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VORWORT

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Neun österreichische Autorinnen haben sich auf ein spannendes Unterfangen eingelassen: Sie literarisieren den Inhalt einer Damenhandtasche. Das ist durchaus eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass vieles, auf das Frauen beim ebenso unausweichlichen wie täglichen Kramen in ihren Handtaschen stoßen, viel zu vertraut ist, um letztlich auch beachtet, geschweige denn poetisiert zu werden. Doch die Autorinnen dieser Anthologie gehen auf unverstellte Weise mit dem Sujet um. Was aus der Dunkelheit der Fächer dieser uns in Text und Bild vorliegenden Tasche ans Licht kommt, ist das literarisch spannende Ergebnis ebenso präziser wie spielerischer Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Tasche selbst wird zur Hülle, zum Körper für jene nützlich-alltäglichen, aber auch überflüssigen – im Sinne von: notwendiger Überfluss – Dinge, die Frauen bei sich zu tragen pflegen. Das Buch beginnt mit einem Text über »Brausepulver mit Zitronengeschmack« (Irene Wondratsch) und endet mit einem »Schwangerschaftstest« (Gerda Sengstbratl). Dazwischen finden sich unter (und neben!) vielen anderen Dingen eine »Stoppuhr« (Gabriele Buch), »Blockmalzzuckerl« (Roswitha Schmit), »Ohropax« (Sonja Kohlbacher), eine »Vogelfeder« (Barbara Holpfer), ein »Schlüsselbund« (Brita-Kerbl-Aschermann), eine »Haarbürste« (Gabriele Folz-Friedl) oder »Gitanes« (Angelica Löwe). So wird der »Körper« Tasche einerseits zur Hülle, zur Behausung für die vielen darin enthaltenen Gegenstände; er wird aber auch zum Sprachkörper, zum Behältnis für eine vielschichtige Sammlung von literarischen Stimmen und Verfahrensweisen. Wir finden erzählende Prosa ebenso vor wie lyrische, sprachspielerische Gebilde oder auch Gedichte. So unterschiedlich die Gegenstände in ihrer Beschaffenheit sind, so different sind demgemäß die Literarisierungen. Die Dinge rufen sich während des Lesens noch einmal in ihrer Ursprünglichkeit ins Bewusstsein, jedoch lauter als sonst, als Töne, als Bilder, und kehren dann doch verwandelt wieder: Als Texte, die bisweilen das den Text veranlassende Ding selbst weit hinter sich lassen, es nur als zarten Impuls verstehen, um zu flanieren, fast wäre ich geneigt zu sagen, in der Sprache umherzufliegen. Dann wieder als Texte, die das Ausgangsobjekt in einem strengeren Sinn verstehen, wortwörtlicher, und es auch beim Namen nennen. Insgesamt ist mit diesem Projekt eine oszillierende (Kurz)prosa- und Lyriksammlung gelungen, die uns einen Anstoß geben mag, unser Augenmerk wieder deutlicher auf jene kleinen Dinge zu richten, die uns verlässlich durch unseren Alltag begleiten.

Petra Ganglbauer

Lippenstift und Notfalltropfen

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