Читать книгу African Queen - Irena Böttcher - Страница 12

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UNRUHIG WÄLZTE ER SICH AUF DEN DÜNNEN MATTEN HERUM, die ihm auf einmal unbequemer erschienen als der nackte Boden, unbequemer als jedes Lager, auf dem er sich jemals zur Ruhe gebettet hatte; obwohl die dünne Unterlage, die ihn während der Expedition begleitet hatte, gewiß nicht weicher gewesen war.

Wieder einmal war es unerträglich heiß in der Nacht, und wieder einmal konnte er nicht schlafen. Diesmal allerdings war es noch eine Hitze ganz anderer Art, die ihn wach hielt; weit schwerer zu verkraften als die für einen Europäer so unpassenden Temperaturen.

Ja, er hatte sie gesehen, als er sich zu den anderen gesellt hatte, die vor dem, was er in Gedanken bei sich Kochzelt nannte, im Kreis um ein Feuer herumgesessen hatten. Sie war eine derjenigen Frauen gewesen, die eine Geschichte erzählt hatten.

Obioma hatte ihm zunächst getreulich alles übersetzen wollen, doch irgendwann hatte er unwillig abgewinkt. Es war nicht wichtig, was sie erzählte; wichtig war nur, ihrer Stimme zu folgen, die ihn verzauberte, betörte in einem Ausmaß, wie er es vorher noch nie gekannt hatte.

Die ganzen Verlockungen Afrikas schienen in ihrem Tonfall zu liegen; das dunkle Grollen eines Raubtierschreis, das bunte, schwüle Übermaß der Pflanzenvielfalt, die Glut der sengenden Sonne, die Leben spenden konnte ebenso wie Leben verbrennen, und die mysteriöse Schwärze der Nacht.

Er wollte nicht wissen, welche Worte sie benutzte, er wollte sich tragen lassen allein von ihrer Stimme in ein geheimnisvolles Land, das ihm ebenso außerhalb seines Körpers zu liegen schien wie innerhalb.

Die Bezauberung hatte sogar die unangenehmen Gedanken an Miß Longherd verdrängt, die ganz in der Nähe an ihrem Pfahl gewiß Höllenqualen litt. Das Feuer warf tanzende Schatten auf sie, die ihre Gesichtszüge verzerrten und es aussehen ließen, als werde ihr Körper von wilden Zuckungen erfaßt.

Am Schluß hatte er beinahe gar nicht mehr an sie gedacht, nur noch darüber nachgegrübelt, wie er es erreichen konnte, mit dieser unbekannten Schönen zu reden. Oder nein, nicht zu reden – wie hätte er sich ihr auch verständlich machen sollen? –, aber sie wenigstens noch einmal aus der Nähe anschauen zu dürfen.

Natürlich war es ihm nicht gelungen. Als sich eine Gelegenheit ergeben hatte, beim allgemeinen Aufbruch, war er zu schüchtern gewesen, sich ihr zu nähern, und dann war die Chance verpaßt, und Obioma hatte ihn zur Hütte für Gäste gebracht, in der er einstweilen untergebracht war. Es war dieselbe, in die man ihn vorher ohnmächtig getragen hatte.

Kurz bevor Obioma gegangen war, hatte Robertson sich eher höflichkeits- als interessehalber nach seinen ehemaligen Gefährten erkundigt, die ihm im Laufe weniger Stunden fremd geworden waren, so, als hätte er nicht viele Tage in ihrer Gesellschaft verbracht. Obiomas Auskunft, es gehe ihnen gut, sie seien zusammen in einer Hütte, unter Bewachung, stellte ihn zufrieden; mehr wollte er gar nicht wissen.

Aber als er dann im Dunklen auf der Matte lag, fiebrig und schlaflos, sehnte er sich nach ihrer Anwesenheit. Nach der Anwesenheit von Menschen, die die schreckliche Einsamkeit einer Nacht in der Fremde mit ihm teilten. Auch wenn er sich nie viel mit Dellingham oder den Brüdern Liaud unterhalten hatte – sie waren doch immer dagewesen. Nun war er allein. Fast beneidete er die anderen darum, miteinander eine Hütte zu teilen, obwohl der Preis dafür die Gefangenschaft war, während er sich ersichtlich frei bewegen durfte.

Die merkwürdigen Geräusche, die von draußen kamen, machten ihm angst. Es waren Tierlaute, die er sämtlich nicht kannte, deren Klang keinerlei Vertrautheit besaß. Die Fremdartigkeit allein schien ihm von Gefahren zu künden, und er hatte genug gelesen und von Hegel erfahren, um zu wissen, daß durchaus echte Gefahren im Urwald lauerten.

Wiederholt kam es ihm vor, als höre er Schritte in der Nähe der Hütte; erschrocken versuchte er sich zusammenzurollen, doch nichts geschah.

Endlich kam der widerspenstige Schlaf in Wellen heran, die immer wieder zurückliefen und ihn aufschrecken ließen, bis sie ihn irgendwann vollends überrollten.

Schwarze, bemalte Gestalten tanzten in seinen Träumen um ein flackerndes Feuer herum, in dem Miß Longherd mittendrin an ein Kreuz gefesselt dastand. Seltsamerweise schien ihr Körper jedoch nicht zu brennen, sondern glühte lediglich im Widerschein der Flammen. Auf einmal reckte sie den Kopf, sah ihm direkt in die Augen, und rief seinen Namen, Robertson; einmal, zweimal, und ein drittes Mal, allerdings mit einem merkwürdigen fremdartigen Akzent.

