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15. Strenge Steuergrenze: DIE HUNDSTURMER LINIENKAPELLE
ОглавлениеAls 1704 die Kuruzzen, antihabsburgisch gesinnte, aufständische Ungarn, die sich mit den Osmanen verbündet hatten, die Wiener Vorstädte bedrohten, wurde in aller Eile ein Verteidigungswall errichtet. Das Projekt wurde „Linea“ genannt: Es bestand aus einer Palisadenwand und dahinter lag ein Graben. Im März wurde der Bau begonnen, alle Stadtbewohner zwischen 18 und 60 Jahren mussten bei der Schanzarbeit helfen, täglich waren etwa 1.000 Arbeiter im Einsatz. Finanziert wurde der Bau durch die allgemeine Schanzsteuer. Als im Juli 1704 wegen Geldmangels die Arbeit am Linienwall eingestellt wurde, hatte er bereits eine Höhe von vier Metern erreicht. Insgesamt war die gesamte Anlage 13,5 Kilometer lang, der Wall begann an der Donau bei St. Marx, umschloss die heutigen Bezirke drei bis neun und erreichte in Lichtental wieder die Donau. Die Verteidigungslinie erwies sich als äußerst effektiv, denn im Juni 1704, noch während am Linienwall gebaut wurde, konnte der Angriff der Kuruzzen erfolgreich zurückgeschlagen werden.
Den Zugang zur Stadt bildeten insgesamt neun Tore, neben denen man im Laufe der Zeit die so genannten Linienämter errichtete, wo Mautgelder eingehoben wurden. Zwischen 1740 und 1760 wurden bei den Toren auch kleine Kapellen gebaut, die alle dem Brückenheiligen Johannes Nepomuk gewidmet waren.
Im 19. Jahrhundert hatte der Linienwall als Verteidigungsbauwerk ausgedient. Schnell wurde er zu einer fiskalischen Grenze umfunktioniert, denn nun wurde in den Linienämtern die so genannte Verzehrsteuer eingehoben, eine Steuer auf alle in die Stadt eingeführten Lebensmittel. Diese Steuer verteuerte die Lebensmittel in der Stadt erheblich, wodurch der Linienwall auch zu einer sozialen Grenze wurde. Denn wer arm war, musste jenseits des Linienwalls Logis nehmen – da war der Einkauf von Lebensmitteln billiger. Diese Grenze blieb bis zur Eingemeindung der Vororte im Jahr 1891 bestehen. Ab 1873 wurde der Linienwall kontinuierlich abgebaut, an seiner Stelle wurde die Gürtelstraße trassiert.
Noch heute steht die kleine Kapelle vor der Hundsturmer Linie (fünfter Bezirk). Die lebensgroßen Heiligenstatuen, die das kleine Gotteshaus früher flankierten, sind verschwunden. Die Kapelle aus dem Jahr 1759 war schon ziemlich verfallen, doch wurde sie nun endlich innen und außen restauriert.
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