein könnte oder ihr etwas passiert war, wenn er zurückkam. Er sollte sie nachts nicht allein lassen, doch manchmal ging es leider nicht anders, wenn er entweder irgendwo für die Agentur als Bediensteter arbeitete oder im Schutz der Dunkelheit die Dinge stahl, die sie zum Leben brauchten.
Heute brachte er nur Kekse mit, denn Cole hatte diesmal nur etwas für sich ganz allein gestohlen: Küsse von dem heißesten Lord in ganz England und noch ein wenig mehr. Rochford zu spüren und ihm Lust zu verschaffen, hatte ihn überwältigt. Es war ein solch berauschendes Erlebnis gewesen, dass er sogar seinen leeren Magen vergessen hatte.
Mich hat eben ein anderer Hunger übermannt, dachte er schmunzelnd und roch an Rochfords Hemd. Am liebsten wollte er es nie wieder ausziehen.
Wie sich Cole bereits gedacht hatte, beschäftigte der Lord keinen Kammerdiener, aus Angst, seine wahre Natur würde ans Licht kommen. Rochford war vorsichtig. Doch genau dieser Umstand könnte ihre Chance sein!
Sich vorzustellen, in Rochfords Haus zu wohnen, Tür an Tür mit ihm zu leben und nachts in sein Bett zu kriechen, brachte sein Herz dazu, wild zu klopfen.
Er wünschte, er würde mit Annie über alles reden und seine Freude in die Welt hinausrufen können! Cole konnte ihr jedoch weder etwas über den dunklen Rächer erzählen – sie hätte sonst noch mehr Angst um ihn, schließlich war der Rächer dafür bekannt, Dieben das Handwerk zu legen –, noch konnte er ihr etwas von seiner Begegnung mit Rochford berichten.
Als er langsam in den Schlaf glitt, stellte er sich vor, Rochfords große, warme Hände auf sich zu spüren. Cole hatte sich bei ihm sicher gefühlt. Geborgen. Außerdem dachte er wieder an seine Idee, den Kammerdiener des Lords zu spielen. Doch was würde dann aus Annie werden? Er konnte sie schließlich nicht allein hier zurücklassen! Es war egoistisch von ihm, überhaupt daran zu denken. Außerdem würde Rochford nie zustimmen. Das Leben war nun einmal kein wunderschöner Traum.