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4.

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Friedrich Fuchs machte sich sofort auf den Weg in die Münchner Pathologie. Die Leiche war längst dort. Telefonisch kündigte er sein Erscheinen bei seiner Freundin Lore Pfeiffer an, die für die Einteilung der Leichen in der Pathologie zuständig war. Sie freute sich auf das Wiedersehen und versprach, dass er nicht lange warten musste. Wie sonst auch setzte sie den Namen ihres Freundes ganz oben auf die Liste, was den Kollegen egal war, aber unter den Wartenden wie immer nicht gut ankam. Aber das war Lore auch heute egal. Sie war für die Einteilung verantwortlich und sonst niemand.

Als Friedrich Fuchs eintraf, ging Lore auf ihn zu. Sie hatte Gerüchte gehört.

„Was ist mit deiner Leiche, Friedrich?“

„Was soll damit sein?“

„Es geht das Gerücht um, dass einer deiner Kollegen…“

„Das ist doch noch nicht bewiesen!“, winkte Fuchs ab, der nichts auf das Geschwätz anderer gab. „Für mich zählen nur Fakten und deshalb bin ich hier. Du solltest auf Gerüchte auch nichts geben, Lore! Hat Schnabel heute Dienst?“

„Ja, er ist hier. Möchtest du zu ihm?“

„Wenn das möglich wäre?“

„Das bekomme ich hin. Du bist als nächster dran.“

„Vielen Dank, mein Engel, auf dich ist Verlass.“

„Wer ist es, Friedrich? Wer soll den Mann erschossen haben?“ Lore kannte die Kollegen ihres Freundes und musste unbedingt wissen, wem die Tat angelastet wurde. Sie kam ihrem Friedrich sehr nahe, damit niemand den Namen hören konnte.

„Es ist Hiebler“, flüsterte Fuchs, der es hasste, diese Information weiterzugeben. Aber er kannte seine Lore. Sie würde keine Ruhe geben, bis sie den Namen wusste.

„Hiebler? Niemals!“

„Das wird sich alles aufklären.“

Während Fuchs wartete, hielt der Staatsanwalt geschickt die Medien hin. Er hatte eine Pressekonferenz einberufen und antwortete auf alle Fragen, ohne wirklich etwas zu sagen. Krohmer saß an seiner Seite und war beeindruckt. Er musste nur nicken und damit Eberweins Aussagen bestätigen.

„Und? Wie war ich?“, fragte der Staatsanwalt, als alles vorbei war.

„Aus Ihnen wäre ein guter Politiker geworden. Sie bringen dafür alles mit, was man braucht.“

„Um Gottes Willen! Fangen Sie nicht auch noch damit an! Meine Frau liegt mir seit Jahren damit in den Ohren. Sie ist der Meinung, dass ich einiges bewegen könnte.“

„Warum nicht?“

„Weil ich mit Politikern und deren Arbeit nichts zu tun haben will. Ich möchte nachts ruhig schlafen können. Ich bin als Staatsanwalt genau am richtigen Platz. Gibt es Neuigkeiten?“

„Hiebler hat Gedächtnislücken, die sich hoffentlich bald legen.“

„Wurde das Opfer identifiziert?“

„Noch nicht, die Kollegen sind dran.“

„Was ist mit dem Handy des Opfers?“

Krohmer schüttelte den Kopf.

„Was ist mit den Bankräubern?“

„Die Kollegen haben viele Handys der Schaulustigen konfisziert und sind dabei, die Aufnahmen auszuwerten. Wollen wir hoffen, dass darauf irgendetwas zu finden ist, das uns weiterhilft.“

„Von wie vielen Handys sprechen wir?“

„Etwa einhundert.“

„Gibt es Probleme damit?“

„Damit müssen wir rechnen. Viele Handys wurden nicht freiwillig abgegeben.“

„Das ist kein großes Ding, Polizeiermittlungen gehen vor. Was ist mit der Kollegin Struck?“