Er fuhr hoch – und stieß gegen etwas Weiches, das einen unverkennbaren Schmerzenslaut ausstieß.

»Oh, Verzeihung«, stammelte er und tastete mit den Händen. Erkennen konnte er nichts.

Ein Lachen erklang – und er erstarrte. Er kannte dieses Lachen. Genauso hatte sie sich über seine doch so gut verborgene Erektion amüsiert, die unbekannte Schöne.

Diesmal blieb ihr nichts verborgen; ihre Hände strichen wie Schmetterlingsflügel über das, was er durch sein Herumwälzen vollständig entblößt hatte. Sanfte Fingerspitzen lösten erst das Tuch und darauf den Knoten des Seils, an dem der Knochen hing, den sie beiseite warf. Er konnte das Aufschlagen hören.

Und dann war es jäh vorbei mit aller Sanftheit. Sehr energisch, sehr fest bewegten sich die Finger an seinem Schaft herauf und herunter, und stöhnend fiel er zurück, überließ sich der unglaublichen Sensation, die sich wie ein Feuerball in seinem Bewußtsein ausdehnte und alles andere verbrannte; Müdigkeit, Hitze und Angst.

Ganz flüchtig dachte er an Sophie, seine keusche, unnahbare Verlobte, die sich noch nie von ihm anderswo hatte berühren lassen als an den Händen und, beim Tanzen, um die Taille, und die seinen Körper noch nie für berührenswert gehalten hatte; schon gar nicht an dieser Stelle.

Sehr schnell spürte er den Saft aufsteigen und drängen. Aber noch ehe diese Flut sich ihren Weg bahnen konnte, schwang sich ein schlanker, fester Körper über seine Hüften, die Hände hielten inne in ihrer Tätigkeit, und stattdessen wurde sein Glied auf einmal umschlossen von warmer Feuchtigkeit, die ihn gierig begrüßte.

Nur wenige Male bewegte sie sich auf ihm wie im Sattel eines galoppierenden Pferdes, dann bäumte er sich auf und ergoß mit einem heiseren Schrei seinen Samen in die willige Höhle.

Zitternd, keuchend und ächzend blieb er liegen, spürte zu seiner Enttäuschung, wie sie sich erhob.

War das etwa alles gewesen? Sie hatte ihn benutzt wie einen Gegenstand, mit seiner Erregung und seiner Lust gespielt, als sei er ein Musikinstrument. Nichts hatte er von ihr gespürt, von ihr bekommen, außer seiner Lust. Empörung entzündete sich heiß in seinem Bauch, und er griff über sich, neben sich, um sie zu fassen zu bekommen.

Er griff ins Leere.

Bis sich plötzlich ein schweres Gewicht über sein Gesicht legte, über Mund und Nase, samtige Nässe ihn zu ersticken drohte, und seine Hände ihren Rücken umfaßten.

Sie sagte ein Wort, das er nicht verstand – aber es war ja nur zu deutlich, was sie von ihm wollte. Er, der außer in diesem Stamm am gestrigen Tag noch nie die Scham einer Frau gesehen hatte, und selbst da nur bedeckt von schützenden Schamhaaren, er, der nicht wußte, was sich darunter verbarg, und noch weniger wußte, was man damit anstellen konnte, er sollte mit eben jenem süßen, glitschigen Körperteil etwas anfangen, und zwar ganz offensichtlich mit dem Mund.

Einen Moment lang wollte heftiger Widerwille gegen diese unerwünschte Intimität mit einer völlig fremden und noch dazu dunkelhäutigen Frau ihn überkommen.

Seine unwillkürliche abwehrende Kopfbewegung schien etwas auszulösen; sie stöhnte leise und rieb sich an ihm.

Vorsichtig, noch immer eher unwillig, preßte er seine Lippen gegen das weiche Naß, und wieder reagierte sie mit einem erregten Laut.

Neugierig wiederholte er den Lippendruck, den sie so fest erwiderte, er mußte mühsam nach Atem ringen.

Ja, genau das war es wohl, was sie von ihm forderte.

Ob er sich wehren sollte, sie energisch herunterstoßen?

Aber es war doch gar zu lustvoll, sie so in Entzücken zu versetzen. Seine gerade erst befriedigte Männlichkeit regte sich schon ganz leicht wieder.

Noch einmal und noch einmal drängte er seine Lippen nach vorne, zur Seite, und auf einmal gab es kein Halten mehr für ihn. Seine Zunge schob sich beinahe ohne sein Zutun vor, leckte gegen etwas Nachgiebiges, das bitter und süß gleichzeitig schmeckte, und sie wurde wild, vergrub die Hände in seinen Haaren

Ihm war, als sitze er in einem Karussell, das sich immer schneller drehte und ihm Dinge entlockte, die er bei vollem Bewußtsein nie auch nur in Erwägung ziehen würde.

Auf und ab bewegte sie sich, rieb sich an ihm, und er preßte und saugte und küßte und leckte, ihrer Lust auf der Spur, bis sie sich mit einem dunklen Stöhnen schmerzhaft hart gegen seinen Mund preßte und ihr ganzer Körper erbebte.

Wenige Sekunden danach war sie verschwunden, und er lag wieder allein in der Hütte; der Schlaf ferner denn je.

African Queen

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