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Chinesischen Tee,

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welchen Gräfin X. nach langer Beratung mit mir zu geben gedenkt. Und zwar, als eine sehr lebhaft vaterländisch gesinnte Frau, zu Ehren eines persönlichen Festtags eines der Helden der jüngsten Chinakämpfe.

Zahlreiche Anweisungen hierfür suchten und fanden wir in verschiedenen Werken über China3), nähere Einzelheiten gaben uns befreundete Chinakenner.

Die Einladungskarte trägt in chinesisch verzogenen Schriftzügen die chinesisch gefaßte Einladung: „Am 10. Tage des Januar 6 Uhr wird ein bescheidenes Fest das Licht Deiner Gunst erwarten – Grüße von Gräfin X.“

Sämtliche Dienerschaft wird chinesisch bis sogar zum Zopf gehen. Auch der Hausherr wird sich vollständig zum „Mandarin“ wandeln. Viele der geladenen Herren haben dasselbe versprochen. Doch hat die Hausfrau allen, der Verkleidung Unlustigen von vornherein erklärt, sie fände es bei einem vornehmen chinesischen Tee vollkommen stilvoll, wenn auch „Europäer“ anwesend seien. Damit sind auch die alten Damen entschuldigt. Aber die jungen werden sich alle chinesisch kleiden. Gräfin X. selbst wird, nach der heutigen Anprobe zu schließen, als „vornehme Mandarinen-Frau“ ganz allerliebst aussehen und wird vermutlich unseren Chinakämpfern gefährlicher werden, als sämtliche Chinesinnen im Lande der Sonne selbst.

Ein befreundeter Ausländer, welcher lange in China lebte, wird als chinesicher Zauberer erscheinen und allerlei Kunststücke ausführen, später wird er mit einigen von ihm ausgestatteten und unterrichteten Freunden ein chinesisches Schauspiel aufführen. Der Inhalt desselben wird den Gästen in einem chinesisch stilisierten Textbuch offenbart werden.

Da dieser Tee wirklich nur ein Tee vor dem Theater, ohne Souper sein soll, hat Gräfin X. beschlossen, die gebräuchlichen „belegten Brötchen“ in chinesisch zerkleinerte, in chinesischen Eßschälchen, mit Eßstäbchen servierten Zutaten zu wandeln.4

Wie dieses Experiment ausfallen wird, dafür möge die chinesische Glücks- und Frohsinns-Göttin Ben-Hai-ten sorgen!

Ganz im Vertrauen gesagt, – bis dies gedruckt ist, ist das Geheimnis ja doch kein Geheimnis mehr, – hat Gräfin X. vor, diese triebreiche chinesische Idee noch weiter aufzuziehen. Zu reichster Blüte entfaltet, soll und wird sie dann sicher die glänzendste Blume bilden in dem Ruhmeskranze ihrer

Die gesellige Hausfrau 1892

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