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3.

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Rudolf Krohmer hatte sich auf seine Couch gelegt und die Augen geschlossen. Das half ihm, wenn er Sorgen hatte und seine Frau nicht erreichbar war. Luise war heute mit einer Freundin beim Shoppen in München und dabei wollte er sie nicht stören. Die wenigen Male, in denen sie sich solch eine Auszeit gönnte, waren sehr rar.

Krohmer war niedergeschlagen. Die Tatsache, dass einer seiner langjährigsten Mitarbeiter in Kürze für immer ging, gefiel ihm nicht. Er mochte Werner Grössert, außerdem hasste er Veränderungen. Aber er musste sich damit abfinden, dass seine gewohnte Mannschaft bald nicht mehr existierte. Jetzt galt es, nach vorn zu blicken und nach einem neuen Kollegen Ausschau zu halten.

Nach noch nicht einmal zwanzig Minuten stand seine Sekretärin vor ihm. Noch bevor er sie anmaulen konnte, bemerkte er ihr Gesicht: Es muss etwas passiert sein.

„Der Staatsanwalt hatte einen Herzinfarkt“, sagte Maria Rettermaier immer noch erschrocken. Die Nachricht kam vor einer Minute rein. „Eberwein ist in der Kantine einfach umfallen.“

„Doch nicht etwa bei uns?“

Maria nickte nur.

„Was wollte Eberwein hier?“

„Er wollte Sie dringend sprechen. Ich bat ihn, in der Kantine einen Kaffee zu trinken, da Sie Ihre Ruhe haben wollten.“

„Ganz ruhig, Frau Rettermaier.“ Krohmer bemerkte, dass seine Sekretärin zitterte. Nahm sie sich die Sache so sehr zu Herzen? „Wie geht es Eberwein?“

„Ich weiß es nicht, die Ärzte sind bei ihm.“

Jetzt verstand Krohmer, dass Eberwein immer noch hier war. Er machte sich sofort auf den Weg zur Kantine. Viele Kollegen hatten sich dort versammelt und beobachteten, was dort gerade geschah. Der Notarzt kümmerte sich um Eberwein, der nicht ansprechbar war. Krohmer drängelte sich an den Schaulustigen vorbei, für die er sich schämte. Als er bemerkte, dass es einige tatsächlich wagten, mit ihren Handys Fotos zu machen oder gar zu filmen, wurde er wütend.

„Unterlassen Sie das! Haben Sie keinen Anstand?“, schrie er die betreffenden Kollegen an, die sofort beschämt ihre Handys einsteckten. „Haben Sie nichts zu tun? Weg hier, aber schnell!“, herrschte er die Kollegen an, die sich daraufhin sofort davonmachten. Dann wandte sich Krohmer an den Notarzt.

„Wie geht es ihm? Kommt er durch?“

„Das kann ich nicht sagen. Wir bringen ihn ins Krankenhaus, dann sehen wir weiter.“

„Hat er noch etwas gesagt?“

„Nur wirres Zeug.“

Krohmer musste hilflos mit ansehen, wie Eberwein weggebracht wurde. Dann wandte er sich an das Personal der Kantine.

„Hat jemand gesehen, was passiert ist?“

„Der Staatsanwalt hat sich an die Brust gefasst und ist vom Stuhl gekippt. Das ging rasend schnell, niemand konnte reagieren. Dort ist er gesessen.“

Auf dem Tisch lag noch Eberweins Handy, das Krohmer an sich nahm. Sonst hatte der Staatsanwalt nichts hinterlassen. Ob er es wagen konnte, sich das Handy genauer anzusehen? Warum nicht? Als Krohmer die letzten gewählten Nummern erkannte, war er überrascht. Eberwein hatte auffallend oft versucht, Schwartz, Grössert und Struck zu erreichen. Sogar Hieblers Nummer erkannte er. Was sollte das? Was wollte er von den Kollegen?

Krohmer ging die gespeicherten Nummern durch und wählte die Nummer von Eberweins Frau. So schonend wie möglich musste er ihr mitteilen, was passiert war. Endlich verstand sie und unterbrach einfach das Gespräch, was Krohmer sehr gut verstand. Wie er wohl an ihrer Stelle reagieren würde?

Als er aufgelegt hatte, klingelte das Handy und Krohmer ging dran.

„Sie haben angerufen, Herr Eberwein?“, meldete sich Werner Grössert.

„Krohmer hier. Der Staatsanwalt hatte einen Herzinfarkt.“ Dann legte er auf.

Werner war erschrocken, damit hatte er nicht gerechnet. Das Schicksal des Staatsanwaltes war tragisch, aber das ließ ihn die Vorfreude nicht trüben. War das falsch? Mag sein, aber er konnte nicht anders.

Die Todesliste

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