Читать книгу Die gesellige Hausfrau 1892 - Isa von der Lütt - Страница 16
Verlobung, Polterabend, Hochzeit
Оглавлениеangelangt sind, flüchtig streifen.
Mehrere von den Festspielen des II. Teils eigenen sich übrigens, ja nach der Ausführung, gleich gut für größeren Stil, als auch für den bescheidenen Rahmen.
Ein speziell aber auf aristokratischen Standpunkt erwachsener Gedanke (ohne daß derselbe übrigens nicht auch für alte, stolze Bürgerhäuser variiert werden könnte) ist der:
Einen Stammbaum
zu illustrieren. Das Stammbaumblatt selbst soll in wandhoher Ausführung, welche den „Baum“ besonders schön betont darstellt, in den Farben der neu sich vereinenden Häuser gehalten sein. Ein Herold deutet den Stammbaum bis hinauf zur Gipfelung; in der Vereinigung der letzten Zweige hängt das Wappen der Braut. Er verkündet dazu von den am Stammbaum leuchtenden Namen allerlei „Alte Mären“, Familiengeschichten, die durch „lebende Bilder“ illustriert werden.
Sehr bekannt und immer wirkungsvoll ist die Ausführung der Idee der lebendig werdenden
Ahnenbilder,
oder wenigstens einiger hervorragender, aus alten Familienbildern heraustredender und in der jeweiligen Zeitsprache glückwünschenden Gestalten.
Noch reicher läßt sich ein
Tournier
gestalten, ebenfalls sich an irgend eine gewisse Familientradition anlehnend, oder an ein für die Familie bedeutsames altes Hochzeitsfest. (Im kleinen Stil kann hier auch „Als der Großvater die Großmutter nahm“ – etwa im Empiregeschmack – dargestellt werden.)
Sehr anregend, den Kostümen nach sehr prunkvoll ist es, ein
Kartenspiel
mit lebenden Karten zu spielen, wobei im Tanzschritt, mit Musik, natürlich Coeur-Dame den letzen entscheidenden Stich tut. In gleicher Weise kann auch ein
Schachspiel
mit der Königin als Siegerin gegeben werden. Sehr dankbar ließe sich der
Ring des Frangipani
nach dem reizvollen Werke Henry Thodes8) verwenden. Und zwar ebensogut bei einer glänzenden Feier der Verlobung, als der des Trauring-Wechsels. Ein Gelehrter, etwa im Faust-Kostüm, sitzt unter Büchern; ein italienischer Arbeiter bringt den Ring; nachdem der Arbeiter sich entfernt hat, träumt der Gelehrte sich in die Geschichte des Ringes weiter. Es erscheinen ihm dazu, gleichsam als lebhafte Gedankenbilder, im Hintergrunde die betreffenden Gestalten im lebenden Bild, oder als Pantomime.
Selbstverständlich muß der Gelehrte ein ausgezeichneter Deklamator sein, welcher die aus der tiefpoetischen und geschichtlichen Darstellung Thodes herauszuhebenden und nur noch ganz wenig mit eigener Zutat zu verbindenden Stellen nicht als Schauspieler, sondern wirklich wie ein von seinen Gedanken nach rückwärts getragener Gelehrter und Dichter zugleich, zum Ausdruck bringt.
Festspiele, welche, je nach den Verhältnissen, einfacher oder prunkender dargestellt werden können, sind im II. Teil: „Liebe und Heimat“, „die Hausgeister“, „Übergabe einer Bibel“. Für ausschließlich heitere Belebung des Polterabends eignet sich der kleine Scherz: „Die Speisekammer“.9)
Sehr dankbar ist auch das Auftreten der Gestalt des Hochzeitbitters, wie sie in Oberbayern gebräuchlich ist: Gebirgstracht, Strauß im Knopfloch, Hut und Stab reich mit flatternden Bändern behangen (siehe das bekannte Bild von Kaufmann). Der Hochzeitbitter kündet in Verschen altbayrischer Mundart 10) allerlei Gäste an, welche er geladen habe: die Frömmigkeit, Fröhlichkeit, Freigibigkeit, Verträglichkeit ec. Er schildert diese „Gäste“ entweder nur in Worten, oder es werden seine Worte auch lebendig durch das tatsächliche Erscheinen „der Geladenen“, welche Geschenke überbringen. Am besten erscheinen sie auch in Gebirgstracht nur mit Kennzeichen ausgestattet; so die Fröhlichkeit mit einem bunten Kranz und Zither oder der Humor mit fröhlichen „Burschen“ am Hut und Stock, die Stielerschen oder ähnliche Gedichte, Fritz Reuter ec., überreichend.
Ebenso heiter belebend kann der Hausierer wirken, wenn er von einer wirklich witzigen und redegewandten Persönlichkeit übernommen wird. Derselbe trägt in seinem allbekannten, über den Nacken hängenden Schaukasten allerlei, einem jungen Paar nützliche Dinge, als da sind: Der Geduldsfaden, der nie abreißt, die rosa Brille, die alles im besten Lichte sieht, eine neue „Suppenwürze“: gute Laune, ein großer, roter Regenschirm gegen eheliche Donnerwetter, ein Lichtlein, welches einem aufgesteckt wird, ein Laternchen, mit dem die Frau dem Manne heimleuchtet, ein Deckelchen zum Töpfchen, wenn’s überkocht, Hemdknöpfchen, die nie abreißen u. dgl. m.
Ein im Stoff durchaus nicht neuer, aber doch immer gefälliger Scherz ist das Erscheinen eines Schusterjungen (kann ganz dezent von einem ganz jungen Mädchen gegeben werden), welcher in Dialekt, – am geeignetsten (wenn nicht den lokalen) – ist bekanntlich hierfür der Berliner, da ja auch der Berliner Schusterjunge sich durch besondere „Findigkeit“ auszeichnet.
Neu ist die zeitgemäße Pagode. Sie wird dargestellt von einer in vollständig chinesischem Pagodenkostüm gekleideten Persönlichkeit, eine Larve von möglichst porzellanenem Aussehen vor dem Gesicht. Zukunfts- und Vergangenheitsfragen, welche eine Freundin der Braut stellt, werden von der Pagode mit nickender oder verneinender Kopfbewegung beantwortet. Bei