Читать книгу Wisperwasser. Es ist unser Geheimnis - Ирмгард Крамер - Страница 15

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Lanis Lizard

»Very good. And now, Lani, have you got a fine animal for us?«, fragte Miss Huchler zuletzt mich.

Mein Herz begann, aufgeregt zu pochen. Endlich durfte ich meinen Lizard zum Leben erwecken. Ich wollte gerade anfangen, da klopfte es an der Tür und ich ließ meine hochgezogenen Schultern wieder sinken.

»Come in, but close the door immediately«, sagte Miss Huchler und die Tür öffnete sich.

Ein großes silbernes Tablett mit einem Kuchenturm schob sich herein. Gehalten wurde es von einer jungen Frau mit einem blonden Haarkranz. Miss Huchler sprang von ihrem Stuhl. »Close the door!«, rief sie scharf, worauf die Blonde erschrocken die Tür hinter sich zuwarf.

»Das ist Serafina Zuckerguss, unsere neue Köchin«, flüsterte Rosa.

»No magic animal is allowed to leave my classroom. Kein Tier verlässt meine Klasse! Wer weiß, was eure Wolkentiere da draußen anstellen. Das Gleichgewicht der Insel könnte ins Wanken geraten«, sagte Miss Huchler mit erhobenem Zeigefinger.

Serafina Zuckerguss senkte den Kopf und murmelte eine Entschuldigung. »Ich wollte euch zur Feier des Tages eine Freude machen, weil doch heute eine neue Schülerin gekommen ist – aber es ist wohl besser, wenn ich später wiederkomme.« Ängstlich betrachtete sie den Schwanz des Jaguars, der vor ihrer Nase baumelte. Er lag auf dem Dachbalken über ihr und leckte sich das Maul.

Dann entdeckte mich Serafina und schenkte mir ein freundliches Lächeln – ich mochte sie sofort.

»Keineswegs«, sagte Miss Huchler. »Lani Mandelbaum, ja … Lani war gerade dabei, uns ihr Tier zu präsentieren. Go for it, Lani. Show us your animal«, bat mich Miss Huchler.

Mein Moment war gekommen. Ich beschrieb den schönsten Lizard, den die Welt je gesehen hatte – mit smaragdgrün schillernder Haut, einem sonnengelben Bauch und einem schmuckvollen Rückenkamm. Wörter und Sätze purzelten nur so aus mir heraus. Ich versank in dem Zauber, der sich vor meinen Augen entfaltete, und verschönerte meine Eidechse rundherum. Was ich sagte, wurde lebendig. Hast du so etwas schon einmal erlebt? Übermütig verpasste ich meiner Eidechse noch zwei kirschrote Flügel extra. Jetzt glich sie mehr einem Drachen als einer Eidechse. Sie sah aus wie ein richtiger Mädchendrache. Lizi war einzigartig. Und sie war mein.

»Wenn du uns bitte noch erklären würdest, um was für ein Tier es sich handelt, Lani?«, sagte Miss Huchler.

»In English please!«, rief Wotan, worauf selbst Miss Huchler lachen musste.

Im gleichen Moment brach – KRACH – der Tisch zusammen, weil Noras Biber das Tischbein angefressen hatte. Schreibzeug und Bücher purzelten zu Boden. Mirabelles Monkey steckte sich einen Radiergummi in ein Nasenloch und pustete ihn durch die Gegend. Der Jaguar und der Babywal lieferten sich eine Art Wettrennen. Der Numbat stibitzte Kuchen vom Tablett.

Das Chaos war perfekt.

»Ein Lizard«, murmelte ich, aber das bekam keiner mehr mit. Lizi legte ihren Kopf schief, schielte mich niedlich an und flatterte mit ihren Flügeln, während rundherum die Tiere das Kommando übernahmen.

»Hush!«, rief Miss Huchler. Da beruhigten sich die Tiere und zogen sich wie beschämte Kinder, die Mist gebaut hatten, zu ihren Besitzern zurück.