„Sie bricht ihren Urlaub ab und ist morgen wieder im Dienst.“

„Was ist mit der Verstärkung?“

„Ist angefordert und soll morgen auch hier sein.“

„Gibt es schon ein Obduktionsergebnis?“

„Fuchs ist in München. Heute Abend wissen wir mehr.“

Während sich die Kriminalbeamten auf den Feierabend vorbereiteten, den Leo selbstverständlich bei Hans im Krankenhaus verbringen wollte, spitzte sich die Situation in der Münchner Pathologie zu. Nach anfänglichen Höflichkeiten sah die Arbeit an dem Opfer nach Routine aus. Doktor Schnabel entfernte die relativ neue Kleidung und die Verwahrlosung des Körpers wurde sichtbar. Nachdem Schnabel Proben entnommen und untersucht hatte, sah er Fuchs an.

„Dieser Mann hat einige Jahre auf der Straße gelebt.“

„Das sehe ich auch so.“

Die Leiche wurde geöffnet. Was nach einem Routineeingriff aussah, änderte sich schlagartig. Schnabels Gesichtsausdruck verdüsterte sich, denn er schien nicht zu finden, nach was er suchte. Fuchs bemerkte das veränderte Verhalten des Pathologen.

„Was ist los?“

„Das Geschoss ist nicht da.“

„Was meinen Sie damit?“

Doktor Schnabel drehte die Musik lauter, denn auf eine Diskussion hatte er jetzt keine Lust. Er nahm die Aufnahmen und sah sie sich immer wieder an. Dann vergrößerte er den Schnitt rund um die Schusswunde.

„Keine Kugel. Sehen Sie selbst, Doktor Fuchs: Hier ist die Eintrittswunde, aber es gibt keine Kugel.“

Fuchs verstand die Welt nicht mehr. Was sollte das? Er selbst hatte das Blut an der frischen Schusswunde gesehen. Es gab keine Austrittswunde, also musste das tödliche Geschoss im Körper des Toten sein.

„Im Schusskanal habe ich nur das hier gefunden“, zeigte Doktor Schnabel auf das Mikroskop.

Fuchs sah nur ein verschwommenes Etwas und sah Schnabel fragend an.

„Das ist ein winziger Teil eines Fussels, der nicht zum Opfer gehört.“

„Vielleicht zum Schützen?“

„Das ist nicht möglich. Der Mann hier hatte ein T-Shirt, einen Pullover und eine dicke Jacke an, was wie der Rest der Kleidung alles neu ist. Der Schuss ging durch alle drei Kleidungsstücke. Der Fussel müsste vom Opfer stammen, aber das tut er nicht. Ich habe eine Theorie, die Ihnen nicht gefallen wird.“

„Und die wäre?“

„Das Geschoss wurde entfernt.“

„Das kann nicht sein, Doktor Schnabel! Die Leiche konnte am Tatort nicht manipuliert werden. Sowohl ich, als auch viele meiner Kollegen waren die ganze Zeit anwesend. Das hätte niemand gewagt, darauf können Sie sich verlassen.“

„Und wie kam die Leiche hierher? Wurde sie persönlich von Ihnen begleitet?“

„Nein. Ein Kollege hat das übernommen.“

„Dann wissen Sie, wen Sie befragen und wo Sie suchen müssen.“

„Irrtum ausgeschlossen?“

„In dem Punkt bin ich Ihnen sehr ähnlich, Doktor Fuchs: Wenn ich mir nicht ganz sicher wäre und meine Aussage auch beweisen könnte, würde ich so einen Wahnsinn niemals behaupten.“

Die Nachricht erreichte Krohmer zuhause.

„Das kann doch nicht wahr sein, Doktor Fuchs! Könnte es nicht sein, dass sich der Pathologe irrt?“

„Er ist sich ganz sicher. Ich bin bereits auf dem Weg ins Präsidium.“

„Gut, wir treffen uns dort. Inzwischen werde ich prüfen, wer die Leiche nach München gebracht hat.“

„Das weiß ich bereits, denn der Kollege hat die Abgabe der Fracht quittiert.“

„Wer ist es?“

„Marcel Dornhobel.“

Im Visier der Mächtigen

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