Читать книгу DIE LEICHE MUSS WEG - Irene Dorfner - Страница 6
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ОглавлениеSilvester 31.12., 8.30 Uhr
Diana Nußbaumer war voller Vorfreude. Morgen war es so weit und sie trat ihre neue Stelle in Mühldorf an. Die Stadt selbst war ihr nicht unbekannt. Sie wurde in Burghausen geboren, wuchs dort auf und lebte immer noch dort. In der Schule wurden diverse Ausflüge nach Mühldorf unternommen. Außerdem führte die Bahn direkt über diesen Ort, wo sie manche Stunde wartend auf den nächsten Zug verbrachte. Das alljährliche Stadtfest war neben vielen anderen Veranstaltungen ein Besuchermagnet, das auch sie, ihre Familie und Freunde immer wieder nach Mühldorf führte. Als sie die Zusage für die vom Innenministerium ausgeschriebene Stelle bei der Kriminalpolizei Mühldorf bekam, war sie hin und weg. Niemals hätte sie daran geglaubt, in der Nähe ihres Wohnortes einen geeigneten Job finden zu können. Innerlich hatte sie sich bereits darauf eingestellt, weit weg ziehen zu müssen. Dadurch hätte sie ihre Familie zurücklassen müssen, was ihr als eingefleischtem Familienmenschen nicht gefallen hätte. Sie lebte mit ihren achtundzwanzig Jahren immer noch in ihrem Elternhaus, was ihr im Freundeskreis Hohn und Spott einbrachte. Aber das war ihr gleichgültig. Sie liebte das warmherzige Heim, ihre Eltern und ihren Bruder, der seit zwei Jahren mit seiner Frau das ausgebaute Dachgeschoss bewohnte. Im Haus gleich nebenan lebten ihre Großeltern, die sie über alles liebte. Vor allem ihr Opa Alois hatte es ihr angetan. Weil er Polizist gewesen war, hatte sie diese Laufbahn eingeschlagen. Sie wollte so sein wie er, ihn wollte sie stolz machen, was ihr auch gelang. Es kam nicht selten vor, dass der Opa unter der Woche am Fenster wartete und sie abpasste, wenn sie nach Hause kam. Erst musste sie ausführlich von ihrem Tag erzählen. Dann kramte Opa in seinen Erinnerungen und erzählte dazu passende Geschichten. Wie er das machte, war ihr ein Rätsel. Diana liebte diese Gespräche. Dabei tranken sie Pfefferminztee und aßen Kekse, die Oma extra für diese Gespräche gebacken hatte. Wenn sie dann nach Hause ging, wartete dort die Familie und alle berichteten über die Erlebnisse des Tages. Die Wochenenden wurden gemeinsam verbracht. Man kochte und aß gemeinsam, für alle war das selbstverständlich. Nein, dieses Zuhause, um das sie viele insgeheim sicher beneideten, würde sie nur sehr ungern aufgeben. Für sie war es schön, heimzukommen und zu wissen, dass sie nicht allein war. Hier wartete man auf sie und interessierte sich für jede Kleinigkeit.
Da Mühldorf über die neue Autobahn keine halbe Stunde entfernt war, war allen klar, dass sich an der Wohnsituation nichts ändern würde. Und damit das auch so blieb, bekam sie von ihren Großeltern zu Weihnachten einen neuen Wagen geschenkt. Wäre sie nicht völlig verrückt, wenn sie diese Familie verlassen würde?
Diana wusste natürlich, dass am Mühldorfer Stadtplatz eine riesige Silvesterparty geplant war. Deshalb hatte sie Karten gekauft und wollte dort mit ihrem Bruder und dessen Frau ins neue Jahr feiern. Gäbe es einen geeigneteren Ort? Ganz sicher nicht!