»Bevor wir Kuchen essen, möchte ich, dass ihr eure Wolkenwörter wieder zurücknehmt. Die Tiere müssen dorthin zurück, wo sie hergekommen sind«, sagte Miss Huchler. »Zurück in eure Fantasie.«

»Oh nein! … Bitte nicht! … Das können Sie uns nicht antun«, beschwerten wir uns. Miss Huchler hob nur ihre Hand. Stille! »Ihr wisst, dass wir auf Wisperwasser große Verantwortung tragen. Was ist unsere gemeinsame Aufgabe?«

»DAS GEHEIMNIS BESCHÜTZEN!«, kam es von allen Seiten.

»Genau. Und weil wir alle noch länger hierbleiben wollen, sorgen wir besser für Ordnung.« Sie ließ dicke Strohhalme verteilen und erklärte uns, was wir tun sollten.

Fasziniert beobachtete ich, wie Rosa ihren Strohhalm in den Mund steckte, damit auf ihren racoon zielte und ihn einsaugte. Der racoon verwandelte sich wieder zurück in eine Wörterwolke, die in ihrem Mund verschwand.

»Hmmm!«, rief Rosa. »Racoon schmeckt lecker, irgendwie nach Lakritze.«

Ich musste lachen und schaute zu, wie Justus seinen Jaguar verschwinden ließ. Wotans Wal blieb zur Hälfte im Strohhalm stecken und er musste seine Backen dick aufblähen, bis er die Kraft hatte, den dicken Walbauch einzusaugen.

Dann steckte ich meinen Strohhalm in den Mund, um Lizi einzusaugen. Sie schielte mich niedlich an. Wie sollte ich das übers Herz bringen? Ihr Leben war so kurz. Am liebsten wollte ich sie in meinen Rucksack stecken, aber ich tat es dann doch nicht, obwohl es mir sehr schwerfiel.

»Möchtest du lieber Schokolade oder Vanille?«, fragte Serafina, die mit dem Tablett hinter mir stand. Ich drehte mich um. Die Kuchen sahen alle gut aus. Auf jedem war das Ziffernblatt einer Uhr, liebevoll verziert auf Schokooder Zuckerguss, mit Marzipan, Streuseln und Smarties.

»Die Sekundenzeiger schmecken am besten«, sagte Justus und hielt zwei in jeder Hand. Ich nahm mir ein Himbeertörtchen – himmlisch!

Justus war so mit Essen beschäftigt, dass er nicht darauf achtete, wohin er trat, und meinen Rucksack umstieß. Er kippte um und Lizi flatterte heraus. Wie war das möglich? Oh nein! Mein Magen verwandelte sich in einen Eisklumpen. Ich hatte mir doch nur gewünscht, Lizi in den Rucksack zu stecken, damit ich sie behalten konnte. Ich und die meisten anderen hüpften Lizi hinterher, um sie zu fangen, aber sie flatterte nach oben und versteckte sich hinter einem Dachbalken.

»Lani?« Ich zuckte zusammen.

Miss Huchler stand vor mir. »Du bist doch bereit, mit uns das Geheimnis von Wisperwasser zu schützen?«

Schlagartige Stille. Alle drehten sich zu mir um und schauten mich an. Mein Gesicht ging in Flammen auf.

»Natürlich«, sagte ich.

»Dann möchte ich dir dringend raten, meinen Anweisungen zu folgen. Die Insel ist zwar durch das Wasser rundherum gut geschützt – nichts kann rein, nichts kann raus –, aber in jedem Fall musst du deine Eidechse wieder einfangen. Nicht auszudenken, was hier los ist, wenn dein Tier von der Insel entwischt.« Sie sah mich an mit einem Blick, der vor allem eines ausdrückte: Enttäuschung. Und Miss Huchler war nicht die Einzige, die enttäuscht von mir war. Aurelia tuschelte hinter meinem Rücken. Nele flüsterte so, dass es jeder hören konnte: »Sie hat ihren Lizard echt in ihren Rucksack gesteckt?«