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Tauffeste

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werden, wiewohl sie naturgemäß die intimsten Feste sind, doch auch gern zu größerer, offizieller Feier erhoben. Glückwünsche in jeder Form, vom kleinsten Scherz bis zum feierlich, religiös erfaßten Segenswunsch drücken allerwärts und allzeit neben der frohen Stimmung auch zugleich die leise Rührung aus, welche jeden Erdenpilger beim Eintritt eines zarten, unschuldigen Menschenkindchens in diese Welt bewegt.

Dies will man denn auch nicht nur in Wünschen, sondern auch in Geschenken, an der Wiege niedergelegt, kundgeben. Es ist darum die Geschichte der „Heiligen drei Könige“ ganz gut für Tauffeste verwendbar.

Auch das sinnvolle Märchen der sieben Feen-Paten drängt sich hier ganz von selbst auf.

Auch die Gestalt des Hochzeitsbitters kann wieder als Gästelader auftreten und ähnliche Tugenden wie bei dem Hochzeitsfest geladen haben.

Nach einer alten Tradition sei, so erzählt die Kunde, die Wiege unseres alten Kaisers Wilhelm bei seinem Tauffest durch Königin Luisens Schwester mit Veilchen überstreut worden. Eine alte Prophezeiung des Hauses sage nämlich: das also begrüßte Kind werde sein lebenlang unendlich geliebt sein. Auch diese Mär kam, anknüpfend an die von allen Deutschen als so wahr empfundene Erfüllung dieser Prophezeiung, in mehr oder minder ausgedehnter Weise, von einzelnen, von einem Kranz Kinderchen, von einer Gruppe junger Mädchen, verwendet werden.

Außerdem aber finden sich gerade für Tauffeste, Überreichung von Patengeschenken ec. überhaupt für erste Kindheit noch jetzt sehr viele gut benutzbare Volksbräuche. Sie werden oft belächelt, oft als „Aberglaube“ erschreckt abgewiesen. Mit Unrecht. Viele davon sind sehr tiefsinnig, meist bis ins alte Germanentum, immer mit dem Naturleben verknüpft, zurückreichend. Sie verdienten meist wieder hervorgeholt zu werden. Es wäre aus diesem alten Brunen wohl oft viel kraftvoller Festtrunk zu schöpfen, als aus modernen Quellen.

Der Rahmen dieses Büchleins verbietet mir, hier noch weiter darauf einzugehen. Nur raten möcht ich allen meinen Leserinnen jederzeit, bei allen ihren Festen sich dieses Brunnens zu erinnern, sollte es auch manchmal Mühe machen, daraus zu schöpfen. Der Frauen echte Art soll es ja sein, alles was sie angreifen, zu vertiefen (umsomehr, als ihr ja die Oberflächlichkeit als Erbfehler nachgesagt wird), individuell zu beleben und – – –

Aber – horch! – ich höre schon wieder das mahnende Seufzen der ungeduldigen Leserin! Ja, es ist wahrlich Zeit, das Brünnlein des Tatsächlichen fließen zu lassen.

Glück auf dazu!

Ende des I. Teils.


Die gesellige Hausfrau 1892

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