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Spurensuche

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Anneke hatte Susen Peters in die Küche gebeten und Teewasser aufgesetzt. Die Kommissarin fragte: »Kann es sein, dass sie auch auf dem Ernst Moritz Arndt Gymnasium in Bergen waren? Sie kamen mir gestern bereits bekannt vor, aber der Zeitpunkt nachzufragen war nicht der richtige. Jahrgang 1982?« Anneke betrachtete Susen eine Weile. Die Kommissarin war eine attraktive Frau. Sie überragte Anneke um einiges. Ihr dunkelblondes Haar trug sie sportlich kurzgeschnitten, und es kräuselte sich zu kleinen Locken. Sie sah jünger aus, als ihre zweiunddreißig Jahre es vermuten ließen. Anneke überlegte laut: »Ich bin 1983 geboren, dann war ich eine Klasse unter Ihnen. Wenn es nichts ausmacht, könnten wir uns doch beim Vornamen nennen, oder spricht etwas dagegen?«

»Nein, ganz gewiss nicht. Anneke ich bin hier, um Sie zu bitten, mich zum Tatort zu begleiten. Denn nur Sie wissen, wo die Tat stattgefunden hat. Ich möchte Frieda diese Konfrontation ersparen, das Mädchen steht noch immer unter Schock. Das ist kein Wunder, wie der Täter sie zugerichtet hat. Vom Tatort aus kann ich die Spurensicherung verständigen. Anneke schüttelte zweifelnd ihren Kopf: »Ich weiß nicht, ob ich die Stelle überhaupt wieder erkennen würde. Es war dunkel und das Maisfeld ist verdammt groß. Ich habe mir nichts Auffälliges merken können. Meine Aufmerksamkeit galt Frieda und unserem gemeinsamen Entkommen.«

»Das verstehe ich. Ich verspreche, wir fahren ganz langsam die Strecke ab, bis Sie sich erinnern. Glauben Sie mir, es gibt immer so etwas wie einen Geistesblitz, einen Erinnerungsfetzen. Wir brauchen dringend ein Kleidungstück von Frieda, um damit vielleicht doch noch eine Spur des Täters zu sichern. Ansonsten tappen wir bis jetzt ziemlich im Dunklen.« Anneke hatte in der Zwischenzeit Tee gekocht und schob der Kommissarin eine gefüllte Tasse und den Korb mit Brötchen entgegen: »Essen Sie etwas, mir persönlich hat das Geschehen den Appetit genommen. Ich hoffe, Sie greifen ordentlich zu. Sonst bekomme ich von Alois eins auf die Mütze.« »Wer ist Alois?«

»Das ist mein Onkel, ich bin als Waisenkind bei ihm aufgewachsen. Beruflich sorgt er für die Endphase, wenn nichts mehr zu retten ist. Ich meine, er ist Totengräber mit Leib und Seele. Als Kind glaubte ich, er sei ein verzauberter Prinz, den man nur küssen müsse, damit er endlich besser aussieht.« Beide Frauen lachten über Annekes Bemerkung. »Da hat ihm gestern Abend seine Nichte aber das Geschäft vermasselt«, kommentierte Susen. »Anneke, wenn Sie mir helfen, dann hoffe ich, dass das Leben hier bald wieder angstfrei weitergehen kann.« »Nun gut Susen, ich vertraue Ihnen. Jetzt essen Sie erstmal richtig, denn langsam sehen Sie grau um die Nase aus.« Während Susen Peters ordentlich zulangte, erklärte Anneke: »Die Pfefferminzblätter für den Tee kommen aus unserem Garten, ich kenne nichts Besseres, um wieder klar im Kopf zu werden. Übrigens, wussten Sie, dass Friedas Vater ein Landschaftsschutzgebiet bei Neklade gekauft hat? Er soll sich damit ziemlich viele Feinde gemacht haben, weil es auf wundersame Weise inzwischen so gut wie Bauland geworden ist.« »Ich weiß davon nichts, von wem haben Sie diese Information?« »Na, von Ihrem Kollegen Ole Sponholz.« Susen legte, das von ihr gerade angebissene Brötchen auf den Teller zurück und schaute hellwach. »Anneke, kann es sein, dass Sie nicht wissen, dass Ole seit Monaten nicht mehr im Polizeidienst ist? Er war in eine Schlägerei mit einem Waldbesitzer verwickelt, der Jahrhundert alte Eichen abholzt. Leider alles rechtens. Dieser Waldbesitzer hat den Wald nach der Wende von der Treuhand für wenig Geld erworben und darf nun jährlich einige Hektar abholzen. Als der eines Abends von der Kneipe nach Hause ging, wurde er ziemlich verprügelt. Er behauptete, es sei Ole gewesen. Ganz ehrlich, wir alle haben es ihm zugetraut. Im Vorfeld hatte er sich sogar an die älteste Eiche ketten lassen. Unser Chef wollte ihn in den Innendienst versetzen, aber Ole bestritt die Tat, war auch besser, sonst hätte er ein Strafverfahren an der Backe gehabt. Es stand Aussage gegen Aussage. Ole hat kündigt, so hitzig, wie er nun mal ist.« Anneke schaute erstaunt. Nicht einmal Alois hatte am Telefon etwas erwähnt. »Das ist doch nicht Ihr Ernst?« Fragte sie überrascht. »Was macht Ole jetzt, ich meine beruflich?« »Soviel ich weiß, arbeitet er in Stralsund bei einer Sicherheitsfirma, fährt einen Geldtransporter. Und natürlich engagiert er sich nach wie vor aktiv für den NaBu. Er ist eben unser Robin Hood für die Umwelt.« Anneke lachte. »So eine Zukunft habe ich für ihn kommen sehen.«

Der Kommissarin schien es nach dem Frühstück besser zu gehen. Endlich kam Farbe in ihr attraktives Gesicht zurück. »Wusste ich doch, mein Tee bewirkt Wunder, ich meine Alios Tee, denn der stammt von ihm.« »Ich glaube eher, es war das Frühstück. Ehrlich gesagt, ein starker Kaffee wäre auch gut gewesen.« Dann stand sie auf und gab zu verstehen, dass sie nun fahren müssten. »Nun aber los«, mahnte sie drängend. Anneke ging um das Haus, um alle Fenster noch einmal zu kontrol- lieren, verschloss die Haustür doppelt. Susen sagte knapp: »Wir fahren mit meinem Dienstfahrzeug, Ihr Auto nehmen wir uns auch noch vor.« Dann stiegen beide in Susens Wagen. Anneke zeigte in Richtung Töpferei, dann auf den Plattenweg. »Wie friedlich heute alles aussieht, als ob es gestern nie gegeben hätte.« Beide Frauen schwiegen, bis das Maisfeld auf der linken Seite begann. Susen Peters bat Anneke genau hinzuschauen, sich zu erinnern. »Wenn es sein muss, werden wir die Straße bis zur Auffahrt auf die B96 fahren, dort wenden und zurücksetzen.« Anneke schaute angestrengt. Ihr erschien Gestern so unwirklich, ein schlechter Film eben. Sie konnte nichts entdecken, während Susen Peters geduldig fuhr, bis sie den Wagen stoppte: »Wir steigen jetzt aus und gehen zu Fuß, damit wir nichts übersehen.

Susen Peters ermittelt

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